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erstehen, gegründet eins Gleiebberechügung aller Menschen. 1848 waren wir eine gläubige blinde Masse, wenn das Jahr Wiederkehr!, werden wir zu handeln wissen, wann uns die Noth das Schwert der Ge walten die Hände drückt. Ein Hoch auf Lassalle!" Einer Erläuter ung bedürfen diese Auslassungen nm so weniger, als von uns hervor gehoben ist, daß sie gefallen sind in einer Versammlung sinkender Arbeiter.- Im Uebrigen scheint uns, als ob die Agitatoren auf ihren Reisen noch etwas deutlicher redeten, als zu Hause; den wissenschaft lichen Begriff von „Revolution" vermögen wir in diesen Reden gar nicht zu finden, wohl aber wird von beiden Rednern recht unge schminkt von anzuwendender „Gewalt" gesprochen. (Wir möchten dieser Betrachtung noch Folgendes beisügen: Recht bemerkenswert!) ist es, daß hier in Sachsen seit mehreren Wochen auf socialdemo kratischem Gebiete die vollständigste Ruhe herrscht und zwar einfach deshalb, weil alle die Hauptschreier und Maulhelden wegen verwirkter Strafen innerhalb von vier Mauern sicher sitzen und keine agitatorische Thätigkeit mehr entfalten können. Man sieht recht deutlich hieraus, daß Vieles an der sogenannten socialdemvkratischen Bewegung nur künstlich gemacht ist. (Chem. Tgbl.) Wer sich au der französischen Anleihe betheiligen will, muß erst über ein gewaltiges „Wenn" hinübersteigen. Wenn Frankreich der Kriegspolitik entsagt, wen» Frankreich im Innern sich befestigt, wenn Frankreich seine Finanzen vernünftig ordnet, nicht zu wenig einnimmt, nicht zu viel ausgiebt, wenn es sich nicht mit den Ultra- montanen verbündet, wenn alle diese Voraussetzungen eiutreffen, dann — ist die Capitalanlage, zu welcher inan mit Trompetenge- schmetter jdcn Wellkreis cinlädet, eine höchst empfchlenswcrthe. Ja wenn nur eben das wenn nicht wäre. Berlin, 26. Juli. Aus der hiesigen großen Finanzwelt thcilt man der „Nat.-Ztg." mit, daß allen Anzeichen nach die Betheiligung des deutschen Privatkapitals bei der Subscriplion auf die neue fran zösische Anleihe eine sehr geringe sein wird und daß auch die Bank- und Börsenwelt hinter den Erwartungen zurückbleiben möchte, welche man in französischen Rcaierungskreisen hegt. Wir in Deutschland haben in der That auch keinen besonderen Anlaß, unsere Kapitalan lage in Frankreich zu suchen. Die Gesammt-Ausprägung von Neichsgoldmünzen stellt sich bis 13. Juli d. I. auf 212,120,240 Mark, wovon 202,965,180 Mark in Zwauzigmarkstücken und 8,155,060 Mark in Zehnmarkstücken bestehen. Das Centralcomttce für die Feier der Enthüllung des Jahn- Denkmals auf der Hascnheide bei Berlin hat unserm 16. Juli folgende Mittheilnng an die deutschen Turner und alle Beförderer und Freunde des Turnwesens ergehen lassen: „Nach elfjährigem Bemühen ist es gelungen, das für Friedrich Ludwig Jahn, den Streiter für Dcutschthum und deutsche Einheit, den Begründer des volksthümlichen Turnens, auf dem Turnplätze in der Hasenheide bei Berlin, der Stätte seines lebenvollsten Wirkens, zu errichten beabsichtigte großartige Denkmal zu vollenden. Von allen Theilen des Erdballs, wo immer nur die deutsche Zunge klingt, sind Spenden an Geld und Felsenblöckcn zu dem Denkmal gesandt. Jahns Denkmal ist ein Denkmal deutscher Einigkeit geworden. Am 10. und 11. August d. I. wird die Feier der Enthüllung dieses Denkmals stattsindcn. Zur Thcilnahme an derselben laden wir alle deutschen Turner, sowie alle Beförderer und Freunde des Turnwesens hiermit ein. Herbei, ihr deutschen Männer, zu unserem Feste, zu dem Feste der Erinnerung an den ersten Vorkämpfer der jetzt erlangten Einheit des deutschen Vaterlandes! Die Einzelheiten des Festes ergeben sich aus dem beigefügtcn Programm. Die auswärtigen Festgenossen er suchen wir, bei ihrer Anmeldung angcben zu wollen, ob sie Freiquar- lier (auf eine oder mehrere Nächte) zu haben wünschen. Eisenbahn- Fahrpreisermäßigungen sind wir bei der Kürze der Zeit nicht in der Lage, von Berlin aus zu bewirken, und müssen wir darauf gerichtete Bemühungen den einzelnen Turnvereinen überlassen." Dem vorerwähnten Programm entnehmen wir, daß am 9. Aug. abends 7 Uhr das Anmeltuburcau im Conzerthause, Leipziger Straße Nr. 48, geöffnet wird, wo Festkartcn, Festabzeichen, Programme und Frciquarticre ausgcgebcn werden. Ebendaselbst findet an diesem Abend ein geselliges Beisammensein der Fcsttheilnehmcr und die Begrüßung der Gäste statt. Am 10. August morgens 8 Uhr findet die Aufstell ung des Fcstzuges in der Markthalle in der Karlsstraße statt. Nach der Enthüllung des Denkmals vereinigt in den Stunden von 2—5 Uhr die Fcstgeuosscn ein Festessen im Conzerthause. Nach demselben sammeln sich die Festgenossen einzeln auf dem Turnplätze in der Hasenheidc, wo von 5V, bis 7 Uhr ein Schauturnen von Schülern berliner Schulen statifindet. Abends von 7 Uhr ab findet im Locale der Actienbraucrei Tivoli auf dem Kreuzberge ein Gartenfest mit Doppelconcert von ca. 100 Musikern), Betheiliaung hiesiger Gesang vereine und Illumination statt. Am 11. August nachmittags 4 Uhr begeben sich die Zeitgenossen einzeln auf den Turnplatz in der Hasen heide, wo von Nachmittags'^—7 Uhr ein Festturnen der Berliner Turnvereine ftattsindet, an welchem auch auswärtige Turngenossen theilnehmen können. Abends 8 Uhr im Concerthause Festcommers und Schluß des Festes. Ju Brest in Frankreich spielte dieser Tage eine Geschichte, die wir unsern Lesern nicht voreuthalten dürfen, obgleich sie unsere Freunde, die Jesuiten, diese guten stillen Leute, betrifft. PaterD. machte eine Reise und bezahlte ein ganzes Coupe erster Classe, acht Plätze, für sich allein, nur die junge, schöne Vicomtesse D. läßt er noch einstcigcn, alle andern Passagiere abwcisen. Beim Abfahren gab der weltlich mißtrauische Jnspector dem zugführenden Schaffner einen vertraulichen Wink, dieser beobachtete unterwegs das Pärlein und sah sein blaues Wunder. Er machte Anzeige und die Kunde flog von Mund zu Munde, die Sludeuten, Arbeiter und Matrosen zogen drei Abende vor das Haus des frommen Mannes, musicirten und warfen Steine, bis am vierten Tage der Pater verhaftet wurde. Da der Schaffner seine Anzeige beeidigte, läugnete der Pater nicht, daß er vom Teufel verführt worden sei, was zwar nicht galant, aber ächt jesuitisch ist. Es war leider zu fürchten, daß sich die Jesuiten, seit sie Deutschland verloren, mit Macht auf das galantere Frankreich werfen würden. Türkei. AE"9. Juli gegen 6 Uhr Abends ging der Graf von Bray, Sccretair der kaiserlich deutschen Gesaudschaft in Konstantinopel mit seiner Gemahlin in der Umgegend von BeikoS spazieren und sah ans einem waldigen Hügel zwei Soldaten damit beschäftigt, daß sie Bäume mit einer Axt und einem Haumesser niederhieben; eine große goldene Kette, welche der Graf von Bray trug, hatte die Aufmerk samkeit der Soldaten auf sich gezogen, welche ihn fragten, wohin er gehe; auf seine Antwort, daß er uach Tokat gehe, ließen sie ihn vor bei. Kaum hatte er sich aber 100 Schritt von ihnen entfernt, als er sich von ihnen verfolgt sah; dreimal redeten sie ihn auf Türkisch an, wobei sie immer auf die Uhrkette zeigten. Die Gräfin Bray gab darauf sofort den Soldaten die goldenen Knöpfe, die sie trug; aber ehe sie dieselben nahmen, erhoben sie die Axt und das Hackmesser gegen den Grafen Bray. In demselben Augenblick kamen vier Ma rinesoldaten hinzu, worauf die Angreifer sofort ihre Waffen fallen ließen. Diesen Umstand benutzten sofort der Graf und die Gräfin, um sich so schnell als möglich zu entfernen, so daß sie Beikos wieder erreichen konnten. Auf die Klage des deutschen Geschäftsträgers beim Großvczicr gab dieser die strengsten Befehle zur Verhaftung der Uebelthäter; 24 Stunden darauf waren dieselben verhaftet und in den Gefängnissen des Kriegsministeriums, wo sie ihre Bestrafung er warten. In Californien auf der Landstraße zwischen San-Joso und Santa-Cruz, steht das seltsamste Hotel der Welt. Dasselbe besteht aus zehn nur wenige Fuß von einander entfernt stehenden hohlen ungeheuren Bäumen. Das Innere der größten dieser Baume, der einen Umfang von 65 Fuß hat, bient als Gast- und Schankzimmer. Eine aus Sandelholz, Immergrün und Madronazweigen gebildete Laube stellt deu Salou vor. Die übrigen neun im Innern weiß an gestrichenen oder tapezirten Bäume werden als Schlafzimmer benutzt, während ein mit einer Lehne versehener Baumstumpf als Bibliothek zimmer dient. Einer, der nichts Besseres zu thun hat, will ausgerechnet haben, daß die Mündchen und „Munde" (so Hechts doch wohl?) der 2500» Sängerinnen und Sänger beim Bostoner Musikspektakel — wenn aufgesperrt — zusammeu einen Flüchenraum von 736 Quadratfuß bedecken würden. Der 12. August. Der die Erde zerstörende Komet ist ein reines Phantasiebild' Kometen sind überhaupt keine so gefährlichen Gesellen, wie man in alten Zeiten meinte und unter ungelehrten Leuten heute noch meint. Nichts würde gegenwärtig unseren Sternwarten willkommener sein als das Erscheinen eines recht großen Kometen, je näher er käme, desto lieber. Die Kometen sind allerdings keine bloßen Meteore oder vorüber gehende Himmelserscheiuungen, sie sind vielmehr dauernde Himmels körper wie die Planeten und Fixsterne. Aber sie haben eine sehr geringe Dichtigkeit und Masse. Sie sind durchsichtig und be wirken keine Brechung des Lichtstrahls, selbst in ihrem Kerne nicht. Man sah diesen über" Fixsterne hinwcggehen, ohne dieselben unsicht bar zu machen oder ihre Erkennbarkeit erheblich zu schwächen. Ucber die genauere Beschaffenheit der Masse und über die Dichtigkeit des Kometen weiß man nur, daß beide sehr klein sind und daß nament lich die letztere viel tausendmal geringer sein muß als die der dünnsten atmosphärischen Luft. Denn trotz der ungeheueren Größe ihrer Nebel hülle und Schweife hat noch niemals ein Komet die geringste Spur einer Anziehungskraft auf andere Himmelskörper gezeigt, selbst in den Fällen nicht, wo er einem Planeten sehr nahe kam, wie der von 1769, der sich der Erde bis auf 360,000 Meilen näherte. Aus der geringen Dichtigkeit der Kometen ergibt sich, wie grund los alle Befürchtungen vor einem möglichen Zusammentreffen eines derselben mit unserer Erde sind. Die Kometen sind nicht Erde oder Stein, nicht Feuer, noch lange nicht einmal Wasser. Sie dürfen auch nicht als Gas betrachtet werden, sondern ihre Masse muß aus lockeren, durch leere Zwischenräume getrennten Theilen be stehen, also eine Art feines Gewebe bilden. Abgesehen aber davon, daß ein Zusammentreffen eines solchen Himmelskörpers mit der Erde gegenwärtig höchst unwahrscheinlich ist, könnte dasselbe nur dann be denkliche Wirkungen üben, wenn der Komet einen festen Kern besäße. Da dies nicht der Fall ist, so könnte der Zusammenstoß höchstens einige atmosphärische Veränderungen Hervorrufen. Ver- muthlich ist die Erde schon cinigemale durch Kometenschweife hindurch gegangen, namentlich in neuerer Zeit am 26. Juni 1826 und im Jahr 1861, und nie hat man bei solchen Gelegenheiten auffallende Störungen im tellurischen, vegetabilischen oder animalischen Leben ver Planeten zu verzeichnen gehabt. So ein Fachmann in den Grcnzboten. Er widerlegt auch die alte Annahme, daß die Kometen auf die Jahreszeiten Einfluß üben, vor allem eine größere Sonnenhitze bewirken. Das Zusammentreffen der Kometen mit guten Weiujahren (wie 1811) ist ein zufälliges; Wir haben viele Kometen- und zugleich schlechte Wein-Jahre gehabt.