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für Wilsdruff, Tkarand, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ämt 8 btatl für das König!. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. efreita^, dm 19. Januar 1866. Z Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Don dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Viertels abrg ang betrügt Iv Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. SämmNiche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl iin der Redaciion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke «»genommen, nach Befinden honorirt. . Die Rcüactlon. Umschau. Die Frau Herzogin Sophie von Bayern, Tochter unsers Königshauses, ist zur Freude des ganzen Landes außer Gefahr. Sr. Majestät kehr ten bereits vor einigen Tagen von München zurück. Ihre Majestät die Königin wird die vollständige Genesung ihrer Tochter abwartcn. — Die Abgeordneten sind in Berlin wieder zu- sammengetreten. In der Thronrede, die nicht der König, sondern Graf Bismarck ablas, ist von einer Versöhnung nicht die Rede; das Ministerium ver langt, daß der Landtag in der Militärangelegenheit Alles bewillige, was cs fordert. Präsident Grabow legte in seiner Eröffnungsrede den Nachdruck dar auf, daß das Land sich sein Recht wahren müsse gegen die Regierung, gegen die reactionare Presse und gegen die Geistlichkeit, die sich unberufener Weise in den Streit gemischt habe. — In Ostpreußen haben die Landräthe endlich ein Mittel gefunden, mißliebige Gutsbesitzer zu quälen. Bei einer Jagd sollte eben das Treiben beginnen, als zwei Gensdarmen quer burch's Trei ben sprengen und einen der Jäger nach der Jagd karte fragen. Natürlich war das ganze Treiben verdorben. Beim folgenden ging cs ebenso, und als einer der Herren den Gensdarmen bemerklich machte, daß sie bereits alle Jagdkarten gesehen hätten und nur die Jagd störten, erhielt er zur Antwort: Wir schecren uns den Teufel darum, ob wir ihr Vergnügen stören; wir thun, was uns befohlen ist. — Aus Kurhessen wird von einem Tischlermeister berichtet, der ungefähr t Pfund rohen Schweine fleisches verzehrte, trotzdem man ihm gesagt hatte, daß das Fleisch zahlreiche Trichinen enthalte. „Ich glaube nicht daran, ich will sie schon kriegen!" erwiderte er, und statt einer Arznei wünschte er sich noch eine Portion von dem Fleische; höchstens begoß er die Trichinen etwas häufiger mit Brannt wein. Drei Tage später war er noch munter und frisch. Wir kommen ans den Mann zurück. — Ein gutes Beispiel ist doch etwas werth. Es hat auf die Engländer einen großen Eindruck ge macht, daß die Amerikaner im Sinne haben, ihre bedeutende Nationalschuld binnen einigen dreißig Jahren ablragen zu ryollen und schon erheben sich in der englischen Presse Stimmen, welche der Re gierung an's Herz legen, doch auch auf eine etwas raschere Abtragung der englischen Staatsschuld Be dacht zu nehmen. Wenn wirklich Amerika in einigen Jahrzehnten schuldenfrei sein sollte, so würde es, meint man, den Engländern leicht überlegen sein. Denn der Staat würde am mächtigsten sein, des sen Finanzen die blühendsten und dessen Credit der größte sei. Es ist jedenfalls etwas Wahres an der Sache, Welchen Eindruck muß das aber auf Oesterreich machen, daß anstatt alte Schulden ab- zuzahlen, jährlich neue dazu macht? — Diesmal scheint die Revolution in Spanien wirklich zu verunglücken — in diesem glücklichen Lande ein sehr seltener Fall. General Prim fin det nicht den Zulauf von Landleuten, auf den er gehofft und siebt sich gezwungen, die portugiesische Grenze zu erreichen. Damit ist die Sache freilich noch nicht abgelhan; denn jeden Augenblick kann an einem andern Orte ein Aufstand ausbrechcn, der mehr Glück hat. An Zündstoff fehlt es in Spanien nicht. Selbst in der Hauptstadt gab cs Krawalle. — Die Weihnachtszeit ist in England die Zeit des Jahres, wo hinter Gartenzäunen die meisten