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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenleh» und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und de» Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. ^7 102. Dienstag, den 30. December 1873. Bekanntmachung, -ie Anmeldung zum einjährigen Freiwilligendienste betr. Diejenigen, im Bereiche des Dresdner Regierungsbezirks nach ßß 20 und 149 der Militär-Ersatz-Jnstruction vom 26. März 1868 gestellungspflichtigen jungen Leute, welche die Berechtigung zum einjährigen freiwilligen Militärdienste zu erlangen wünschen, werden hier durch 'aufgefordert, sich deshalb bei der unterzeichneten Commission (Schloßstraße No. 13 I.) bis zum 1. Februar 1874 schriftlich anzumetden. Vor vollendetem 17. Lebensjahre kann die Berechtigung nicht nachgesucht werden, andrerseits gehen diejenigen des Anspruchs darauf verlustig, welche sich nicht spätestens am 31. Januar des Kalenderjahres anmelden, in welchem sie das 20. Lebensjahr vollenden. Der mir genauer Angabe der Adresse zu versehenden Anmeldung sind 1) ein Nachweis der Reichsangehöngkeit, 2) eine Geburts bescheinigung , 3) ein.put Siegel, resp. Beglaubigung versehenes Einwilligungs-Attest des Vaters, bez. des Altersvormundes, 4) ein Unbe- scholtenheits-Zcugniß, welches für Zöglinge höherer Schulen (Gymnasien, Realschulen, Progymnasicn, höhere Bürgerschulen) von dem Rector, beziehungsweise Director der betreffenden Lehranstalt, für andere junge Leute, und zwar auf die seit Vollendung des schulpflichtigen Alters verflossene Zeit von den Polizei-Obrigkeiten des Wohnorts ausgestellt sein muß, beizufügen. Die vorzulegcnden Schulzeugnisse über di- wissenschaftliche Qualifikation müssen den in 8 154 der Militärersatz - Instruction crtheiltcn Vorschriften in formeller Beziehung genau entsprechen. An diejenigen, welche in Ermangelung genügender Schulzeugnisse zur Prüfung zu verweisen sind, wird vor Beginn der letzter« (Anfang des Monats Mürz 1874) besondere Ladung ergehen. Dresden, den 20. December 1873. Königliche Prüfungs-Commission der Freiwilligen zum einjährigen Militär-Dienste. Richter, Oberst. Stelzner, Geh. Negierungsrath. Hübler. Bekanntmachung, Reichstallswahl betreffend. Nachdem durch allerhöchste Verordnung vom 29. November ds. Js. als Tag der Reichstagswahl der 10. Januar 1874 festgesetzt worden ist, so wird nach H 8 des Wahlreglements vom 31. Mai 1869 hierdurch bekannt gemacht, daß bei der bevorstehenden Wahl die hiesige Stadt einen Wahlbezirk bildet und daß für denselben der Unterzeichnete zum Wahlvorsteher und Herr Kaufmann Engelmann als Stellvertreter desselben Seiten des Stadtrathcs hier ernannt worden ist. Die Wähler des hiesigen Wahlbezirks werden nun hierdurch geladen den 10. Januar 1874 in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Nachmittags in dem zum Wahllvcal bestimmten Rathssessionszimmer persönlich zu erscheinen und die Stimmabgabe zu bewirken. Hiernächst werden noch die Wähler mit dem Bemerken, daß die Ausgabe von Stimmzetteln hierseits unterbleibt, auf Z 19 des Wahlreglements aufmerksam gemacht, welcher bestimmt: Ungiltig sind: 1. Stimmzettel, welche nicht von weißem Papier oder welche mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind; 2. Stimmzettel, welche keinen oder keinen lesbaren Namen enthalten: 3. Stimmzettel, aus welchen die Person des Gewählten nicht unzweifelhaft zu erkeuneu ist; 4. Stimmzettel, auf welchen mehr als ein Name oder der Name einer nicht wählbaren Person verzeichnet ist; 5. Stimmzettel, welche einen Protest oder Vorbehalt enthalten. Wilsdruff, am 22. December 1873. Der Stadtrat h. Bürgermeister Adv. Lrnsb Sommvr. Tagesgeschichte. Wie der arbeiterfreundliche „Dresdner Volksbote" über Arbeiter urtheilt! In Dresden ist jüngst der Klempncrgesclle Mancck, der fünfundzwanzig Jahre hintercinänder beim Hofklcmpnermeistcr Bertram in Lohn und Brod gestanden, in Gegenwart veS Stadtralhs vom Oberbürgermeister Pfotenhauer nach einer Anrede beschenkt worden. Diese» Vorfall erzählte der „Volksbote", um daran folgcnden Hcrzcns- ergntz zu knüpfen: „Wir wollen hier Herrn Mancck, den wir nicht kennen, keineswegs zu nahe treten, und auch annehmen, daß die Arbeitsstelle gut war, im Allgemeinen aber rührt das Verbleiben eines Mannes in ein und derselben Stellung mehr von einer gewisse» Be schränktheit, als aus irgend einer anderen Eigenschaft her, und da könnte man jeden Esel mit einer Medaille versehen, der immer in einem Stalle bleibt, und aus einer Krippe frißt bis an sein seliges Ende." Also ein ehrenwerther braver Arbeiter wird für seine Treue im Dienst von einem „arbeiterfreundlichcn" Blatte mit einem Distel- freffer verglichen. Die Vorrede von dem Kennzeichen der Jntelligcns, die sich auf einen gewissen allgemeinen Gesichtspunkt zu erheben scheint, ist nur geschrieben, um jenen braven Arbeiter um so roher zu kränken. Ja freilich, wenn Herr Mancck, statt ordentlich zu arbeiten, sich als ein verbummeltes Genie anfspielte, sich von seinen Genossen mühsam abgcdarbte Groschen geben ließe, damit umher reiste und andere Arbeiter aufwiegelte, dann wäre er kein Esel, sondern einer der Götzen des „Volksboten." Es ist aber recht gut, wenn solch ein Arbciterblatt mitunter einmal vcrrälh, was es im Herzensgründe von Arbeit und Arbeiter denkt. Die heuchlerischen Phrasen, mit denen eS sonst den arbeitenden Klassen schmeichelt, erhalten dann für weitere Kreise ihren wahren Sinn. In Meißen wurden am 24. December durch Herrn Bürgermeister Hirschberg zweien Arbeitern der Stockfabrick von Hentschel und Wittig, dem seit 1835 dort in Arbeit stehenden 70 Jahre alten Fabrikarbeiter Kliemand und dem seit 25 Jahren dort beschäftigten Drechslergehülfen Feuerriegel die von dem königlichen Ministerium des Innern für dieselben dahin gelangten „großen silbernen Preis-Medaillen" für langjährige treue Arbeit mit der Inschrift: „Zur Belohnung des Fleißes" unter entsprechender Feierlichkeit ausgehändigt.