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in Versuchung kommen, eine Million für Denjenigen zur Belohnung auszusetzen, der uns das Gegenlheil genügend nachzuweisen vermag. So wenig wir nun selbst den Grund einzusehen vermögen, welcher die Verbannung des Wortes „Hosen" bedingt Hal, und so unsinnig uns auch die Aechtung desselben,erscheint, stehen wir doch nicht an, ganz offen zu bekennen, daß wir selbst uns des ominösen Ausdrucks, wenigstens ganz bestimmt nie in Gegenwart von Damen, nicht bedienen. Die Mode ist nun einmal ein Tyrann und ihrer Allmacht vermag sich keiner zu entziehen, wenn er nicht gerade als Sonderling austreten will, wozu wir keinen Beruf in uns fühlen. Wer noch etwa Ungläubig lächelnd den Kopf schütteln sollte, dein ge ben wir die Versicherung auf daS Bestimmteste, daß Wir nicht einmal sondern mehrmals, nachdem in Ge genwart von Damen das Wort „Hosen" ausgespro chen worden war, wir die Verletzten augenblicklich sämmllich haben erröthen sehen. Dabei bemerken wir ausdrücklich, daß die in Rede stehenden weiblichen Individuen nicht etwa aus verzimperten Zierpuppen und superverschämten Klosterschwestern bestanden, die in Ohnmacht fallen, wenn ihr Fuß zufällig einen Regenwurm zertreten oder ihr Ohr einmal etwas von einer andern Liebe vernimmt als der zum himm lischen Bräutigam. Die Scheu vor dem Klange deS verpönten Wortes ist aber zu tief in die Seele einge- drungen, daß ein unwillkührlichcs Zusammenfchrecken, ein gelinder Schauer die Folge des Aussprcchens desselben bei auf feine Bildung Anspruch machenden Frauen ist. Vrrgeblich fragen wir aber nach dem Warum. Wir wissen nur, daß es so ist, ohne uns Rechenschaft über den Grund der Verbannung des Wortes geben zu können. Der Fall steht in der That einzig da. Denn während man sich die Ent stehung so mancher Unsitte, welche sich in das gesellige Leben eingeschlichen und dort das Bürgerrecht erlangt hat, auf die eine oder die andere Weise erklären kann, tappt der menschliche Forschungsgeist hier gänzlich im Finstern. Auch nicht der Hauch einer Ahnung dringt in die Seele des Grüblers, der da umnachle- ten Sinnes darüber brütet, wie es gekommen, daß die Buchstaben 0. — L — iV. — ä>. — i/. in feiner Gesellschaft nicht also zusammengestellt werden dürfen, das sie als Ergebniß das Wort „Hosen" lie fern. Der Forscher steht hier an einem Abgrunde, den er nicht zu überspringen vermag, und vergebens schaut er sich nach der Brücke um, welche ihn über die bodenlose Tiefe auf festen Grund und Boden hinüber führe. Wir sind fest überzeugt, daß, wenn ein spleensüchtiger Engländer des ganzen Umfangs der Unsitte, sich des Wortes „Hosen" nicht zu bedie nen, sich so bewußt werden könnte als wir Deutsche, er so lange vergeblich über den Urspring der merk würdigen Wortverbannung grübeln würde, bis er rein den Verstand verloren hätte. Da wir nun weder a mSpleen leiden noch sonst Lust haben, uns Hosenhalbec zu übersinncn, bleibt uns freilich weiter nichts übrig, als diesen Artikel zu schließen. Zuvor aber verwahren wir uns feierlich gegen den Vorwurf, den man uns etwa machen könnte, als hielten wir solche Leute, welche frischweg „Hosen" statt Unterkleider, Pantalons u. s. w. sagen, nicht für gebildete und anständige Menschen. Wir für unser Theil finden nichts Anstößiges in diesem Worte, obwohl wie schon gesagt, wir selbst uns desselben fast nie bedienen, und wie man in gebildeten Kreisen weiter über den Gebrauch des Wörtchens urtheilt, kann uns in diesem Augenblicke nicht kümmern. So viel aber, glauben wir, steht fest, daß der Ausdruck „Hosen" wohl nie wieder in der gebildeten Weit zu Ehren kommen und daß es eine Schicksalsfrage blei ben wird, warum cs dem Verhängniß gefallen ha', ein harmloses Wort, wenigstens in Bezug auf den Nichtgebrauch desselben von gewissen Ständen, für immer dem Untergang ju weihen. Vermischtes. In Alexandrien trifft man Anstalten zu ei ner ganz eigenthümlichen Expedition. Bekannt lich haust daselbst eine Unzahl herrenloser ganz wilder Hunde, welche von gefallenen Thieren und den Ueberbleibseln der Mahlzeiten, die man ohne Umstände auf die Straßen wirft, ihr Da sein fristet und ein förmliches Nomadenleben in den Gassen der ägyptischen Residenz führt. Nun werden jetzt alle Hunde deren man habhaft werden kann, aufgefangen, um sie zu einer kriegerischen Expedition gegen Eber und Wölfe, welche in verschiedenen Gegenden die Felder verwüsten, zu verwenden. Man hat bereits 600 dieser Tapfern in zwei Barken eingeschifft und sie ihrer Be stimmung entgegengeführt. Für den Unterhalt eines jeden vierfüßigen Streiters wird während seiner Activität die halbe Ration eines Soldaten verabreicht. Der Pascha soll damit umgehen für die Tapfersten dieser neuen Armee einen eignen Orden zu gründen und den ruhmreichen Veteranen einen Jnvalidenzwingec bauen zu lassen. Ehre, dem Ehre gebührt!. In Stuttgart haben die alteren Turner ihren Uebungen eine sehr praktische Richtung hin zugefügt, die wohl Nachahmung verdient. Sie üben sich nämlich in Hül flei stnng en bei Feu ersbrünsten, z. B. in Handhabung der Spritze, im Klettern auf Strickleitern rc., wo Kraft und Muth nicht allein ausreichen, sondern auch prakti- tische Kenntniß und Uebung erfordert wird. Der Wiener Gewerb-Verein hat jüngst eine Ausstellung solcher Erzeugnisse abgehalten, die in den Gegenden des Rothen Meeres und in Ostindien am gesuchtesten sind, um die indu strielle und kommerzielle Spcculation darauf hinzu- lciten. — Gewiß ein praktischer Gedanke, da schon manche Unternehmung dahin allein dadurch ge-