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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. Merteljährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 23. Dienstag, den 12. War 1^6^. Bekanntm a ch n n g. Die einzelnen Gemeinden und Privaten zeither aus der activen Armee gewährten Forst-, Flurschutz- lind ähnlichen Commandos können von jetzt an nur aus der Classe der Reservisten, insoweit sich solche zur freiwilligen Uebcrnahme von dergleichen Commandos be reit finden, gestellt werden, lind eS sind diesen Commandirten für jetzt folgende tägliche Gebührnisse zu gewähren: 1) Löhnung, welche für einen Unteroffizier 1. Classe: 8 Ngr., 2. Classe 7 Ngr., 3. Classe 5 Ngr. 5 Pf., für einen Gefreiten: 4 Ngr., für einen Soldaten: 3 Ngr. 5 Pf. betrügt, 2s 1 Ngr. 5 Pf. Brodgeld, 3) 3 Ngr. 6 Pf. Beklerdungsgcld, welches jedoch nicht an den Mann selbst auszuzahlen, sondern an die Negimcnts- bez. Ba- taillonscassc einzusenden ist, 4) Remuneration, welche für einen Unteroffizier: 10 Ngr., für einen Gefreiten oder Soldaten: 6 Ngr. beträgt, 5) freies Unterkommen. Bei eintretender ungewöhnlicher Abnutzung der Waffen, Ausrüstungsgegenstände oder Bekleidungsstücke sind aber überdies noch die betreffenden Gemeinden oder Privatpersonen zum speciellen Ersatz verpflichtet, auch sind die Kosten, welche mit etwaigen Reisen zu Em pfangnahme und Wiederabgabe der Waffen, Ausrüstungs- und Bekleidungsstücke entstehen, von den Gemeinden u. s. w. zu übertragen. Den Gemeinden und Privatpersonen des hiesigen Bezirkes, welche um Gewährung militärischen Forst- oder Flurschutzes einzu kommen beabsichtigen, wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß es hiernach in ihrem eigenen Interesse liegt, ihre diesfallsigen Anträge baldigst und gehörig motivirt hier anzubringen, da die Ämtshauptmannschaft nur vollständig begründete derartige Anträge be fürworten kann und es zweifelhaft ist, ob auch zu deren Genügung eine hinlängliche Anzahl von Reservisten disponibel sein wird. Dresden, den 5. Mai 1868. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t. von Breth. Tagesgeschichte. Wie in vielen andern Amtsbezirken des Landes, so haben sich auch in den Leipziger Gerichtsämtern die Gerichtsbefohlenen in über- tviegendcr Mehrheit für Beibehaltung der jetzt bestehenden Expedi- lionszeit ausgesprochen. Die Stimmung der Beamten selbst soll jedoch eine getheilte sein, da in dem einen Bezirke eine größere Mehr heit fich für Beibehaltung ausgesprochen, in dem andern aber diese Partei in der Minderheit geblieben ist. — Auch die Gerichtsbcfoh- lenm in dem Gerichtsamtsbezirk Wilsdruff haben sich für Beibe haltung der jetzt bestehenden ExpeditionSzcit ausgesprochen. Der „S. Z." meldet man aus Dresden: Auch wen» der Landtag verschiedene Gesetzentwürfe gänzlich zurückstellt, wird er bis zum fest- ßcsctzten Schlußtermin die schwebenden Fragen nicht erledigen können. Damit dies möglich werde, ist, wie wir hören, die Dauer des Land tags bis zum 29. Mai verlängert worden. Die Oberpostdirectionen und Oberpostämter sind durch eine» Erlaß des Generalpostamtes ermächtigt worden, den ihnen unterge benen Beamten innerhalb des gesatumten norddeutschen Postbezirks ois zu sechs Wochen Urlaub zu Reisen zu ertheilen, namentlich wenn die Rothwcndigkeit sich auf ein vorschriftsmäßig ausgestelltes ärztliches Attest gründet. Dresden, 6. Mai. (C.Z.) Es giebt bekanntlich eine Art „Re- Mvn", die theils zu Aberglauben, theils zu religiösem Wahnsinn führt. Ueber ein Opfer dieser Art berichtet das heutige „Dr. I." folgendes: Auf dem Plateau eines 4 Stock hohen Hauses an der Elbe sah man gestern Abend einen hiesigen Maurer, mit Spitzhammer versehen, herumwandeln und beten. Derselbe hatte seinen Weg da hin durch ein Dachfenster genommen und tvar nur mit Mühe zu be- fvegcn, den bestiegenen Ort wieder zu verlassen. Der von religiösem Wahnsinn befallene Unglückliche ist in's Stadtkrankmhaus gebracht worden. Leipzig, 6. Mai. Eine heute abgehaltene Versammlung von wrbrikantcn hat einer von 18 Firmen vorgelegten Petition an den BuudeSrath und den Reichstag, betreffend die Verwandlung des Pa piergeldes der einzelnen Staaten in Bundespapiergeld und die Ver pflichtung der Privatbanken in Berlin, Leipzig und Frankfurt a. M. Emwechselungsstelleu zu baltcn, ihre Zustimmung ertheilt. , Fu Ziegra bei Döbeln erhängte sich ein zwölfjähriger Schul- luabe aus Furcht vor ihn erwartender Strafe. Der Personalbestand der Strafanstalt zu Zwickau im Monat April betrug 1122 Mann. Eingeliefert wurden im April 96 Mann. Im Monat Mai sind zu entlassen 100 Sträflinge. Aus Mitteldeutschland, Ende April. Die Witterung war bisher für die Landwirthschaft die günstigste. Die kühle Temperatur insbesondere begünstigte das Erstarken dsr Saaten und hielt die Ent wickelung des Ungeziefers zurück. Daher steht auch überall das Win tergetreide vorzüglich und berechtigt zu der Hoffnung auf eine reiche Erndte. Sehr günstig verlief auch bisher in Folge des angemessenen Feuchtigkeitszustandes des Bodens die Frühjahrsbestellung und es be rechtigen deshalb auch die Sommersaaten zu dm besten Hoffnungen. Dasselbe gilt von der Production des Viehfutters auf Feldern und Wiesen, da zum besten Gedeihen desselben alle Bedingungen vorhan den sind. Auch die Obstbäume versprechen einen reichen Ertrag. Diese glänzenden Erndteaussichten haben nun nicht verfehlt, auf die Preise des Getreides in der Art einzuwirken, daß sich dieselben fort gesetzt zum Sinken neigen; denn es wird eben nur der reelle Werth gekauft, während die Speculation unter den obwaltenden Verhält nissen ruht. Schon in kurzer Zeit dürften übrigens die Getreidepreise ansehnlich sinken, wenn man nämlich erst Gewißheit über den Aus fall der Erudte in den südlichen Ländern haben wird. Schon jetzt wird in England ägyptischer Weizen nächster Erndte auf Lieferung verkauft, und die Verschiffungen werden voraussichtlich Anfang Juni beginnen. Algier, Süditalien, Spanien und Californien werden eben- fafis zu dieser Zeit mit der Erndte im Klaren sein, um den englischen Markt zu beeinflussen. Sobald die Käufer mit einiger Sicherheit die Zukunft übersehen können, werden zunächst die Preise des Lon doner Marktes fallen, wenn auch bis zum Eintreffen des neuen Ge treides noch zwei bis dritihalb Monate vergehen mögen. Für die Wollproducentm eröffnen sich sehr günstige Aussichten, so zwar, daß sie für die bevorstehenden Frühjahrswollmärkte auf lebhafte Käufe unter höhern Preisen der Wolle rechnen können. Die ganze Sach lage berechtigt zn dieser Behauptung: der gute Ausfall der Leipziger Messe in Tuchen und andern wollnen und halbwollnen Stoffen, die gesteigerte Fabrikthätigkeit, die höhern Preise auf den Londoner Woll- auctionen, die Erschöpfung der Lager deutscher Wollen in Nord amerika nnd die gegründete Aussicht auf billigere Nahrungsmittel, welche den Consum anderer Artikel steigern werden. Die Aussichten auf die Zukunft sind daher nach einer langen trüben Zeit die günstig sten, und es ist nur zu wünschen, daß sie, was die Ernte an langt, nicht durch elementare Unfälle herabgestimmt werden (Dztg.)