Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Einundzwanzigstet Jahrgang. Keitag, den LO. Mai L86L. 19. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahr gang beträgt lv Ngr. Sämmtliche Königs. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Nedaction, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittag, in Thararid und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Ncdaction. Umschau. Wilsdruff, am 9. Mai. Noch immer läßt der Frühling auf sich warten, obschon heute die Semmelmilch blüht, Auch die Baumblüthe laßt auf sich warten, doch wird ver sichert, daß bei uns eine gedeihliche Entwickelung derselben noch zu hoffen sei, freilich unter der Vor aussetzung, daß baldigst warmes Wetter eintritt. Heute, 7 Uhr des Morgens, zeigt wenigstens das Thermometer 7 Grad Wärme an, während es viele Tage um diese Zeit in der Gegend des Eispunktes gestanden. Auch das Barometer ist ein wenig ge stiegen. Hoffen wir daher, daß die Witterungs- calamität ihrem Ende nahe ist. — * Das letzte Exlra-Concert des Herrn Musikdirector Günther, welches so hohe musika lische Genüsse bot, war leider nur sehr mäßig besucht, was sich durch das wahrhaft schaurige Wetter sowie durch die vorgerückte, den Landmann anstrengende Jahreszeit zum Theil erklären läßt, — Das Pro gramm brachte als Anfang der beiden Theile die Ouvertüren zu „Iphigenie" u. zur „weißen Dame", welche mit gewöhnter Präcision gespielt wurden. Die übrigen Piecen wurden sämmtlich von den an wesenden Künstlern ausgeführt und die Executirung derselben zeigte die Meisterschaft der Musiker. Das „Trio" sür Violine, Violoncello und Piano, wel ches der neuern Richtung angehört, aber vorzüglich gearbeitet ist und eine gute Technik zur Durchfüh rung verlangt, wurde von den Kammermusikern Herrn Medefind, Herrn Tietz und dem Pia nisten Herrn Reichel mit wahrer Empfindung und trefflichem Zusammenspiel vorgetragen. Das selbe gilt auch von dem „Quartett" für Violine, Viole, Violoncello und Piano von Mozart, welches obengenannte Herren und der Herr Kammermusikus Schleußing zur Ausführung brachten. In den „Variationen" für Violine, von David, zeigte Herr Medefind, welche vollendete Technik sich der junge Künstler schon erworben, daß er alle vorkommenden Schwierigkeiten mit Leichtigkeit zu überwinden weiß, daß er aber das Seelenvolle des Spiels sich zur Hauptaufgabe gemacht hat. — Die „Solovorträge" der Herren Tietz undSchleußing bewiesen uns, welchen herrlichen Lon ein vorzüglicher Spieler auf vorzüglichem Instrumente zu geben vermag , und welchen bedeutenden Eindruck auch ein ziemlich ein fach gesetztes Tonstück bei vorzüglicher Voisührung hervorzubringen vermag. — Es war zu bedauern, daß Herr Pianist Reichel durch Unwohlsein be hindert wurde, die „Krmule kolonai»«" von Chopin zu spielen, — Herzlichen Dank den freundlichen Künstlern, herzlichen Dank aber auch Herrn Gün ther, der aufopfernd und unverdrossen uns der gleichen Genüsse bereitet, — (Eingesandt.) Ein merkwürdiger Vor fall. In hiesiger Umgegend will ein Gutsbesitzer früh auf's Feld gehen, als er zu seinem Erstaunen das Hoftbor offen findet. Um sich zu überzeugen, daß sein Hund am Platze gewesen, ruft er densel ben, aber kein Zeichen der Anwesenheit desselben läßt sich hören. Er geht an die Hütte und sieht zu seinem Schrecken den Hund bewegungslos am Eingänge zur Hütte liegen, mit allen Zeichen einer Erstarrung. Obgleich ein ziemlich starker Frost in der Nacht gewesen, ist es doch kaum glaublich, daß die Kälte den Lod des Hundes habe herbeiführen