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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Licbentch» und die Umgegend!'». Umlsökatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — JnsertionSgcbühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf. — Annahme von Inseraten bis Montag resp Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz dieses Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 8. Dienstag, den 2. Ieöruar TageSzeschichte. Dresden. Das „Dr. I." veröffentlicht die Entscheidung des k. Gefammtministeriums in der Chemnitz-Leipziger EisenbahnfraHe nebst einer ausführlichen Motivirung derselben. Hiernach hat die Staatsregierung den Bau dieser Bahn über Borna zum Anschluß bei Kieritzsch angeordnet. Sicherem Vernehmen nach ist der Geheime Kirchen- und Schul- rath vr. Gilbert durch den Unfall, welcher ihn vor nunmehr 14 Ta gen betroffen hat, an seiner amtlichen Thätigkeit nicht behindert und wird sich derselbe in den nächsten Tagen zu den Verhandlungen der norddeutschen Unterrichtscommission nach Berlin begeben. Am 27. Jan. hat sich in Dresden in der großen Jnfanterieka- serne ein Rekrut des 2. Grenadierregiments mit seinem Dienstgewehr erschossen. Die „Const. Ztg." hört, daß der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes zu Riesa, Bürgermeister Advokat Steger, als Co inspector suspendirt und ihm aufgegeben worden sei, sich schriftlich über 11 Punkte (die der Pfarrer Böttcher oder der Kirchenpatron von Welk zur Beschwerde gebracht) zn verantworten. Die „Zittauer Zeitung" erzählt, daß nach einer in scharfer Kälte nach Hirschfeld ausgeführten Marschübung circa 180 Mann Militär dem dortigen Lazareth übergeben worden seien, während noch viele andere in ärztlicke Behandlung genommen wurden, weil sie bei die sem Marsche, der im bloßen Waffenrocke ausgeführt wurde, die Glie der (Ohren, Nase und Hände) erfroren hatten. Auch 14 Offiziere sollen sich ärztlicher Behandlung haben unterziehen müssen. In der Nacht vom 25. zum 26 Jan. sind die Wirthschaftsge- bäude des Ritterguts Friesen bei Reichenbach i. V., dem Kammer herrn v. Metzsch gehörig, niedcrgebrannt. Das 12. Armeecorps wird nun wirklich auf preußische Weise versohlt und bezweckt. Das sächs. Montirungsdepot, Herr Oberst Klette, fordert zur Lieferung von einigen Millionen Sohlen- und Stoß zwecken und zwar zur Lieferung der Proben bis zum 30. Januar auf. Im „L. T." wird behauptet, die Direction der sächs. Landes lotterie beabsichtige von 76. Lotterie an, die jetzige Looszahl von 85,000 auf 96,000 Loose zu vermehren. Aus Reichenbach meldet das „L. T.", daß dort am 28. Jan. Abends 40 Scheunen abgebrannt seien und dabei 3 Personen von den Rettungsmannschaften ihr Leben verloren hätten. Im vorigen Jahre haben in Sachsen 740 Brände mit 1530 Brandstätten stattgefunden, wodurch 2870 Gebäude mehr oder weni ger beschädigt worden sind. Durch muthmaßlich vorsätzliche Brand stiftung sind 270, durch muthmaßlich fahrlässige 80, durch Fahrlässig keit 49 Brände entstanden. Die Landes-Jmmobilien-Brandversiche- rungs-Anstalt hatte für die Brände in den Städten 675,088 Thlr., für die auf dem Lande 664,703 Thlr. Vergütung zu zahlen. Die mit Anfang dieses Jahres zu Poftdirectoren ernannten bis herigen Postmeister sind die Herren Rabisch in Altenburg, Neiche-Ei- fenstuck in Annaberg, Krause in Bautzen, Rothmaler in Chemnitz, Enzmann in Freiberg, Kreßler in Glauchau, Wagner in Meerane, Lindner in Meißen, von Mandelsloh in Plauen, Keßler in Zittau und Herold in Zwickau. — Das Generalpostamt des norddeutschen Bundes hat veranlaßt, daß von nächstem Frühjahr ab die Dampf schifffahrts-Verbindung zwischen Lübeck und Dänemark, resp. Schweden alltäglich stattfindet. Berlin, 29. Jan. Abgeordnetenhaus. In der Berathung der Beschlagnahmevorlage des Vermögens der depossedirten Fürsten be zeichnete Windhorst die gegen den König Georg erhobene Anklage als übertrieben und zweifelte an der Existenz einer Welfenlegion, eines Welfencomitees. Graf Bismarck erinnert dagegen an die öst- rcichische Paßertheilung an Legionaire bei ihrem Uebertritt nach Fraickreich. Die Legion zähle 1400 Mann, auch habe behufs An schlusses mißvergnügter Polen ein Agent, welcher mit M. Meyer und Frese in Verbindung stehe, unterhandelt, doch seien nnr 12 zugetreten. Redner verheißt weitere Details über die Welsenlegion, welche min destens 300,000 Thlr. jährlich koste. Auch das Welfen-Conntee be stehe; daß ein Agent der dänischen Regierung demselben angehöre, sei nie gesagt worden. Das Abgeordnetenhaus nahm mit 256 gegen 70 Stimmen das Beschlagnahmegesctz gegen König Georg an. Graf Bismarck hielt 2 energische Reden und beleuchtete dabei die Welfischen Agitationen, er wies nach, daß Preußen im Staude gerechter Nothwehr gegen ein Attentat auf die Staatsintegrität sei und schloß: dem frevelhaften Spiele mit dem Wohle des Vaterlandes aus erbärmlichen dynasti schem Interesse, welches selbst Conspirationen mit dem Auslande nicht scheuen, müsse ein Ende gemacht werden. Berlin, 27. Jan. Die griechisch-türkische Angelegenheit schreibt die „Prov.-Corr.", ist durch die Ergebnisse der Pariser Conferenz einer friedlichen Lösung entgegengeführt worden. Die übereinstim mende Auffassung der Conferenzmächtc über die bei dem schwebenden Streite iu Betracht kommenden Grundsätze des Völkerrechts ist in einer besonderen Erklärung Seitens der Mächte der griechischen Re gierung in Kenntniß gebrächt worden, und wird, wie kaum noch zu zweifeln ist, auch die Zustimmung Griechenlands finden. Die Ant wort der dortigen Regierung wird in der ersten Woche des Februar in Paris erwartet, worauf die Conferenz znm Abschluß ihrer Be- rathung nochmals berufen werden wird. — Aus allen Seiten wird übrigens erkannt, daß abgesehen von der zu erwartenden Beilegung des Streitfalls selbst schon die Thatsache des gewonnenen grund sätzlichen Einverständnisses aller Mächte ein Ergebniß von hoher und erfreulicher Bedeutung ist. — Neber den Schluß des Landtags äußert sich die „Prov.-Cor." dahin: Eine Erledigung aller Aufgaben ist um so weniger zu er hoffen, als die Session des Landtags schwerlich über die letzte Woche Februars wird ausgedehnt werden können, indem die Berufung des Reichstages des norddeutschen Bundes mit Rücksicht auf die dringen den Aufgaben desselben bereits für die erste Woche März (etwa den 5.) in Aussicht genommen ist. Berlin. Zur Fournier'schen Angelegenheit hat der betr. junge Ehemann in der „Staatsb. Ztg." erklärt: Da Herr Fonrnier die Dreistigkeit gehabt hat, seine That öffentlich abzuleugnen, so will ich, daß die Wahrheit vor aller Welt und auch vor Gericht an den Tag komme, um so mehr als meine Frau gleich nach dem Vorfälle fiebe risch erkrankte und jetzt in unrichtige Wochen gekommen ist, nach Aussage der Hebamme einzig und allein insolge der krampfartigen Aufregung, in welche sie bei der Trauung durch die ihr zugefügte Mißhandlung des Predigers versetzt worden ist. Der Schlag, den derselbe meiner Frau an meiner Seite ins Gesicht gab, war auch nicht blos ein sanfter Backenstreich, sondern eine Ohrfeige, deren Schall ich und mit mir auch jeder Trauzeuge hörte. — Ich bin ent schlossen, gegen den Oberkonsistvrialrath Fournier bei der Staatsanwalt schaft eine Denunciation wegen Mißbrauch seiner Amtsgewalt einzu- reichcn. Der Prediger OCR. vr. Fournier berichtigt endlich selber in der ffZeitung seiir Benehmen bei der Trauung am 14. Jan. Er sagt: „Aus zuvor mit Sicherheit fcstgestellten Gründen habe ich bei meiner Ankunft in der Wohnung des Küsters die Entfernung des jungfräul. Blumenschmuckes aus dem Haare der Braut verlangt. Mein Ver langen ist nach einigem Einreden erfüllt worden. Hierauf habe ich, der Bitte - der Angehörigen nachgebend, die Trauung ohne jegliche Störung vollzogen und die Versammlung ist still auseinander gegan gen. Alles Uebrigc in jenem Artikel beruht auf leerer Erfindung. Wir wollen uns freuen, wenn dem so ist, müssen aber bemerken, daß die Staatsbürgerzeitung die Nichtigkeit ihrer Mitthei- lungen aufrecht erhält und nähere Mittheilungen verspricht. Jst's Wahrheit oder Dichtung? Der Moniteur in Paris erzählt, daß Fürst Metternich mit dem Kaifer Napoleon täglich über einBünd- niß Oesterreichs mit Frankreich persönlich verhandle, daß das Bünd- niß fest beschlossen und die Grundlage desselben in diesen Tagen fest gestellt sei. — Sind das nur diplomatische Anzapfungen? Etwa auch