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202 Verordnung des Ministeriums des Innern, gänzliche MeüerausheOung gegen die Rinderpest in Rühmen getroffener ZHaakregetn hgsp. Das Ministerium deS Innern bat beschlossen, die nach der Verordnung vom 12. vorigen Mo nats in Folge der im vorigen Jahre in Böhmen ausgetretenen Rinderpest noch untersagt gebliebene Einfuhr von lebendem Hornvieh auf der Dresden-Prager und Zittau-Reichenberger Eisenbahn aus Böhmen nach Sachsen nunmehr ebenfalls wieder freizugebcn. Dresden, am 18. Juni 1860. Ministerium des Innern. Frhr. v»« Schmiedel, S. Umschau. Pirna, 23, Juni. Heute Bormittag 10 Uhr fand in der Linden-Allee zwischen Pratzschwitz und Graupe das von den Ofsicieren dec Garnison Dres den und Pirna veranstaltete große Wettren nen unter zahlreicher Betheiligung cingeladener Gaste statt. Ein zahlreiches Publicum hatte sich ein- gefunden, indem zwei von Dresden nach Pratzschwitz abgegangene Dampfschiffe auch eine große Menschen- maffe dem Schauplatz zuführten. In der Allee, in der Nähe von Graupe, war ein Zelt für die Königliche Familie errichtet, in welchem ein Dejeuner servirt war. Gegen 10 Uhr kamen II. KK. Maje stäten in Begleitung der Prinzessinen des König lichen Hauses an und nahmen die für höchstdieselben reservirten Platze ein, in deren Nahe das Trompeter- Chor des Garde-Reiter-Regiments concertirte. Nach dem vorher eine Proposition über das abzuhaltende Rennen, welches in zwei Abtheilungen zerfiel, aus- getheilt war, ertönte das Signal zum Anfang des selben, ein Rennen ohne Hindernisse, geritten von sechs Ofsicieren, bei welchem Herr Oberleutnant von Stammer vom ersten Reiterregiment den Sieg davon trug; nach kurzer Pause, in welcher die drei Hürden, jede 3z Fuß hoch, aufgestellt wur den, begann die zweite Ablheilung, welche in vier Rennen jedes von drei Ofsicieren geritten wurde, im ersten siegte Herr Oberleutnant von Tümp ling vom Gardc-Rciter-Rcgiment, im zweiten Herr Leutnant von Sch eith er vom Garde-Reiter-Regi ment, im dritten Herr Leutnant von Welk vom Garde-Reiter-Regiment und im vierten Herr Div.- Adjutant Rittmeister von Schonberg, den Schluß des Rennens machte das Stechen der vier genann ten Herren und Herr Leutnant von Scheither erhielt den ersten und Herr Div.-Adjutant Ritt meister von Schönberg den zweiten Preis. So endete ein Schauspiel seltener Art und das sehr zahlreich anwesende Publicum verließ den Platz mit größter Befriedigung. — lPirn. Anz.) Dem „L. I." schreibt man aus Pristcwitz vom 22. Juni: Wie man von Neichen spricht, in denen die Sonne nie untergeht, so giebt es auch Gegenden, wo die Feuer nie aufhören. Zu diesen gehört recht eigentlich die Großenhainer Pflege, sie leistet im Abbrennen wirklich Unglaubliches. Hier rosten die Feuerspritzen nicht ein und erst vorige Nacht waren dieselben wieder in Thatigkeit, und zwar wieder in Gävernitz, woselbst fünf Güter in Flammen aufgingen. Möchte an dem Urheber ein mal ein richtiges Exempel statuirt werden — denn Niemand bezweifelt hier die Absichtlichkeit — und jeder Rechtliche wünscht, daß derselbe nicht unent deckt bleibe. — Am 19. Juni Nachmittags ist der 8 Jahre alte Sohn des Fuhrmanns Schulze in Okrille, der seine beiden, 12 und 15 Jahre alten Brüder, welche mit zwei Geschirren schwere Steinkohlenla dungen nach dem sieben Stunden entfernten Berns dorf bringen sollten, begleitete, in der Nähe von . Großgrabe auf der Chaussee von dem einen Wagen gestürzt, überfahren und durch Zcrmalcn des Kopfes augenblicklich getödtet worden. — Am 22. Juni Nachts ist in Geithain an drei verschiedenen Orten, und zwar um II Uhr in den 20 Minuten von der Stadt entfernten Kalk- grubengebäuden, um 1 Uhr in der untern Borstadt und gegen 2 Uhr ebendaselbst 7 bis 800 Schritt von der letzten Brandstätte Feuer ausgebrochen. ES sind hierdurch ein Geräthschuppcn mit einge bauter Wohnstube, 2 Wohnhäuser, 4 Scheunen und 2 Slallgcbäude in Asche gelegt worden. Hin sichtlich der Cntstehungsursache wird vermuthet, daß dreifache absichtliche Brandstiftung vorliegt. (L.Z.) Am 23. d. M., früh z7 Uhr brach" in Lich tenstein Feuer aus, welches sechs Häuser ein äscherte. Der Thatigkeit der Löschmannschaft ist es beizumessen, daß das Feuer keine größere Ausdeh nung gewann. Die Entstehungsursache desselben ist unbekannt. — Am Abend deS 24. d. M., kurz -vor 10 Uhr, brach bei dem Webermeister Kirbach in Neu- stadt-Harthe Feuer aus, wodurch 4 Hauser eingeäschert, ein fünftes eingerissen und überhaupt 15 Familien obdachlos wurden. — (Dr. I.) In Neustadt b. St. siel am 12. Juni ein zweijähriges Kind, welches sich ohne Aufsicht be fand, in den bedeutend liefen, sogenannten Ziegel teich; dies gewahrte der hinter seinem Webstuhle arbeitende 74jährige Lohnweber und Zeitungsbote Hartmann; derselbe läuft hinaus und stürzt sich, die Gefahr für sein eigenes Leben nicht beachtend, in den Teich, worauf er das schon eine hübsche Strecke vom Ufer entfernte Kind rettet. Nach Hart- mann's eigener Aussage wäre es zweifelhaft gewe sen, ob er sich mit dem Kinde hätte retten können, wenn nicht seine herbeigeeilte Tochter ihn aus dem