Volltext Seite (XML)
107 Riemermeister C. G. Börner und Echuhmachermeister (Collecteur) ClauS. b. für die Dörfer des Amtsbezirks die Herren Schmiedemeister Lippert in BurkbardtSwalde, Mühlenbesttzer Kirsten in Helbigsdorf, Gasthofsbefitzer Scharfe in Limbach, Brauereibcsitzer Wend in Niederwartbe, GasthofSpachter und Fleischermeistrr in Alttanneberg, Mühlenbesttzer Bretschneider daselbst und Schänkwirth Winkelmann in Neukirchen. Landwirthschaftliches. (Fortsetzung.) Und diese landwirthschaftlichen Vereine, wie ganz sind sie dazu angetban, dem praktischen Land- wirthe zu dienen! Was wollen, was suchen wir in ihnen? was ist ihr Zweck? wohl ein sehr ähn licher, als der, den die Elementarschule, — die Volksschule verfolgt. Wir wollen zunächst, wie in ihnen, Lesen lernen, — Schreiben lernen, — Rechnen lernen! Lesen lernen, — in dem großen Bucht der Natur, das vor Jedem aufgeschlagen liegt, das Jeden zum Lesen einlavet, und das wir auch im besten Falle, doch nur stümperhaft lesen können, aber wenn wir auch nur wenige Zeilen entziffert und verstehen gelernt, so werden diese uns in un serem landwirtdschaftlichcn Berufe mehr fördern, als wenn wir ganze Reccptbücher auswendig lern ten; denn sobald wir nur ein Weniges verstehen gelernt, so drängt es uns auch, sofort kies Wenige praktisch anzuwcnden; wir fördern durch dieses Lesen unsere Einsicht und Umsicht, - wir lernen di« Augen auflsun, und wahrlich, es ist schon Unend liches gewonnen, wenn wir nur erst anfangen, auf Unser eignes Thun aufmerksam zu werden! Aber — wir sollen auch Schreiben lernen in unseren landwirthschaftlichen Vereinen, nicht ab schreiben in gedankenloser Weise, nein, unsere eigenen Gedanken sollen wir mit großen farbigen Schriftzügen auf Feld und Wi.sc zeichnen, und bei dieser Schreibweise dürfen wir unS (was sonst nicht immer erlaubt ist), einer blühenden Form, ja eines üppigen Styles bedienen. — Und endlich sollen wir Rechnen lernen, land- wirthschaftlich rechnen, wir sollen einsehen lernen, daß die arithmetischen Gesetze auch auf unsern Fel dern, auf unseren Wiesen, in unseren Ställen ihre Geltung finden; — einsehen lernen, daß fortge setzte größere Ausgaben oder Einnahmen uns un- abweislich über lang oder kurz an den Punkt führen, wo nichts mehr ausgegeben werden wird, weil nichts mehr vorhanden ist, was ausgegeben werden könnte! Wir sollen durch die Rechnung,— durch die einfachste der Welt, durch Addition und Subtraktion zu der Einsicht geführt werden, daß das Ziel jedes vernünftigen Landwirths ist und sein muß: „daS gestörte Gleichgewicht in seiner Wirth- schaft wieder herzustellen." Ja wohl! die landwirthschaftlichen Local-Ver- eine sind die Elementarschulen für uns praktische Landwirthe, sie beschäftigen sich wie diese mit den drei Grundpfeilern, auf denen die ganze mensch liche Civilisation ruht! Wenn der kleine Schulbube Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt, so bat er die erste Staffel zur Entwickelung seines Geistes erstiegen; — und die geistigen Heroen der Mensch heit, unsere Newtons und Herschels, die die Bah nen der Sterne berechnen, die am großen Himmels dome, wie in einem aufgeschlagenen Pergament die Gedanken Gottes, — die Gesetze Gottes zu lesen vermögen, die in das Stcrnengewölbe die Namen der Götter und Heroen längst verklungener Zeiten bineingeschrieben, — auch sie betbätigen ihre geistige Größe doch nur durch die drei Grundpfeiler mensch licher Bildung! Wir lesen, daß die Bedingungen aller chemi schen Prozesse in der Verwandtschaft der elementaren Körper zu suchen, daß das elektrische Verhalten der Materie die Form und die Wandlung der Stoffe bedinge, daß es ein Körper vor Allem sei, — der Sauerstoff —, der an dem Aufbau und der scheinbaren Vernichtung der Körper am rastlosesten arbeitete, daß die Verbrennung nicht eine Vernich tung, nur eine Verwandlung der Stoffe bedinge, daß die Verwesung und Fäulniß zusammenfalle mit dem Begriff der Verbrennung, daß die Materie unvergänglich sei, wie die Geister unsterblich, wie Alles, was aus göttlicher Hand entsprungen, — und endlich, daß es nur wenige Körper sein, die als auserlesene Boten des Herrn die Wunder organi scher Bildung gestalteten, „die da schaffen am sau senden Webstubl der Zeit, und wirken der Gottheit lebendiges Kleid!" Heute führt uns die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, auf das Gebiet des Rechnens, denn ohne den Compaß unserer Wirthschast, ohne den Rechenstift, können wir die Frage, die wir beantworten sollen, nicht verständig, nicht endgiltig entscheiden. — „Sollen wir unsern Boden an greifen, schonen oder bereichern?" Fragen wir jeden Einzelnen, — es werden unS wohl schwerlich gleichlautende Antworten wer den! Der Eine wird sagen: „ich will ihn a «grei fen meinen Boden, denn wenn ich ihn nicht an- greife, wenn ich von ihr, der Erde, der Ernäh rerin alles dessen, was da lebt, von ihr, der Alles Versorgenden, sich ewig neu verjüngenden Mutter nicht Alles erwarte, von wem soll mir dann der Gewinn noch kommen? Stützt sich nicht auf die Gaben des Bodens direkt oder indirekt der gesammte Wohlstand der Völker, — der Wohlstand jedes Ein zelnen?" Und der so spricht, hat der nicht Recht? Der Andere wird sagen: „ich will ihn scho nen, meinen Boden, denn das Verschwendender Kraft, das Verschwenden der uns gegebenen, unS anvertrauten Mittel hat noch nie und nirgends zum Heile geführt Consumiren wir diese Kräfte, diese Mittel in wenigen Jahren, was soll dann auS