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täuscht? Ich mußte sie sprechen, noch heut, um jeden Preis und mir ahnte, daß ich Sie hier finden würde." Auf ihrem Antlitz zeigte sich jene Schwärmerei und Ueberschwenglichkcit, die er in der ersten Zeil ihrer Bekanntschaft an ihr wahrgenommett und die ihn stets etwas gestört. Sie beachtete nicht seine Zurückhaltung und fuhr in größter Er- regung fort: „Ja, alles drängt stch zur Entscheidung. O, wüßten Sie, was ich um Ihretwillen schon gekämpft, — gelitten! — Sie öffneten mir den Blick in eine andere Welt, als ich bisher kennen gelernt, ich mußte Sie verehren und jetzt —" sie vollendete nicht, hielt die Hand auf ihr klopfendes Herz und trat Rudolph so nahe, daß ihr heißer Athen: seine Wange berührte. Welch' feuchter Glanz schimmerte in ihren Augen, ihre vollen blühenden Lippen schienen danach zu lechzen, um an den seinen ein unsterblich Glück zu trinken, ein eigenlhümlicher Zauber war um die schlanke, liebliche Erscheinung gebreitet und vielleicht hätte sie ihn doch mit in ihren Rausch gezogen, wenn nicht das Bild Helenens, wie ein mahnender Genius zwischen sie getreten. Während ihrer ersten Unterhaltung waren sie noch wenige Schritte weiter gegangen und sie befanden fick jetzt an jenem Scheide wege, der ihn an Manches und besonders an das gestrige Gespräch mit Heinrich erinnern mußte. Durch das bereits stark gelichiete Blätter grün ließ sich bereits die Mooshütte deutlich erkennen, und unwillkürlich fiel sein Blick darauf. Wanda hatte in athemloser Spannung jede Bewegung seines Antlitzes beobachtet, sie las seinen innen: Kamps und deutete ihn zu ihren Gunsten, jetzt folgte sie mit ihren Augen dem Blicke Stahl's und sic zuckle zusammen. Wußte er um das Vergangene, ahnte er die Verwirrung ihres Herzens, die sie schon mit tausend blutigen Thranen bezahlt? und wie sie ihm noch einmal in das ernste Antlitz sah, konnte sie nicht länger zweifeln und nach einem tiefen Äthemzuge begann sie mit leiser, bewegter Stimme: „Rudolph, wohl weiß ich, daß ich bisher Ihrer nicht würdig war, aber die Liebe zu Ihnen hat mich geläutert und befreit und keine Macht der Erde soll mich von Ihnen reißen!" Sie schlang unter hervorstürzenden Thranen ihre Arme um seinen Hals und schluchzte hervor: „Nun will ich sterben — nein, leben, Du ewig geliebter Mann." Als sie jetzt mit seligem Lächeln wieder das Haupt zu ihm er hob, gewahrte sie seine Kälte, den fast harten, zurnckweisenden Zug um seine Lippen und sie erblaßte. Langsam ließ sie die Arme yerab- sinken und stand eine Weile völlig regungslos. Sie schien einen harten innern Kampf durchzumachen und wollte sich schon müden, gebeugten Hauptes hinwegwenden, aber ihre Leidenschaft gewann die Oberhand: „Rudolph, stoßen Sie mich nicht zurück! Ich lechze nach einer andern, höher», reinen: Liebe und jetzt, wo ein echtes, wahres Gefühl in mein Herz zog, fühle ich das Entsetzliche meiner Ver gangenheit," und als Stahl noch immer schwieg, fuhr sie mit schmerz lich zuckenden Lippen fort: „Neichen Sie mir Ihre stützende Hand, retten Sie mich und o Gott, ich will ewig nur Ihre treue Magd sein, Will zu Ihnen aufsehen, wie zu einem höhcrn Wesen! O Sie wissen nicht, wie heiß, wie glühend ich lieben kann, welchen Himmel Sie zurückstoßen." Das schöne Mädchen warf sich in leidenschaftlicher Erregung ihm zu Füßen und umschlang seine Knie. „Bist Du närrisch geworden?" rief eine harte, rauhe Stimme, und ein starker Arm riß sie empor. Es war der Graf, der plötzltch vor ihnen stand und wenn auch die herrschende Dämmerung das zorngeröthete Antlitz nicht mehr erkennen ließ, klang doch schon aus seiner Stimme eine grenzenlose Wuth. Wanda streckte Rudolph die Hände entgegen, als wollte sie ihn um Hülfe anflchen, aber sie brachte vor Schreck und Bestürzung kein Wort über ihre Lippen. „Ja Närrchen, bei den: kommst Du doch zu spät, er hat schon ein anderes Liebchen," hohnlachte der Graf und suchte Wanda mit sich fortzuziehen. Rudolph wollte sich ihm entgegenstellen. „Keinen Schritt näher! oder Sie haben Ihre Hofmeisterrolle ausgespielt!" Ein langer Dolch blitzte in der Hand des Grafen. Stahl ließ sich von dieser Drohung nicht einschüchtern. „Sie haben kein Recht mehr an dieses Mädchen," und er versuchte Wanda von dem Grafen zu befreien. „Aus dem Wege!" schrie dieser ingrimmig und als Rudolph nicht darauf hörte, stieß er blindlings mit dem Dolche nach ihm. Wanda brach mit einem Angstschrei halb ohnmächtig zusammen und wie ein Kind trug sie der Graf auf seinem starken Arme hinweg. Rudolph Hörle noch sein wildes Hohngelächter, dann verlor er d:e Besinnung. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Die unglückliche Anna Böckler ist und bleibt verschwunden Alle Nachforschungen der Gerichte und der Polizei und die Millionen suchenden Augen des deutschen Publikums haben kein Ergebniß ge habt. Es ist ein eben so merkwürdiger als trauriger Fall. Äirchennachrichten aus Wilsdruff. Mittwoch den 9. April, Mittag 12 Uhr: Beichte. Donnerstag den 10. April: Vormittags predigt: Herr Diaconus Canitz. Com m union. Freitag den 11. April: Vormittags predigt: Herr k. Schmidt. Nachmittags 2 Uhr predigt: Herr Diaconns Canitz. Kirchenmusik: Charfreitag. Hymne: Ich danke Dir von Herzen — Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 4. April. Eine Kanne Butter 24 Ngr. Pf. bis 25 Ngr. — Pf. Ferkel wurden eingebrachl 83 Stück und verkauft st Paar 7 THIr. — Ngr. bis 13 Thlr. — Ngr. Dresdner Getreidebörse, 1. April. An der Börse. pro 1000 Kilogramm Weizen weiß 85 Thlr. . — Ngr. bis 92 Thlr. — Ngr. Weizen braun 83 - — - --88 - — - Korn 55 - - - - 62 - — - Gerste 54 - — - - 68 - — - Hafer 45 - Auf dem Markte. — - - 47 - — - pro Hektoliter. Hafer 2 « 5 - - 2 - 20 - Kartoffeln 1 - 15 - - 1 - 20 - Heu st Etr 1 - 10 - - 1 - 20 - Stroh L Sch. 7 Die Kanne 10 - - 7 - 20 - Butter 26 bis 28 Ngr. preußische Kredit- Anslap Aassenge L Fritzsche, LommanMe äen kn6U88i8kkkn LfkM-Hn8iaH, Kei-Iin. kepnä^niantin äk!* ^6U88i86!i6N Köllen-weM-Aktien-kank, kenlin, Operationen der Anstalt: DrötknunA von lÄrrfvriäkn RseNnttNAkQ NureN OorrospottästtL. ^VUisel Uttä aus sümmtliebk vioNtiAtz ÜNNOPL8 und 660 Ättäkrsn DrätNsils. Din- und Verbuk nNsr FVsrtN-LNsotstt, sofort odor an Nissiger und nllkn Lus^vürtio-en Dorsett. Itt6L88o und Disoont von FVeeNssltt, Ooupons oto. oto. von Depositen init ONeque-Latein 2nr VeLinsunS niit oder olins vorliMAS XüuäiAUNA. ^utbs^nNrunA von ^ertN-LSeeten eto. Vor8oNtt886 ans Dttseten, ^eeNsel, Oonpons eto. Für die herzliche Theilnahme bei dem schnellen und un erwarteten Tode und Begräbnisse unseres thenern und sorg samen Gatten und Vaters, die uns von so vielen Seiten ge zollt wurde, namentlich für reichen Blumenschmuck fühlen wir uns gedrungen, noch hierdurch unsern tiefgefühltesten Dank auszusprechen. Wilsdruff, am 5. April 1873. Die trauernde Wittwe XaLe und Kinder. Gaßh-MS M ZchMieöewalde. Mittwoch den 16. April: Mllslkiiijscht MOunttthllltung von Herrn veokert und feinen 4 Söhnen. Anfang 7 Uhr. Entree 2'/r Ngr. llem Konvent KAUWM. Hierzu ladet freundlichst ein 6. Lraus. Ein ordentliches Hausmädchen wird zum sofortigen Antritt gesucht beim Förster Zehl in Limbach. "HW