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,42 die Stadtverordneten, ohnerachtet der von Hochgedachter Behörde gezogenen Erinnerung, dabei stehen, daß man so lange, als nicht ein entsprechender Rechtstitel nachgewiesen worden, .von fernerer Erhe bung von Zinsen für neucingebaute Häuser absehe. 6) Die Schulkassenrechnung auf das Lahr wurde durchgegangen und in sechs verschiedenen Punkten monirt. 7) Die von der Königl. Kirchcn-Jnspcction für die kirchliche Verwaltungs-Deputation angefertigte Instruction wurde vorgetragen, und ist gleichzeitig das hierüber erstattete, in den Hauptpunkten ab weichende Deputationsgutachten einstimmig angenommen worden. Der Berichterstatter, Vorstand Höffner, aber wurde beauftragt, die von der Deputation im Princip angcdeuteten Monita in einer umfassenden Schrift auszuführen, und solche in eurer besonderen Sitzung dem Collegio vor der Rein schrift und Abgabe wieder vorzutragcn. EndlicM 8) ist dem Anträge der Kirchen- und Schul^Jnspection, die Kirche, geistlichen und Schulgebäude nach ihrem vollen Zeitwerthe bei der hierländischen Jmmobiliar-Brandkasse zu versichern diesseits bei getreten worden. (Fortsetzung folgt.) Theaternachrichten aus Lharand. Donnerstag, den 17. Juli: „Doctor Wespe, Preis-Lustspiel in 5 Aufzügen von R. Benedix." — Dies Lustspiel verdiente eben so sehr als Preis- Lustspiel gekrönt zu werden, als die gestrige Darstellung eine Preis-Darstellung genannt zu werden verdient. Es war dieselbe ohne Zweifel die gerundetste und gelungenste, welche uns bisher die Jsoard'sche Gesellschaft vorgeführt hat. Das Stück selbst kann ein Tendenz-Stück ge nannt werden, eben so sehr wie desselben Verfassers „Bemoos'tes Haupt." Es geißelt vor Allem die erbärmliche Richtung eines Theiles der schönwissen schaftlichen Journalistik und deren schädlichen, ver bildenden Einfluß namentlich auf das schöne Ge schlecht. Es geißelt ferner die jetzt mehr als je häufigen geistigen Zwitterwesen: die weiblichen Schöngeister, diese widerwärtigen Afterpriesterinnen „aller neun Musen auf einmal." Es geißelt fer ner die übelverstandcne Emancipation der Frauen. „Doctor Wespe," lyrischer Dichter, Redacteur eines Localblattes und Dramaturg, ist ein meister haftes Musterbild des schlechtern Theiles dieser Menschenklasse, ein eingebildeter leiblicher und geisti ger Geck. Er hat durch sein Frauen-Emancipa- tions-Gcschreibsel ein junges Mädchen,, „Elisabeth von Zünndorf," in die Beinkleider hinein emanci- pirt, deren Cousine, „Thekla," zum Beschluß auf das Theater zu gehen verführt, und deren altjung fräuliche Tante, „Thcudolinde," in poetische Ver zückung versetzt und zur Versmacherei behext. Die Zünndorf'sche Familie kommt mit dem gegen seine Tochter schwachen Vater nach dem Badeorte, wo WeSpe wohnt, und der Vater spricht mit dem Verlobten, Associe „Wellstein," bei dem vermeint lichen Wespe vor, um ihn zu veranlassen, seiner Tochter die Emancipationsgedanken, die er ihr durch sein Blatt in den Kopf gesetzt, auch wie der zu benehmen. Wir sagen der vermeintli che Wespe, denn er hat aus Geckerei einen jungen Maler „Hornau" vermocht, seine Rolle bei der Jünglingin Elisabeth zu übernehmen, die ihm brieflich einen Besuch angckündigt hat. Dieser aber wechselt wieder seine übernommene Rolle mit dem den Zünndorf'schen Damen noch nicht persönlich bekannten Wettstein, der nun auf der Bühne bleibt, um seiner Braut selbst als Wespe die Emancipa- tions-Gedanken zu vertreiben. Früher aber noch als diese kommt Thekla, um Wespe's Rath^oeßen ihres Lheater-ProjecteS sich zu erbitten. Spater kommt Theudolinde, die in schöngeistiger Blindheit WeSpe's Schreiber, „Adam," für den wahren Wes pe nimmt. Bei Elisabeth spielt Hornau die Rolle des Wespe, und der wahre Wespe erscheint bei ihr als Maler Hornau. Wie hier der Zufall und Rollentausch die Paare zusammenführt, so bindet Amor auch ihre Herzen zusammen. Dies die höchst verwickelte aber doch immer sehr klar gehaltene und auch nicht eben unwahrscheinliche Jntriguc, die sich sofort im ersten Aufzuge als gordischer Knoten vollständig schürzt. Jede der drei Damen glaubt es mit dem echten Doctor Wespe zu thun zu haben, und alle mittelbaren Beweise von Zu neigung derselben zu ihrem Wespe kommen na türlich in die Hände des echten Wespe, der, Geck ohnehin, sich von allen Dreien angebctct glaubt, und — dem Zufall die Entscheidung überlassend, gleichzeitig allen seine Hand antragt. Alle drei, den Antrag von ihrem Wespe ausgegangen wäh nend, suchen bei ihrem Onkel, Bruder und Vater nach der Reihe um seine Genehmigung nach, jede in Gegenwart der andern, in dem Augenblicke, wo ihn der Alte wegen eines aufgekauften Wech sels, um ihn für seine Tochter unschädlich zu ma chen, hat festsetzen lassen. Jede leugnet den Ar rest ihres Wespe, der ja auch sogleich kommen werde, um sich das Jawort zu holen. Dem ar men Zünndorf wirbelt der Kopf; er schickt um den Knoten zu lösen seinen Buchhalter „Christoph," den Doctor Wespe aus dem Arrest zu holen. Vorher aber kommen nach einander zuerst Wcll- stein-Wespe, dann Adam-Wespe und zuletzt Hor nau-Wespe, um nach Ablegung ihrer Wespcnhülle, mit Ausnahme des armen gewaltsam zum Schön geist gestempelten Adam, dessen getäuschte Anbete rin ob seiner Entlarvung in Ohnmacht fallt, ihre