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L Patton in Wien bekannt sei und da- will viel sagen. Sogar aus der päpstlichen Armee hatte er austreten muffen, weil kein Offizier mit ihm dienen wollte. Hätte ein Bürgerlicher solche Streiche gemacht, wie der hochgedorne Herr Graf, er wäre längst ehrlo» casfirt worden. Uedrigens soll eS jetzt seststehen, das der Graf mit seiner Concubine tn München gewesen und unter falschem Namen nach Wien zurück- gekehrt ist. — Die römischgesinnte Geistlichkeit hat wieder Oberwasser in Frankreich und benutzt es eifrig für ihre Mühlen. In der Provinz haben die Prä fekten nach Kräften zur Hebung der Autorität der Ultramontanen beigctragcn. In den Städten ist allerdings eine starke Schaar Renan'scher Heiden^ allein diese verschwinden vor den Massen des gläubigen Landvolks, das von der Kanzel und dem Beicht» stukl aus systematisch bearbeitet wird. Der bekannte Pater Hyacinth, dem ein großes Rednertalent zu Gebote steht, versammelt bei seinem religiös-politi schen Vorträgen in Notrcdame ein Publikum auS* den höchsten Gesellschaftskreisen um sich, namentlich sind es die Damen, welchen er mit den Dingen, die da kommen werden, bange macht und reichliche Petcrspfennige zu entlocken weiß. Der Grundge danke in seinen Predigten ist, „der Untergang aller Staaten der Vorzeit, die von Gott absielen". Daß dabei Golt, Kirche, Pricsterschaft und äußerer Kul tus zu einem gemeinsamen Breie verschmolzen wer den, versteht sich von selbst. Das ist eben der Punkt, von dem man aus die französischen Weibs leute fassen muß. Der Beichtstuhl und der Rosen kranz, das ist ihre Religion; wie cs daneben mit der Moralität steht, das kommt weniger in Frage. — Die Großmächte haben an die festen Darda- ncllenschlösser geklopft und verlangen vom Sultan, daß er ihre Schiffe auch Nachts durch die Dar danellen ziehen lasse. Der Sultan will sich's zweimal überlegen; denn er traut den Russen rc. kaum bei Tage, viel weniger Nachts. — In Pans dauern die Debatten über die Ar mee noch immer fort, doch ist es bereits sicher, daß dle Regierung alle ihre Forderungen durchsetzen wird: 800,000 Mann Linie, 9jähcigc Dienstzeit, Heiraths- erlaubniß erst nach Ablauf der Militärjahre. Ein Abgeordneter hielt dem Minister entgegen, daß die Bevölkerung Frankreichs lange nicht in dem Maße zunehme, wie die anderer Länder, ja daß die Einwohnerzahl tn manchen Departements zurück ginge, was nur davon herrühre, daß die kräftig sten, in bestem Alter stehenden Männer keine Er- laudniß zum Heirathen erhielten. Der Minister wollte diesen Grund aber nicht gelten lassen, son dern behauptote, der zunehmende Reichthum Frank« relcv» sei Ursache, daß die Bevölkerung nicht so zunehme, wie zu wünschen sei. Die Armen hätten allemal die meisten Kinder. — Aus Rußland kommt uns die freundliche Mahnung für's neue Jahr: Nicht zu schwarz sehen, lieber Leser! Wie drohend thürmten sich die Wol ken auf, der alte Kanzler Gortschakoff sollte abtte- ten und schon sah Europa seinen Nachfolger, den General Jgnatieff, einen Altruffen und Gesandte« in Constantinopel, wie weiland Menscbikoff mit Paletot und Wasserstiefeln auftreten. Die schreck liche Vision löst sich in eine schöne Frau mit dem Brautschuh und Myrthenkranz auf. Der alle Gort schakoff wollte die geschiedene schöne Frau seines Neffen heirathen; daran nahm die Aristokratie An stoß und zwang den Minister seinen Abschied zu erbitten. Der Kaiser schlug sich ins Mittel und befahl all seinen Prinzen und Prinzessinnen, der künftigen Fürstin Besuche zu machen. Nun mußte die Aristokratie nachfolgen. Der Fürst zog seine Entlassung zurück und tritt nicht in den Ruhe-, sondern in den Ehestand. — Der schwarze Tyrann von Abyssinien ver- stehts, von sich reden zu machen, noch ehe der Krieg mit England eigentlich loögcgangen ist. 600 sei ner Soldaten, deren Treue ihm verdächtig schien, ließ König Theodor zusammenpferchen und nicder- metzeln; Frau und Sohn des Generals Zalabe wurden in Leinwand genäht und angebrannt; in Weiler Ferne hörte man das Todesgeschrei der lang sam Verbrennenden. — Petition der Spatzen. Wir die gehor samst unterfertigten Spatzen, Finken, Meisen, Am mern u. s. w. ersuchen hiermit sämmtliche Natur-, Thier- und Menschenfreunde, insbesondere die des landwirthschastlichen Standes und die Kinder und Großen der Stadt, anjetzt, nach hereingebrochener grausamer Winterszeit bei Schnee und Kälte, uns für einstweilen als genügsame Kostgänger annch- men zu wollen, und an geeigneten Orten von Zeit zu Zeit ein paar Hände voll Samen, Korn, Bro samen und andere Abfälle hinzustreuen. Wir ver sprechen auf unsere Ehre, solche mildthätige Hand lung damit zu bezahlen, daß wir Frühlings- und Sommerszeit alles vorhandene Ungeziefer beflissent lich wegfrcssen und schon anjetzt auf die vorhande nen Raupennester, Larven und Eier dieses Geschmei ßes emsig vigiliren werden. — Namens der hung rigen Hauptversammlung: Der Centralausschuß,— Locales. Am 28. December 1867 ist der Brenner Karl August Schubert in ein 3^ Ellen tiefe», halb mit heißer Schlempe gefülltes Loch im Brennerei- gebäube des Rittergutes Neukirchen gefallen und obgleich er auf geschehenen Hilferuf sofort heraus gezogen worden, ist er doch Tag» daraus früh 2 Uhr an den Brandwunden verstorben. Er hinterläßt eine Frau und 6 unmündige Kinder. — Am Neujahrsmorgen früh 1t Uhr hat Herr Gasthofspachter Zehl beim Füttern der Rebhühner auf dem Eise des Baches einen Hasen gefunden, welcher darauf angefroren war. Der Hase mochte auf dem Eise Schutz vor Windzug gesucht habe» und durch die heftige Kälte am Hintertheil fest- gemacht worden sein. —