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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Dicbcnlchu und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gcrichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 87. Ireitag, den 5. Uovcmöer 1868. Beka uut ma ch n n g, die Einziehung eines Fußweges betr. Bei der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft ist auf Genehmigung zu Einziehung des von Neukirchen nach Stein bach führenden Fußweges angetragen worden. Da dieser Fußweg nur wenig kürzer, als der die genannten beiden Orte'verbindende Communicationsweg, dagegen aber an mehre ren Stellen auch für Fußgänger viel beschwerlicher ist, als der letztere, so geht der Amtshauptmannschaft gegen dessen Einziehung ein we sentliches Bedenken nicht bei. Ehe dieselbe jedoch definitiv genehmigt wird, stellt sie denjenigen, welche ein Interesse an Beibehaltung dieses Fußwegs zn haben vermeinen, frei, ihre Widersprüche gegen dessen Einziehung bis zum 2tt. dieses Monats allhier geltend zu machen. Dresden, den 2. November 1869. Königliche A m t s h a u p t m a n n sch a f t. von Vieth. Ludwig. Lag esgeschich te. Wilsdruff, am 5. November 1869. Wir verfehlen nicht, wiederholt auf das heute Abend im Saale des Schützenhauses stattfindende Concert zum Besten der Abgebrann ten in Zschopau, Frauenstein und Lichtenstein aufmerksam zu machen. Möge zu Gunsten des edlen Zweckes, aber auch als Anerkennung der vielen Mühen der freundlichen Concertgcber, der Besuch dieses Con- certs ein recht zahlreicher sein. Von der Redaction der „Sächsischen Schulzeitung" pst jetzt ein Liebeswerk in Anregung gebracht worden, dem wir den besten Er folg wünschen. Es ist dies eine in den Schulen zu veranstaltende Pfcnnigsammlung zum Aufbau der Schulen im schwer' heimgesuchten armen Frauenstein. Dresden. Die Kammer der Abgeordneten hat die Einführung direkter allgemeiner gleicher Wahlen für alle Gemeinden einstimmig und die Beibehaltung des Classenspstems für die Wählbarkeit mit 35 gegen 32 Stimmen beschlossen. Ferner beschloß die Kammer die Uebertragung der Orts- und Sicherheitspolizei an die Stadt- und Landgemeinden, nachdem die Regierung ihr Einverständniß ausge sprochen hatte. Sie nahm ferner mit 69 gegen eine Stimme den Antrag auf die Einreihung der Rittergüter in die Gemeinden an, nachdem mehrere Rittergutsbesitzer ausdrücklich ihre Zustimmung dazu erklärt hatten. Die Stadt Leipzig geht mit starken Schritten der Großstadt entgegen, sie zählt jetzt schon, wie die L. N. bemerken, 680 Restau rationen, d. h. auf je 135 Einwohner eine. Die Basler Pfefferkuchen haben einen bessern Ruf als die Bas ler Beschlüsse des Arbeiter-Congresses. Eine lange Reihe deut scher Arbeiterbildungsvereine in der Schweiz brandmarkt in öffentlichen Erklärungen diese Beschlüsse als Unsinn und Gift. Das Grundeigenthum und das Erbrecht adzuschaffen und ersteres in ge meinsames Eigenthum zu verwandeln, sei der verwerflichste Commu- nismus und führe in die Zeit des Mittelalters und der Völkerwan derung zurück. Die erste Abtheilung der Europäer, die zur Einweihung des Suezkanals sich auf der Reise von Alexandrien nach Suez befanden, wäre beinahe auf einem Eiscnbahnzuge verbrannt. Das Feuer er griff einen der Waggons infolge der Reibung der Achsen, die nicht geschmiert waren. In wenigen Augenblicken war Alles ein Gluth ofen. Die Waggons waren fest verschlossen. Ein Reisender stieg muthig durch das Wagenfenstcr und wollte, indem er den Gehbret tern folgte, den Locomotivftthrcr aufmerksam machen. Unglücklicher Weise hatte der Gepäckswagcn, der den Zug von der Maschine trennte, kein Gchbret. Alsbald erschollen aus allen Waggons Ent setzensschreie, begleitet von Nevolverschüssen, die endlich die Auf merksamkeit des Locomotivführers erregten. Es war die höchste Zeit. Drei Viertel Stunden dauerte die Scene. — Der Zug war am 9. Oct. von Alexandrien nach Suez abgcgangcn. Der Kaiser von Oesterreich ist in Constantinopel angekom- mcn und von dein Sultan ungemein herzlich ausgenommen worden. Die beiden Fürsten werden wohl gemeinschaftlich das revolutionäre Feuer in Dalmatien löschen; denn die aufständigen Bochescn erhal ten Zuzug aus Montenegro und der Herzogowina und Oestreich er klärt, es sei schwer, der Aufständischen Herr zu werden, ohne die türkische Grenze zu überschreiten. Die Pariser „Neforme" läßt den Kaiser der Franzosen mit seinem Sohne an ein Fenster der Tuilcrien treten und legt ihm fol gende „loyon patornoUe" in den Mnnd: „Siehst Du, mein Kind, diese Menge? Das ist mein Volk, es wird das deinige sein! Es ist eine dichte Menge; aber auf ein Zeichen von mir trennen sich diese Gruppen und diejenigen, welche bewaffnet sind, schießen die andern todt. Ist das nicht schön, mein Sohn? Das ist es, was man die Kunst des Negierens nennt. Und nicht ohne Mühe bin ich dahin ge langt, dich durch dieses Schauspiel zu ergötzen. Menschen, die we der Türken noch Chinesen, sondern Franzosen find, dahin zu brin gen, sich untereinander zu zerfleischen — ist nicht die Arbeit eines Tages. Deine sanfte und tugendhafte Mutter, welche zur Stunde die Wonne des Sultans ist, wird dir sagen, Ivie ich zu Werke ge gangen bin. Aus Paris vom 29. Octobcr berichtet das Frankfurter Jour nal: „Die Untersuchung gegen Traupmann soll morgen zum Abschluß gelangen nnd die Acten werden dann sofort an die Anklagckammer gehen. Ohne die Geheimnisse der Untersuchung verrathen zu wollen, glauben wir sagen zu können, daß nach dem Ergebniß aller Ver nehmungen und Erhebungen Traupmann die acht Mordthaten, die ihm zu Last gelegt werden, allein vorbereitet und ausgeführt hat." Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus Paris vom 30 Oct.: „Traupmann hat keine weiteren Geständnisse gemacht. Nur ist der Polizei ein an den Mörder gerichteter Brief in die Hände gefallen. Die, welche den in deutscher Sprache abgcfaßten Brief ge schrieben, scheinen nicht gewußt zu haben, daß die Polizei alles, was die Gefangenen erhalten, genau durchsuchen läßt, denn das Schreiben war einfach mit der Post gekommen und trug die Adresse „an Monsieur Traupmann, Paris, Prison de Mazas." In dem selben wird Traupmann benachrichtigt, daß das Feld, in welchem sich die Leiche des JohannKinck befindet, jetzt umgeackert ist, sodaß jede Spur verschwunden ist und er über sein Schicksal ganz beruhigt sein kann. Das Schreiben wird in den Prozeßacten figuriren. Für die Untersuchung ist dieser Brief von großer Wichtigkeit, da es bis jetzt ihr einziger Beweis ist, daß Kinck (Vater) wirklich ermordet worden ist." Aus Odessa vom 21. October schreibt man dem Schwäbischen Merkur: „Leider ist von hierein würdiges Seitenstück zu dem Morde in Pantin zu berichten. In der Nacht vom Sonntag auf Montag der vorigen Woche wurde in einem ziemlich außerhalb der Stadt liegenden Hause eine ganze Judenfamilic, bestehend aus Mann, Frau, zwei Kindern und der Mutter der Frau, erschlagen. Eins der Kin der ist erst fünf Tage nach der That im Spital seinen Wunden er legen; da es jedoch in der ganzen Zeit nicht wieder zur Besinnung kam, nnd somit kein Zeuge der That am Leben geblieben ist, so wird es sehr schwer sein, den Mörder ausfindig zu machen. Kirchcnnachrichten aus Wilsdruff. Am 24. Tri.ütatissonntage Vormittags predigt Herr Pastor Schmidt. Nachmittags Herr Diaconus Ficker. Im Monat October 1869. Getaufte: Hans Arthur, Hrn. Joh. Gtlieb. Günthers, ans. Bürg., Restaurationsbes. u.