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Wochenblatt für Wils-Mf, LharanS, Noffm, Sievenlch« «uv Sie NmgegenSm. Fünfter Jahrgang, Freitag, den 30. Mai 1845. 22. Mit Königl. Sachs. Corrcession. Vc-rantwortlichcr Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. v,u bi.ftr Ztttschrifi «rsch-inl all« SrkNagr «m« Nummkr. D«r Preis >ür ven racrlkljabrgang d,trägt 10 Ägr. LämwMHk Ettigs, Postämter des Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, wer- «xn >» WUSdruf bis Montag Abends 7 Uhr, in Lharand b:s Montag Nachmittags 5 Uhr »nd in Nossen bi« Mittwoch Vormittags 11 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende Zuserrdungen auf Verlangen durch die Post an den DruLort befördert werden, sodaß sie in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten u-ns dieselben unter dorr Adressen,,an di^ Rcdatlivn deS Wochenblattes in Wilsdrus," ,,an die Agentur des Wochenblattes tn Lharand," u»d ,,an die Wo chenblatt«-ErpcLition in Nossen." In Meissen nimmt Herr Buchdruckercibesitzer Klinkicht jun. Auftrage und Be stellungen üll. etwaig« Antrag« , «clch« d«r L-ndcnj dct ViaUtS knilprkchtn, soll«n MS mit groß«m Dank« angenommen werden. Die Redaktion» Einige Worte über Romane, unter besonderer Bezugnahme auf Ritter-, Räuber-, Geister-, Schauer- und SchreckenS-Romane. (Beschluss.) Nachdem wir die Romane der bezeichneten Gvttung in Bezug auf ihre Tendenzen in den hauptsächlichsten Punkten besprochen, werfen wir schließlich die Frage auf, welchen Nutzen die Lectüre dilser Machwerke etwa dem Leser zu verschaffen vermöge. Können Ritter-, Räuber-, Geister-, Schauer- oder Schrcckensromanc den Verstand befriedigen? Die Antwort ist kurz: Nein. Die Beweisführung halten wir unter Hindcutung auf die früheren Abschnitte dieses Artikels bei diesem Ausspruch für gänzlich überflüssig. Oder regen sie die Phantasie wohlthatig än? O ja, sie regen die Phantasie an, aber nicht wohlthatig, sondern erfüllen sie mit lüsternen Bildern, mit sentimentalen Ideen, mit überspannten und darum gefährlichen Lebensansichten, oder sie erfüllen das Gemüth, statt es zu erheben, mit Widerwillen, Ekel und Abscheu. Im letzter» Falle gewähren sie doch wenigstens einen Nutzen, den nämlich, daß der Leser auf lang hinaus, wenn nicht für immer, von der Lcsemanie für dergleichen Werke befreit bleibt. Oder sind sie in Betreff der Sty li st ik etwa zu empfehlen? Es wäre ein traun» gcr Jrrthum, wenn man von dem Lesen der Ritterromanc in sprachlicher Beziehung irgendwie einen Gewinn sich verspräche. In der Reget schleppen sich dergleichen Romane in der gewöhn lichsten Prosa von der Welt dahin, und nament lich ist die Haltung des Dialogs, freilich der schwierigsten Aufgabe, fast immer gänzlich verfehlt. Ain gelungensten sind zuweilen noch die Natur» schilderungcn; doch liegt es auf der Hand, daß in einem solchen Falle einzelne bessere Stellen nicht sür den übrigen schlechten Theil eines gan zen Werkes schadlos halten können. Oder ist eS die Schilderung einzelner ungewöhnlicherCha- raktcre, welche den in Rede stehenden Romanen etwas Reiz und einiges Interesse gewährt? Keine Spur davon. Hier hat cs der Leser nur mit Säufern, Poltronen, Handclmachern, Raufbolden und überhaupt rohen Menschen zu thun, deren Handlungen ihrer Sinnes- und Denkungsart auf