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„Sonderbar . . . vollkommen unerklärlich", sprach der General für sich. Dann erhob er den Kopf. „Die zehntausend Gulden sind uns im Verlaufe der letzten vierzehn Jahre von einem Unbekannten nach und nach bereits ersetzt worden", sagte er, zu Lorenz gewendet. „Anfangs Juli traf die letzte Sendung ein." „Das ist allerdings sehr sonderbar", erwiderte dieser nachdenklich. „Sollte der Dieb vielleicht durch eine Mittelsperson . . . aber das ist nach seinem Briefe nicht anzunehmen; er hatte ja von allem keine Kenntnis." „Diese rätselhaften Geldsendungen bestärkten mich hauptsächlich in dem Glauben an die Schuld meines Schwiegersohnes", fuhr der General fort. „Meine Tochter und ich waren bis heute der Anschauung, daß die uns zugeschickten Beträge von demjenigen herrühren müßten, der die Unglückssumme von Harifeld gewonnen hat. Ich habe auch jetzt noch die Ueberzeugung, daß diese Geldsendungen mit jenem Diebstahl im Zusammen hänge stehen. Eine andere Erklärung dürfte sich kaum finden lassen." „Nachdem der Diebstahl nunmehr aufgeklärt ist, fällt das Gerücht, das über den Verstorbenen damals umlief, in nichts zusammen", versetzte Lorenz. „Ja, wer ist dann jener geheimnisvolle Geldsender, wenn er der Dieb nicht ist? fragte der General. Und nach einer Pause voll trüber Gedanken fuhr er fort: „Ich muß immer wieder an eine Persönlichkeit denken, die uns seit einigen Wochen sehr beschäftigt. Diese wäre vielleicht in der Lage, einiges Licht in diese dunkle Sache zu bringen. Ein Major Berger, Bataillons-Kommandant in Passau, interessiert sich nämlich in außergewöhnlicher Weise für meine Familie. Er behauptet meiner Enkelin Irma gegenüber mit aller Bestimmtheit, daß der Verstorbene unschuldig gewesen sei. Berger, der zur Zeit im Felde steht, war früher in Ingolstadt und mit meinem Schwiegersohn befreundet. Sagen Sie, Herr Lorenz, erinnern Sie sich eines Herrn, namens Berger, der seinerzeit mit Hartfeld verkehrte. Uns ist dieser Name gänzlich unbekannt?" Lorenz sann eine Weile nach. „Nein", sagte er dann, „ein Berger, der in der besseren Gesellschaft verkehrte, war damals nicht in Ingolstadt. Der be treffende Offizier wird Ihren Herrn Schwiegersohn wohl in München kennen gelernt haben. Es ist auch möglich, daß er sich vorübergehend in Ingolstadt aufgehalten hat." „Das ist wohl möglich", versetzte der General. „Merkwürdig ist nur, daß Major Berger von der Unschuld des Verstorbenen überzeugt ist, meine Familie kennt und uns dennoch keinen Besuch machte, wiewohl er sich wiederholt in allernächster Nähe von Bicken ried aufgehalten hat. Berger soll eine große Aehn- lichkeit mit Hartfeld haben." Lorenz erhob bei den letzten Worten überrascht den Kopf. „Von woher kamen denn die Geldsendungen?" fragte er nach einiger Zeit. „Die Briefumschläge trugen sämtlich den Post stempel München", erwiderte der General. „War den Sendungen niemals ein Brief beigefügt?" „Nur die erste Sendung vom August 1856 enthielt einige Zeilen. Der Unbekannte schrieb damals, er sende beifolgend tausend Gulden mit der Bitte, den Betrag für die beiden Kinder des unglücklichen Proku risten Georg Hartfeld anzulegen. Er werde zum gleichen Zwecke von Zeit zu Zeit weitere Sendungen, und zwar jedesmal unter der Nummer 10000, folgen lassen. Diese Zahl war doch von vornherein sehr bezeichnend! Die Schrift des Briefes war uns un bekannt und offenbar entstellt." „Mir kommt da ein sonderbarer Gedanke, meine Herrschaften", sagte Lorenz nach langem Schweigen. „Herr General sagten vorhin, daß Major Berger eine große Aehnlichkeit mit Ihrem verstorbenen Schwieger sohn habe. Wäre es nicht möglich, daß wir alle in einem Irrtum leben, daß dieser Herr und der ver meintlich Verstorbene ein und dieselbe Person sind?" Frau Hartfeld stieß einen leichten Schrei aus, und Josef fuhr so heftig auf seinem Stuhl herum, daß die Gläser auf den Tisch umzukippen drohten. „Das is ja gar net mögli, Herr Lorenz!" rief er aufgeregt. „Jetzt diesmal bin i wahrhafti der- schrock'u! Herr Hartfeld, Gott hab' ihn selig, ist leider seit siebzehn Jahren begraben; da gibt's doch gar kein Zweifel mehr, Herr Lorenz!" „Es war nur ein plötzlicher Gedanke, meine Herr schaften", sagte Lorenz. „Ich glaube ja selbst —" „Daß mein Schwiegersohn noch lebt und nun gar mit dem Major identisch ist, dieser Fall ist allerdings nicht denkbar", unterbrach ihn der General mit einer Stimme, der man die gehabte starke Gemütsbewegung anmerkte. „Angesichts dieser rätselhaften Erscheinungen kommt man freilich auf die seltsamsten Gedanken." Fortsetzung folgt. Nachrichten des K.Standesamtes zu Reichenbrand vom 21. bis 27. Juli 1006. Geburten: Der verehelichten Martha Marie Tischendorf in Reichenbrand 1 Knabe; dem Strumpfwirker Paul Mak Hofmann in Reichenbrand 1 Mädchen; dem Eisengießer Gustav Paul Nestmann in Siegmar 1 Knabe. Aufgebote: Der Schlosser Karl Eduard Bach mit Frieda Köhler, beide wohnhaft in Reichenbrand. Eheschließungen: Der Former Paul Willy Schindler in Rottluff mit Alma Marie Uhle in Reichenbrand. Sterbefülle: Die Hebamme Auguste Lisette Thiele geb- Brünn in Neichenbrand, 52 Jahre alt. Lrpeditionszeit -es Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm. und 2—6 Uhr nachm- Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 20. bis 27. Juli 1806. Geburten: 1 Sohn dem Tischler Mathias Valentin Biegler, 1 Tochter dem Schlosser Fritz Eugen Aurich und 1 unehelich geborener Knabe, sämtlich in Rabenstein. Eheaufgebote: Der Eisendreher Friedrich Paul Rehnert in Rottluff mit Elsa Kamilla Baldauf in Rabenstein. Eheschließungen: Der Sergeant Carl August Hendel in Dresden-Albertstadt mit Lina Hildegard Meyer in Rottluff. Geschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 7. Sonntag p. Drin, den 29. Juli L. c. Vorm- ^9 Uhr Prediglgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 7. Sonntag p. Irin, den 29. Juli L. c. Vorm. Vs9 Beichte, 9 Uhr Predigtgottesdienst mit heil- Abendmahl. kur äis uns gnlsssliob unserer USrmüfilun^ erwiesenen /lukmerlcssmlrsiten, sowie kür 6en erhebenden 'krsu^sssn^ äss UsnnerZsssnSvereins kleiobenbranll suZen wir bieräurok unsern ksorlielistsn Osnk. llottluss unä llsiobsnbrench im lluli 1906. ?sul Jefiinälsr, ÜIms Sobincklsl', Ssb. Üble. Reichenbrand, 25. Juli 1906. Der tieftrauernde Gatte Karl Thiele nebst Kindern und übrigen Verwandten. Die liebevolle und herzliche Teilnahme bei dem Tode und Begräbnisse meiner lieben Gattin, unserer guten Mutter und Schwester, Hebamme Auguste Thiele geb. Brünn, hat unseren Herzen sehr wohl getan. Wir sagen dafür hierdurch herzlichen Dank. Besonders danken wir Herrn Or. Kanold in Siegmar für seine aufopfernden Bemühungen, uns die Verewigte am Leben zu erhalten. Dank auch den Gemeinden Reichen brand und Siegmar für die der Verstorbenen erwiesene Ehrung, sowie Herrn Pastor Rein für die trostreichen Worte am Sarge, ferner allen Freunden und Bekannten für den überaus reichen Blumenschmuck und die zahlreiche Begleitung zur letzten Ruhestätte. Dank. Für die vielen Beweise der Liebe und Teilnahme, die uns beim Hinscheiden unserer guten Mutter, Schwester, Schwägerin, Groß- und Schwiegermutter, Km Henriette Agnes new. Merket geb Reuther, durch Blumenspenden und Begleitung zur letzten Ruhestätte zu teil geworden sind, sagen wir unsern herzlichsten Dank. Besonderen Dank dem Frauensparverein zu Oberrabenstein für die Unterstützungen während der Krankheit und bei dem Begräbnisse, Dank ferner Herrn Pastor Sattler für die trostreichen Worte am Grabe. Die tieftrauernden Hinterlassenen. Rabenstein, 26. Juli 1906. ^ZZ<7^SZZtZ/zZZZ^ ZVo. /§. Z/ZDs/s/Ls-r 7Vs. /P- smALs/rZ/ von o/Zez Z/Ewze/7, sto., DnzoZrse-ir'srbsbÄo-tez on «ZZs-r ksknplsnv für alle Länder der Erde, sowie Kursbücher sind stets zu haben in Kaline»^ kulManrllung, Telephon 19. Siegmar. Wollen Sie eine gute ÄMS rauchen, so machen Sie bitte einen Versuch mit den Marken von Sie kaufen daselbst vorteilhaft und werden zufrieden sein. Jede Preislage am Lager. Verkauf jedoch nun in Kistchen zu 25, 50 und 100 Stück. Offeriere: Blühende Begonien, Horten sien, Fuchsien, Pelargonien u. dgl. m., sowie Staudensalat, Schoten, Petersilie, Dill und Pfefferkraut. Bei Bedarf von Dmdereien halte ich mich bestens empfohlen. Gärtnerei, Reichenbrand, Pelzmühlenstr. I Fchnllk mit Fmlmis billig zu verkaufen. likvnnisnn Lsnlksl, Reichenbrand, Dietrichs Rosenschule. Cut möbl. Zimmer (mit Klavier) an bess. Herrn billig zu vermieten, st. Isivst, Limbacherstr. 6n. Konigl. Sachs. MiWmttm Lciltmibmd. Zu dem morgen Sonntag d. 29. d. M. in Oberfrohna stattfindendcn Bezirksfest werden alle Kameraden nochmals höflichst eingeladeN und um zahlreiche Beteiligung ersucht. Sammeln VelO Uhr vormittags in Reichels Restaurant. Abmarsch resp. Abfahrt Punkt 10 Uhr. Der Vorstand. Geübte BeschmiMN in und außer dem Hause sucht LM Mllkr, Rabenstein, Limbacherstr. 35s- Junge fette VLlLiSV Grüna. Kinderlose Leute suchen Wohnung in Siegmar zum Preise von circa Svv Mark. Off. u. 20VV in ksbnvr's Buch handlung, Siegmar, erbeten. Eine noch guterhaltene Handdreschmaschine sowie ein Wendepflug (Sachse) ZU «k-uk». LoUs« Neustadt Nr. 25. Rabenstein, ist eine Konzert-Zither, L 15 Mark, und eine gute Violine, L 8 und L15 Mark, verkäufl.bei k.. Spinalen-