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Munvi aye aufmerksam, wie der ehrliche Mann, der die Schulden seines Vaters bezahle, kaum satt zu essen habe, während der Schwindler und Banquerotteur Pferde und Wagen habe und wie ja jeder das Glück zu seinen Gunsten zu wenden suche, wie der Eine sein Glück nur an bestimmten Tagen suche, der Andere an einem besonderen Platz des Tisches, ein Dritter sein Geld nicht zähle und Jeder nur auf seine Weise ausgehe, sich auf Kosten Anderer zu bereichern. Der Gauner machte dem Namen eines Philosophen alle Ehre und wenn auch unser junger Edelmann diesen Sophismen widerstand, das Netz ward doch geräuschlos und sicher über seinem Haupte zusammenge zogen, denn er war leichtsinnig und brauchte mehr Geld, als ihm seine Familie anschaffen konnte. Chauvignac ladet ihn eines Tages zu einer Vergnügungsfahrt ein nach Boulogne, drückt ihm eine Tausend-Franksnote in die Hand und bringt ihn mit noch einem Gefährten, mit einem reichen belgischen Grafen zusammen. Der Graf von Vandermol ist ein Fünfziger, mit dem ehrlichsten und offensten Gesicht von der Welt. Mehrere Orden schmücken seine Brust. Man unterhält sich vortrefflich, denn der Graf ist gegen seine Gäste liebenswürdig und zuvorkommend, und als die Unterhaltung stockt, schlägt er eine Partie vor, die von Den Uebrigen angenommen wirD. Chauvignac legt zwei Spiele gezeichneter Karten in Die Hände des jungen Edelmanns, während er sich mit seinen Geführten des Spieles enthält. Der Graf will nur um Banknoten spielen, „das Geld klingt so schlecht in einem Salon", behauptet er. Der neue Lehrling widerstrebt trotzdem, von der gezeichneten Karte Gebrauch zu machen, er vertraut dem Glück. Aber diese launenhafte Göttin fragt nichts nach rechtschaffenen Grundsätzen — in zwei Spielen ist die Tausend-Franksnme in den Händen seines Gegners. Jetzt end lich, von einem bös^n Blick Chanvignac's getroffen und vielleicht auch, um seinen Vertust wieder zu gewinnen, macht er von den An weisungen Gebrauch, die ihm sein Freund gelehrt hat. Es wurde ihm leicht; der Graf war äußerst kurzsichtig und mußte die Karlen an seine Nase hallen. Das Glück wechselt, wie sich denken läßt, und die Banknoten vermehren sich in den Händen Olivicr's, dessen Augen, von dem vielen Gelde bezaubert, den Fandango tanzen. Herr von Vandermol war ein außerordentlicher Spieler, der das Wort Tallehrand's beherzigte: „neben dem Vergnügen zu gewinnen giebt es kein größeres, als zu verlieren" und den deshalb seine gule Laune nicht verläßt. (Schluß solgl.) Vermischtes. * Von einem Unteroffizier wird den Chemnitzer Nachrichten fol gende hübsche Episode erzählt, welche bei der Versteigerung der aus- rangirlen Pferde in Dresden vorige Woche vorgetommcn: Als ein Pferd unter den Hammer fallen sollte, trat ein beurlaubter Sol dat herbei und bot 600 Thlr. mit dem Bemerken, daß er für keinen Preis das Pferd hergebe und solle es ihm 1000 Thlr. kosten. An das Pserd hcrantretend, fragte er dasselbe: Wollen wir uns trennen? Das Pserd schüttelte. Haben wir nicht alle Strapatzen gemeinschaft lich getragen? Das Pferd nickte. Und in dieser Weise ließ er sich noch mehrere auf das Kriegslegen bezügliche Fragen beanlworlen. Die verschiedenen Käufer, eine derartige Anhänglichkeit respectirend, boten nicht und so kam das Pferd sofort wieder in den Besitz seines gewesenen Reiters. * Ein Eisenbahnunglück durch Ochsen. Man schreibt ausKarc- zag in Ungarn: In der Nacht auf den 10. d. M. stieß der von Pest kommende Personenzug unweit von Karczag auf eine Heerde vou 16 Mastochsen, welche aus dem Eiseubahndamme lagerten, wo durch die Locomotive entgleiste und die Schienen aus einer Strecke von 40 — SO Fuß aufgerissen wurden, so daß die Schienen-Com- munication unterbrochen war. 300 Passagiere mußten dort auf freiem Felde übernachten und Einer erhielt auch eine Verletzung. Von den 16 Ochsen sind zehn ganz zermalmt worden, sechs leben noch. * Der Krieg macht arme und macht reiche Leute. So erzählen Berliner Blätter, daß die Gebrüder Sobernhcim 2 Mill, an ihren Lieferungen verdient haben sollen, obschon ne die ihnen geliehenen Gelder sogar bis zu 40 Prvcent verzinst hätten. Ein junger Mann, der anfangs mit 5 TAr. Diäten im Dienste eines Lieferanten war, stellte sich auf eigene Füße und obschon ihm eine große Kaffeespecu- lation mißlang, doch einen Gewinn von 50,000 Thlrn. mit nach Hause brachte. Die Berliner Metzger Gebr. Müller haben durch ihre Fleischtieferungen über 1 Million verdient. Denselben Nutzen hatte die Firma Simon, die Capitalicn vorstreckle. * Amüsant und zum Theil recht urwüchsig sind manche Inschriften, welche die aus Frankreich heimkehrenden Bayern auf ihre Wagen geschrieben. So las man als poetisches Product des 3. Jägerba- taillvns: „In Frankreich Drin hab' ich g'hört, Daß man Ein' Hal für unfehlbar erklärt; Da hab' i mer denkt ganz sein: Des thut gewiß der Moltke sein." * Ueber die Bildung eines neuen Vulkans schreibt man der „Hall. Ztg." ans Manila, 25. Mai. Was man längst mit bangen Ahnungen voraussah — den Ausbruch eines Vulkans — hat sich jetzt in einer so traurigen wie unerwarteten Weise mit der Bildung eines ganz neuen Vulkans bestätigt. Die Insel Camiguin sollte der Schauplatz dieses furchtbaren Ereignisses werden. Schon seit Monaten wurden die Bewohner dieser, wie auch der Insel Bohol, Cebu u. A. durch ost wiederholte Erdbeben beunruhigt, und mit immer größerer Span- nung sah man einer Katastrophe entgegen, die der allgemeinen Angst mit einem Schlage ein Ende machen würde. Die Insel Camuguin uuu/ uuo nuu./ ouiu -oeu-vi/uee verrufen worden, obwohl eine Flucht überall auf den umliegenden Inseln ihre Gefahren bot, denn jeder District wurde in der letzten Zeit mehr oder weniger von Erschütterungen heimgesucht. Da endlich ließ sich am 1. Mai Abends 5 Uhr, aus einem beim Dorfe Cartaman auf steigenden Berge donnerähnliches Getöse vernehmen, das, von einzel nen Stößen, wie Kanonenschüsse, unterbrochen, die Luft weithin er schütterte und stets an Kraft zunahm, bis dann schließlich unter lautem Gekrach der Boden spaltete und den empörten Elementen einen Aus weg von 1500 Fuß Länge öffnete. Rauch und Asche, Erde und Steine wurden aufgeworfen und weit und weiter liegende Ortschaften allmählich damit überdeckt. Dann trat eine längere Pause ein, doch nur, um der entfesselten Natur Zeit zu größerem Ausbruche zu lassen. Dieser erfolgte bald darauf, um 7 Uhr, bei Einbruch der Nacht und begrub leider unter einem Feuerrcgen an 200 Menschen, die aus Neugierde sich schnell um den Krater gesammelt hatten. Bis zum Augenblicke des Berichts hatte man 50 Leichen hervorgezogen. Die grüne Waldung in weitem Umkreise wurde vom Feuer ergriffen und knatterte rauchend wie Splitter in die Lüfte auf, Menschen uud Vieh vor sich hcrtreibend. Das Schauspiel soll schrecklich gewesen sein und überhaupt einzig dastehen in den an vulkanischen Erinnerungen nicht armen Annalen dieses Archipels. Merkwürdig ist, daß dem gewal tigen Vorfälle keine meteorologischen Anzeichen vorangingen, wodurch das Volk noch hätte an die neue Gefahr gemahnt werden können, die, für den Augenblick wenigstens, ganz unvermnthet erfolgte. Der Krater hatte bei der besagten Länge von ca. 1500 Fuß eine Breite von 150 und eine Tiefe von 27 Fuß. * Aus der Capstadt wird gemeldet, daß daselbst am 10. Mai ein Telegramm aus Dredas Dorp mit der Meldung vom Untergange des französischen Schiffes „Souvcnance" eintraf. Das Schiff war von Pondicherry auf dem Wege nach Martinique. Ueber 150 Leichen wurden ans Laud gespült. Bericht über die fünfte diesjährige am 17. März-d. I. abgehaltene Sitzung des Stadtverordneten - Cvllegiums. Anwesend die Stadtverordneten: Louis Bretschneider, Otto Loßner, Heinrich Funke, Springsklce, Böhmer, Gerlach und der Unterzeichnete, sowie die Stadtverordneten - Stellvertreter Gottlieb Günther und Ritlhauseu. - Das Collegium beschloß: 1. die zur Justification anderweit ihm vorgclegte Sparkasscn- Nechnung auf das Jahr 1869 zunächst dem gewählien Rechnungs- verständlgen Herrn Kaufmann Engelmann durch den Unterzeichneten mit dem Ersuchen zustellen zu lasse», diese Rechnung einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und nach deren Erfolg der cvnstiluirlen Rechnungs-Deputation hierüber Bericht zu erstatte»; 2. die Uebenragung der Ausführung der Maurerarbeiten des Reparaturbaues des allen Gerichtsamtsgebäudes Herrn Maurermstr. Hoyer juu. zu dem Preise von 295 Thlrn. —- —- zwar zu geneh migen; sich auch danul eiuverstande» zu erklären, daß die rechts des Einganges vom Markte aus gelegenen Parterre-Localiläten des be treffenden Gebäudes zur Stadl-Kämmerei uud Sparkassen-Expedition, die Räume der ersten Elage zur Privat-Wohnung des,Stadtkämmerers hergerichlet ro8p. an die Sparkasse und an den Sladlkämmerer ver- mieihet, dagegen die links des Einganges vom Markle aus gelegenen Panerreräume als Raths-Expedition in Aussicht genommen; die baulichen Veränderungen derselben jedoch bis auf Weiteres ausgesetzt werden; vollzog die Äccordverlräge mit Herrn Hoyer in doppelten Exemplaren; beschloß aber auch den Sladlrath zu ersuchen, alle Contracle über cvmmunliche Bauten künftig zeitiger als im vor liegenden Falle dem diesseitigen Collegio unterbreiten zu wollen, da mit dasselbe nicht wieder wie dieses Mal in die Lage komme, seine bezügliche Entschließung zu fassen, wenn der betreffende Bau bereits begonnen habe, und den Stadtrath davon in Kenntniß zu setzen, daß man in dieser Angelegenheit nur um deßwillcn davon abgesehen habe, weitere Schritte zur Wahrung der Rechte Des Collegiums zu thun, weil die Annahme des Hoyer'schen Anschlages im Interesse der Commun sich allerdings mit ziemlicher Bestimmtheit habe erwarten lassen; 3. genehmigte das Collegium die Nebertragung der städtischen Straßenbeleuchtung auf das Beleucbtungsjahr 1871—1872 an den Herrn Hausbesitzer Galle hier gegen die Accordsumme von 190 Thlr. Endlich beschloß das Collegium, 4. den Stadtrath unter dem Bemerken, daß dem Vernehmen nach Herr Lehrer Werner am 6. Juli d. I. sein 25jährigcs Lehrer- Jubiläum feiere, zu ersuchen, bei dieser Gelegenheit Herrn Werner in angemessener Weise den Dank der Stadt für seine treue segens reiche Thäligkeit als Lehrer zu erkennen zu geben, und recht bald ent sprechende Vorlage anher gelangen zu lassen. Wilsdruff, am 21. März 1871. Das Stadtverordneten - Collegium. Adv. Ernst Sommer, der Zeit Vorsitzender. Wochcnmarkt zu Wilsdruff, am 21. Juli 1871. Eine Kanne Butter 16 Ngr. — Pf. bis 17 Ngr. — Pf. Ferkel wurden eingebracht 281 Stück und verkauft ä Paar 2 Thlr. — Ngr. bis 5 Thlr. — Ngr.