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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sicbcnlchu mid die Umgegenden. Amtsölali ' für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. 80. Dienstag, den 12. Hctober 1868. Bekanntmachung, die Jntenmsverwaltung der Amtshauptmannschast zu Meißen betr. Mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Innern ist der Herr Regierungsassessor von Hartt m a n n Zur Fortführung der ihm nach der Bekanntmachung der unterzeichneten Königlichen Kreis-Direktion vom 3. August d. I. übertragenen Jn- terimsverwaltung der Amtshauptmannschaft zu Meißen während der neuerdings dem Herrn Amtshauptmann von Egidy daselbst als Mit glied der ersten Ständekammer auf die Dauer des gegenwärtigen Landtags ertheilten Beurlaubung beauftragt worden; was für Alle, welche mit gedachter Amtshauptmannschaft in geschäftlicher Beziehung stehen, hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 1. Oktober 1869. Königliche Kreis-Direction. von KönneriH. Stenz. Tag eSgeschich te. Wilsdruff, am 11. Octvbcr 1869. Das schon in voriger Nummer angezeigte Concert von Marie Zedtler scheint dem concertliebendcn Publikum einen ganz beson deren Genuß zu bieten. Fräulein Marie Zedtler, Tochter unseres beliebten und verdienstvollen Cantors, Schülerin des Dresdner Con- servaloriums, die schon als Kind in Concerten entzückte, ist jetzt mehr und mehr der Künstlerschaft entgegen gereift. Wie wir hören, soll auch die mitwirkende Sängerin Fräul. Marie Lehn schöne Gaben besitzen und als ausgebildete Sängerin Vorzügliches leisten. Die hiesige Kapelle, durch Burgter Musiker verstärkt, wird ebenfalls das ihrige thun. Wir können deshalb nicht unterlassen, auf den bevor stehenden genußreichen Abend hinzuweisen. — Noch haben wir hin zuzufügen, daß die Ausschmückung des Saales von Seiten des Vor standes des Mililairvereins dem Herrn Cantor gütigst überlassen worden ist. Gestern feierte der hiesiegc Militairverein im schön geschmück ten Saale zum Löwen durch Concert und Ball sein diesjähriges Stiftungsfest, zu welchem auch die Spitzen der königlichen und städti schen Behörden geladen und zum Theil erschienen waren. Die Reihe der dabei üblichen Toaste eröffnete der Directvr des Vereins, Herr Oberleutnant von Schönberg-Pötting auf Tanneberg, indem er der Treue und Hingebung des Militairvereins an unser hohes Königs haus gedachte und ein Hoch auf Se. Majestät den König ausbrachte, hieran reihte sich während der Zwischenpausen des Concerts noch manch heiteres und ernstes Wort, woraus man das echt kameradschaftliche und dabei segensreiche Wirken dieses Vereins erkennen konnte. Der hierauf beginnende Ball hielt die Mitglieder und deren Gäste bis in die späteren Nachtstunden in größter Heiterkeit zusammen. — Aner kennend müssen wir schließlich noch des Herrn Stadtmusikdirectors Günther und seines Chores gedenken. Sagte uns auch gleich der erste Blick auf das gedruckt vorliegende Programm, daß cs ein gut gewähltes sei, so wurden wir doch noch mehr erfreut durch aufmerk sames und gut eingeübies Spiel, wofür die Zuhörer dem Chore durch starkes Applaudireu sich dankbar zeigten. Mit gewohnter Be reitwilligkeit gab Herr Musikd. Günther nach abgespieltem Programm auch noch mehrere von den allen Soldaten gern gehörte militärische Piecen zum Best^.i. Darüber, was der Krieg 1866 gekostet, giebt der Rechen schaftsbericht Aufschluß, welchen das Finanzministerium dem Landtage über die Finanzverwaltung der Jahre 1864—1866 erstattet hat. Abgesehen nämlich von den 2^ Millionen Thalern, mit welchen das Land sich selbst die Kriegsentschädigungen gezahlt hat, und wei ter abgesehen von 3'/, Mill., welche nölhig waren, um die sächsische Armee zu reorganisiren und sie auf den norddeutschen Fuß zu er heben, stellen sich die baaren Kosten des Krieges auf 10,069,300 Thlr. 7 Ngo. 2 Pf. heraus. Diese verlheilen sich auf 3 Posten: 9 Millionen Kriegsentschädigung (da von den vorgeschriebenen 10Mlli. nach Art. 15 des Berliner Friedens 1 Million abgezogen wurde), 5,335,257 Thlr. 7 Ngr. 1 Pf. Kosten für die Armee, 2,734,043 Thlr. 1 Pf. Aufwand bei den Ministerien des Innern und der Finanzen. Am interessantesten aber ist der letzte Posten von beinahe 2V» Mill. Wenn man nämlich die einzelnen Zahlen, in welche diese Summe zerfällt, näher betrachtet, so entrollt sich ein ziemlich getreues Bild dessen, was sich in den Sommer- und Herbstmonaten 1866 in Sach sei: zutrug. Es mußten nämlich an den kgl. preußischen Civilcommis- sar Herrn v. Wurmb während der Occupation des Landes 1,290,000 Thlr. gezahlt werden (täglich 10,000 Thlr.). Es wurden zur Ver pflegung der preußischen Truppen große Magazine in Dresden, Mei ßen und Pirna errichtet, welche 214,845 Thlr. kosteten; es mußten sür diese Truppen für 66,854 Thlr. Ansrüstungs- und Beklejdungs- gegenstände angcschasft, für 60,368 Thlr. Pferde angekauft und für die von den preußischen Truppen zwangsweise enteigneten Pferde 36,485 Thlr. gezahlt und Militärlazarethe imWerthe von 111,236 Thlr. etablirt werden. Besonderes Interesse für Dresden erregt ferner die Summe von 852,385 Thlr., welche für Herstellung der Befestigung in und bei Dresden, Entschädigung an die vom Schanzenbau be troffenen Grundstücksbesitzer und Aufwand bei den für diese Angele genheit nicdergesctzten Commission bezahlt werden mußte. Ferner be trug der Werth der von preußischen Truppen aus den siscalischcn Hüttenwerken bei Freiberg weggeführten Bleiproduckte 50,948 Thlr. und der Werth des von der Domanial-Kellereiverwaltung auf Requi sition preußischer Militairbehörden abgegebenen Weins 6,536 Thlr. Hätte der Krieg nicht und zwar in der directesten Weise haare 17 Millionen gekostet, so wäre die Finanzperione 1864—66 in der glänz endsten Weise abgeschlagen worden. Die Einnahmen für diese Jahre waren ans 33'/» Million veranschlagt gewesen; statt dessen flossen gegen 7 Millionen mehr in die Staatskassen. Die Domaincn, die Forsten, die königl. Kohlenwerke, die Berg- und Hüttenwerke, die Posten, die Staatseisenbahnen, die Straßen, die Porzellanmanufac- tur rc. bis auf die Hofapotheke — Alles gewährte steigende, uner wartete Ueberschüsse; die Grundsteuer brachte sogar 87,788 Thlr., die Gewerbe und Personalsteuer 461,626 Thlr., die Zölle und Ver brauchssteuern brachten sogar 1,064,881 Thlr. mehr, als veranschlagt war. Die von der Staatskasse bestrittenen Ausgaben sollten über 40 Millionen betragen, sie betrugen statt dessen aber 58,158,824 Thlr. so daß sich ein effecter Fehlbetrag von 16,838,665 Thlr. herausstellte. Die ausgenommenen Anleihen und Ueberweisungen von Summen aus den Baufvnds rc. deckten mit 23'/^ Million diesen Ausfall so ausreichend, daß sich das mobile Staatsvermögen gegen 7 Million vermehrte. Die Staatsschulden crreigten in Folge dessen die Höhe von 84,624,507 Thlr. (einschließlich der Cassenbilletschuld von 9,781,000 Thlr.). Ein Theil der Anleihen wurde bekanntlich nun zur Erbau ung von Eisenbahnen contrahirt und so ergiebt sich, daß das unbe wegliche Vermögen des Königreichs Sachsen einen Werth von 116,118,044 Thlr. repräscntirt. Davon kommt der bei weitem größte Theil, nämlich 102 V- Million auf das Grundeigeuthum für den pro ductiven Betrieb der Staatswirlhschast. . Die Magdeburger Feuelversicherungsgeff hat in diesen Tagen ein nochmaliges Circular versendet, in welchem sie aufs neue und zwar sehr ausführlich ihre Zahlungsverweigerung gegen das Dresdner Hofthcater zu motivircn fncht. Nach der Lage der Sache wird Niemand zweifeln, daß das Ergebniß einer richterlichen Ent-