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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebeuleh» und die Umgegenden. Ämt 8 ülatl für das König!. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dajelbst. den 3.. Januar !868. 1. Berantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lore uz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitag« eine Nummer. Der Prei« für den Bierteliabraana beträat 10 Ngr. und ist ,ede-m-t voiauSzub-zahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Smck erscheinen sollen n^de^ in Wilsdruff sowohl (in der Redaction», al« auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bi« längsten« Donnerstag Vormittag« 8 Uhr erdeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz de« Blatte« entsprechen, mit großem Lank« angenommen, nach Befinden honortrt. Die Redaction. Umschau. Oesterreich wird im neuen Jahre sein wie rin gewaltiger Berg, der mitten entzwei geborsten ist und zwei Hälften zeigt. Die eine Halste ist Deutsch-Oesterreich mit Böhmen und Tyrol, die an dere Ungarn mit seinen Nebenländern. Jede Hälfte Hal ihre eigene Verfassung, Abgeordnete und Mi nister. Die Verbindungsbrücke zwischen dem klaf fenden Abgrund ist der Kaiser und, wenn's gut geht, das Heer. — Die Deutschen in der Provinz Posen sind wie die Wasser des Nil in Egypten, sie dringen jährlich weiter vor und machen bas Land fruchtbar. Ein Gut, ein Stück Land nach dem andern geht auS den lässigen polnischen Händen in die fleißigen deutschen Hände über. Das polnische Element weicht immer weiter zurück und die Deutschen dringen mit der Pflugschaar und ordentlicher Wirthschafl nach. In diesem Jahr haben sich viele polnische Edelleute in Posen im russischen Polen angekauft, weil dort wegen der schlechten Ernte und allerlei Noth die Güler spottbillig zu haben waren; in ihre Posen- schen Güter sind wiederum Deutsche eingerückt. — Eine reiche Diebin. In Zeitz wurde die ihres Reichthums wegen auch in weitern Kreisen bekannte Rittergutsbesitzmn Hanß, geb. Misselwitz auf Kühndorf bei Zeitz, die beschuldigt war, im vorigen Monat zu Zeitz bei Gelegenheit eines Kaufes in einem Gewölbe ein Shawltuch entwendet zu haben, zu 1 Monat Gefängniß und Untersagung der Ehrenrechte auf I Jahr verurtbeilt. — Tin Rittergut verpachtet für 15 Ngr. In der Oberlaufitz besteht bekanntlich noch die alte ständische Verfassung zu Recht, in der alle Gewalt bet den Rittergutsbesitzern liegt. Die Regierung sann auch nicht, wie in den Erblanden, die Amts hauptleute anstellen, sondern ^fie kann nur au» 3 ihr vorgeschlagenen Rittergutsbesitzern einen auS- wählen. Es liegt auf der Hand, daß die inneren Verhältnisse der Provinz ganz und gar in den Hän den der Rittergutsbesitzer liegen. Darüber hat sich nun ein lebhafter Streit enisponnen. Einige frei sinnige Ständemitglieder, an der «spitze der be kannte Löbauer Advokat Mosig v. Aehrenseld, wollen den Gemeinden eine größere Lvetinahmeaaden öffent lichen Angelegen denen sichern, stoßen aber dabei auf de« hartnäckigen Widerstand der Großgrund besitzer. Dadurch eS ist bekannt geworden, daß der LandeSälteste v. Thielau, der Rittergutsbesitzer sein muß, nur Antheil Hal an einem Rlltergute, be stehend aus einem Häuschen mit Scheffel Feld und 25 Steuereinhetten. Sein Antheil ist für 15 Ngr. verpachtet. — In unserem Erzgebirge fängt Arbeitslosigkeit und Noth an. Einige Fabrikbezirke, Meerane, Glauchau, Crimmitzschan arbeiteten hauptsächlich für Nordamerika, aber die hohen Zölle, die Amerika auf europäische Waaren gelegt Hal, müssen den ge- sammten Handel dorthin rumiren. Von einzelnen Gegenständen beträgt der Zoll deS WerlheS. Die amerikanischen Fabrikarbeiter jubeln darüber, denn nun, nachdem die Loncurrenz vernichtet ist, können sie die Preise so stellen, daß ihr LieblingS- wunsch, die 8stündtge Arbeitszeit, ersüllt wird. Sie verdienen jetzt in 8 Stunden soviel als vorher in 14 Stunden. Die Feierstunden wollen sie aus ihre geistige Ausbildung verwenden. — Die ermordete Gräfin Chorinsky, der mau nachsagte, baß sie einen etwa« leichten Lebenswandel geführt habe, sand in einem vr. R. den lebhaftesten Vertheidigcr. Er rühmt von ihr, daß die arme Frau eingezogener als eine Nonne gelebt habe, daß dagegen ihr Mann als der leichtsinnigste, lüderltchste