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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebente!)« und die Umgegenden. AmtsölaLt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränümerationspreis IO Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp < Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit großem Lanke angenommen, nach Befinden honorirt. 37. Dienstag, den 11. Wei 1869. ^'7^. - Bekanntmachung au den ärztlichen Kreisverein des Regierungsbezirks Dresden. Die Wahl eines außerordentlichen Mitgliedes des Königl. Landcs-Mcdicinal-Collcgium betr. Da in Folge der in der ersten Plenarsitzung des König!/ Landes-Medicinal-Collegium am 27. November 1868 rcgulativmäßig ge haltenen, Loysziehung das dermalige zweite ärztliche und zugleich als Stellvertreter des Vorsitzenden des Kreisvereins fungirende außer- , ordentliche Mitglied des Königl. Landes-Medicinal-Collegiums, Herr Medicinalrath vr. Küchenmeister, am 1. Juni dieses Jahres aus -letzterem.ausscheidet, so werden, dem zur allerhöchsten Verordnung vom 12. April 1865 gehörigen Regulative gemäß, die stimmberechtigten 7 Mitglieder des ärztlichen Kreisvercins des Regierungsbezirks Dresden hierdurch veranlaßt, behufs der Neuwahl eines zweiten ärztlichen - außerordentlichen Mitgliedes des Königl. Landes-Medicinal-Cöllegiums ). bis zum 28. Mai dieses Jahres, Nachmittags 2 Uhr, - ditz. M'mwzettel in mit Privatpetschaft versiegelten uüd auf der Außenseite mit der Bezeichnung „Wahlzettel des zuH" versehenen . Coudts fränkipt ü"tcr Adresse des unterzeichneten Wahl-Commissars in dem Eingangs-Bureau der Königl. Kreis-Direction hier abgeben zu lassen, wo dieselben sofort in der Wahlurne deponirt werden sollen. ,, . Nach Ablauf des obcnangegebenen Termins eingehende Stimmzettel bleiben unberücksichtigt. . Dresden, am 5. Mai 1869. i > Der Medicinal-Beisitzer der Königl. Kreis-Direction. 7 ' > Medicinal-Nath vr. ^Varnatn. S-- - > - Ker Ruin unseres Volkswohlstandes. - ,7 Die in der Mitte des europäischen Festlandes, liegenden Groß- staaton, zu denen Preußen und der norddeutsche Bund gehört, zäh len sich mit einem gewißen Stolz zu den gebildetsicus Europas. Ihr Unglück aber ist die gegenseitige Beeinträchtigung, die sie fortwährend - von einander fürchten. Die Veranlassung zu dieser Befürchtung liegt nicht sowohl in den- Völkern, welche die Erhaltung des Friedens wünschen, als in den Regierungen, die zur Zeit noch die Entschei dung-über Krieg und Frieden in der Hand haben,, die aber bei die ser Entscheidung oft mehr durch ihre dynastischen Interessen als durch --die Rücksicht ans das W Völker sich bestimmen lassen. Um - -sich gegen die Gefahren, die den einzelnen Staaten von einander zu -drohen scheinen, sicher zu stellen, finden diese Negierungen sich gc- nöthigt, ihre Militairmacht bis zur höchsten Stärke zu erheben und fortwährend zu-erhalten. Der Zustand, der sich für die betr. Staa ten zu einem dauernden gestalten zu wollen scheint, ist der des be waffneten Friedens, ein Zustand, der zum Ruin der zu ihnen gehö renden Völker werden muß, da die letzteren durch eine noch immer mehr sich steigernde Steuerlast die Mittel zu diesem Zustand aufbrin- gcn müssen. Ein schlagender Beweis für die Nathlosigkcit, in der tvir uns befinden) ist es, daß man dem Reichstag des nordd. Bun des, dessen finanzielle Verhältnisse doch noch viel besser und solider sind als diejenigen Frankreichs und Oestreichs, jetzt wieder 6 neue Steuervorlagen gemacht und der Bundeskanzler, als der Reichstag über diese Vorlagen sich der höchsten Verwunderung nicht enthalten konnte, denselben, wenn sie ihm nicht annehmbar wären, aufgefor dert hat, auf andere Weise Nath zu schaffen. Ist denn kein anderer Weg zur Abhilfe für die immer wieder sich erneuernde Geldverlegenheit der Negierungen in unserer Zeit mehr übrig, als immer wieder neue Steuern zu den alten hinzuzufügen und "den Volkswohlstand zu ruiwren? Will denn das Volk ruhig mit ansehcn, daß die Regierungen auf dem betretenen Wege immer wei ter schreiten? Sieht es denn nicht ein, daß der Grund von unseren unerträglich werdenden europäischen Zuständen in der unnatürlichen Höhe unseres Milituirstandes liegt? Und hat es nicht den. Muth den Regierungen gegenüber die allgemeine Verminderung. deS bisherigen Militairstandes mit Einstimmigkeit und Entschiedenheit zu verlangen. Die demokratische Partei, durch ihre Energie und Consequenz unstreitig die stärkste unter den politischen Parteien Mitteleuropas, ist ihrer Zahl nach zur Zeit noch sehr schwach. Aber in dem Einen sollten alle andern Parteien die demokratische Partei sich zum Vor bild nehmen, daß auch sie, wie es wieder die demokralische Partei in Frankreich für die bevorstehenden Wahlen thut, die Politik des Friedens und der Entwaffnung zu ihrem Programm machen. Wür den sämmtlichc Völker Mitteleuropas für diese volkSthümliche Politik mit Einstimmigkeit sich aussprechen, so würden die Regierungen auch dieselbe zu der ihrigen zu machen gezwungen sein. Ueber ein uner trägliches Uebel, wie die schon auferlegte und noch wachsende Steuer last es ist, immer nur zu klagen und doch nichts Rechtes und Ent schiedenes zur Wcgschaffung des eigentlichen Grundes dieses Uebels zu thun, ist ein für die gebildeten Völker Mitteleuropas unwürdiges Verhalten. Was hilft's, wenn der allgemeine Volkswille, für die Politik des Friedens und der Entwaffnung ist, das Volk aber diesen seinen Willen, wozu es die Berechtigung, ja die moralische Ver pflichtung hat, den Regierungen gegenüber nicht unermüdlich geltend macht? (H- Drfztg.) Tagesgeschichte. Der Wettcrbcobachtcr Stannebcin schreibt im „L. T.": Die in der letztvcrflossenen Zeit vorhandene niedrige Temperatur, welche des Morgens mehrmals Reif brachte, hatte die Befürchtung hervorgeruf-n, daß "die so günstigen Ernteaussichlcn hierdurch sich verschlechtern müß ten. Dem gegenüber ist mit Bestimmtheit zu versichern, daß der hierdurch verursachte Schaden nur hier und da vereinzelt in Gärten zeitige Pflanzen und etwas Weinwuchs betroffen hat. Im Allgemei nen ist die niedrige Temperatur jedoch mehr zum Nutzen als zum Schaden gewesen; so hat dieselbe sowool bei den,Roggenfeldern wie bei den Obstbänmen eine Gleichmäßigkeit im Fruchtansatze bewirkt und außerdem noch zahlreiche Jnsecten vernichtet, -die nur ihre be stimmte Zeit haben, Schaden zu verursachen. Und so sind die frühe ren Hoffnungen für eine reichliche Ernte nicht geringer, sondern besser geworden. Zufolge der jetzt vorhandenen Wölkenströmung wird in den nächsten Tagen, bei vorherrschendem, mitunter starkem Südwest wind, warmer Gewitterregen statlfinden. Dadurch wird, wie sich nach Verlauf einer Woche zeigen wird, das allgemeine Wachsthum der Früchte wesentlich gefördert. Am 3. Mai fand in Meißen eine Arbeiterversammlung statt. Hauptsprccher war vr. Walster aus Dresden. Bürgermeister Hirsch berg von Meißen fand sich veranlaßt, ebenfalls das Wort zu er greifen. Während er sprach, erfolgte ein Kanonenschlag, dicker Pulvcrdampf erfüllte den Saal. Redner ließ sich jedoch nicht stören und fuhr fort, auseinander zu setzen, daß die Beseitigung des Elends aus der Welt zwar wünschenswerth, aber ihm auf Lassalles Wege nicht möglich schien. Bei einem neuerlich stattgcfundcncn Wcttfahrcn auf Velocipedes ist die Strecke von Dresden über Meißen, Riesa, Oschatz und Dah len nach Wurzen, im Ganzen 12^ Meilen in 9'/i Stunden zurück gelegt worden.