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für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siclwnlchu und die Umgegenden. Amtsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst. 186« Freitag, den 24. September Tag esgeschich te. Wilsdruff, am 23. September 1869. Nächsten Sonntag wird der Wilsdruffer Zweigvercin der Gustav- Adolph-Stiftung sein Jahresfest in der Kirche zu Taubenheim feierm Die Predigt hat Herr Diaconus Ficker und den Jahresbe richt Herr Pastor Schmidt von hier übernommmen. Der Beginn der Heier ist auf Nachmittag 2 Uhr festgesetzt. Dresden, 21. September. Ein schwerer Verlust hat Dresden so eben betroffen. Eines der schönsten Bauwerke, welches zugleich 'ine seiner geweihtcsten Stätten der Kunst war, das in den Jahren -837—1841 nach Sempers Entwürfe erbaute königl. Hoftheatcr ist heute in den Mittagsstunden ein Raub der Flammen geworden. Ge gen ^12 Uhr erscholl die Feuerglocke, und die Helle Flamme schlug auch bereits aus dem Dachrauine. Die herbcigceiltcu Löschmann schaften mußten sehr schnell das Gebäude räumen, und erst gegen 2 Uhr konnte mau sich mit den Spritzen dem Feuer nähern. Um 3 Uhr brannte es nur noch innerhalb der stehen gebliebenen Umfassungs mauern. Das nahe königliche Museum würde bei einem heftigeren Luftzuge in großer Gefahr gewesen sein, und man hatte bereits alle Anstalten getroffen, die Kunstschätze des Museums in Sicherheit zu bringen. Se. Maj. der König, Allerhöchstwelcher sofort.von Pillnitz nach Dresden geeilt war, und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg erschienen alsbald auf der Brandstelle. Die Vcrmuthung, daß die Ursache des Feuers im Vorhandensein eines Defectes an der Gas leitung zu suchen sei, bestätigt sich nicht; das Unglück ist vielmehr durch die Fahrlästigkeit eines Beleuchtungsgehnlfen entstanden, welcher beschäftigt war, zur Anfertigung von Gas-Schläuchen Leinwand mit einer Gummi-Auflösung zu übcrstreichcn und zur Beseitigung des üblen Geruchs ein Räucherkerzchen anzünden wollte. Indem 'er zu diesem Behufe ein Streichhölzchen entzündete, geriethen sofort seine mir Benzoe bedeckten Hände und zugleich auch die Leinwand in Brand, der dann mit reißender Schnelle um sich griff und die totale Ein äscherung des Gebäudes hcrbcigeführt hat. Der „B. B. Z." wird aus Dresden telegraphirt, daß bei dem Schaden, der durch den Brand des königl. Hofthcaters erwachsen ist, die Landesbrandkaffe nicht bethciligt ist, wohl aber würden mehrere fremde Gesellschaften in Mitleidenschaft gezogen. Eine vom 16. September datirte Verfügung des Gencralpostam- tcs besagt: Bei Drucksachen, welche gegen "die ermäßigte Taxe ver sandt werden, ist cs bisher gestattet gewesen, Anstriche am Rande zu dem Zwecke anzubringcn, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine bestimmte Stelle der zur Versendung cingcliefcrtcn Druckschrift hinzulenken. Dagegen war es nicht erlaubt, einzelne Stellen zu un terstreichen. ES sollen fortan auch Unterstreichungen gestattet sein, sofern nicht ersichtlich ist, daß durch das Unterstreichen einzelner Wörter dec Zweck einer brieflichen Mitthcilung erreicht werden soll. Ferner soll die Verbesserung von Druckfehlern auch bei fertigen Druck sachen fortan nicht mehr zu den verbotenen Aenderungen gerechnet werden. Das „Dr. I." meldet: Das nächste Stück des „Gesetz- und Ver ordnungsblattes" wird die Ausführungsverordnung zur Bundesge werbeordnung bringen. Man wird daraus sehen, daß sich gegen das sächsische Gewerbegesetz und die. bisherige Praxis materiell nur sehr wenig ändert. Es ist aber darauf aufmerksam zu machen, daß nicht ne ganze Buudesgewerbeordnung mit dem 1. October 1869 in Wirk- amkeit tritt, der Titel über den Gewerbebetrieb im Umherziehen oielmehr erst am 1. Januar 1870. Dasselbe gilt auch von den ent sprechenden Bestimmungen der Ausführungsverordnung. Die ain letzten Sonntage in Dresden abgehaltene Volksver sammlung hatte, wie wir schon früher erwähnten, die „Kloster frage" auf ihrer Tagesordnung. Der Andrang zu dem Circus an dem Böhmischen Bahnhofe, woselbst die Versammlung stattfand, war ein sehr bedeutender. Zum Vorsitzenden wurde Delbrück, zum Stell vertreter Knöfel und zum Schriftführer Adv. Hendel erwählt. Die Hauptredner waren Ur. Döhn, (der das Referat übernommen hatte und dabei in Bezug auf die speciell sächsische Klosterfrage erwähnte: was die Untersuchungen von Amtswcgen in den Klöstern zu Marien stern und Marienthal betreffe, so fanden sie nach der Ubryk'schen Katastrophe, also etwas spät statt, so daß cs möglich gewesen, als Hr. Generalstaatsanwalt Schwarze revidirt, daß der Abt von Osseg der Aebtissin zu Marienstern schon zeitig genug einen Wink gegeben habe); Delbrück und Vahlteich. Ur. Döhn gedachte auch bei seinem Schlußworte des neuen Geistes, der die Welt belebe und sagte: Wir haben jetzt andere Märtyrer und Heilige, als die der früher» Zeit, es sind die Märtyrer der Wissenschaft und kein Gesetz könne hindern, hier auch die Märtyrer Sachsens, Robert Blum und Trützschler zu nennen. Für die Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute des Plau- euschen Grundes sind jetzt nahezu 300,000 Thlr. gesammelt worden. Die Mildthätigkcit unseres Volkes hat sich also wieder im glänzcnd- sten Lichte gezeigt, allein mau geht wohl nicht irre, wenn mau an nimmt, daß es nunmehr auch die rechte Forderung stellt, das etwas gethan werde, um die Wiederkehr solcher und ähnlicher Unglücksfälle zu verhindern. Uevcr die in Leipzig begonnene Meßfrequenz berichtet die „S. Z.": Auf allen fünf in Leipzig einmündenden Eisenbahnen haben am Sonntage, Anfang unserer Engros-Meßwoche, neben den gewöhnlichen Localzügen Extrazüge eingelegt werden müssen, um alle die zur Messe eilenden Fremden rechtzeitig hierher befördern zu können. Auf der bayerschen Bahn kam ein Extrazug mit 500 Meßbesuchern aus Crim mitschau an und auf der Berliner Bahn trafen Nachmittag hinter einander 2 Extrazügc ein. Die Anzahl der Fremden, welche uns die Eisenbahnen am Sonntag zuführten, beträgt mindestens 10,000 Per sonen. Die Messe beginnt äußerst lebhaft, auch die Zufuhr an Meß- gütcrn ist eine besonders hervorragende. Der Schriftsteller Liebknecht in Leipzig, welcher in Berlin einer Versammlung prüsidirte, in der er Graf Bismarck beschuldigte, 1866 den Staatsstreich Louis Napoleon's uachgeahmt zu haben, und außer dem äußerte, daß die jetzige Stellung Deutschlands sich nur auf die Gewalt und den Rcchtsbruch stütze, wurde am 17. d. M. vor dem Eriminalgericht in Berlin zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Lieb knecht wär nicht erschienen. Im „L. T." werden 7 Fälle allein aus dem Voigtlande nam haft gemacht, wo aus Briefen die darin enthaltenen undeclarirten Werthfendungen entwendet worden sind. Wenn auch diese Postdieb stähle in der neuern Zeit in recht betrübender Weise sich vermehrt haben, so muß man der Postdirection doch darin Recht geben, daß das einzige Mittel sich gegen derartige Veruntreuungen pflichtvergessner Beamten zu schützen, die Declaration auf dem Briefe, resp. die Be nutzung der Post-EinzahlungSkarten ist. Das „Zw. Wchbl." berichtet aus Zwickau: Eine vorgestern hier vorzunehmende Trauung mußte unterlassen werden, weil der Bräutigam in einem sehr bedenklichen Maße seine festliche Stimmung durch ir gend welche Spirituosen erhöht hatte. In Schwand im Voigtlande sind Kirche, Pfarrhaus und 21 Bauernhöfe abgebrannt. Die Kirche war eine der ältesten von Sachsen. Die große internationale Gartenbau-Ausstellung in Hamburg hat eine so bedeutende Entree-Einnahme gehabt, daß durch dieselbe nicht nur die Unkosten von 150,000 Thlr. gedeckt wurden, sondern auch nocb ein ansehnlicher Ueberschuß bleibt. Königsberg i. Pr., 18. September. Die Ostprcuß. Ztg. theilt mit, daß die nach dem Unglücke am 13. September bei der Polizei behörde als von den Angehörigen vermißt angcmeldeten 14 Personen nunmehr sümmtlich bis auf eine lebend hier und dort ermittelt wor den sind, 31 Personen sind todt aus dem Wasser aufgefischt, zwei wieder ins Leben Znrückgerufene nachträgtlich gestorben, so daß, falls jener eine noch Vermißte mit zu den Todten zu rechnen sein würde, sich deren Zahl auf 34 belaufen winde. Bei dem Schloßteichungtück in Königsberg sieht ein Bräutigam seine neben ihm stehende Braut ins Wasser fallen. Er stürzte nach, sie zu retten, er erreichte auch glücklich mit der Gefundenen das Ufer, Allein bald zeigt sichs, daß er ein fremdes Mädchen gerettet hat, seine Braut ward als Leiche aus dem Wasser gezogen. Se. k. Hoheit der Kronprinz von Sachsen, welcher bei der gräß lichen Katastrophe in Königsberg anwesend war, hat für die Hinter-