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101 nähme 371 Thlr. 15 Ngr. 0 Pf.,'die Soll-Ausgabe 261 Thlr. 15 Ngr. 9 Pf. Sodann wurde der Inhalt einer in der letzten Sitzung beschlosse nen, an den Herrn Ephorus Sup. Dr. Meier in Dresden zu richteü- dcn Erwiderung bcrathen, und wurde schließlich die folgende vom Herrn Vorsitzenden vorgeschlagene Erklärung: „Nachdem der Kirchenvorstand zu Wilsdruff mit Befriedigung ersehen hat, daß Herr Sup. Iw. Meier nicht nur Anfangs seiner Zuschrift vom 14. Decbr. 1868, die Einladung des Kirchenvorstan des zur Einführung des Herrn Diaconus Ficker betreffend, er klärt hat, daß der Kirchcnvorstaud an und für sich berechtigt sei zu begehren, daß er von der Einführung zuvor in Kenntnis; gesetzt werde, sondern auch in dem Briefe vom 15. Decbr. 1868 sich be reit erklärt hat, den etwaigen Wünschen des Kirchcnvorstandes nachzukommen, beauftragt er den Vorsitzenden, den Herrn Ephorus. davon zu benachrichtigen, daß eine besondere directe Einladung an den Kirchcnvorßand gewünscht wird" einstimmig zum Beschluß erhoben. Ferner wurde beschlossen, daß eine für nothwcndig erkannte Re paratur der Orgel nach dem von Herrn Instrumentenmacher Jäh nichen eingereichten Anschläge und zu dem von demselben berechneten Kostenbeträge von 12 Thlr. vorgenommen werde. Endlich wurde noch beschlossen, den Herrn Vorsitzenden zu be auftragen, Herrn Baumeister Aurich um. gefällige sachverständige An fertigung eines Anschlages über die in hiesiger Stadtkirche nolhwen- digen Reparaturen des Fußbodens rc. zu bitten. In der am 24. Febr. d. I. stattgefundenen dritten diesjährigen Sitzung bildete die Kirchenrechnung auf das Jahr 1868 den ersten Gegenstand der Berathung. Diese Rechnung war vom unterzeichneten Protokollführer genau geprüft und für richtig befunden worden. Der Kirchenvorstaud beschloß auf Antrag des Herrn Diaconus Ficker Ein wand gegen die Richtigkeit der Vacanzcasse zu erheben, da bei dieser Lasse 1 Thlr. 26 Ngr. 3 Pf. zu viel vereinnahmr, weil die vom Kö niglichen EultuSmiuisterium dem hiesigen Diaconatsamte gewährte Zulage auf die Zeit der Vacanz nicht gewährt worden war, imUeb- rigcn aber die Rechnung für richtig zu erklären. Dabei legte Herr Nechnungsführer Legler den nach der Rechnung sich ergebenden Cassen- bestaud vor, der für richtig befunden wurde. Sodann überreichte Herr Baumeister Aurich persönlich den von ihm ans Ersuchen des Kirchenvorstaudes entworfenen Anschlag, die vorzunchmenden Reparaturen in hiesiger Stadtkirche betreffend. Der Kirchcnvorstand nahm von diesem Anschläge eingehend Kenntniß und sprach Herrn Baumeister Aurich für die damit dem Kircheuvorstande gebrachten Opfer an Zeit und Mühe seinen Dank aus. Nachdem hier auf dieser sowohl sehr, spcciell als auch sehr practisch angefertigte Anschlag einstimmig die Zustimmung des Kirchenvorstandes gefunden hatte, beschloß man, denselben dem Stadtrathe mit der Bitte zu über geben, demselben gleichfalls zustimmen und die Ausführung desselben übernehmen zu wollen. Ferner wurde dem Herm Kirchner Obenaus auf dessen Ansuchen für das Legen, Wegnehmeu, Reinigen und Anfbewahreu des Altar teppichs für die Confirmanden eine jährliche Vergütung von 15 Ngr. zu gewähren, beschlossen. Mit Ausführung einiger kleiner Dachreparaturen, sowie mit An schaffung eines Abstreicheisens und Herstellung einer Bedeckung der Thurmuhr wurde Herr Bauvvrsteher Legler beauftragt. . Sodann zeigte der Herr Vorsitzende den Eingang a. eines Hypo thekenbriefes über von Frau Schubert in Potschappcl gestellte Cautions- hypothek von 25 Thlr. zur Sicherstellung des hiesigen Kirchenvermö gens wegen rückständiger Zinsen und b. der von Seiten der Königl. Kircheninspcctivn ertheilteu Genehmigung des Voranschlages für hie sige Kirchrechuung au. Schließlich wurde dem Kirchenvorstande das Resultat der einige Wochen zuvor vorgenommcnen Verlösung vou Kircheuständen mit- getheilt. Wilsdruff, den 28. März 1869. Engelmann, Protokolls. der Höhe ihre Stimmmittel nicht auZrcichen, lieber gestrichen iverden. Unbefricü- gend, namentlich im ersten Acte, war Herr Eidner als Antoine, da er uns in dic ser Rolle nicht einen biedern Landpachter, einen zwar einfachen, aber geistig aufgi- weckten muthigen jungen Mann, sondern einen komischen einfältigen Burschen vorfillM eine Auffassung dieser Atolle, die uns ganz neu war und schon um deswillen fM ist, weil es der Tochter des Regiments niemals einsallcn kann, sich in diesen GstA ter schneidenden Menschen zu verlieben; es ist zu bedauern, daß ein so gewandt" Schauspieler wie Herr Eidner zweifellos ist, nicht allen seinen Rollen gleiche SE salt zuwendet. Vortrefflich spielte Herr Lauermann, der überhaupt zu den Thätigsten undB^ sten des Personals gehört, den Sergeant Troullion und eS gelang ihm, die baM Gutmüthigkeit des alten Soldaten, sowie seine väterliche Liebe zur Regimentsloch'ä treffend zur Auschauung zu bringen. Von den sonstigen Darstellern wollen wir nrl noch Herrn Bünger als Haushosmeister erwähnen, dessen Spiel in der Hauptsache gut war, aber dessen Komik uns namentlich in den Scene», wo die Marquise genwärtig ist, übertrieben und unnatürlich vorkam. Das Ensemble war nicht allenthalben genügend, die erste Scene namentlich E Vortheilhaft gruppirt, das Trommeln hinter der Bühue viel zu stark, die Soldat hatte man nicht gehörig instruirt, so daß sie zu spät auf de- Bühne erschienen einige Riale nicht wußten, wie sie sich aufzustellen hatten; es sind dich in der Hauch fache Kleinigkeiten, die aber die Handlung des Stückes und den GesammtemdrM ungemein stören. König und Jude. Ein Jude, Namens Ephraim, erschien eines Tages bei demD ilig Ludwig von Bayern, um ihm einen geschnittenen kostbaren SM" zu verkaufen; er hatte das Kleinod ererbt und konnte für dasselbe keine Käufer finden, denn es hatte den Werth von einigen taufet Gulden. Dem Könige gefiel der Stein, er zahlte die verlangte SuMt und der Jude verließ ganz glücklich den Pallast. Eines Tages el' schien ein berühmter engl. Archäolog am Hofe des Königs, dieser ließ den geschnittenen Stein demselben zur Ansicht vorlegen. Der König nannte den Preis, um welchen er den Schatz an sich gebracht — „Ich hätte," sagte der Kenner, „den zehnfachen,Werth namhasi gemacht." Der König war hierüber erstaunt, und als von anderer Seite ihm das bestätigt wurde, ließ er den Juden herbeirufen, ihm den vollen Werth auszahlen zu lassen. Ephraim weigerte sich- das Geld anzunehmen. „Der Handel ist geschlossen, das geht nicht/' sagte er, „im entgegengesetzten Falle hätte ich Eurer Maj. auch tä" Geld zurückgezahlt." . . „So hätte ich Sie geklagt, und dazu gezwungen," sagte der König. . , „Mäjestät hätten sicher den Prozeß verloren, denn der Handel ist geschlossen." „Ich kann mir von keinem meiner Unterthemen etwas schenke" lassen," sagte stolz der König. „Und ich nehme auch von Niemandem ein Geschenk an, selbst wenn es mein König wäre," sagte der Jude. „Und wenn ich Ihnen einen Orden gebe," versetzte Ludwig. „Mäjestät. ich würde ihn nicht annchmcn, denn ich habe ihn dum nichts verdient." „Sie sind der ehrlichste und uneigennützigste Mensch, der mir. h vorgekommen ist. „Das verdient keine Auszeichnung, das ist nur meine Pflicht." Der König reichte dem ehrlichen Ephraim die Hand und spraA „Seien Sie mein Freund, ich bitte Sie um Ihre Freundschaft," schloß den alten Mann gerührt in seine Arme. Ephraim war de" Freund des Fürsten; obgleich er nur wenig besaß, erbat er sich doch nie eine Gunstbezcugung. Der König war bestrebt, sich seinem Freund als Gönner zu be zeigen, er erfuhr, daß Ephraim ein bigotter Jude sei, und ließ bs dem Oberrabbi in Fürth die Anfrage stellen, welches die höchste Ab zeichnung der Würde sei, welche einem frommen Juden als solch"'" zu Theil werden kann. Die Antwort lautete ganz kurz: „DasObw rabbinat." Infolge dieses Gutachtens ernannte der König Her"" Ephraim zum Honorar-Ober-Rabbi. Das Diplom ward dein Jud"" zugestellt. Mit Angst und Entsetzen las Ephraim seine Ernennung, den" er war ein im Talmud gänzlich unbewanderter Mann, und dieA^' Zeichnung würde ihm nur dem Hohne Preis gegeben haben. 3/' später Nacht eilte Ephraim zum Könige, um diesen zu bestimmen, d>" Ernennung rückgängig zu machen, ehe dieselbe offiziell bekannt gt' macht würde. Mit schwerem Herzen mußte der König nachgcb""- „Das ist", sagte er, „der erste Mensch, der mir auf meinem Lebe"-' Wege begegnet ist, dem selbst ein König nichts zu gewähren veruE Ephraim ist ein antiker Charakter. Theater. Rach längerer, durch das Osterfest herveigeführten Unterbrechung kam Donners tag den 1. April „die Rcgimentstochter" zur Aufführung. Frau Bünger gefiel uns als „Marie" vortrefflich, sie wußte die zarte Weiblichkeit der Rcgimentstochter mit den rauhen Soldatenmanieren geschickt zu vereinigen; auch der Bortrag der Lieder war in der Hauptsache zu loben; doch sollten solche Lieder, sür welche rücksichtlich Amtliche Bekanntmachungen und Anzeigen vermischten Inhalts. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge hat in den Nachmittagsstunden des 26. voriger! Mts. der in soweit möglich nachstehend signalisirte junge Mensch, welcher sich fälschlich Schneider aus Kesselsdorf genannt, in einem hiesigen Schmttwaareng^ schäft 14 Ellen flächsene Leinwand und ein schwarz und weiß carrirtes, baumwollenes Halstuch durch ausgezeichneten Betr^ sich erschwindelt. - Da es bis jetzt noch nicht gelungen ist, desselben habhaft zu werden, so wird Solches zur Ermittlung des Thäte^ und Wiederlangung der betreffenden Gegenstände bekannt gemacht. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 5. April 1869. Leonhardi, o Größe: 66—67 Zoll, Statur: untersetzt, Gesicht: dick, roth, Alter: 16—18 Jahre, Kennzeichen: aufgeworfen Lippen, Kleidung: schwarzen Rock, Hosen und Mütze von gleicher Farbe.