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denn auch bereits verhaftet und in das hiesige Gerichtsamtsgefäiigmß eingcliefcrt werden ist. Grimma. Im königlichen Walde hinterNimbschen wurden am 12. August 20 Ar zwanzigjähriger Kiefernstand durch cincu Wald- brand vernichtet. Wegen Verdachts, diesen Brand durch leichtsinnige» Umgang milTabaksencr verursacht zu haben, wurde von derGendarmerie ein Knecht vom Schnlgut Nimbschen verhaftet. Reitzenhain, 14. August. Gestern Nachmittag brannte ein Theil des Ulmbacher Forstes ab. Die Enlstehungsursache ist noch unbekannt. In Zwickau erkrankten am 10. August in der Familie des Feilenhauers Wagner I I Personen plötzlich unter höchst verdächtigen Umständen. Die Erkrankung dieser Personen: des Feilenhauers Wagner, seiner Ehefrau, seiner Schwiegermutter, von vier Kindern, zwei Lehrlingen, eines Gesellen nnd einer Waschfrau erfolgte unmit telbar nach dem Genüsse von Kaffee und zeigte sich in Erbrechen und Diarrhöe. Ein von der verehel. Wagner noch genährtes Kind er krankte nach Verlauf von 2 Stunden unter denselben Shmplvmcn. Eins der crkranklen Kinder, ein dreijähriger Knabe, ist anderen Tages verstorben. Die übrigen Personen befinden sich in ärztlicher Behand lung. Vier Kinder Wagner'S, welche von dem fraglichen Kaffee nicht genoffen haben, sind vollständig gesund geblieben. Uebrigens sind irgend welche Thalsachen, die im vorliegenden Falle den Verdacht einer vorsätzlichen Vergiftung begründen könnten, bis jetzt nicht er mittelt worde i. Wittgensdorf, 14. August. In lctztvergangcner Nacht ist hier ein schreckenerregender Mord geschehen. Der Holzarbeiter und Auf seher Anton Rockstroh aus Lößnitz, 27 Jahre alt, ist früh kurz nach 5 Uhr von seinem Kameraden Franke, der ihn Wecken wollte, in seinem einsamen Waldhäuschen im Schützwalde (zum Ritlcrgute Wittgensdorf gehörig) im Blute schwimmend todt gefunden worden. Rockstroh ist kurz vorher, etwa um I Uhr Nachts, mit seinem Kame raden H ochsten, und Hensel von KöthenSdorf in seine Waldwohnung zurückgekehrt. Da der Ermordete seines Geldes beraubt ist, so dürste wohl Geldgier das Motiv der entsetzlichen That sein. Der Unglück liche hinterläßt eine Wittwe und drei Kinder. München, 14. August. Stadt und Badeort Brückenau unweit Kissingen ist über zwei Drittel abgebrannt. (Vom Kriegsschlauplatz.) Aus Belgrad wird vom 10. d. ge schrieben: Die Concrntrirung der sei bischen Armee im Moravathale hat begonnen. Während Horratovic de» aus halbem Weg von Knu- jajevatz nach Bcmja liegenden, 2 englische Meilen langen, sehr engen und deshalb zur Vercheidigung ausgezeichnet geeigneten Engpaß bei Topla seil 2 Tagen vertheidigl und dort de» Durchmarsch der Türken hindert, opcrirt Tesckjanien zwischen Lubnica und Platnica in der gleichen Absicht. Inzwischen wird mit großer Raschheit das Morava- thal für die Operationen hergerichtct. Bei Kuprija wird ei» großer Brücke»kopf aufgeworfen und armirl. Bei Paralschin werden Ver schanzungen angelegt, die Reserve wird aus Deligrad gegen Kuprija geschoben, überhaupt alles gethan, um die neue Operalionstinie iu möglichst beste» Vertheidigungszustcmd zu setzen. — Anderweite Mel dungen wollen wissen, der obenerwähnte Kampf bei Topla im Eng pässe von Banja sei für die Serben ungünstig ausgefallen. Im serbische» Lager vor Bcli»a ist dieser Tage ein Pope (selb. Geistlicher) standrechtlich erschösse,! worden, weil man ihn dabei ertappte, Wie er die Soldaten znm Treubruche gegen den Fürsten Mila» zu Verleiten und für den Prinzen Peter Karageorgewilsch zu gewinnen suchte. Ehe er erschossen wurde, schnitt man ihm den wallenden Bar! ab, den alle serbischen Popen tragen und der ein Zeichen ihrer Würde ist. Die offiziellen Klagen Serbiens über die Grausamkeiten der Türken werde» durch Milthcilungcn von Personen bestätigt, welche unter den, rochen Kreuze sür die Verwundeten in Serbien chätig sind. Trotz des Vorrückens der Türken bleibt die Stimmung in Serbien eine muthvolle und vertrauende. Man macht sich aus das Acußcrste gefaßt, selbst auf eine Belagerung Belgrads und eine Wegnahme desselben. Der in Organisation befindliche Gucrillakampf gegen die Türken wird erst darlegen, welche Erbitterung im Lande herrscht. Mau telegraphirt aus Belgrad, 14. August: Fürst Milan, der eigene» patriotische» Eingebung und den Nachschlägen einsichtiger serbischer Staatsmänner folgend, hat beschlossen, dem aussichtslosen Kriege ein Ende zu wachem Zu diesem Behufe setzte er sich bereits gestern mit zwei großmächtlichen Vertretern in Contact, mit welche» er über die Frage, wie dein Blutvergießen Einhalt gethan werden könnte, conserirt. Das Ministerium Nistils, welches seine Existenz- berechtigimg nur aus dem Kriege ableitete, wird zurückireten. Ein provisorisches Ministerium dürfte ernannt und die Skupschtina einbe- rusen werden, in welcher der Fürst über die gesammte Sachlage dircct und persönlich Eröffnungen mache» wird. Die Nation kann und wird nicht aus Liebe sür eine Partei den Krieg fortsetzcn lassen wollen. Die öffentliche Meinung verlangt nur die Erhaltung der Landcsintegrität und der Dhnastie Obrcnovits, und auf dieser Grund lage dürfte der Friede geschloffen werden können. Man erwartet den Beginn der Friedensaction innerhalb der kürzesten Zeit. Zara, 15. August. Gestern sand den ganzen Tag über ein Kampf zwischen den Türken und Montenegrinern bei Kuci statt. Die Türken wurden zurückgescblagcn und von Flmdma bis Povgoritza verfolgt. Dieselben verloren viele Waffen, Munition und Fahnen. Die Verluste au Tobten und Verwundeten sollen bedeutend sein. Aumonisch. Novelle von Ludwig Habicht. Verfasser der Romane: „Schein und Sein." „Am Genfer See." Ei» herrlicher Frühlingstag neigte sich zu Ende. Am Abend himmel begann bereits die scheidende Sonne ihr zauberhaftes Farben- spiet und über die von sanflen Hügelketten eingerahmle Landschaft zitterten goldige Strahlen. Vor der Rampe des Schlosses hielt schon seil langer Zeil ein Wagen, der Einen der beiden Herren, die jetzt Arm in Arm die Freitreppe hmunterstiegen, wieder davon fahren sollte. Das leichte, einsitzige Gefährt war von jener Form, deren sich Aerzte vorwiegend gern bedienen, und wirklich war auch der Besitzer desselben eu, vielbeschäftigter Arzt der nächsten Stadt, der eben seinem Jugend freunde, dem Rittergutsbesitzer Baron von Schönwald, einen Besuch abgcstaltet Halle. Die beiden Herren hatte» im eifrigsten Geplauder den Wagen erreicht. Die herzliche Art und Weise, wie sie jetzt voneinander Ab schied nahmen, hätte auch bcm oberflächlichsten Beobachter die Ueber- zeugung von ihrer innige» Freundschaft eingcflößt. Und so war es auch in der That. Schon als Knaben waren Nie unzertrennlich ge wesen und hatten bis zu ihrem fünfzehnten Jahre gemeinsamen Ün- lerrichl genoffen, denn der Vater von Leberecht Hartung war damals wohlbeslelller Pastor in Schönwald und hatte mit seinem Knaben dem Sohne des Gutsherrn zugleich Unterricht gegeben. Wie grund verschieden auch die beiden Knaben Ware», ja vielleicht grade um deshalb, hatten sie sich so innig an einander abgeschlossen. Leberecht Hartung schien dem alten, gewiß ungerechtfertigten Spruche, daß Pastvrssöhne selten gerathcii, volle Geltung verschaffen zu wollen. ES gab im ganzen Dorfe keinen tolleren, übcrmüthigeren Knaben als Leberecht. War irgend im Dorfe ein Narren-, oft auch ein böser Streich auSgeführl worden, dann hieß es: das ist der Pastorsfohn, und die öffentliche Meinung griff gewiß niemals febl. Mit jugendlicher Schwärmerei hatte sich Hugo Schönwald an den zwei Jahre älteren Freund angeschlossen, er sah in ihm das Ideal, dein er nachzustrebe» Halle, und war ein treuer Gefäbrtc bei all seinen Abenteuern. Zmveiieu wollte cs Hugo seinem Führer an Verwegen heit zuvorlhun und einmal hätte er bei solchem Versuche das Leben elngebüßt, wenn ihm Leberecht nicht zu Hülfe gekommen wäre. Er Halle ebenfalls, wie sein Freund, den Fluß an der gefährlichsten Stelle durchschwimmen wolle», war in einen Strudel geralhen, nnd ohne die gewaltigen Anstrengungen Leberechts, der ihn glücklich wieder ans Land brachte, wäre er sicher erirmikem Seitdem fesselte Hugo noch die Dankbarkeit an den tollkühnen Genossem. Erst als Leberecht die Universität bezogen, hatten sich ihre Wege getrennt, denn der junge Baron von Schönwald war aus eine lcmd- winhschafttiche Anstalt gekommen und hatte schon nach wenigen Jahren die Bewmhschaflung des väterlichen Gutes übtrnebmen müssen, da die Ellern rasch Hinler einander verstürben. Seitdem hatte Hugo wenig von dem Frcimde gehört, nur so viel, daß er Medizin stndirt, nach Amerika gegangen und dort sein Glück gemacht habe. Plötzlich tauchte Leberecht Hartung in der Schönwald nächst gelegenen größeren Stadt als Arzt wieder auf und damil entwickelte sich auch zwischen de» beiden Freunden das alte, herzliche Verbälmiß. Es verging kaum eine Woche, in der nicht Leberecht in Schönwald erschien und er wurde stets von dem Freunde mit offene» Arme» empfangen, der noch immer eine an Schwärmerei grenzende Anhänglichkeit für ihn bewahrt. Or. Hartung schickte sich jetzt an, den Wagen zu besteigen, aber Hugo hielt ihn noch zurück. „Du kommst also, wenn ich nach Dir schicke? ich kann mich auf Dich verlassen?" fragte er eifrig und ergriff seine Hand. „Welche Frage! zu jeder Stunde, ich lasse Alles im Stick," ver sicherte Leberecht, und sein scharsmarkirles Gesicht schien sein Ver sprechen zu bestätige». „Ach, Du edler, vortrefflicher Mensch!" und Hugo konnte nicht umhin, den Freund noch einmal zärtlich zu umarmen; der Arzt hielt mit einer gewissen vornehmen Gelassenheit diesen stürmischen Freund schaftsbeweis aus, dann stieg er ruhig in den Wagen. „Und Du glaubst, daß Alles gut gehen wird?" fragte Schönwald beharrlich weiter. „Sei ohne Sorge; ich kann mir wiederhole», cs ist auch nicht das mmdcstc zu fürchten," beschwichtigte Leberecht, und ein Lächeln glitt ui» seine blühenden Lippen. „Ach, wie glücklich Du mich machst!" Die Freunde drückten sich die Hände und dann fuhr der Arzt davon, während Hugo langsam wieder dem Schlosse zuschritt und bald darauf mit strahlendem Gesicht iu dem Zimmer seiner jungen Gemahlin erschien, die am Fenster sitzend gewiß die Abschiedssccne beobachtet hatte. Noch erregt von dem soeben geführten Gespräch, gab Hugo seiner Empfindung augenblicklich Ausdruck: „Es ist doch sehr gut, wenn man einen Docior zum Freunde hat und noch dazu einen Arzt wie meinen Leberecht, auf dessen Geschicklichkeit man sich verlassen kann. Meinst Du nicht auch, Adolfine?" wendete er sich sogleich zu seiner Frau. „Gegen seine Kenntnisse habe ich nichts einzuwcnden," entgegnete die junge Frau und richtete den Kopf von ihrer leichten Näharbeit ein wenig in die Höhe, „aber Du weißt, daß ich gegen den Menschen eine Art Widerwillen habe, von dem ich mir selbst keine klare Rcchen- sckast geben kann; und was mich darin noch mehr bestärkt, ist, daß Vetter Berthold meine dunkeln Empfindungen thcilt."