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gemeinsamen Endzweck verbunden sind. Jedes einzelne Mitglied tragt zum Ganzen bei, und nimmt an den Bortheilen des Ganzen Theil. Will Jemand Antheil an der Freiheit ha ben, so muß er jeden Andern im Genuß der sei- nigen ungestört lassen, weil die Freiheit in dem gesellschaftlichen Leben nichts anderes ist, als der freie Genuß unseres Eigenthums unter dem Schutz der Gesetze. Es ist also keine Freiheit ohne Ge setze, welche den Boshaften einschranken, wenn er schaden und also der Freiheit seiner Mitbürger zu nahe treten will. Die Freiheit kann also nur für die guten Menschen sein, die boshaften können sie nicht genießen, weil Böses thun nicht frei hei ßen kann. Wenn aber auch die Gesetze den Bos haften nicht erreichen könnten, so würde er doch, wenn er seine Vernunft gebrauchen wollte, ein- fehen, daß er sich selbst schadet, wenn er Zerrüttung in seinen Verhältnissen anstiftet. Ein jedes Laster, ein jedes Verbrechen ist Jrrthum, ist Thorhert; eine jede Tugend ist Weisheit. Wer Gesetze, Ord nung, Tugend und Religion zur Richtschnur nimmt, der ist weise, der ist frei! denn er wünscht nur, was ihm Niemand verbieten, hingegen was ihn und andere glücklich machen kann. Nichts schrän ket ihn ein, er fesselt seinen Nächsten mit Banden der Liebe und des Vertrauens; er fühlt seinen Werth, seine Würde als Mensch, als Patriot, als Christ. Der Geist der Freiheit, also verstanden, muß gewiß viel zum Neichthum eines Volkes bei- iragen, weil dadurch der Genuß des Eigenthums einem Jeden gesichert, und der Weg, seine Um stände zu verbessern, geöffnet wird. Die erste Quelle des Neichchums besteht in der Gewinnung der ersten, rohen Natur-Producte durch den Acker-, Wein-, Wiesen-, Bergbau, Viehzucht, Hvlzkultur u. s. w. Ohne diese Producte fehlt eS an den ersten Bedürfnissen des Lebens, die Handwerker haben keine erste rohe Materie zu verarbeiten, die Handlung kein Object des Handelns. Alle Stände sind also dabei interessirt, daß der Naturproducte viele erworben werden. Denn alsdann ist der Zustand des Landmannes blühend, der Handwer ker, der Künstler, der Fabrikant findet Verdienst, der Kaufmann, findet Beschäftigung, indem er den rohen und verarbeiteten Producten durch den Han del einen guten Preis verschafft; der Staat ist reich und blühet, — und siehe da abermals alle Interessen vereiniget in Einem, vom, Landesfürsten bis zum Hirten; alle gewinnen durch die Vermehrung der Production. Niemand muß also einen Andern darinnen stören, Jeder vielmehr den Andern unterstützen. Der reiche Land mann drücke seinen armen Mitbürger nicht, er sei nicht stolz gegen ihn; er behandle ihn mit Liebe, er gebe ihm Verdienst ; suche ihm seinen Nahrungs stand zu verbessern, ihm aufzuhelfen. Der Arme beneide den Reichen nicht, er schäme sich der Arbeit nicht, redliche Armuth ist ehrbarer, als mit Unrecht erworbener Reichthum. Der ehrbare Arme schäme sich nicht, bei seinem wohlhabenden Mitbürger Verdienst anzunehmcn, durch Treue und Fleiß wird er sich Vermögen erwerben. Hier ist Ver einigung der Kräfte zum gemeinen Zweck: Har monie! — - Einwohner der Städte! begehret nicht, dem Landmann die, im Schweiße seines Angesichtes hervorgcbrachten Producte um geringe Preise ab zudringen, er kann seinen Acker nicht ohne Auf wand anbaucn; ein Theil dieses Aufwandes ist Verdienst für euch: aber der größte Theil eures Verdienstes wird mit dem reinen Ertrag des Lan des bezahlt, nämlich mit der Summe, welche dem Landmann übrig bleibt, wenn von dem ganzen Erwuchs der Culturaufwand abgezogen ist. Diese Summe ist der freizirkulircnde Reichthum im Staat, wovon alle Stande leben, ein jeder nach dem Maaße des Antheils, welchen er mit Recht barg n zu fordern hat, oder welchen er durch seine Arbeit erwirbt. Je größer diese Summe, um so größer der Wohlstand des Staates; um so blühender die Gewerbe, die Künste, der Handel. Begehret also nicht, daß der freie Handel der Productionen ge hemmt werde: denn „so wie sich verhält der Kauf preis der Productionen, so verhält sich auch der reine Ertrag. Ueberfluß und Unwerth ist nicht Rcichtbum; Mangel und Theurung ist Elend. Ueberfluß und hoher Werth ist Wohlstand." Einwohner der Städte, oder vielmehr Alle, die ihr Gewerbe und Handel treibt, begehret nicht durch ausschließende Rechte die Gewerbe und den Handel eurer Mitbürger einzuschränken; ihr scha det euch selber, ihr schadet dem Staat. Die Frei heit ist den Gewerben und dem Handel unenf- behrlich: wenn ihr sie Andern raubet, so beraubt ihr euch ihrer Hülfe, ihrer Unterstützung, ihres Fleißes. Weg mit allein Neid, mit der Selbst sucht, die Andern das versagen will, was sie für sich selbst für nützlich hält. „Menschen aller Classen im Staat, Freunde, Landsleute, Patrioten, freie deutsche Manner, ihr, die ihr einen der fruchtbarsten, gelindesten Him melsstriche Deutschlands bewohnet, wo ihr schon vor 700 Jahren von Zahringcrn, aus deren Blut ich abstamme, von Generation zu Generation ge führt wurdet, vereiniget eure Kräfte mit den mei nigen, der ich nun gleich 37 Jahre die Gnade von Gott habe, unter seinem Segen , jedoch nicht ohne Leiden , Schmerz und Bttrübniß, euch vor zustehen : vereiniget euch mit mir zum allgemeinen Wohl. Lasset mich den Trost mit in die Ewig keit nehmen, daß ich ein an Wohlstand, Sittlich keit und Tugend wachsendes Volk zurückgelassen habe. Seid fleißiK seid tapfer, liebet euer Vater land; seid sparsam ohne Geiz; gibt euch Gott Reichthum, so verschwendet ihn nicht in Ueppig- keit, lasset den schon eingeschlichenen Luxus nicht weiter einreißcn, er schadet noch mehr dadurch, daß er die Sitten verderbt, als dadurch, daß er