Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Mcbcnlchn und die Umgegenden. Wmlsölatt für das Königliche Gerichtsamt LLilsdrnff und den Stadtrath daselbst. 1869. Dienstag, den 2. "November gefallenen hannoverschen Soldaten ans dem ein Denkmal errichtet, das Garnison-Commando hatte nachträglich (als an einer Demonstration) Anstoß genommen und behauptete, der Platz gehöre dem Militärfiskus und forderte das Comilee aus, das Denkmal binnen 24 Stunden ZU entfernen, widrigenfalls es vom Militär geschehen werde. Der Vertreter des Comitees wirkte vom Gerichtsamte ein Provisorium aus, welches vorschrieb, daß das Denkmal bis auf Weiteres stehen bleiben solle uud das jede Beeinträchtigung desselben, von Seiten des Militär-Commandos mit einer Geldstrafe von 100 Thaler belegt werden würde. Dieser gerichtliche Spruch wurde dem Garnison- Commando in Celle (Oberstl. v. Ncx) und dem General-Commando in Hannover mitgetheilt. Trotzdem wurde das Denkmal von einem Militär-Commando entfernt. Da dieses Verfahren in Preußen und Deutschland das größte Aufsehen machte, interpelliere der Abg. Mi- quöl in der Kammer den Kriegsminister. Dieser antworte, das Mi litär habe nur sein Hausrecht an dein Platze wahren wollen; Oberstl. v. Rex in Celle habe die Befehle des General-Commandos in Han nover ausführen müssen (auch dem gerichtlichen Verbote gegenüber), das gebiete die militärische Disciplin; ob das General-Commando in Hannover das gerichtliche Inhibitorium rechtzeitig erhalten habe, um telegraphische Gegenbefehle nach Cella zu erlassen, wisse er noch nicht. (Das Inhibitorium soll in Hannover um 12 Uhr mitgetheilt worden sein, um 3 Uhr wurde in Celle das Denkmal beseitiget.) Das zur Beseitigung des Denkmals hannoversche Soldaten und na mentlich ein Offizier, dessen Bruder bei Langensalza gefallen, kom- mandirt worden seien, das Oberstl. v. Rex im letzten Augenblick nach Hannover telegraphirt und die Antwort erhalten habe, er solle nur fortfahrcn, — seien nur Correspondenznachrichten, aber keine That- sachen. Eine Demonstration gegen die hannoverschen Soldaten sei die Sache nicht, diese Tapsern ersreulen sich der vollen Sympathie des preuß. Heeres und trügen die Langensalza-Medaille sogar im Dienste. Die Negierung verneine die rechtlichen Ansprüche des Ge richts nicht und Oberstl. von Rex werde die 100 Thaler bezahlen, wenn er dazu verurtheilt werde. „Von Seiten des Militärs, schloß er, kann und wird niemals anerkannt werden, daß der Oberstl. v. Rex einem bestimmt crtheilten Bcsehle eines Vorgesetzten um deswillen nicht Gehorsam leisten rönne, weil ein Befehl des Gerichts entgegenstehe." Schulze-De- litzsch. Die Hauptfrage ist: Muß auch die Militärbehörde (in Ei- TageSgeschichte. Wilsdruff, am. 1. November 1869. Der Haferhändler Karl Gottlieb Kretzschmar allhier hat sich am vorigen Sonnabend Vormittags gegen 9 Uhr in die linke Brust ge schossen uird ist in Folge dessen sofort gestorben. Schon einige Tage vorher hat er von Bekannten Abschied genommen und ihnen seinen Sterbetag gesagt; es ist darauf, weil Kretzschmar immer un sinniges Zeug geschwafelt, nicht viel gegeben worden rmd hat inan immer angenommen, die Redereien seien Folgen unmäßigen Genusses geistiger Getränke. Jedenfalls haben Kretzschmar» die Sorgen um Beschaffung schuldiger Gelder dermaßen beängstigt, daß an seiner Zurechnungsfähigkeit wohl zu zweifeln war, daher auch seine stille Beerdigung gestattet worden ist. Vom Abgeordneten Biedermann und 11 Genossen ist eine In terpellation an die Staatsregierung eingereicht worden, die in neuerer Zeit in erschreckender Weise sich mehrenden Selbstmorde in der Armee betreffend. Das in Dresden in der Schloßstraße gelegene Hotel de Po- logne ist dieser Tage von der sächsischen Bank in Dresden für die Summe von 160,000 Thlr. augekauft worden. Aus Dresden berichten die „Dr. N": Bei dem Auswerfcn von Erde an dem für ein provisorisches Theater bestimmten Rund bau ist in der Nähe des Packhofs dieser Tage ein jedenfalls schon vor geraumer Zeit vergrabener Schatz aufgefunden worden. Das Geld, welches man dort gefunden und welches eine beträchtliche Summe repräsentiren soll, hat aus alten Gold- uud Silbcrmünzen bestanden, die auf einem Haufen dicht aneinander gelegen haben, was darauf schließen läßt, daß sich das Geld jedenfalls in einem Beutel, der durch die Länge der Zeit in Fäulniß übel gegangen ist, befunden hat. Die glücklichen Finder haben ihren Fund einstweilen im Packhofe untergebracht. — Die L. Z. gibt die Summe des ge fundenen Geldes auf ca. 1000 Thlr. an und zwar 600 Thlr. in Gold und über 400 Thlr. in Silber, meist kleinere Münze; jüngste Jahreszahl 1842. Aus Freiberg berichtet der „F. A.": In unserer Stadt hält ein böser Gast seinen Umgang: die natürlichen Blattern. Es sind bereits mehrere Personen dieser Krankheit erlegen. Das Leipziger Stadtvcrordnetencollegium hat sich in seiner letzten Sitzung einstimmig der Petition des Städtischen Vereins in Leipzig an die Zweite Ständekammer angeschlossen, worin der Verein die Kammer bittet, im Verein mit der ersten Kammer die Staatsre- gicrnng nm sofortigen Erlaß eines Gesetzes um Abänderung des §. 125 der Städteordnung dahin zu ersuchen, daß auch diejenigen Städte und Dörfer, welche über 200 Bürger haben, direct ihre Stadtverordneten wählen können. Aus Leipzig berichtet die D. A. Z. folgenden Fall: Ein Hand arbeiter, welcher in einer Destillation damit prahlte, daß ihm eine Quantität Branntwein nichts schaden würde, brach, nachdem er drei halbe Rösel Schnaps, den ihm ein anderer Gast geben ließ, zu sich genommen, bewußtlos zusammen und wurde nach der Polizei, von da aber ins Gcorgenhaus geschafft; dort ist er, ohne daß er wie der zum Bewußtsein erwacht wäre, verstorben; er war 31 Jahr alt und aus Bladen bei Oppeln gebürtig. Nach einer verbürgten Nachricht ist der Graf Karl von Schön burg-Glauchau, welcher voriges Jahr in Rom zur katholischen Kirche übertrat, von einer unheilbaren Krankheit befallen worden und, be reits dein Tode nahe, von Glanchau nach Rom abgereist. Das „Frankenb. Nachrichtbl." berichtet: Am verflossenen Montag Abend hat sich in der Nähe von Frankenberg ein bedauernswer- thcr Unglückssall ereignet. Der in Lich.enwalde ansässige Fleischer meister Schönherr — ein Wittwer — hat, im Begriffe von dec Re stauration der Haltestelle Braunsdorf nach Hause zurückzugehen, den in deren Rahe über die Zschopau führenden Steg verfehlt uud ist auf das gleichfalls nahe Flußwehr zugegangeu, von diesem durch das Wasser herabgerissen und am andern Morgen entseelt in der Zscho pau aufgefunden worden uud zwar d irch — seine Kinder, die be sorgt den ausgebliebenen Vater füllten und durch dessen Tod nun ganz elternlos sind. Am 19. Oct. veranstalteten einige Jagdschützen aus Harthan und Lauenhain auf Harthauer Flur eine Hühnerjagd. Sie zer streuten sich sehr bald und als zwei derselben, ein Lauenhainer und ein Harthauer, durch ein Gehölz (die sogenannte Weißbach) gingen, trafen sie vier unbekannte, mit Flinten und Pistolen bewaffnete Wildschützen. Sofort verlangten sic sich beiderseits die Gewehre ab, und da dies von keiner Partei geschah, kam es zum Handgemenge. Der Lauenhainer warf einen Gegner zu Boden und hielt einem zwei ten, der mit gespanntem Gewehre auf ihn zukam, das seinige auch rasch entgegen. Einen heißeren Kampf hatte sein Harthauer College zu bestehen. Derselbe wurde von den zwei übrigen Wildschützen zu Boden geworfen und so mit Gewchrschlägen tractirt, bis sie ihm das Gewehr entrissen und abgeschossen hatten. Auf Hilferufen ka men die übrigen Jagdschützen herbei, worauf drei Wildschützen die Flucht ergriffen. Dem Vierten wurde nun sein Gewehr abgenommen und er desselben Tages noch an das königl. Gerichtsamt Crimmitschau abgeliefert. Ein Parfümeriesabrikant iu Rochlitz hat sogenannte „Parfümerie- Karten" nach Stockholm geschickt, welche den von der schwedischen Reichsbank ausgegebenen Einthalcrscheinen täuschend ähnlich sehen. Die Neichsbank hat infolge dessen beim König von Schweden An träge gestellt, geeignete Maßregeln ergreifen zn lassen, um die Ver breitung im Lände zu verhüten. Ein vor einigen Tagen nach Stock holm gelangtes Packet solcher Karten, das 2000 Stück enthielt, wurde mit Beschlag belegt und von Amts wegen verbrannt. Die schwe dische Gesandtschaft in Berlin wird Beschwerde beim norddeutschen Bunde über den sächs. Fabrikanten anbringcn. In der preußischen Kammer gings am 26.October lebhafter her als in Paris. Ein unglücklicher Vorfall in Celle in Hannover gab Anlaß. Viele Einwohner in Celle halten den bei Langensalza