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Wochenblatt für Wirs-Mf, Lharan-, srqssett, Siev-nl-hn und die Umgegeüve»t. Miltwoch, dtil 20. Lßptember ^sO. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. k" 5'gr., für weNlen dieselbe ven Ler RcLaekien in WliSdrUf, Len ?lgcnturcn in Tharaud, Rossen, und Siebelllehn, sowie drr Buchdruckcrel von C. E. Klinkicht UNo Soh» in Meißen Sezogcn wrrditt kann. Auch nehmen dieselben Bekanntmachungen aller Art zur Beförderung an. Dio fffodilvrivn. Frankfurt a. M., den S. Septbr. Die gestern von mir abgcsendctc Mittheüung über den Beschluß ter Nationalversammlung wegen deS mir Däne mark in der Schleswig. Holsteinischen Sache abgeschlossenen Waffenstillstandes konnte nur eine unvollständige sein, La sie wegen .stürze Ler Zeit und des nahen Postschlusses wah rend der Abstimmung verfasst werden mußte. Ich will des wegen Las Wichtigste der Frage bier weiter auseinander setzen, UNI wo möglich ein klarer- Sicht in dieser verhäng nißvollen Angelegenheit zu geben. Die Zeitungen haben bereits den am 26. August d. I. zu Malmö zwischen Preußen und Dänemark al-gesihlos- senen Waffenstillstand veröffentlicht und es bedarf deswegen keiner weitern Mittbeilung von meiner Seite. Wohl ist eL aber nöthig, die Lheilnahme der Centralgewalt bei die-, scm'Waffenstillstand auseinanderzusetzen, um daraus zu gleich Len von Ler Natl^ialversammlung gefaßten Beschluß zu rechtfertigen. A v-e ^Ll.swig - Holste'nfche el,rage da. erste Mal in der Nationalversammlung zur Verhandlung gelangte, wurde die Zusicherung des Reichsministern, daß der Krieg mit Dänemark energisch sortgefnhrt und kein Waffenstill stand geschloffen werden sollte, der der Ebre Deutschlands nachthcNig sei, mit großem Beifall ausgenommen und in diesem Sinne ein Beschluß gefasst. In Folge desselben sendete auch die Centralgewalt deutsche Lruvpen nach Schleswig-Holstein, um dem Beschlusse Nachdruck zu vcrschaf- fen. Diese Truppen sind theils an dem Orte ihrer Lc- stmnnung angekommen, tbeils befinden sie sich noch auf dem Marsche. Wahrend Lieser Zeit hat Preussen von der Centralgewalt unbedingte Vollmacht zum Abschlusse eines Waffenstillstandes verlangt, und al° dieses abgeschlagen sväter eine Vollmacht mit gewissen Bedingungen und im Ramen Ler Centralgewalt erhalten. Diese Bedingungen gingen hauptsächlich dahin, Lass Lie früher schon in Belle vue ausgestellten Waffenstisssiantsstipulationen vom29. Juli zum Grunde gelegt werden sollten. In Liesen Stipulatio nen war Ler Waffenstillstand auf drei Monate bestimmt, was für Deutschland in sofern von großem Vorthcil war, oaß die Schiffahrt wieder sich frei bewegen und Lie W!n- terzeit, welche jedenfalls für Deutschland gegen Dänemark a ÜMHtig jst, zu,: Fortsetzung des Krieges mit Erfolg wwd'N kömu^ vortheilhafter Friedcnsbedingungen benutzt Diese an Preußen gegebene Vollmacht hat keine Mo- dificatlonen erlitten und ist ausdrücklich dem von der Cen tralgewalt abgesendeten Unterstaatssccretärv. Nagern in sei ner Instruction wiederholt worden. In derselben ist aber freilich nicht enthalten, daß der Centralgewalt der Waffen stillstand zur vorherigen Ratification vorgelegt werden müsse, welches lieberiehen die preußische Regierung benutzt haben mag und so die nach Lem Gesetze vom 28. Juni Ler Nationalversammlung zustehende Genehmigung unmöglich gemacht hat. Wie die Verhandlungen gepflogen worden find und welche Stellung der Unterstaatssecretär v. Na gern Labei eingenommen hat, läßt sich nicht beurtbeilen, da hierüber die Urkunden noch nicht vorliegen. Soviel ist aber gewiß, Lab bei Leni Abschluß Lek Waffenstillstandes die Centralgewalt eine sehr secundärc Rolle gespielt Hut und auf dieselbe beinahe gar keine Rücksicht genommen ist. Hat doch sogar nach dem Inhalte des Waffenstillstandes vom 26. August der König von Preußen im Namen des Leut- . schon Bundes gehandelt und Lie Centralgewalt ganz über gangen. Unter diesen Umuänden war cs wohl nicht zu ver wundern, daß Ler am 4. September von dem Reichsmini- -ster des Aeussern, Heckscher, vorgetragene Waffenstillstands- Vertrag in der Nationalversammlung eine allgemeine Be wegung hervorrief, der eine längere Debatte über Lie Art Ler Behandlung dieser Frage folgte. Die Frage über Lie Comvetenz der Versammlung war weiter nicht streitig, La Las Ministerium selbst Lie Comvetenz anerkannte. Nur darüber war Zweifel, ob sofort in die Hauptsache ringe- ganges oder Los Gutachten eines Ausschusses nach Prü fung der Aktenstücke, deren Vorlage zugesichert wurde, ge hört werden sollte. Dahlmann barte vereitS eine energische Interpellation an LaS Ministerium eingereicht und Las Mi nisterium aufgefordcrt, zu erklären, ob cs entschlossen sei, Len Vertrag aufrecht zu erhalten. Ein andrer Antrag Les Clubbs in WestenLhall verlangte Lie energische Fortsetzung und Vollendung Les Kriegs. Die Versammiung beschloß cnLlich die Sache Len AuS- scküffcn zu übergeben unL über die Sistirung des Waffen stillstandes und die Genehmigung des Vertrags binnen 24 Stunden zu bcrathen. Der Ausschuß hatte nun nach Len von Dahlmann münLlich erstatteten Bericht Lie Frage wegen Sistirung Les Waffcnstillstandcs von Ler Genchmi- gungsertheünng zum Vertrag selbst getrennt und in seiner Mehrheit zur Entscheidung der Vorfrage den Antrag gestellt cs mögc dic Nationalversammlung dic Sistirung Ler zur Ausführung dcs Waffenstillstandes nöthigen militärischen und sonstigen Maßregeln beschließen. Zur Begründung seines Antrags führte er an, daß Preußen Lic Bedingungen der Centralgewalt nicht nur nicht erfüllt, sondern Len Vertrag gegen den Inhalt desselben abgeschlossen habe. Hauptsächlich hob cr die siebenmonat- lichc Dauer, dic Ernennung Les Grafen Moltke an Ler- Spitze Lcr provisorischen Regierung, eines Mannes, der Lurch sein Benehmen dic Schildcrhcbung hervorgcrufen, in Schlcswig und Holstein allgemein verhaßt sei nnd sich ohne Lebensgefahr nicht dorkin wagen dürfe und die Trennung Ler schleswigschen und holffeinschen Truppen hervor. Eine Minderheit dcs Ausschusses verlangte, daß über eine Sistirung des Waffenstillstandes crsi dann ab gestimmt werden solle, wenn über Len Waffenstillstand . selbst Beschluß gefaßt sei. Die Debatte über diese Anträge währte bis Abends 7 llhr und wsirdc in ciner höchst parlamentarischen Ordnung ge führt, wenn man von civigen Unterbrechungen des Fürsten