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66 Nach Schluß der Tagesordnung stellt Vorstand Lehmann den einstimmig angenommenen Antrag auf beschleunigte Bestellung eines Actors zur Verfolgung der Rechte der Stadtgemeinde in Betreff der von Leu Hanbold'schen Erben verweigerten Abgaben. Znm Schluß wurde auf Antrag des Stadtverordneten Müller beschlossen, den Stadtrath um beschleu nigte Einführung der bereits früher beantragten Stempelung der Floßholzzcttcl zu ersuchen. Nossen, den 29. Februar 1848. Die Stadtverordneten. Leh m a u n. Sonnabend, den 4. März l. I., Abends 7 Uhr, öffentliche Sitzung der Stadtverordneten zu Tharand. Gegenstände der Beralhnng werden sein: Erklärung des Eladlralhcs über die beantragte Aufnahme eines städtischen Jnventarii. Antrag des Stadtralhes auf Verkauf des Budengerälhes. Die Straße un Brunncnthalc. Jahresbericht des Sladtrathes zu Crimmitzschau. Die Stadlkassenrechnung auf das Jahr 1845. Kapital und Arbeit. Es ist schon vielfach die Rede davon gewesen, daß es Aufgabe der Staaten sei, das Mißverhält- niß zwischen Kapital und Arbeit zu beseitigen. Wie aber dies geschehen solle, darüber hat man sich in so ungenügender Weise ausgesprochen, daß nach unserer Ansicht der Sacke kein Vorschub geleistet worden ist. Wahrend hierbei von „Arbeit" im Allgemeinen gesprochen wird, liegt cs doch unleugbar auf der Hand, daß nur die Handarbeit und zwar in ihren niedrigsten Gattungen gemeint sein kann. Der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ist in dieser Allgemeinheit und Unbetünglheit unrichtig. Auch das Kapital vertritt Arbeit -und ist durch Ar beit entstanden, wenn nickt allemal für den gegen wärtigen Besitzer, doch für den, der cs erworben. Zu seiner Erwerbung und Erhaltung hat im All gemeinen, außer der Arbeit, auch noch eine andere wirthschaftlicke Tugend gewirkt: die Sparsamkeit- Es ist ein Vorrath in der Vergangenheit erworbe ner und vom winhschaftlichen Geist aufgespartcr Güter. Sobald die Gesellschaft über die Stufe gerückt ist, wo sie zu all ihrer Arbeit nur ihre Hände braucht, wird das Kapital auch für die wirthschaftlicken Thätigkeucn der Nation eben so wichtig und unentbehrlich wie die Arbeit selbst. Das Kapital vermag nichts ohne Arbeit, aber auck die Arbeit vermag oknc Kapital nur das Roheste zu leisten, und dem Kapitale wird cs leichter, die Ar beitskraft herbeizuziehen, als der kapirallosen Arbeit, das mangelnde Kapital zu erschaffen. Diese Wich tigkeit des Kapitals beginnt mit dem ersten Ge brauche der einfachsten, aber für die Arbeit unent behrlichen Werkzeuge, ohne dercn Besitz der Arbeiter sein Werk nickt verrichten kann, und steigert sich dann zu der Stufe des klebens, wo das Jmgang- halten einer unermeßlichen, unendlich verzweigten Arbeitsthatigkcit die gewaltigste Masse von Kapital und Credit crfoderr, um zahllose Werkstätten, Ma schinen und Werkzeuge, Tausch- und Verbindung^, mittel zu gründen, auszustatten und zu erhalten, Rohstoffe und Hülfsstoffe rechtzeitig zu erwerben und in Vorrath zu hallen, Heeren von Arbeitern ihr Lohn und ihren Unterhalt oft auf Jahre hinaus, bis wohin erst der Gewinn ihrer Arbeit zu beziehen ist, vorzuschießcn, die eben fo unentbehrlichen Hähern, werthvollcrn Arbeitskräfte, die sich in Leitung und Ordnung, in Erfindung und Spcculation, in Cor- respondenz und Rcchnungs- und Kastenwesen mit Kenntnis', Einsicht und Treue belhätigcn, ihren ge rechten Ansprüchen gemäß zu belohnen, die gefer- ligten Waaren in Svcichcrn und Waarenlagcrn bis zu dem rechten Zeitpunkt aufzubcwahrcn, sie auf Land- und Wasserstraßen, unter mancher Gefährde, der Stelle zuzufördcrn, wo sie am meisten begehrt werden, gewalngem Wettkampfe fremder Nationen und ungünstigen Conjunclurcn der Zeit zu trotzen, in bedrängter Gegenwart die bestehenden Unterneh mungen mit ast den an sie gelehnten Existenzen für eine bessere Zukunft zu fristen und all die tausend fältigen, ineinandergreifeneen Thäligkeucn zu befruch ten, welche dem wirthschaftlicken Leben eines großen gebildeten Volks gewidmet sind. Das Kapital ist einem solchen mindestens eben so unentbehrlich und wichtig, wie die Arbeit, und nicht ohne die beneide ten und angefeindeten Vorthcile, die cs zcmem Be sitzer spendet, wird cs m der crfoderlickcn Ausdeh nung erworben und erhalten werden, Nickt ohne sein Vorhandensein in der vcrlangrcn Maße den Aibei- keru auck nur die Lage zu sickern sein, in der sie sich setzt befinden. Rühret an Freiheit und Sicher heit des Eigcnthums, beschrankt das selbstständige Gebühren des Eigenthümers mit seiner Habe, ent zieht ihm willkürlich den Gewinn, den ihm der freie Gang des Lebens zubilligt, und dieses ganze glän zende Gebäude moderner Civcksalwn stürzt über den Haufen und reißt die Geschicke von Millionen mit sich in den allgemeinen Bettlertumult. Auch ist cs cin Mißgriff, wenn das Kapital der Arbeit in der Weise entgegengesetzt wird, als arntcte das Kapital seine Frückic ohne Arbeit. Die Zahl der wahrhaft mäßigen Rentiers ist überall eine kleine, und auch ihr Kapital ist zum Theil m Händen, die cs als Werkzeug für ihre Arbeit gcmiekhel haben und das Miethlokn in der Form von Zmsn zahlen. Daß das Kapital gemißbraucht werden kann und gemißbraucht wird, stellen wir keineswegs in