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des Concerts folgten noch Hochs auf Sc. Kvitigl. Hoheit den Feld- niarschall Kronprinz Albert, als Protectvr der Militärvercine Sachsens, auf Sc. Maj. den ruhtttgckrönkcn deutschen Kaiser und feine Heer führer, am Schluss des Concerts sprach ein heimgekehrtcr Krieger den herzlichsten Dank für die ihm und allen feinen Kameraden wider fahrene Ehre aus. Nach dem Eonccrt wurden die heimgckehrten Mitglieder auf Kosten deS Vereins gespeist. Hieran schloß sich ein sehr belebter Ball, welcher die Theilnehmer so lange beisammen hielt, daß Mancher beim Heimgänge von der Morgensonne begrüßt wurde. — Ist es dem Verein, trotz seiner vielen Mühen, auch nicht gelungen, diesen Festtag, gleich wie in andern Städten zu einem allgemeinen zil gestalten, — da ihm gesuchte Hilfe abgclehnt wurde —, so steht ihm doch die Gcnugthuung zur Seite, Alles gcthan zu haben, was in feinen Kräften stand und kann sich Referent schließlich nicht versa gen, den wärmsten Dank allen den Vereinsmitgliedcrn auszusprcchen, welche ganz besondere Thäligkcit enlfallcten und die Festfreude erhöh ten, sowie auch dem Herrn Musikdireclor Günther für sein mit weni gen Kräften gut ansgeführtcs Concerl und sonstige freundliche Unter stützung zu danken. Allen Festtheilnehmcrn aber wird gewiß dieser Tag lange in freundlicher Erinnerung bleiben. — Der Stadt Wilsdruff steht in einigen Wochen noch eine Festlichkeit bevor, und zwar eine Festlichkeit ernsten Eharacters, indem <un 1. October (Sonntags) die Einweihung der Gedcnktaseln für die im deutsch - französischen Kriege 1870—71 dem deutschen -Vaterland zum Opfer gefallenen Krieger (17 an der Zahl) aus der Stadt und dem Gcrichtsamlsbezirk Wilsdruff stattfiuden soll. Hoffen wir im Voraus, daß diese Feier eine allgemeine werde; je- Pcnfall^s werden wir bald im Stande sein, das Programm für dic- sckbe der Oeffentlichkeit zu übergeben. Wie wir Horen, sind bis jetzt einige recht ansehnliche Beiträge zu diesen Gedenktafeln an denMili- taisvercin, welcher die Beschaffung derselben sowie überhaupt die Ga- rMie für das Unternehmen übernommen, gelangt, im Allgemeinen sich doch nicht die Sympathie für das Unternehmen gezeigt, wie wohl zu' erwarten gewesen wäre. Geldbeiträge für obigen Zweck werden noch angenommen bei den Herren Kaufleuten Engelmann, Böhmer und Eduard Wehner und in der Expedition dieses Blattes. — Am 4. d. M. Abends Uhr brach im Scheuncngcbäudc des Eckgerichts zu Helbigsdorf Feuer aus und waren in kaum einer Stünde nicht nur sämmtliche Ockonomiegebäudc, sondern auch 5 Pferde ein Raub der verheerenden Flammen. Alle weiteren Nachrich ten über die Entstehnngsursache fehlen uns zur Zeit noch. — Dem „Dr. Irl." geht die Traucrnachricht zu, daß Se. Exel lenz der Herr Justizminislcr, Staatsminister Ur. Schneider, am 6. d. Pi. in Pontrcsina in der Schweiz mit dem Tode abgegangen ist. nncrstag, den 31. Aug. d. I. ist auf der Bahnstrecke zwischen Tharandt und Freiberg bei Station 66 unterhalb des Halte punktes „Edle Krone" kurze Zeit vor dem Eintreffen des um 1t Uhr 55 Minuten von Dresden-Akistadt abgehenden Personenzuges eine S^'wellc vcrmuthlich in böswilliger Absicht quer über das Gleis ge- lcgt worden. Derjenige, welcher den Urheber jenes dun Eisenbahn- deLiebc bereiteten Hindernisses zuerst dergestalt zur Anzeige bringt, daß dadurch wie Bestrafung des Thälcrs herbeigeführt wird, hat auf eine Belohnung von 50 bis 100 Thlr. Anspruch. Waldheim, 4. September. Die vom hiesigen Vcrschöneruugs- ver'tnn arrangirtc Erinnerungsfeier der rühm- und folgenreichen Siege vots Sedan gestaltete sich zu einem außerordentlich lebhaften Volksfeste. Ded Hauptact des Festes war die Einweihung des vom genannten Verschönerungsvereine auf dem Wachberge erbauten „Siegesthurmcs." Am Nachmittage des 2. September bewegte sich ein stattlicher Zng, nicht nur die königlichen und städtischen Behörden, alle städtischen Coiporationen, das zahlreiche Arbeitspersoual von A. Niethammer, sondern auch eine große Anzahl Eombalanten aus dem Kriege und das hiesige Wacheommando, begleitet von Ehrenjungsrauen, Lurch die festlich geschmückte Stadt nach der prächtigen Anhöhe. Anstalts-Pfarrer Fischer weihte den Thurm zu einem Denkmal der großen Tage und der Männer, die den Kamps errangen, insbesondere derer aus hie siger Stadl, die ihr Leben im Kampfe verloren. Fabrikant Nietham mer hielt eine Ansprache, er entwickelte darin die Wichtigkeit und Folgen der Tage von Sedan. Verschiedene Gesänge belebten die Feier, an die sich die Besteigung des eine prächtige Aussicht bietenden Thurmes und LcS Abends eine festliche Theatervorstellung mit musi kalischen Vorstellungen anschloß. Um auch der Jugend die Tage un vergeßlich zu machen, folgte am 3. September ein solennes Schulfest, das sich nach einem Umzüge der Kinder durch die Stadt in den Gär ten des Hotels zum sächsischen Hofe, begünstigt vom herrlichsten Wet ter, in gelungenster Weise entfaltete, und nur mit einbrechender Dun kelheit abgebrochen wurde. ^Dcn „Ehcmn. Nachr." wird aus dem Erzgebirge geschrieben: Diü,Fabrikationsgeschäfte gehen seit geraumer Zeil überall bei uns selch, flott. Die Weißwaaren-, Spitzen-, Posamenten- rc. Fabriken hab^n Aufträge in Fülle; anch die Klöppelei geht sehr gut, neue Maschinen müssen augeschafst werden und die Nachfrage nach Arbei- kern ist im Ganzen so stark, daß sie kaum befriedigt werden kann. Es'ist jetzt schwer, eilt Dienstmädchen zu bekommen, sie wenden sich Meissens der Fabrikarbcit zu, die ihnen guten Verdienst und ein ge- wischs Maß von Freiheit und Selbstständigkeit gewährt. Die Löhne sind'natürlich bei der starken Nachfrage nach Arbeitskräften auch in die Höhe gegangen und sind gegenwärtig, nach früheren oder den gc- wöluilichen Verhältnissen des Erzgebirges betrachtet, für den Arbeiter recht, günstig. Auch die Kornernte ist im Ganzen sehr gut ausgefallen und die übrigen Früchte stehen gut. Und so wird unsre arbeitsame Bevölkerung, wenn uns diese friedlichen Zustände erhalten bleiben, hoffentlich auf Jahre hinaus besseren Erwerbs- und Existenzverhült- nissen entgegensehen können. Aus Leipzig vom 4. September berichtet die ,.D. A. Z/;: In den gestrigen Nachmiltagsstunden ist unser Nachbardorf Groß- zschocher von einem schweren Brandunglück betroffen worden. Es war kurz nach 3 Uhr, als in dem zum Rittcrgute daselbst gehörigen, erst neu und massiv erbauten großen Wirthschafts- und Stallgebäude Feuer ausbrach, welches alsbald, in den aufgespeicherten Futter- und Getreidevorrüthcn reiche Nahrung findend, mit einer Vehemenz um sich griff, daß an eine Rettung dieses in einem Flammenmeer stehen den Gebäudes nicht mehr zu denken war und die zur Hilfe herbeige- kommencn Löschmannschaften namentlich auf Erhaltung der Neben- und Hintergebäude des Ritterguts bedacht sein mußten. Das Feuer blieb auch auf diese einzige Baulichkeit beschränkt, welche total aus brannte; aber leider sollten noch die mit der Dämpfung der Flam men beschäftigten Mannschaften durch ein plötzliches Unglück heimge sucht werden. Etwa um 5'/^ Uhr Nachmittags barsten plötzlich die gewölbten Decken der Kuh- und Schweineställe und trieben eine der großen Seitenwände des Gebäudes hinaus, so daß die Wand nach außen hin umstürzte. An dieser Stelle war unglückücherweise eine zahlreiche Lösch- und Rettungsmannschaft, darunter die erst kürzlich gebildete Dölitzer Feuerwehr mit ihrer neuen Spritze, versam melt. Auf diese Leute fiel die umstürzcnde Mauer uud begrub im Augenblicke einige 20 Menschen unter rauchenden und glühenden Trümmern. Diejenigen, welche nicht unmittelbar oder mir leichter betroffen waren, retteten sich meist mitten durchs Feuer. Eine große Anzahl aber, im Ganzen 11 Personen, zog man mehr oder weniger verletzt, nach und nach aus den Trümmern hervor; 2 Personen, ein Dölitzer Feuerwehrmann, Maurer Schatte, und ein fünfzehnjähriger Bursche, Opitz aus Windorf, waren sofort erschlagen. Die Dölitzer Spritze ging vollständig zu Grunde. Von hier aus ging ärztliche Hilse und zwei Wagen mit Siechkörben, sowie ein Militür-Commando nach der Unglücksstälte ab. Neber Lie Entstehung des Brandes er fahren wir, daß Selbstentzündung vorjähriger auf dem Boden aus- gespeicherter Weizenvorräihe die Ursache sein soll. Am 3. September Nachts in der ersten Stunde ist in Dölschen bei Plauen durch einen Wilddieb, aus Gorbitz gebürtig, der dortige Flurschütz in den Unterleib geschossen worden, worauf nach Verlauf einiger Stunden der Tod desselben eintrat. Der Thäter ist durch den Landgcnsdarm Reichenbach gestern aufgegriffen und dem Bezirks gericht überliefert worden. Im Dorfe Callwitz am Fuße des Colmbergcs hat am Sonn tage der Blitz eingeschlagen und ein Bauerngut in Asche gelegt. In Sohland-Neusorge bei Schirgiswalde wurde am I. Sep tember das Neumann'sche Wohngebäude sammt den Wirthschaftsge- bäudcn durch Feuer zerstört. Preußen uud Oesterreich stehen jetzt auf Du und Du. Wiener Zeitungen erzählen wenigstens, Kaiser Wilhelm habe auf der Fahrt von Wels nach Ischl dem Kaiser Franz Joseph das brüderliche Du angcbvlen und habe natürlich keinen Korb bekommen. Henau, 31. August. Der Strike der Cigarrenarbciter, welcher mit großer Energie und bis jetzt wenigstens ohne Aussicht auf baldige Erledigung nach neunwöchentlicher Dauer immer noch fortgeführt wird, ist jetzt in ein anderes Stadium getreten. In der Hoße'jchcn Fabrik, in welcher bisher noch allein gearbeitet worden, haben heute Morgen die Arbeiter ebenfalls die Arbeit eingestellt, sodaß jetzt nur eine Fabrik, welche kürzlich die verlangte Lohnerhöhung bewilligt hat, noch arbeitet. Sämmtliche übrigen Eigarrenfabriken ruhen jetzt schon über neun Wochen. Eine derartige Ausdehnung eines Strikes würde natürlich ohne sehr bedeutende Unterstützung von außen nicht möglich sein und soll, nach glaubwürdiger Angabe, dieselbe, welche nament lich von London aus hierher gelangt, bis jetzt die bedeutende Summe von 13,000 fl. erreicht haben. Außerdem hat ein Theil der Arbeiter jetzt eine Productiv-Association gebildet, über welche sich natürlich erst nach Verlauf einiger Zeit urtheilen läßt. Der Neuen Preußischen Presse wird aus Paris vom 31. Aug. folgende Episode aus der letzten Mittwochssitzung der Nationalver sammlung mitgelheilt: Ein Redner der Rechten war von einem Na- dicalcn, Namens Testclin, mit den Worten unterbrochen worden: „Kehrte das Kaiserreich zurück, so würdet ihr ihm ganz so die Stiefel putzen, wie ihr sie ihm geputzt habt, als es cxistirte!" Einige Bra vos auf der Linken, aber ein Wnthgcschrei auf der Rechten. Mau heulte, man gesticukirte und ein Herr v. Cesy faßte den Herrn Teste lin an die Gurgel, schüttelte ihn aus das unbarmherzigste und ver langte, daß er aus den Knieen Abbitte thun sollte. Der Lärm war so größ, daß der Präsident sich bedeckte, aber erst, nachdem ein Hus- sier seinen Hut gefunden Halle. Während dieser Zeit regnete cs Schimpfwörter auf den unglücklichen Testelin: Flegel, Rüpel, Grob sack, Feuerbrand. Als die Ruhe wieder hergestcllt war, hielt der Präsident dem Hrn. Tcstelin auch noch eine Strafpredigt, der dann in kläglichen Worten nm Verzeihung bat. Thiers hat gute Micue zum bösen Spiel gemacht und die Prä-, sidentschaft der Republik angenommen. Die mancherlei Bedingungen uud Redensarten dabei haben ihm zwar nicht gefallen, aber seinem Ehrgeize und ValerlaicdSliebe schmeichelt die Würde doch. In seiner Botschaft spricht er die Hoffnung aus, Frankreich zu einem wohlge ordneten nach 'Innen und Außen friedlichen und von fremder Occu patio» befreiten Staate zu machen.