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Die Aufgabe zur Einigung ist auch grade nicht leicht. Sollte Kiese erzielt werden, so müßte das vielbesprochene Drei-Kaiser-Bünd- niß, das innerlich längst brüchig ist, auch formell aufgelöst werden und Deutschland müßte mit England, Frankreich und Italien in engere Verbindung treten, um Wächter über die unnatürliche Ver bindung der beiden Exekutoren in den türkischen Provinzen zu wer den. Zu dieser Rolle hätte höchstens England einige Neigung, wenn es Deutschlands und Frankreichs Beihilfe sicher wäre. Nun aber wollen Deutschland und Frankreich überhaupt in keinen Krieg unter gemeinsamer Firma eintreten. Wie die Exekutoren, ebenso leicht könnten sich da diese Wächter in die Haare gerathen und wo Italien dann hinfällt, darüber ist es sich selber noch nicht klar. Da ist denn vorläufig die Kardinalfrage viel wichtiger: Ob Rußlands Ge duld so lange anhalten wird, wie die Hinzögernng der Diplomatie? und ob nicht inzwischen der Krieg durch eine totale Niederlage der Serben sein allernatüE Ende erreichen wird. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 12. October 1876. Gestern Nachmittag 2 Uhr fand die Beerdigung unseres tiefbe- Trauerten Herrn Stadlkäwmerer Fischer statt, bei welcher Gelegen heit sich die Liebe der Bewohner unserer Stadt und Umgegend in reichstem Maße zu erkennen gab; nicht nur, daß der Sarg unter der Last des lieblichsten Blumenschmuckes zu brechen drohte, sondern es fand auch eine wie wohl noch höchst selten in Wilsdruff dage wesene überaus zahlreiche Begleitung zu seiner Ruhestätte statt, unter denen wir namentlich alle königlichen und städtischen Behörden sowie die Schützcngesellschaft, deren langjähriger Tommandanl der Ver ewigte war, hervorhcben, außerdem hatte sich schon ein zahlreiches Publicum am Grabe des Seligen eingefnnden, die rührenden und wehklagenden Worte unseres Herrn k. Schmidt zu hören, mit dem sichtlichsten Mitgefühl ries der Hochwürdige dem Verstorbenen Worte der reinsten Liebe und Anerkennung über sein Leben und Wirken ins Grab nach, wobei den meisten Anwesenden Thränen in die Augen traten; die „Liedertafel" erhöhte die ernste Feierstunde durch erhebende Gesänge. Und so ruht er denn nun in seinem kühlen Grabe aus von seiner Arbeit, der Segen derselben aber wird fortleben und ihm im Herzen Tausender das schönste Denkmal setzen. Frieden wehe über seiner Gruft! Die „Döbelner Zeitnng," knüpft an den Bericht über die Ver sammlung des Dresdner Protestantenvereins und dessen Gesuch an die Landessynode u. A. folgende Bemerkungen: „Von verschiedenen Seiten hört man jetzt, daß Kirchenvorstände und Versammlungen Protest erheben gegen die an die Landessynode gerichtete Petition der orthodoxen Partei, welche die freisinnige Geistlichkeit Sachsens — voran den bekannten Pfarrer vr. Sülze in Neustadt-Dresden — zum Schweigen verdammen und in der protestantischen Kirche des neunzehnten Jahrhunderts mittelalterliche Kirchenzucht und Kirchen strafen einführen will. Wird sich nicht auch unser Kirchenvorstand in Döbeln verpflichtet fühlen, für protestantische Freiheit gegen un duldsamen Glaubenseiser ein offenes, männliches Wort einzulegen?" Diese höchst dringende Anfrage sollte an jeden Kirchenvorstand im ganzen Lande gerichtet nnd dadurch eine allgemeine Aussprache der zunächst berufenen kirchlichen Gemeindebehörden herbeigeführt werden. Es würde sich dann sehr bald ergeben, daß die sächsische Bevölker ung in ihrer weit überwiegenden Mehrheit von den lieblosen Glau bensverfolgungen, welche die orthodoxe Partei betreibt, nichts wissen, daß sie die ehrenwerthen Geistlichen, welche einen freieren kirchlichen Standpunkt vertreten, in ihrem gut protestantischen Recht der freien Schriftforschung geschützt wissen will." Dem Vernehmen nach liegt cs in der Absicht, demnächst auch mit.der Eiuziehung der F ü n f s i l b e r g r o s ch e n st ü ck e (Einsechstcl- thalerstücke) vorzügehen, nachdem die öffentlichen Kassen schon früher die Anweisung erhalten haben, die bei ihnen eingehenden älteren Jahrgänge dieser Münzstücke nicht wieder auszugeben. Ein Gleiches gilt auch von den Eindrittclthaler- (Zehngroschen-) und den Zwei- thalerstückcn, welche letztere alsbald eingezogen werden sollen. Aus zuverlässiger Quelle erfährt das „Leip;. Tgbl.", daß die Kosten der im Bezirke der Amtshanptmannschaft Leipzig durch die diesjährigen Corpsmanöver, einschließlich der in Böhlen stattgefunden Kaiserparade, verursachten Frucht- und Feldschäden ca. 60,000 Mark betragen. Nach einer weiteren Mitthcilung desselben Blattes beträgt die Summe, die die Stadt Leipzig für den festlichen Empfang Sr. Maj. des Kaisers verausgabt hat, mit Einschluß der Kosten für Illumi nation, Theater u. s. w. etwas mehr als 82,000 Mark. Schandau. Ueber das Thatsächliche des Vorfalles zwischen zwei kömgl. Forstbcamten in Hinterhermsdors erfährt die „N. N.-Ztg." Folgendes: Oberförster Schlegel und Förster Eppendorf geriethen im WirthShause, nach beendigtem Scatspiele, am späten Abend des 4. October in heftigen Streit, der durch eine Herausforderung Schlegel's an Eppendorf abgebrochen wurde. Am andern Morgen 8 Uhr trafen sich die Contrahenten besprochener Maßen im Forstorte Steinberg zum Zweikampf, der mit Doppelzeug bei 25 Schritt Distance ohne Zeugen vor sich ging. Eppendorf erhielt eine Kugel durch die Brust, die am Rücken wieder austrat nnd stürzte besin nungslos nieder; sein Schuß war zu hoch gegangen. Schlegel stellte sich alsbald selbst dem Gerichtsamte in Sebnitz, welches den That- bestand zunächst erörterte, dann eher die Sache an die Staatsan waltschaft Pirna abgab, welche die Jnhaftirung Schlegel's verfügte. Eppendorf befand sich am dritten Tage ohne Wundfieber und ohne Schmerzen, sein Zustand ist gefährlich, aber nicht hoffnungslos. In einem Petersburger Schreiben der „Polit.-Corr." wird die Nothwendigkeit des gemeinsamen Handelns Rußlands und Oester reichs in der orientalischen Frage betont. In Bezug auf die Con- ferenzvorschläge wird bemerkt, Rußland wäre vor wenigen Wochen einer europäischen Conferenz mit großer Genugthuung beigetreten, sei aber gegenwärtig der Ansicht, daß die Situation durch langwierige Verhandlungen nur verworrener werden müße. Eine Conferenz der Mächte sei erst nöthig, sobald die thatkräftige Action von Erfolg ge krönt sei, zur Bestätigung und Ordnung des Geschehenen. Der „Moniteur" vom 9. Oct. bespricht die Verhandlungen wegen Abschlusses eines Waffenstillstandes zwischen der Pforte einerseits und Serbien und Montenegro andererseits und hebt hierbei hervor, daß, wenn die Pforte einen Waffenstillstand verweigern sollte, sie künftig hin aus keine Unterstützung irgend eines Cabinets bei den Schwierig keiten, die sich aus dieser Weigerung ergeben würden, rechnen dürfe. Constantinopel, 1O.Oct. Die „AgenceHavas" meldet: Der heutige außerordentliche Ministerrath beschloß einen 6monatlichen Waffenstillstand bis Ende März zu bewilligen. Diese Entschließung und die Bedingungen des Waffenstillstandes sollen morgen den Mächten durch Circular mitgetheilt werden. Die Pforte wird für schleunige Einführung der Reformen Sorge tragen. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Sonntag den 18. p. Irin.: Vormittags predigt Herr L. Schmidt. Nachmittags: Betstunde. Auktion. Wirthschaftsveränderung halber sollen Donnerstag, den 19. Hctoöer d. I. von Vormittags 9 Uhr an in dem Gute No. 54 zu Röhrsdorf bei Wilsdruff 4 Stück Pferde, 14 „ Zuchtkühe, meistens tragend, 6 „ Jungvieh, 1 „ Hauer, 4 „ Zuchtsauen, tragend, so wie mehrere Wirthschaftswagen, verschiedenes Ackergcschirr, Pferde geschirre und sonstige Wirthschaftsgeräthschaften gegen sofortige Be zahlung öffentlich an den Meistbietenden verauctionirt werden. Die Bedingungen werden vor Beginn der Auction bekannt gemacht. Röhrsdorf, den 6. October 1876. Der Besitzer. für Damen und Kinder, franz, gewirkte Avis« - für Herren und Knaben findet man gegenwärtig m bedeutender Auswahl und extra billigen Preisen bei (Friedr. Schumanns Nachf.) Uo. 11, Altmarkt Uo. 11, vresäsn. — — Lampert's Heil - Pflaster, t LL Lampert's Zug - Pflaster, AZ I «d A K Lampert's Fluß-Pflaster, s Us —LL ' ' Lampert's Magen-Pflaster, Lampert's Hühneraugen-Pflaster, j L « ZN L. Einreibnng (Balsam), ausgezeichnet bei Reißen — Rheuma — Gicht — Hüft weh — Rücken- und Gliederschmerz — Lähmung — «Kohs- und Zahnweh. Flaschen mit genauer Beschreibung 1 und 2 Mark. AM- Genau auf den Fabrikstempel zu achten. "WK Nur allein zu beziehen durch die ^potlbvlkvn iu ^Vilsllrulk, VNuranckt, Gossen und Lisdsirlslui Eine Wirthschafterin, welche in der Landwirthschaft selbst mit thätig ist, suche ich bis zum 23. October. Weistropp. M. Löffel.