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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffeu, Siebenlehn und dir Umgegenden. Ä m t 8 0 t a l l für das Kömgl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, üm 22. Januar 1864. I Berantwortlichcr Nedacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon Lieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauSzubezahlen. Sämmtliche Konigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Srück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl iin der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Ncdaction Um sch a U. So schwere verhängnißvolle Tage, wie sie seit dem 14. Januar angebrochen sind, hat Deutsch land nicht gesehen, seit der deutsche Wund 1815 gegründet worden ist. Dieser deutsche Bund, das einzige Band, welches alle deutschen Staaten unter einander und gegen außen zu Schutz und Trutz verbindet, sieht in der höchsten Gefahr auseinander zu fallen, und dieses Unglück ist herbeigeführt wor den durch die rechtliche, deutsche, bundeslreue Hal tung der Mehrzahl der Regierungen und durch das absolute Gegentheil dieser Haltung von Seiten Oesterreichs und Preußens, Wir halten uns heute nicht bei Betrachtungen auf, die nahe genug liegen, sondern lassen die Thatsachen kurz und übersicht lich svrechcn. Sie sprechen laut genug. Oesterreich und Preußen hatten im Bun destage bcanlragt^Danemark von Bundeswegen aufzufordern, die Einverleibung Schleswigs aufzu heben, widrigenfalls Schleswig von Bundestruppen (Ocsterreichern und Preußen) werde besetzt werden. Dieser Antrag war im Geiste des Londoner Pro tokolls und zu dessen Aufrechthaltung gestellt, er erkannte den König von Dänemark für Schleswig- Holstein an, was Deutschland nicht thun darf, und wurde deshalb mit 11 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Die Ablehnenden waren die bundestreuen Regie rungen von Bayern, Sachsen, Württemberg. Han nover, Baben, Hessen > Darmstadt, die sächsischen Hcrzoglhümer, Braunschweig, Nassau, Oldenburg mit Anhalt und beide Schwarzburg und die freien Städte. Sofort erklärten Oesterreich und Preußen, sie würden als Großmächte, unbekümmert um den Bund, die Sache in die eigene Hand nehmen, d. h. wenn Dänemark nicht die Einverleibung zurücknehme, Schleswig mit ihren Truppen besetzen. Umsonst erklärten die Andern, es handle sich um eine Bun dessache und protestirlen gegen diese Vergewaltigung, die eine Sprengung des Bundes sei; Oesterreich und Preußen luieben bei ihrer Erklärung, auch dann, als Sachsen darauf hinwies, daß sie, um nach Schleswig zu kommen, durch Holstein ziehen müßten und Holstein nur mit Genehmigung des Bundes betreten werden dürfe. Oesterreich und Preußen haben alle An stalten getroffen, dem Willen der Nation zum Trotz, ihre Soldaten nach Schleswig marschiren zu lassen, Oestcrreichische Truppen flehen zum Abmarsch bereit und die prcuß. 13. Division zwischen Minden und Bielefeld hat Befehl, in den nächsten Tagen per Bahn nach Holstein abzugeben und nöthigen- falls den Durchmarsch durch Holstein zu erzwingen. Der gemeinsame österreichisch-preu ßische Operationsplan ist durch den österreichischen Generalstabsossizier v. Schönfeld und den preuß. Chef des Generalstabs v. Moltke ausgearbeitet. Beide haben dem König in Bismarks Gegenwart Vortrag darüber gethan. Es fragt sich, in welcher Weise die Mittel staaten entgegentrcten werden. Sie sollen un mittelbar nach der bctr. Sitzung des Bundestags zur Verabredung eines Gegenbundes zusammcnge- treten sein. Sachsen soll beantragt haben, von Bundeswegen gegen das Einrücken preußisch-öster reichischer» Truppen in Holstein zu protestiren und den Bundeskommissaren und dem Bunkesgeneral v. Hake den Befehl zu ertheilcn, nur der Ge walt zu weichen. Das Nächste würde sein, daß Bayern und Sachsen den Oesterreichern den Durchzug durch ihre Länder verweigern. Die Oester reicher würben dann über Breslau und Berlin