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Eine General-Verfügung des norddeutschen General-Postamts macht die Postanstalten darauf aufmerksam, daß es dem Publikum nach wie vor gestattet ist, die aus verdorbenen Couverts ausgeschnitte nen, noch nicht entwerteten Franko-Stempel als Freimarken zu be nutzen. Chemnitz. Infolge des am 31. Mai im Gesetzblatts des nord deutschen Bundes publicirten Gesetzes über die Aufhebung der Schuld haft, verließen am Dienstag Vormittag ^10 Uhr II Männer und 1 Frau das hiesige Schuldgesängniß. Kurz zuvor, ^9 Uhr, hatten dieselben folgendes Telegramm aus Dresden erhalten: Dresden, 3. Juni. Herren Wechselgefanqenen in Chemnitz. ^8 Uhr sind wir der Haft entlassen. Wechselstube Dresden. In Löbau wurde ein Postbeamter beerdigt, zu dessen Sterben Vorbereitungen getroffen waren, wie dies gewiß selten vorkommt. Montag Nacht starb er, und schon die Woche vorher hatte die Frau Gemahlin desselben die Trauerkleider fertigen lassen, resp. vor seinen Augen selbst genäht, auch schon am Sonntag den Sarg bestellt und das Maß dazu ihm nehmen lassen. Die Frau war zwar schon von jeher als eine außerordentliche Wirthin verschrieen, daß aber ihre Wirthschaftlichkeit so weit gehen könnte, hat ihr doch Niemand zuge lraut. In Altkirchen (Altenburg) schlug der Blitz in die auf einem Hügel in der Mitte des Ortes stehende Kirche, das Feuer verzehrte die Kirche, deren Alter sich bis in das Jahr 968 zurücksühren läßt. In Memel ist am Donnerstage der Staatsanwalt Labes er mordet worden. Man hört jetzt über dieses Verbrechen folgendes Nähere: Der stellvertretende Staatsanwalt, Kreisrichter Labes, hatte eine Frau verhaften lassen. Der Mann derselben verlangte deren Freilassung, und als dieselbe verweigert wurde, versetzte er dem Staatsanwalt zwei Stiche in die Brust und in den Unterleib. Der Mörder wurde mit der größten Mühe entwaffnet und gefesselt. Herr Labes starb in der Nacht um I Uhr unter den größten Schmerzen. Aus einem Privatschreiben aus Wien erfährt das „L. T." über die großartigen Vorbereitungen zum deutsche» Bundesfestschießen einige interessante Einzelheiten. Die Festhalle im Prater ist darauf berech net, daß über 6000 Personen am Banket in derselben Tbeil nehmen können. Die Schießhalle hat eine Länge von 1120 Fuß und zählt über anderthalbhundert Schießstände. Der Festplatz selbst ist für 30 bis 32,000 Menschen berechnet und bildet ein kolossales, von einer 1500 Klafter langen Planke eingeschlossenes Viereck. Darinnen sind etliche 30 kleine Bauten für die verschiedenen Comitös, Post, Tele graphen, Restaurationen rc., sowie die Festhalte selbst und der Ga bentempel eingeschlossen. Mehrere Springbrunnen und herrliche Park anlagen haben die Mitte des Platzes eingenommen. Die Schießhalle selbst hat einen Vorbau von einem Belvedere mit einer gegen 2000 Personen fassenden Gallerte und einem hohen Thurm, von dem aus man den herrlichsten Blick auf Wien genießt. Es ist kein Zweifel mehr, daß die Coupons der österreichischen Staats Papiere einer Steuer von 20 Procent unterworfen werden. Das Ausland, das viele Staatspapiere besitzt, wird an dieser Steuer sein gerütteltes und geschütteltes Maß zu tragen haben. Kanzler Beust hat den verdrießlich dreinschauenden Engländern, Franzosen rc. geantwortet, das Muß ist eine harte Nuß, wir tönen nicht anders, um einem Bankerott auszuweichen. Ein böses Beispiel bleibts immer hin, zunächst für Frankreich, dessen Staatsschulden auch wachsen Wie eine Lawine. Ein ehrlicher deutscher Rechner, Horn, hat den Fran zosen neuerdings vorgerechnet, daß Vs von den Früchten ihrer Arbeit von den Steuern verschlungen wird. Auch ein Fortschritt der Neuzeit. Wenn man die ungeheuren Fortschritte überblickt, welche in den letzten fünfzig Jahren auf allen Gebieten des menschlichen Wissens und Wirkens gemacht worden sind, wenn wir sehen, wie der Ge danke mit Blitzesschnelle allen Gegenden unseres Erdballes mitgetheilt werden kann, wenn man bedenkt, welche überraschende Leichtigkeit in: Verkehrswesen der Völker eingetrcten ist, wenn man das Riesen werk der Pariser Weltausstellung in allen seinen Details mit Auf merksamkeit durchmustert hat, so darf es uns nicht befremden, wenn auch das Annoncenwesen seit den letzten 10—15 Jahren einen so bedeutende» Aufschwung nimmt. Dieser Aufschwung hat seine voll ständige Begründung. Der amerikanische Millionär Stephan Girard pflegte zu sagen: „Ich halte langes und liberales Annonciren für das große Mittel zu geschäftlichem Erfolge und zur Erlangung von Wohlstand. Es ist deshalb stets meine Geschäftsregel gewesen, selbst in sogenannten schlechten Zeiten stark zu annonciren, da lange Er fahrung mich g 'lehrt hat, daß das dafür ausgclegte Geld immer reiche Zinsen trägt. Dadurch daß ich mein Geschäft beständig vor den Augen des Publikums hielt, habe ich viele Verkäufe effektuirt, die mir sonst verloren gegangen wären. Wenn wir dadurch auch in den Verdacht gerathen, unsern Lesern eine oratio pro ckomo zu halten, so müssen wir ihm doch vollständig Recht geben, Wer heutzutage nicht annoncirt, bleibt vergessen und unbeachtet, Ueberall, selbst aus den fernsten Gegenden, tritt den solideste» Geschäften und Etablissements Concurrenz entgegen, die nur durch vorzüglichere Leistungen, sowie durch die Bekanntmach ung dieser Leistungen und der vortheilhafteren Preise überwunden werden kann. Und wie sehr wird dem Publikum das Annonciren jetzt nicht erleichtert.! Wer heutzutage in der Nähe und Ferne annon ciren will, und wenn es auch in 1000 Zeitungen sein müßte, kann 174 sich der Mühe überheben, an jede besonders zu schreiben, brauet nicht tausendfaches Porto für die Bestellung auszulegen, und kann auf eine ganz einfache Weise und in einer einzigen Summe seine Jn- seratengebühr entrichten, indem er sich an eine solide Annoncen- Ex pedition wendet, das ihm wegen des bedeutenden Auftrages vielleicht gar noch Extra-Vorth eile gewährt. Wir könne» nicht umhin, bei dieser Gelegenheit auf den kürzlich in 9. Auflage herausgegebenen vollständigen ,)Zeitungs-Catalog" der Herren U:m8o»8töi» L VoZlor zu Leipzig, Frankfurt a. M., Hm" bürg, Wien, Berlin und Basel aufmerksam zu machen. Wir habe» denselben einer genauen Prüfung unterworfen und gefunden, daß er an Vollständigkeit und Genauigkeit alles bisher in diesem Fache Er schienene übertrifft. Für Deutschland, Oesterreich und die Schweb sind jeder Provinz besondere Karlen beigedruckt, welche dazu dieneh die geographische Lage der im Verzeichnisse als Domizile von Ze> tungen angeführten Orte zu veranschaulichen; bei jeder Zeitung be findet sich der Jnsertionspreis per Zeile, die Angabe des Erscheinen-, sowie die Auflage. Zum Ueberflusse bemerken wir noch, daß wir mit der obige», übrigens bekannten Firma seit Jahren in Verbindung stehen und dieselbe den Herren Inserenten zur Vermittlung ihrer Annoncen, als eine in jeder Beziehung ehrenhafte und solide empfehlen können. Des Vaters Prüfung. Der Sohn eines alten unerschütterlich braven Försters in dB großen Walde des Herzogs von Orleans bei Villers-Cvttcrets (w" Alex. Dumas geboren wurde), kam in den Verdacht, einen reiche» jungen Mann in Paris, der sich bei einem Geschäftsfreunde sci»»s Vaters befand, um sich für den Holzhandel praktisch auSzubildB erschossen zu haben. Der Leichnam war gefunden und der angebliche Mörder ergriff»»' dessen Schuld sicher zu sein schien. Als er eingebracht wurde, halb» sich auch die alten Eltern des Unglücklichen eingesrmden, um dc" Sohn »och einmal zu sehen. Sobald die Mutter denselben erblicke rief sie laut: „Mein Sohn, mein lieber Sohn!" und wollte ihn mit den men umschlingen, der Vater aber hielt sie zurück und sagte: „Mutter jetzt nicht; erst müssen wir wissen, ob wir ihn unsern Sohn nennen können, oder ob wir einen Mörder vor haben." Dann wendete er sich au den Maire, während die Gensdanw" den Gefesselten umgaben, und sagte: „Ich bitte um weiter Nichts, als ihm in das Gesicht sehen ein paar Worte mit ihm reden zu dürfen, dann werde ich scl^ sagen, ob er sclmldig oder nicht." Die Erlaubniß konnte nicht Wohl verweigert werden. Der N" ter trat an den Sohn heran, die Anwesenden bildeten einen Halst kreis um die Gruppe sind aller Herzen klopften fast hörbar. streckte der alte Förster seine Hand aus und sagte: „Seid Alle Zeugen, die Ihr hier seid, was ich ihn fragen er antworten wird." — „Vor der alten Frau da, die Deine Mutter ist, — vor dB weinenden Mädchen da, das Deine Schwester ist, — vor dem E digen Geistlichen, der Dich in der Religion unterrichtet hat, fraget Dein Vater, der Dir von Kindheit an die Liebe zur Wahrheit den Haß gegen die Sünde, vor Allem gegen die Lüge, eiugepfla^ hat, frage ich Dich hier, Bernhard, wie Dich Gott da oben eii^ fragen wird: bist Du schuldig oder unschuldig?" Dabei sah er dt" Sohn mit einem Blicke an, der in den tiefsten Tiefen des Herzes lesen zu »vollen schien. „Vater ....," begann der Beschuldigte, aber der Alte unterbrüst ihn und sagte: „Nimm Dir Zeit .... übereile Dich nicht, da>^ Dein Herz nicht in den Abgrund des Verderbens sinke .... Sich mich an .... Auge in Auge .... und Ihr Alle da, sehet ihn an und hört wohl, was er sagt .... Und nun antworte!"— < „Vater .... ich bin unschuldig," antwortete der Sobn rul«§ und gefaßt — Da streckte der Alte seine Hand wieder aus, legte sie auf Achsel des Sohnes und sagte: „Knie nieder!" — der Sohn gehorchte und der Vater spracht Tone der festesten Ueberzcugmig: „Ich segne Dich .... Du bist schuldig. Der Beweis Deiner Unschuld wird kommen, wenn es gefällt. Es ist dies eine Sache zwischen ihm und den Menschs Mag nun die Justiz ihren Lauf habe». „Mutter," setzte er zu dä weinenden Frau hinzu, jetzt komm, und umarme Deinen Sohn.".. „Nach dieser Scene, die alle Anwesenden aufs Tiefste ergrW hatte, wurde der Gefangene in den Kerker abgeführt, der Prccck begann- aber nach kurzer Zeit wurde der wirkliche Mörder entd^ und det Sohn kehrte, von aller Schuld rein, in das Vaterba"' zurück. Eine Mutter als Käuferin ihrer Tochter Auf der Auctionstafel stand eine junge Mulattin, welche ast Sclavin meistbietend versteigert werden sollte. Sie war von eich) zahlreichen Menge umstanden, welche von dem lebhaftesten JnterE bewegt zu werden schien. . I Tie Gebote folgten einander schnell, von 5 zu 5 Dollar stst gend; bei jedem neuen Gebote wendete die Menge den Blick auf Person, welche geboten hatte, und die Theilnahine wuchs sichtlich-