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264 Deutschland entworfen werden solle, bewiesen, sie war bei zweimaliger Abstimmung zweifelhaft, auch die Zählung führte zu keinem bestimmten Resultate, so daß die namentliche Abstimmung erfolgen mußte. Mit 244 gegen 242 fand der Antrag Annahme. Darüber sind beinahe Alle einverstanden, daß den Gewerben geholfen werden muß, wie dicß aber möglich ist, kann als die schwierigste Frage der Neuzeit angesehen werden. Ein Gewcrbcongrcß in Frankfurt findet setzt Statt, scheint aber sehr einsei tig zu sem, da nur Norddeutschland vertreten ist. Im Interesse der Gewerbe würde es sem, wenn alle Gewerbe Deutschlands ihre Vertreter sendeten. , Tzschucke. „Die Sachs. Abgeordneten au» Reichs tage zu Frankfurt" ist ein in Nr. 31 dieses Blattes eingesendetcr Artikel aus dem Dresdner Anzeiger überschrieben, an welchen der Einsender eine in der That bedeu tungsvolle Warnung wegen der künftigen Wah len geknüpft Hal. WaS die in dem Artikel enthaltene Mitlhei- lung aus dem Dresdner Anzeiger betrifft, die offen bar selbst eine jener elenden Verdächtigungen enthält, von welcher sie am Schluffe spricht, so mag hier nur kurz darauf hingewiesen werden, daß es sich vor allem fragt, welche Mitglieder jener Reichstags» depuralion, die bekanntlich aus allen Farben der dortigen Partheien zusammengesetzt war, jene angeb lichen Aeußerungen haben laut werden lassen? Die dabei befindlichen Gesinnungsgenossen unserer Land- leute sind cs sicherlich nicht gewesen und was Leute der entgegengesetzten Richtung denken, dieß mag in Pommern, in der Mark rc. Bedeutung haben, im politisch aufgeklärten Sachsen bleibt cs gleichgültig. Im gelindesten Falle wäre es ein Beweis ge wesen, daß die Leute nicht zu unierschciden wüßten zwischen den bestehenden Verhältnissen eines wohlgeordneten Deutschen Einzelstaates und den zu schaffenden Verhältnissen eines künftigen Deut schen Gesammlstaaces. Nur hierauf, auf die letzteren sind die Bestre bungen unserer Sächsischen Vertreter in Frankfurt gerichtet gewesen, nur der künftigen Verfassung des allgemeinen Deutschen Reichs galien deren republi kanische Bestrebungen, keineswegs der von ihnen durchaus unangetasteten Regierungssorm unseres sächsischen Vaterlandes. Daß sie aber für das deutsche Reich als Ge- sammtstaar eine republikanische Regierungsform nach allen Kräften ansireben und nicht die längst zu Grabe getragene Komödie vom deutschen „Kaiser und Reich" wieder auf die Breter bringen wollen, das ist sehr ehrenwerch von ihnen, ja es ist das sogar ihre Pflicht, denn keiner m Sachsen, der es mit der Einheit Deutschlands, mit der endlich durch gebrochenen Souveränelät des Deutschen Volkes ehrlich meint, wird einen deutschen Kaiser, zu den vierunddreißig Monarchen Deutschlands noch einen Fünfunddreißigsten haben wollen. Man gehe auch nur hin nach Frankfurt und frage» der Name der Sächsischen Deputaten dort hat gar einen guten Klang und jeder Sachse hat im Allgemeinen volles Recht stolz zu sein auf die Wahlen seines engeren Vaterlandes. Wenn daher dec Herr Einsender des oben be zeichneten Artikels aus dem Dresdner Anzeiger von demselben Gelegenheit nimmt, die sächsischen Wah len und das hierdurch auf Sachsen gefallene Licht mit warnenden verdächtigenden Farben zu schildern, so zeigt dicß entweder von politischer Beschränktheit oder von Böswilligkeit, die, mag sie nun in dem Stand und der Stellung des Individui, oder worin sonst immer ihren Grnnd haben, als solche gebüh rend zu rügen und bloszustcllen »st. In derselben Nummer des Wochenblattes ist in einem Artikel von ganz entgegengesetzter Richtung darauf hingewiesen, wie die Gründer (dort Zusam men rreiber genannt) der neuen politischen land- wwrhschaftkchcn Vereine cS schließlich in ihrem Be» ginnen darauf abgesehen zu haben schienen, bei den künftigen Wahlen ihre Rechnung für die eingejagte republikanische Gespensterfurcht zu finden. Nun die im Zusatze der hier fraglichen Mit- theilung enthaltene Verunglimpfung der Reichstags wahlen scheint mit einem solchen Projekt im Einklänge zu stehn. Man will hiermit offenbar zu Wahlen im ent» gegengcsetzlen Sinne verlocken und solche müßten dann allerdings auf Leute wie Einsender und dessen Gesinnungsgenossen fallen, die durch ihre schmähliche Niederlage bei den letzten Wahlen bis zur äußersten Erbitterung getrieben, jetzt alles daran setzen, um die verlorne, oder richtiger, eine noch nie erworbene Geltung zum Besten der alten guten Zeit zu erlan gen. Darum lasse sich Niemand irre machen. Laßt uns bei den künftigen Wahlen nicht Zurückbleiben hinter den ersten, laßt uns den Rückwärtslcrn, unter welcher Gestalt und Maske sie auch immer auftre ten, zeigen, daß wir wissen, welche Stunde die Glocke und daß ihre Stunde geschlagen hat. B. (Konnte wegen Mangel an Zeit und Raum erst in der heutigen Nummer Aufnahme finden. -D. Red.) Der Volkswille und die sachfischen Ab geordneten in Frankfurt. (Singesendct.) Es wirb wohl Nicht leicht auf eine unverschäm tere und leichtsinnige Weise mit der Berufung auf den Volkswiilen Unfug getrieben, als bei der Na tionalversammlung in Frankfurt, namentlich von der radicalcn Partei und insbesondere von einem Theile unsrer sächsischen Abgeordneten. Ein Bei spiel und eine Frage! Ist wohl die Abstimmung bei derWahl des R e i ch s v e r w e s e r s im Sinne des Volkswillens geschehen? Zur näheren Veurtheilung dieser Frage folgendes. Von den 24 sächsischen Abgeordneten haben bei dieser Gelegen heit 4 gar nicht gestimmt (Dietsch, Schmidt, Gün ther und Trützschler), 4 für den Erzherzog Johann (Hensel 4., Hermann, Koch und Zöllner), 2 waren abwesend (Biedermann und Joseph), die übrigen 14