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10 Sitzung den 17. December. I) Das Gesuch eines hier ansaßigen Bürgers, 300 Thlr. gegen -1 s,. 6. Verzinsung aus der Communcasse erborgen zu wollen, wird, da keine Bedenklichkeiten obwalten, genehmigt. 2) Ein Gesuch der Frau verw. Seyfert, um einen Beitrag aus der Communcasse zum Baue ihres Hausgiebels, zu dem sie in Folge des Wegreißens des sogenannten Thorhauses genöthigt ist, wird aus Gründen abgelehnt. 3) Desgleichen wurde das Nachsuchen des Seifensiedermeister Pietzsch aus Großenhain zurück gewiesen. 4) Der Vorschlag des Stadtrathes, daß der auf dem Markt befindliche defectc Wasscrbottig, durch einen steinernen ersetzt werden soll, wird einstimmig entgegen genommen. 5) Die vom Stadtrath beantragte Wahl eines Rathsmitgliedes zur Nachfolge des Hrn. Apoth. Ritter siel durch ungetheilte Stimmen auf den Gürtlermeistcr Herrn Nahke. 6) Hinsichtlich einer, von der Königl. Hohen Kreis-Direction verlangten Erklärung, die bean tragte Gehaltszulage des Herrn Bürgermeisters betreffend, konnte man sich aus mancherlei Gründen nicht entschließen, die volle verlangte Zulage demselben zu gewahren. Da der Herr Bürgermeister bei Ucbernahme gewisser Arbeiten, welche früher von den des Bürgermeisters getrennt waren (auf die der Herr Bürgermeister besonders in seinem Gesuch hinweist) durch eine Erhöhung des Gehalts ent schädigt worden sei. Jedoch in Anerkennung, daß der Herr Bürgermeister mit fünf Thalern, für Mundationsgebühren und Schreibematerialien nicht auskommen könne, so erklärt man sich dahin, demselben 15 Thlr. Zulage mit Einschluß aller Copialien zu gewahren. 7) Aus schriftliches Ansuchen des Mühlenbesitzer Mstr. Adolph Döring bei Sachsdorf, sein Bürgerrecht, welches er als früher hier Ansässiger zu Theil hatte, fort behalten zu dürfen, erklärt man sich nicht abgeneigt, es demselben zu gestatten, wenn Mstr. Döring die Vorschriften des 78. Pa ragraphen der allgemeinen Städte-Ordnung, wie er angiebt, beobachtet hat. Lebensverlangerung. Dieses lange Wort war zu einer gewissen Zeit in Deutschland Mode, — und, wie jede Periode ihre Tagesfragen und überall sich herumtreibenden Neuigkeiten hat; wie jetzt die Worte Tschech, Ronge, List und Lizst, Thalberg und Annaberg n allen Städten und Dörfern die Runde machen, o bewegte einst Huseland's hochberühmtes Buch mit dem Titel „blsler-okiotilv, oder die Kunst, das mensch liche Leben zu verlängern" mit unglaublicher Macht die Gcmüther, und in jedem Abendzirkel, in jeder gähnenden Theegesell- schaft kams sicher zur Sprache. Haben Sie Hufeland schon gelesen? fragte dann den Nachbar zur Rechten jeder schlürfende Herr — und, „was meinen Sie von der großen Lebensverlängerungsfrage?" lispelte nach der Lin ken hin jede schöngeistige Dame. Aber bei aller Trefflichkeit seines Inhalts hat das Buch jenes große Räthsel nicht gelöst, so we nig als der berühmte Adept Graf St. Germain ein wahrhaftiges Verjüngungs-Pulver der Marquise von Pompadour gab, so wenig als die Schön- heit-scife der Minna O'Reilly einen Mohren wie einen Schwamm bleichen, oder Blattergruben und Hasenscharten vertilgen, oder fehlende Nasen er setzen kann. Ja es kann überhaupt von Lebens-„Verlän- gerung" eigentlich gar nicht die Rede sein. Ha ben wir armen Sterblichen doch alle Hände voll zu thun, Geist und Körper vor einem allzu frühen und plötzlichen Uebertritt zur Objectivität, wie Hegel sagt, oder zur Ewigkeit, wie wir sagen — in Schutz zu nehmen. Und hierin liegt denn auch, meines Bcdünkens, der ganze Knoten; man kann die schwere Aufgabe, sein Dasein auf Erden länger zu machen, nicht besser lösen, als wenn man, wie jener Schlaukopf sagte, „die Mittel und Anstalten, die zur „Verkürzung desselben getroffen „sind, nicht benutzt." Denn was würde es heißen, sein.Leben ver längern wollen? ES länger machen, als seine Dauer von der Vorsehung bestimmt ist? Oder länger, als die Kräfte der Natur ausreichen wol len? Oder länger als ein Menschendasein über haupt dauern kann? Thorheit, die einen Zweck verfolgt, dessen Er reichung sie nicht voraussehen, ja nicht einmal mit Bestimmtheit hoffen kann. Thorheit, die, was Hufelands Buch bei Tausenden bewirkte, sich stündlich und minütlich den Puls befühlt, um zu erfahren, ob er im kurzen oder gestrecktem Trabe laufe; Thorheit, die vielleicht mit Chamillenthee so manches schöne Jahr vcrseufzt, wahrend ein Glas Rheinwein besser geschmeckt und die Glieder gestärkt haben würde. Um sittlich und mäßig zu leben, bedürfen wir der Nskrokiotilc nicht, das lehrt der Katechismus in der Jugend und die Vernunft im Alter. Willst du über etwas wetten, Freund, was