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1877 Dienstag, den 6. Februar soCm , am 30. Dezember 1876. am 4. Avril 1877, Vormittags 11 Uhr, Vie zu dessen Nachlasse gehörigen Grundstücke, als das Viertelhufengut und die Viehweide suk Fol. 26 und 46 des Grund- und Hypo« thcKmbucheS für Kesselsdorf, welche Grundstücke auf 21,865 Mark*) -- ortsgerichtlich taxirt worden sind, nebst einem Theile des vor handene« Zvvnrtars freiwilliger Weise in dem Scharfe'schen Gasthase zu «Kesselsdars öffentlich versteigert werden. Weiter soll am 5. April 1877, von Vormittags 9 Uhr an, das zum Nachlasse gehörige anderweite lebende und todte Inventar in dem NkachlaHgute meistbietend gegen sofortige Baarzahlung orts gerichtlich versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den im hiesigen Amtshause und in dem Scharfschen Gasthofe zu Kesselsdorf aus hängenden Anschlag audurch bekannt gemacht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 30. Dezember 1876. vr. Gangloff. für — Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Kömgl. AvMMptmailnschast zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Di«s<A Vielt erschwa wöchentlich zwei mal, Dienstags u. Freitags und kostet pro Quartal 1 Mark.— Jnseratenannahme bis Montag resp. Nittags 12 llhr. Bekanntmachung. Nachdem ich die Leitung der Geschäfte hiesiger Königlicher Amtshauptmannfchaft heute übernommen habe, bringe ich dies hierdurch^ zur öffentliche« Kemusiß mit dem Bemerken, daß ich mit Bestimmtheit jeden Sonnabend an Canzleistelle anzutrefsen sein werde. Meißen, am 1. Februar 1877. v. Bosse, Amtshauptmann. Aus Aktrag der Krbon des Gutsbesitzers weiland l^i^clr'LQlL "Wilt»«1m ILric1o1x>1i in Kesselsdorf *) In der ersten Veröffentlichung vorstehender Versteigerung in Nr. 1 dss. Bl. war die Taxsumme irrthümlich auf 17,465 Mark statt auf 21,965 Mark angegeben worden, was hiermit berichtigt wird. In der Zeit vom 1. bi« 6. vorigen Monats ist aus einer Gesindeschlafkammer des Rittergutes Rothschönberg ein Geldtäschchen von dunkelbraunem Leder mit Stahlbügel, in welchem sich circa 9 Mark, in zwei Vr Thalerstücke, ein Einmarkstück und das übrige in Vs Thalerstücken befunden, spurlos entwendet worden, was behufs Wiedererlangung des Gestohlenen und Ermittelung des Thaters hiermit zur öffentliche« Kenntmß gebracht wird. , Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 3. Februar 1877. X irr Gangloff Wo brennt es? Was würden Sie thun, wenn Sie Oberbürgermeister wären und man weckte Sie in der Nacht auf mit der Anzeige, daß Feuer aus gebrochen sei? Diese Frage wurde im Staatsexamen an eine Reihe junger Cameralisteu gestellt. „Ich würde Sturm läuten lassen" ant wortete der Erste. — „Ich würde die Spritzenmannschaft allarmiren" der Zweite. — „Ich würde sofort an die Brandstelle mich begeben" der Dritte. — Der Vierte aber sagte: „Ich würde zunächst fragen: Wo brennt es?" — „Sie sind der rechte Oberbürgermeister!" er widerte der Examinator. Wo brennt es? Das ist auch die wichtigste und nächstliegende Frage in der orientalischen Verwicklung; und gerade jetzt erst recht, nachdem die mit viel Geschrei angekündigte und mit großen Hoff nungen begrüßte Diplomatenkonferenz in Constantinopcl auseinander gegangen ist, ohne etwas erreicht zu haben. Denn Niemand ver hehlt sich, daß immer noch Gefahr vorhanden ist, aber Niemand ver mag zu sagen, an welcher Stelle, in welchem Zeitpunkt, in welcher Gestalt sie zum Vorschein kommen wird. Möglich ist, daß Rußland und die Türkei sich nunmehr friedlich vertragen; möglich auch, daß nach einigem Kampfe die Verhandlungen wieder ausgenommen werden. Wir sind durch die raschen Entscheidungen der letzten großen Kriege verwöhnt und das langsame Tempo, in welchem die orientalische Krisis verläuft, verurtheilt auch die Staatsmänner von der Zunft zu einer Ruhe, ähnlich der Gelassenheit des Arztes, der den Verlauf einer Krankheit ohne einzugrcisen abwartet, weil ihre eigentliche Na tur sich seiner Wissenschaft verbirgt. Nicht einmal das ist klar zn ersehen, ob Rußland in dem Scheitern der Conferenz einen Erfolg oder eine Niederlage zu ver zeichnen hat. Hat es durch die Conferenz sich aus einer unhaltbaren kriegerischen Stellung zurückziehen wollen? Oder hat es bcabsicktigt, durch dsx Conferenz die Türkei zu vereinzeln, um nun ungestört über die alleinstehende herzufallen? Beide Fragen werden in unterrichteten Kreisen je nach der Stellung des Einzelnen bejaht, für beide Ansichten lassen sich Gründe anführen, aber es kann in der That nur derjenige eine entscheidende Antwort geben, der die Gedanken der russischen Staatslcnker und den Zustand der russischen Armee genau 'kennt. Nun ist es ja keine Unmöglichkeit, daß Rußland erst durch die Mobilmachung die Schwäche seiner eigenen Armee kennen gelernt hätte. Was den Franzosen im Jahre 1870 passirte, bei denen doch „bis zum letzten Gamaschenknopf" alles bereit sein sollte, das kann auch den Russen Vorkommen — aber daß es wirklich der Fall sei, ist durch die Möglichkeit nicht erwiesen. Auf der anderen Seite hat zu unser Aller großem Erstaunen die bankerotte, durch Palastrevolutionen und Aufstände zerrüttete Türkei nicht allein die Serben ziemlich rasch gründlich besiegt, sondern auch die Vertheidigung des Landes gegen Rußland alsbald organisirt; sie hat eine Lebenskraft gezeigt, die Niemand dem „Kranken Mann" zugetraut hätte. Aber bei aller Energie den Forderungen der Con ferenz gegenüber scheint die Türkei doch lediglich auf die Erfolge ihrer diplomatischen Kunst zu spcculiren, auf das Friedcusbedürsniß Ruß lands und auf die künftigen Entzweiungen der Mächte. Dennoch wird sie lieber einen Krieg führen als einen der Bevölkerung unpopu lären Frieden zu schließen. Hier, in diesem Punkte, ist noch Gluth genug vorhanden, um den Brand zur Hellen KriegSflamme ausbrechen zu lassen; denn nach Moltke's Ausspruch kann der Sultan ohne er heblichen Schaden Provinzen verlieren und den Aufstand seiner Va sallen verschmerzen, aber er darf es nie auf einen Aufstand in Con- stantinopel ankommen lassen. (H. Dztg.) Lagesgeschichte. Dresden, 3. Februar. Man scheint in Berlin an „maßgebender Stelle" über die Erfolge der Socialdemokratie bei den Reichstags wahlen recht besorgt zu sein. Es deuten darauf die zahllosen ofsiciösen