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für Wilsdruff, Tharandt, Stoffen, Sicbenlchn imd die Umgegenden. Umisblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst. 43. Ircitag, den 4. Zum 1869. Bekanntmachung an den ärztlichen Kreisverein des Regierungsbezirks Dresden. Da bei der am 28. Mai erfolgten Auszählung der behufs der Neuwahl eines zweiten außerordentlichen ärztlichen Mitgliedes des Landesmedicinalcollegiums abgegebenen Wahlzettel für keinen der Gewählten sich die gesetzlich vorgeschriebene Ziffer der Stimmen heraus gestellt hat, so ist die Wahl unverzüglich zu wiederholen und werden deshalb die stimmberechtigten Mitglieder des genannten Kreisvereins an- durch aufgefordert, die Wahlzettel in ihren bereits bekannten genauen äußeren Bezeichnungen gut verschlossen, und mit Frankomarke ver sehen, bis zum 22. Juni l. I., Mittags 2 Uhr, als am Wahltage, an das Eingangsbureau der Kgl. Kreisdirection gelangen zu lassen. Dresden, am 30. Mai 1869. Der Medicinalbeisitzer der Kgl. Kreisdirection. Medicinalcath vr. Warnatz. Bekanntmachung, die Gestellung der militairpflichtigen Mannschaften vor der Königlichen Departements-Ersatz-Commission betreffend. Die Königliche Departements-Ersatz-Commission wird die Superrcvision der in dem Aushebungsbezirke Wilsdruff zu Dresden ge stellten und zur anderwciten Gestellung vor der Departements-Ersatz-Commission verpflichteten, das heißt aller derjenigen Mannschaften, welche von der Kreis-Ersatz-Commission weder von jeder weitern Gestellung vollständig entbunden, noch auf gewisse Zeit zurückgestellt worden sind, den 9. und 1tt. August d. I. zu Dresden und zwar am ersten Tage für die Bezirke der Königlichen Gerichts'ämter Dippoldiswalde und Wilsdruff und am zweiten Tage für die Gerichtsamtsbezirke Schönfeld und Döhlen vornehmen. Indem dies in Gemäßheit der Bestimmung in § 94, 3 der Militair-Ersatz-Instruktion bekannt gcmacbt wird, werden zugleich die zur Gestellung vor der Departements-Ersatz-Commission Verpflichteten darauf aufmerksam gemacht, daß sie zu Vermeidung der in § 176 1 der Ersatz Instruction angedrohten Strafen, beim Wechsel ihres dermaligen Aufenthaltes dies der mit Führung der Stammrolle beauftragten Behörde sowohl des zu verlassenden, als auch des neuen Aufenthaltsortes unverzüglich zu melden haben. Die letztgenannten Behörden — Stadt- und Gemeinderäthe — aber haben hierüber in Gemäßheit der Bestimmung in Z 92 2 die erforderlichen Äittheilungen anher gelangen zu lassen. Dresden, am 31. Mai 1869. Der Civilvorsitzende der König!. Kreis-Ersatz-Commission im Aushebüngsbezirke Wilsdruff zu Dresden. von Vieth. Ludwig. Tagesgeschichte. Wilsdruff, den 4. Juni 1890. Wir verfehlen nicht, unsere Mitbürger an das heutige Wahl geschäft zu erinnern. Eile ein Jeder zur Wahlurne, gleichviel ob konservativ oder liberal. Im Interesse der Wühler bringen wir nochmals folgende Stelle des Wahlgesetzes in Erinnerung: Nachdem neuen Wahlgesetze ist jeder 25 Jahr alte Sachse, der nicht nach tz. 2 des Gesetzes vom Stimmrechte ausgeschlossen ist, zur Abstimmung berechtigt, dasern er entweder u) Eigentbümer an einem mit Wohn sitz versehenen Grundstücke am Orte ist oder b) an direkten Staats- abgabcn mindestens einen Thaler jährlich entrichtet. Lcivzig, 31. Mai. Heute gegen Abend ist folgendes vom Po lizeiamte abgestcmpcltcs Placat an den Straßenecken' aufsichirt wor den: „Arbeiter aller Berufszweige! Nicht Muthwille, nicht Trägheit, nicht Aufhetzerei hat uns bewogen, die Arbeit cinzustellen, sonder» die Noth. Bei den immer steigenden Preisen der Lebensmittel und Woh nungen ist unser Lohn längst nicht mehr ausreichend, uns arbeitsfähig zu halten und die nöthigsten Bedürfnisse einer Familie zu befriedigen. Unsere Bitten um Zulagen wurden von den Herren Dieistern zurück gewiesen. Wir haben daher einstimmig beschlossen, durch eine all gemeine Arbeitseinstellung höhere Lohnsätze zu erringen. Wir sind Eurer Unterstützung sicher! Ihr wißt, das unsere Sache auch die Eure ist. Zögert also nicht, uns Euren Beistand zu verleihen. Sam melt einzeln und gewerksweise, privatim und in Vereinen, bei der Arbeit und beim Vergnügen, sammelt Beiträge zur Unterstützung un seres Strikes und liefert sie ab an unsern Bevollmächtigten. Wir bitten nicht. Wir sagen: Handelt als Arbeiter!" — Die Zimmerge- fellen haben seit heute die Arbeit eingestellt. Am 27. v. M. Mittags hat sich ein I2jührigcr Knabe im Bahn- Hofe zn Riesa, nachdem er durch die geschlossene Barriere gekrochen, mitten aufs Gleis gestellt, und ist von einer Maschine und 4 Wagen überfahren worden. Nachdem der Zug über ihn hinweg gefahren war, ist er aufgesprungen und hat schleunigst die Flucht ergriffen. Der Aschekasten an der Maschine hatte seine Kleider leicht mit Asche gezeichnet, sonst ist er unversehrt geblieben. Manchen wird vielleicht die Notiz interesstren, daß in einem im k. Archive zu Dresden befindlichen Verzeichnisse der 1683 im türkischen Lager von den Ersatztruppen (Oestcrreichcrn, Sachsen, Bayern, Polen rc.) gemachten Beule neben 5000 Ctr. Leinöl auch 10 Ctr. Petro leum (unter diesen Namen) aufgeführt werden. Hoyerswerda, 22. Mai. Heute Mitternacht gegen 2 Uhr d wchzvgen mehrere Gewitter, begleitet von Sturm und Hagel, hie- sizen Kreis und richteten vielfache Verheerungen an, namentlich im östlichen Theile des Kreises. In Uhyst wurden' starke Bäume, Pappeln und Linden auf der Dorfflur und an der Kirche enkwurzelt und umge- worsen, die Saaten zu bis verhagelt. In Neu-Laubursch fuhr der Blitz durch den Schornstein in die Wohnung des Häuslers Pe trick, welcher am Kaminseucr saß und im Gesangbuch las. Die Frau war ebenfalls aufgestanden und in der Stube beschäftigt; 5 Kinder lagen in Betten. Der Blitz tödtete den Häusler Petrick und löschte das Feuer im Kamin aus. Gornsdorf. Am 29. Mai Nachmittags traf hier ein Gewitter mit Schloßenwetter in solch beklagenswerthcr und schrecklicher Weise an, das ein Bauer mit seiner Frau, die in einem nahen Wäldchen mit Streu holen beschäftigt waren, durch einen Blitzstrahl sofort ge- tödtet wurden. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Ein 10- jähriger Enkel, in der Mitte und an der Hand der Großeltern gehend, blieb wunderbarer Weise unbeschädigt, eine nur augenblickliche Be täubung abgerechnet. Das Schlvßenwetter nahm einen zwanzig Mi nuten breiten Strich ein und verwüstete Sommer- und Wintergetreide, sowie Gartengewächse vollständig; die Felder sind ausgewaschen und zerrissen; ticferlicgcnde Aecker und Wiesen wurden mit Ackerland über schwemmt und bedeckt und an manchen Stellen lagen die Schloßen über eine Elle hoch. Die abgeschlagenen Baumblätter wirbelten und jagten in der Luft gleich einem dickten Schneegestöber, so daß manche Bäume ein dünnes späthcrbstliches Ansehen bekommen. Erschlagene Vöget ergänzten das traurige Bild. In Ronneburg bei Gera hat sich dieser Tage eine tragische Katastrophe ereignet. Eine Anzahl junger, sämmtlich verheiratheter Männer kommt von einer Hebung dcr Feuerwehr. Sie kehren dann