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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siedenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für „die Königliche Amtshauptmannschaft zu Meißen", das Königliche Gerichtsamt z« Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei mal, Dienstags u. Freitags und kostet pro Quartal l Mark.— Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittags 12 Uhr. 79. Dienstag, den 10. October 1876. Bekanntmachung. Nachdem das Königliche Ministerium des Innern die Bestellung des „Wochenblattes für Wilsdruff re." des „Anzeigers für die Stadt nnd das König!. Gerichtsamt Nossen, Siebenlehn und die umliegenden Ortschaften" und des „Lommatzscher Anzeigers" zu Amtsblättern der unterzeichneten König!. Amtshauptmannschaft neben dem Meißner Tageblatte für die Zeit vom 1. October ds. Js. bis auf Weiteres genehmigt hat, wird dies hierdurch bekannt gemacht. Meißen, am 3. Oetober 1876. Königliche Amtshauptmannschaft. Schmie-el. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 8. September 1868, die Bildung der Geschwornenlisten und der Geschwornenbank betreffend, ist die Liste der in hiesiger Stadt zu dem Ehrenamte eines Geschworncn befähigten Personen revidirt worden und liegt dieselbe vom 10. bis 25. October dieses Jahres in der hiesigen Rathsexpedition zu Jedermanns Einsicht aus. Indem wir dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen, machen wir zugleich darauf aufmerksam, daß Gesuche um Befreiung von dem Geschworncnamte nach Z 5 des obangeführten Gesetzes, bei deren Verlust, ingleichen Einsprüche gegen diese Liste wegen Uebergehung fähiger oder Eintragung unfähiger Personen in der obangegebenen vierzehntägigen Frist bei uns und zwar die Gesuche um Befreiung schriftlich anzubringen sind. Wilsdruff, am 7. October 1876. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgcschichte. Wilsdruff, 9. October 1876. Wenn wir in letzter Nummer über den Verlust klagten, der unsere Stadt durch den Weggang unseres Herrn Diaconus Canitz trifft, so müssen wir heute erst recht über einen unersetzlichen Verlust klagen, der uns durch den gestern Abend erfolgten Tod unseres Herrn Stadtkämmerer und Sparcaffencasstrcr Fischer trifft; der Ge schiedene war als Mensch sowohl als Beamter gleich hoch geachtet und beliebt, aber er verdiente cs auch in hohem Maße, denn trotzdem daß seine AmtSlhätigkcil eine so vielseitige war, verband er bei der gewissenhaftesten Erfüllung seiner Pflichten eine außerordentliche Humanität damit, so daß Jedermann sich an ihn vertrauensvoll wenden konnte, und wie oft hat er durch seine helfende Hand schwere Sorgen von dem Herzen des Einzelnen, wie ganzer Familien gewälzt. Der Name dieses Mannes, der weit über die Grenzen unserer Stadt und Amtskreises hinaus bekannt ist, wird einen guten Mang behalten. — Gestern hatte bei dem herrlichsten Wetter die „Liedertafel" ihre Herbstpartie. Auf Barth's Berg sand sich Mittag l'/? Uhr ein reizender Damcnflor und einige 20 Herren zusammen und fort gings in der heitersten Unterhaltung über Klcinschönberg nach Gauernitz, wo man Halt machte und sich an Kaffee und einem Töpfchen kühlen Bieres labte; da aber bei diesen Getränken die rechte Laune nicht kommen wollte, so brach man hier bald wieder aus, um auf das hochgelegene Weistropp zu gelangen, wo sich denn auch recht bald un Saale des dortigen Gasthofes nach einem Fläschchen Wein und gutem Imbiß bei Gesang und Tanz ein recht heiteres Leben ent- wickelte, Ins nach mehrmaliger Aufforderung des Herrn Vorstandes endlich der für Manche noch zu frühe Heimweg nach dem lieben Wilsdruff angetreten wurde. — Hier angekommcn, hatte Referent nichts Eiligeres zu thun, als sich in den mit militärischen Emblemen schön geschmückten Saal des Gasthofes zum goldnen Löwen zu be geben, wo der „Mililärverein" bei Conzert und Ball sein Stiftungs fest feierte, während des Conzerts wurden Hochs auf Se. Mas. den König Albert, als den hohen Protcclor der sächsischen Militärvereine, sowie auf den Vorstand u. s. w. gebracht; der hierauf folgende Ball hielt die alten und jungen (gewesenen) Soldaten wie immer, so auch diesmal, bis in die späteren Nachtstunden in heiterster Stimmung zusammen. — Wir erlauben uns die geehrten Leser dieses Blattes hier noch besonders auf die in heutiger Nr. befindliche Bekanntmachung der König!. Amthauptmannschaft aufmerksam zu machen, nach welcher dasselbe von jetzt an auch Amtsblatt der gedachten Königlichen Behörde ist. Auch im oberen Voigtlande beginnt die Kartoffelernte, wie man dem „V- Anz." von dort schreibt. Je nach der verschiedenen Art des Bodens resultirt der Ertrag. Feucht gelegene, oder schwere Felder geben viel und gute Kartoffeln, während die leichten und sandigen wenige und nicht zur vollkommenen Reife gediehene liefern, Das Kartoffelkraut ist noch auf vielen Feldern grün und hat nur in den tiefen Thalern durch den Frost gelitten. — Die Grummetcrnte ist »och ergiebig ausgefallen, wiewohl der anhaltende Regen das Einheimsen verhindert nnd hier und da auch Schaden gclhan hat. Nach einer Berliner Meldung des „Fr. I." hätte der Staats- gerichtshof den Grafen Arnim zu fünf Jahre» Zuchthaus verurtheilt. Odessa, 5. Oktober. Authentische Privatmeldungen aus Con- stantinopel besage», daß die Pforte entschlösse» ist, Gewaltmaßregeln kriegerisch entgegcnzutreten. Sie bezweifelt die Verwirklichung einer europäischen Flottcndcmonstration; in dem Falle aber, daß eine solchp Demonstration einträte, würde sie die Dardanellen sperren. Falls ein Bombardement Constantinopels droht, siedelt die Regierung des Sultans nach Adrianopcl über, nicht aber ohne vorher einen wusel-