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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Äml 8 ülatl für das Königl. Gerichtoamt Wilsdruff und den StadU ath daselbst. Freilug, üeu 5. Äprit L867 14. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Loreuz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt W Ngr. und ist jedesmal voraus^ubezahlen. Sämmlliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. «»zeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redactton), als auch m der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. . .. Die Rcdactton. Umschau. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz ist am k. April nach Berlin gereist, um sich den Oberfeld herren als Commandant des 12. (sächs.) Armee corps vorzustellen. Wie ein Berliner Blatt wissen will, hätte die Reise desselben auch noch den Zweck, weitere Zugeständnisse in Bezug auf die Selbst ständigkeit unserer Armee zu erlangen, wozu ge gründete Hoffnung sein soll. Zu Ehren des Kron prinzen war großes Diner im Schlosse zu Berlin. — Schien eS beim Beginne des Reichstags, als ob die Verfassung ohne jede Veränderung an genommen werden würde, so find wir in vergan gener Woche eines Bessern belehrt worden. In zwei wichtigen Fragen ist die Majorität Bismarck Und dem ganzen Entwürfe entgegentretcn. Die preußische Regierung wollte die Beamten vom Reichstage ausschließen, weil, wie Bismarck ohne Umschweife eingestanden, von ihnen die schärfste Opposition ausgeht, was nicht ohne Nachtheil für den Dienst sein könne. Er erzählte unter Anderem dem Reichstage: Ein Bürger wird wegen Belei digungen gegen mich vor Gericht gezogen. Der Richter verurtheilte ihn aber nun zu IV Thaler Strafe, weil — das Ministerium wirklich Nichts tauge! — DK Reichstag, oder wenigstens die Mehrheit desselben konnte sich deshalb aber noch mit der Ausschließung der Beamten einverstanden erklären, weil dadurch oft die besten Kräfte verlo ren gehen würden, ja es wurde noch hinzugcsetzt, daß die gewählten Beamten von der Regierung Urlaub erhalten müssen und ihnen die Stellver- tretungskosten nicht abgezogen werden dürfen. Die zweite Frage betraf die Diäten. Der VerfaffungS- rntwurf verlangt, daß die Abgeordneten weder Reisekosten noch Tagcsgelder erhalten. Jeder be greift, daß die Auswahl unter den Candidaten keine große sein würde. Rittergutsbesitzer und Rentiers, oder lauter Berliner. Sind mit den bisherigen 4 Thlrn. Auslösung auf den theuern Ber liner Pflaster auch keine Geschäfte zu machen, so ist es doch eine Entschädigung. Sollen die allge meinen Wahlen einen Sinn haben, dann müssen auch Diäten bewilligt werden, sonst wird doch nie der Mann in den Reichstag kommen, zu dem die Bevölkerung das meiste Vertrauen hat. Graf Bismarck hoffte, daß die Abgeordneten so viel Vaterlandsliebe besitzen würden, nolhweudige Opfer zu bringen, und wie gewöhnlich, stimmt die rechte Seite des Reichstags zu. Sehr richtig hielt aber ein Abgeordneter von der Linken entgegen, daß man dann wohl auch von den Ministern so viel Vater landsliebe erwarten könne, daß sie ihre Aemter ohne Entschädigung verwalten. — Auch der sächsische Minister Herr v. Friesen erklärte sich gegen die Diäten, ob aus Zuneigung zu einem conservativen Reichstage, wie aus der Rede hervorklang, oder aus bloßer Höflichkeit gegen Bismarck, wie man ziemlich allgemein annimmt, möchte schwer zu ent scheiden sein. Jedenfalls wird das sächsische Volk sich durch bloße Geldsäcke nicht vertreten lassen wollen. So dachten auch die sächsischen Abgeord neten; mit Ausnahme von 4 Edellcuten stimmten alle für Diäten und Bismarck war geschlagen, wenn auch nur mit einer Mehrheit von 6 Stimmen. — Die Luxemburger Frage beschäftigt alle Welt; ängstliche Gemüther sehen die Franzosen schon über den Rhein rücken; Andere glauben, daß Preußen nachgeben und das Stück deutsche Erde bingeben werde. Klar ist bis jetzt so viel: der Vorschlag des Handels ist vom König von Holland auSge-