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Am Morgen des 24. Januar d. Js. sind aus einer Dienstboten-Schlafkammer des Rittergutes Limbach ein grauer Stoffrock mit schwarzem Sammetkragen, ein Paap graue Stoffhofen, eine graue Stoffweste, ein Paar Hosen von starkem bläulichen Stoff, eine bläuliche Moffweste, eine graue Stoffmütze, ein weißgeblumtes, halbseidenes Halstuch, ein leinenes buntes Taschentuch, eine Spindeluhr, eine rund gedrehte Gummi-Cigarrenspitze, ein blechernes Streichholzbüchschen, ein Portemonnai mit I Mark 10 Pfg. Inhalt entwendet worden. Be hufs Wiedererlangung des Gestohlenen wird dieser Diebstahl mit dem Bemerken hiermit bekannt gemacht, daß desselben der Handarbeiter Ernst Friedrich Götze aus Kleinvoigtsberg verdächtig ist. Da dessen gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt ist, werden alle Criminal- und Polizeibehörden ersucht, den P. Götze im Betre tungsfalle festzunehmen und hiervon kurze Nachricht anher gelangen zu lassen. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 5. Februar 1876. vr. Gangloff. HeksMtumchMg Md AMsrderurrg. Nach anher erstatteter Anzeige sind in vielen Häusern hiesiger Stadt die Aschebehältnisse insbesondere durch Ueberfüllung in einem nicht zweckentsprechenden Zustande. Die betreffenden Hausbesitzer und beziehendlich Besitzerinnen werden daher andurch aufgefordert, bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen diesem Uebelstande sofort abzuhelfen. Wilsdruff, am 10. Februar 1876. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Im deutschen Reichstage wurde in den letzten Tagen über den Jnvalidenfonds (180 Mill. Thaler) verhandelt. Es wurde dabei Manches klar und hell, was von den mancherlei Gegnern künstlich und böswillig verdunkelt und verdächtigt worden war. Man hatte sogar Gerüchte zu verbreiten gewußt, als ob es bei der Anlegung der betr. Summen nicht ganz reinlich und zweifelsohne zugegangen sei, und obgleich diese Verdächtigungen in der betr. Commission schon gründlich widerlegt worden waren, beantragte dennoch der Abg. v. Schorlemer-Alst im Namen des Cenlrums eine Resolution, daß durch die Anlegung eines großen Theils des Jnvalidenfonds in nicht vom Staate garantirten Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen dem Gesetze vom 23. Mai 1873 nicht entsprochen sei. Dieses Mißtrauensvotum Verwandelte sich aber in ein Vertrauensvotum. Der politische Geg ner der Regierung, der Abg. Richter, stellte der Finanzverwaltung des Reichs ein glänzendes Zeugniß der Geschicklichkeit und Reinheit auS, und der Abgeordnete Lucius wies nach, daß die Regierung nicht besser und loyaler habe handeln können, als sie es gethan habe. Das Centrum erlitt eine gewaltige Niederlage. Der klerikale Abg. v. Ludwig beschuldigte den Abg. Miquel geradezu, daß er sich bei Anlegung der Jnvalidengeldcr bereichert habe, und wurde zweimal zur Ördnung gerufen. Miquel rechtfertigte sich sofort und so über zeugend, daß Windthorst erklären mußte, Ludwig habe ohne Zu stimmung des Centrums gesprochen. Cardinal Fürst Hohenlohe, Bruder des früheren bayerischen Ministerpräsidenten und späteren Präsidenten des Reichstages, ist der einzige deutsche Kirchenfürst, der sich der päpstliches Unfehlbarkeit von 1870 nicht auf Gnade und Ungnade unterworfen hat. Er ging nicht nach Rom, obgleich er Großalmosenier des Papstes ist und dessen Günstling war, und lebte aus seinen Gütern in Bayern rc. Diese Haltung nahm ihm der Papst so übel, daß er ihn ablchnte, als er von Bismarck zum Vertreter Deutschlands bei dem Papste ernannt wurde. Jetzt ist dieser Mann plötzlich von Pius IX. nach Rom be rufen worden und so dringend, daß in allen Zeitungen zu lesen ist, er solle in dem Streite zwischen Nom und Berlin vermitteln. Den noch ist schwer daran zu glauben; Bismarck sagte immer, er hoffe, sich einmal mit einem anderen Papste zu verständigen, der nicht so unfehlbar sei wie Pius, und man wird wohl daran thun, auch jetzt daran festzuhallen. Ueberdem ist Erzbischof Ledochowsky, nachdem er seine 2jährige Haft bestanden, dem Fürsten Hohenlohe fast auf dem Fuße nach Nom gefolgt. Können diese beiden Männer an einem Strange ziehen. Die Zahl der Deputirten, welche Frankreich am 20. Februar zu wählen haben wird, beläuft sich aus 534, von denen 25 aus das Seine-Departement fallen. Das „Journal osficiel" veröffentlich eine Note, in welcher der Minister des Innern in Erinnerung bringt, daß nur die gesetzlich berechtigten Wähler und die Candidatcn eines Wahl kreises an den Wählervcrsammlungen theilnehmen dürfen und daß Zuwiderhandelnde mit einer Buße von 100—3000 Fr. und einer Gefängnißstrafe von 6 Tagen bis 6 Monaten bedroht sind. Dieser Mahnruf war nicht ganz unbegründet; denn es wurde seit einigen Tagen zu gewissen clubartigen Wählerversammlungen Jedermann — Weiber und Kinder nicht ausgenommen — zugelassen. Paris, 5. Februar. Bei einer gestern in einer Grube bei Saint Etienne statlgehabten Gasexplosin sind nach weiterer Meldung 216 Arbeiter verunglückt. Bis heute früh waren 24 noch lebend und 26 Tobte zu Tage gefördert. Alle klebrigen scheinen verloren. Türkei. Ueber die Lage der Dinge auf dem Jnsurrections- schauplatz in Bosnien schreibt man der „Pol. Corr." auS Kostajnitza, 2. Februar: Seit dem 27. Januar finden fast täglich größere und kleinere Kämpfe statt. Nach dem Plane des Jnsurgentensührers Pe- lagitsch sollen alle türkischen Czardake» (Wachlhäuscr) dcmolirt werden, damit er bei der demnächst stallfindcnden Offensivbewegung ven Rücken frei gewinne. Die vorbereitenden Operationen sind theilweise bisher gelungen, indem wirklich eine große Anzahl solcher kleiner türkischer Blockhäuser zerstört und niedergebrannt worden ist. Die Aufständischen operireen längs der Una auf bosnischer Seite, und die bekannte Una insel „Otvek" dient als Operationsbasis. Wie es heißt, hat die türkische Behörde einen Preis auf den Kopf Hubmeyer's gesetzt, der unter allen Jnsurgentenführern den Türken der gefährlichste erscheint. Am 31. Januar griff Hubmcyer die Türken abermals bei Topola an. Von der Schaar des Vojnovitsch unterstützt, stürmte er mit wahrer Tollkühnheit gegen die Türken, die eine sehr feste Stellung inne hatten. Es gelang ihm aber bei aller Tapferkeit seiner Schaaren nicht, den sehr kräftigen Widerstand der Türken zu brechen. Der Kampf dauerte bis tief in die Nacht hinein und endigte unter ziem lichen Verlusten und ohne jegliches Resultat für die Insurgenten, welchen zudem die Munition auSgegangcn war, mit dem Rückzüge dieser Letzteren. Am 1. Februar gingen die Türken zum Angriffe auf die Insurgenten über, welche sich bei Dobrelin conzenlrirt hallen, vertrieben dieselben aus ihren Stellungen und steckten schließlich das genannte Dorf in Brand. Leider gingen dabei viele Weiber und Kindtr zu Grunde und wurde türkischerscits ausgeplündert. * Die slalt- gefundenen Kämpfe scheinen übrigens nur Vorspiele einer größeren Action zu sein, die gegen den 15. Februar von den Insurgenten ans 3 Seiten eröffnet werden soll. Nach allen Berichten aber haben die Türken die Zeit nicht unbenützt verstreichen lasten und sollen auch sie vollkommen in den Standt gesetzt sein, ihrerseits den Insurgenten kräftig zu begegnen, wenn nicht zuvorzukommen. Ocrtliche und sächsische Angelegenheiten. Wie verlautet, haben in letzter Zeit Verhandlungen zwischen der königlich sächsischen SlnatSregicrung und dem Direclorium der Leipzig- Dresdner Eisenbahncvmpagnie behufs Ankaufs der Bahnlinien die ser Gesellschaft durch den Staat stattgefunden und soll ein beider seits befriedigender Abschluß dieser Verhandlungen in Aussicht stehen. Nach dem „Dresdner Journal" wird die Einberufung des sächs. Landtags zum 21. Februar erwartet. Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß die Vorräthe an Postwerthzeichen der Thalerwä7> ^ung, welche sich jetzt etwa noch in den Händen des Publikums beftnoen, nur noch bis 15. Februar bei den Postanstallcn gegen Postwertblas-chen des gleichen Betrags umgetauscht werden können. Eine Einkt^ ng gegen baar findet nicht statt. Tharandt. Aus Anlaß seines 50jährig?n Jubiläums als Wald arbeiter erhielt am I. Februar der Wirlhfchajsbcsitzer Zschoche in Hintergersdorf, nachdem er Morgens diikch ein, Ständchen begrüßt worden war, aus den Händen des geh. Fmstralh ^Jud eich unter ent sprechender Ansprache dieses Herrn, sowie des Professor Weißwange und Förster Uhlig Vie große silberne Verdienst-Medaille und eine Gratifikation von 50 Mark. In Mauna bei Krögis ist am I. Februar die Wirthschaft des Wagners Hahn abgebrannt. Das Feuer hat mit.solcher Schnellig keit überhand genommen, daß die Bewohner des q-auses, erst durch das Zerspringen der Fensterscheiben aus dem Schlafe erweckt, nur in eiliger Flucht das Leben retten konnten. Sämmtlicher Hausrath und Viehstand ist mit verbrannt. Die Lage des von diesem Unglücke betroffenen Mannes, Vater von 10 lebenden Kindern, ist um so trau riger, da er sein Mobiliar gegen Feuerschadennicht versicherlchattc, und zwar, weil er in seiner Mittellosigkeit die zu zahlende, wegen der alten Gebäude hohe Versicherungsprämie auszubringen sich außer Stande sah. In Lohmen bei Stolpen ist unter den Kindern die Masern- krankhcit ausgcbrvchcn uud hat solche Dimensionen angenommen, daß die 5. Schulctasse geschlossen werden mußte. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am Sonntag Sepluagcs. Vormittags predigt Herr k. Schmidt. Nachmittags predigt Herr Diaconus Canitz.