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sen sich als unzulänglich. Die gewöhnliche La dung Schießpulver für dieselben ist ohngefähr 130 Gran. Aus einer Büchse, die für gewöhnlich eine Pulverladung von einigen 30 Gran verlangt, ward mittels einer Ladung von 20 Gran Baumwolle die Kugel in der Entfernung von 190 Schritt durch die Scheibe und drei Zoll starke Tanncnbrcter getrieben. Aus einem doppelten Jagdgewehre ward mit Schroten und 33 Gran Baumwollladung auf 70 Schritt nach der Versicherung des Zielers Hrn. Wolf eben so scharf geschossen, als mit 48 Gran Schießpulver auf blos 50 Schritte. Als allgemeine Wahrnehmung ist die außerordentliche Verminde rung des Rückstoßes im Vergleiche zu dem bei Schießpulverladung anzuführen. Natürlich sind alle diese Versuche als vorläufige zu betrachten, da die Ermittelung gewisser einzelner Verhältnisse vor- hcrgegangen sein muß, um spater vielleicht plan mäßiger experimentiren zu können/' Die Lcipz. Zeit, läßt sich Folgendes unter dem 11. d. M. aus Dresden schreiben: „In den heu tigen Nachmittagsstunden erlegte der Königl. He- gereitcr Hintsch ans Rothhäuser Revier, während der Hühncrsuche, einen Hasen mittels einer Baum- wollladung von -1—5 Gran aus dem einen Rohre seiner Doppelflinte. Die Baumwolle war dem selben, von einem Jagdgasic übergeben worden und nach Professor Otto's veröffentlichten Verfahren im hiesigen pharmaceutischen Institute zubereitet. Die außerordentliche Schnelligkeit des Schusses, der auffallend geringe Knall und das fast spurlose Verschwinden des explodirenden Materials, ver bunden mit der augenblicklichen Lödtung des in 40 Schritt Schußweite getroffenen Hasen, sind gewiß Erscheinungen, welche für praktische Zweck mäßigkeit der Erfindung zur Ehre des Herrn Prof. Otto in Braunschweig unwidersprechliches Zeug- niß geben. Es dürfte sonach keinen Zweifel mehr unter worfen sein, daß die Baumwolle das Schießpul ver verdrängen werde. Drei Eigenschaften schei nen das Baumwollpräparat vor dem Schießpulver auszuzeichnen, nämlich die größere Kraft, der ge ringere Kostenaufwand bei Herstellung des Fabri kats und die ungleich bedeutendere Fähigkeit sich zn entzünden. Die beiden ersten Vorzüge brau chen wir nicht erst nachzuweisen, den letztern aber leiten wir von dem Umstand ab, daß der an die Stelle des Pulvers in eine Flinte oder Büchse ge brachte Baumwollstoff, obschon er seiner Beschaf fenheit wegen nicht bis in den Cylinder dringen kann, durch das losgeschlagene Zündhütchen doch zur Explosion gebracht wird, während das mit Pulver geladene Robr, wenn dasselbe nicht bis »den herauf in den Cylinder gedrungen ist, oft ver sagt. Aus dem eben angeführten Grunde und durch den Umstand, daß die Baumwolle aus kei ner körnigen Masse besteht, wie das Pulver, möchte unsere Annahme wohl keine unrichtige sein, wenn wir behaupten, daß die neue Erfindung eine Ver einfachung der Flintcnschlösser herbeiführen werde, da der Cylinder, oder mindestens die sogenannte Nuß, sich als ganz zwecklos erweisen dürfte. Was nun die praktische Anwendung der cx- plodirenden Baumwolle betrifft, so dürste die Ein führung derselben beim Heerwesen von beson derer Wichtigkeit sein. Man denke sich eine Schlacht ohne Pulverda m p f und ohne den Donner der Geschütze, während die durch die Baumwolle ermöglichte größere Tragfähigkeit der Gewehre den Truppen gestattet, sich in größerer Entfernung, als dies bisher der Fall war, gegenseitig zu morden. Der Pulverdampf hat bisher während des Gefechts mit seinem dichten Schleier manches Gemälde des Schreckens und manches grauenvolle Bild wohl- thätl'g den Blicken verhüllt und manches Auge verhindert, mit Sicherheit die köstliche Waffe nach dem Feind zu richten. Der Schuß mittelst Baum wollladung hinterläßt, zufolge uns zugekommcner mündlicher Versicherungen, durchaus keinen Rauch, was, abgesehen davon, daß alle Phasen der Schlacht vor den Blicken der Kämpfenden offen zu Tage liegen, auch auf die Leitung des Kampfes selbst von besonderem Einfluß sein muß. Der Umstand aber, daß die mit explodircndcr Baumwolle ge ladenen Gewehre beim Abfcuern nur einen sehr geringen Knall verursachen, möchte in psychologi scher Hinsicht bei einer Schlacht für den Krieger von großer Wichtigkeit sein. Während der Don ner der Geschütze die Gemüther theils in einen gewissen Zustand von Betäubung versetzt, theils das Wehgeschrei und Wimmern der Verwundeten und das Aechzen und Stöhnen der Sterbenden nicht bis zum Ohr der Streitenden dringen läßt, wird bei Anwendung der Baumwolle das Gegen theil geschehen und die Schlacht an Schrecken und Grauen zunehmen. Wenn die Kugel fast schweigend dem Rohre enteilt und der Tod beinahe unhörbar umhcrschlcicht, seine Opfer suchend und findend, dann muß ein unheimliches Gefühl, das der Furcht nahe kommt, auch den Tapfersten beschlei chen. Wenn nun. wie wir schon oben bemerkten, die Tragfähigkeit der Gewehre durch Anwendung der Baumwolle eine fast verdoppelte wird, die sich ja auch vielleicht noch steigern lassen kann, so ist unsere Behauptung doch in der That keine zu ge wagte, wenn wir der Kriegführung in Zukunft eine ganz andere Gestaltung verheißen. Nächst dem Krieger wird die neue Erfindung das Interesse des Waidmanns in hohem Grade in Anspruch nehmen. Die ihm in Aussicht ge stellte Möglichkeit, das Wild in größerer Entfer nung als bisher zu erlegen, dürfte jedoch nur als zweifelhafter Gewinn zu betrachten sein. Denn abgesehen davon, daß dann der Wildstand noch mehr vermindert werden wird als er cs bereits ist, lei stet die bei ihrer Entladung nur einen sehr gerin gen Knall verursachende Baumwolle den Wild dieben bei Ausübung ihres Geschäfts einen we sentlichen Vorschub. Der Wunsch dieser Leute,