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- Erscheinungsdatum
- 1939-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193911204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19391120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19391120
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-11
- Tag 1939-11-20
-
Monat
1939-11
-
Jahr
1939
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Ltnterjochungspläne Englands Polnische Desperados im Dienste Chamberlains. / Das Spiel England mit der von ihm eingesetzten pol- jniscken Marionettenregierung zeichnet sich lang sam deutlicher ab. Im Auftrag Chamberlains haben die in Paris tagenden polnischen Desperados im Rahmen der eng- stschen Kriegsziele einen phantastischen Auftei lungsplan für Südostenropa ausgearbeitet, der die Bil dung eines „Ost-Mitteleuropäischen Staatenblockes" von der jDönau bis nach der Ostfre vorsieht, und der selbstverständlich unter Führung eines polnischen Raubstaates stehen soll. Bei der Abgrenzung dieses Staatenblockes wird derart großzügig verfahren, daß nicht nnr Ungarn und die Slowakei, sondern auch Oesterreich als Vasallenstaaten einbezogen werden sollen. Dank der Kraft unserer Wehrmacht und der Schicksals- jgemeinfchaft des deutschen Volkes braucht man über derart irrsinnige Pläne nicht viel Worte zu verlieren. Sie interessieren uns nur insoweit, als sie allen, die sehen wol len, zeigen, welcher Geist in London herrscht und wie Eng land nach wie vor bestrebt ist, andere Völker in die Skla verei zu zwingen. Festzustellen ist übrigens, daß die bru talen englischen Eroberungsplttne selbst in den politischen jKreisen Frankreichs Widerspruch ausgelöst haben, nach dem Frankreich bereits bei der Beantwortung des belgisch- holländischen Schrittes das Sprachrohr für die englischen Kolo nialpläne auf dem Kontinent sein mußte. Dieses England des Hasses und der Ausbeut nngsgter ist Henie längst ZU einer europäischen Gefahr geworden. Und darum ßührt der Weg in den Frieden über d!« Vernichtung der britischen Diktatur. Volkswirt gegen Rydz-Gmigly Während die ehemaligen polnischen „Politiker" auch wei terhin im Dienste Englands Europa verraten, verfolgt die ^polnische Bevölkerung mit wachsender Verbitterung das Ge ibahren der in das Ausland geflüchteten Bankrotteure. So jmußten der ehemalige polnische Marschall Rydz Smigly und der ehemalige polnische Staatspräsident Moscicki von der rumänischen Negierung umquartiert werden, weil der deser- ticrte Marschall wiederholt Attentatsvcrsuchen polnischer Offi ziere und Soldaten ausgesetzt war. Zugleich ist die Polizei wache verstärkt worden. Polens Untergang ein gutes Geschäft für London Die polnischen Zerstörer, die England gleich zu Beginn des Krieges in seinen sicheren „Schutz" nahm, wie es das später in der gleichen selbstverständlichen Art auch mit dem polnischen Gold machte, sind nunmehr offiziell in die eng lische Flotte eingegliedert worden. England, das die Polen als ein Mittel seiner selbstsüch tigen Zwecke in den Krieg hetzte, ohne daß es die Absicht hatte, ihnen überhaupt zu helfen, raffte also obendrein noch aus dem sicheren polnischen Zusammenbruch brutal und be denkenlos alles zusammen, was es konnte. So machte es aus dem Untergang Polens, den England selbst herauf- beschwore« hatte, noch ein totsicheres Geschäft für sich selbst. Was sagi die LtGV.-presse dazu? 33 USA.-Schisfe von den Engländern verschleppt. Das Staatsdepartement in Washington gab eine Liste der amerikanischen Handelsdampser bekannt die von den Kriegführenden sestgehalten worden sind. Die Liste um- saßt alle Fälle vom 1. September bis zum 16. November. Wie aus thr hervorgeht, brachten die Engländer 33 und die Fran zosen 10 amerikanische Dampfer aus, die Deutschen dagegen nur den einen Dampfer „City of Flint", der inzwischen freige- lassen wurde. Deutsche Unter,eeboole hielten die Schiffe „Hyberi", „Wacosta" und „Eglamine" je etwa zwei Stunden an, ohne jedoch dir Ladung wegzunehmen. Die Franzosen dagegen beschlagnahmten die Fracht fast in jedem Falle, und die Engländer machten es genau so oder hielten die Damp- fer wochenlang in Kirkwall, in den Downs oder in anderen Häfen fest. Streiflichter auf Englands Sorgen -Wachsende Nervosität. — Kriegsgewinnler- tum blüht. — Auf der Suche nach Soldaten. Fehlender Schiffsraum. Die Engländer find nicht gerade zufrieden mit den Zuständen, wie sie der von der britischen Oberschicht heraus- beschworene Krieg dem britischen Volke gebracht hat. Weil die ^Londoner Diktatoren dies wissen, werden sie von Tag zu Tag incrvöker. und es ist bereits dahin gekommen, daß alle Aus- kändsgcsprächc in England der Genehmigung der Zensur ve- dürfen. Die Gespräche dürfen sogar nur in englischer oder französischer Sprache geführt werden. Aber man ist in Eng land auch darüber unzufrieden, daß daS Kriegsgewinn. Irrtum blüh« und gedeiht. Es hilf« nichts, wenn inan im englischen Parlament schwätz« und an einem „Amiprosilqesetz" herumredet Und dazu kommen die Sorgen, woher die Londoner Diktatoren die Soldaten für die Kriegführung nehmen sollen. Wie das britische Kriegsministerium mitgcieili ha«, werden allein 20000 Mann fiE die Bataillone der „Heimatverteidigung" dringendst benötig«. Es dürfen sich, was bezeichnend ist. Engländer bis zu 60 Fahren melden. Dafür allerdings inspizierte der Beauftragte JudaS, der britische Kriegsminist-r C h o r e b - E l i s h a, die britische Expeditionsarmee in Frankreich, die über den Besuch dieses Juden und Kriegshetzers besonders erfreu« sein dürfte. Aber die britischen Kriegsschuldigen haben noch weitere Sorgen So brauch« England mehr Schiffsraum jetzt für den USA.-Dicnst. Deshalb mutzten verschiedene Südamerika- linien eingestellt werden. Das ist eine Folge des Ausfalles der USÄ.-Schisse. Die Briten müssen das amerikanische Kriegsmaterial selber hcrüberbolen, soweit es nicht unterwegs dank unseren U-Booten und Kaperschiffen verlorcngeht Daß die Engländer unseren N Boot Krieg zu ivüre« bekommen, das unterstreich« daS italienische Blatt „Messa. gero", wenn es schreib«, daß das die Meere beherrschende Albion sich nich« nur zu Lande bis zum lebten Poilu, sondern neuerdings auch zur See bis zum letzte« franzö sischen Matrosen schlagen wolle. Der mordgierige Kriegshetzer Churchill habe sich sogar dazu herbeigelassen, es zu loben, daß Frankreich, das bereits zu Lande so starke Anstrengungen mache, auch zur See einen gewaltigen Beitrag für die gemeinsame Sache liefern könne Mi« erstaunlicher Offenheit habe Churchill eingestanden, daß England zur Jagd aus deutsche Kriegsschiffe im Atlantik nur drei modernisierte Schlachtschiffe auszubieten vermöge, wäh rend Frankreich in der „Dunkerque" und der „Strasbourg" die geeigneten Schiffe zur Bekämpfung der deutschen Schiffe besitze. Ironisch betont „Messagero", es sei eine große Ehre für Frankreich, das bereits die Hehre Mission erfüllte, mit seinem Blut die „britische Grenze am Rhein" »u verteidigen. Oer Ltniergang der „Canada" Verbrecherischer Leichtsinn eines britischen Lotsen. Die Verhandlung vor dem Kopenhagener See- und Han delsgericht über den Untergang des dänischen Motorschiffes ^Canada" bestätigte die bisherige Annahme, daß dieses 11000 .Tonnen große Flaggschiff der Ostasiatischen Kompagnie einer englischen Mine zum Opfer gefallen ist. Der Bericht des Kapi täns besagt, daß beim Auslaufen aus der Humber-Mündung verschiedene Wracks in und um die Kurslinie des Schiffes gesichtet worden seien. Um an diesen Wracks gut vorbeizukom men, habe man den Kurs etwas östlicher gelegt. Der englische Lotse habe die ihm vorgelegie geänderte Kurslinie gutgeheißen, ehe er von Bord gegangen sei. Wenige Minuten, nachdem der neue Kurs gesteuert wurde, sei die Explosion erfolgt. Italien kann nickt ausgehungert werden Die in Italien alljährlich am Jahrestag der Sankionen stattsindende Sitzung des Obersten Autarkierates bil dete am Sonntag das Hauptthema der italienischen Presse In den Schlagzeilen werden ans der Ansprache des Duce die Worte, daß es „nicht eine Kriegswirtschaft und eine KrieaenS- Wirtschaft, sondern nur eine Kriegswirtschaft gibt" hervorgeho ben und seine Lösung an das italienische Volk, „das Marsch tempo über die Grenzen des Möglichen hinaus zu beschleuni gen". mit dem Hinweis unterstrichen, daß die Italiener vom ersten bis zum letzten alle ihre Kräfte anspannen müssen und werden, um das von Mussolini gesteckte Endziel der völligen wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Nation zu erreichen. Sehr große Beachtung findet der zusammenfassende Bericht des Kor- porationsministers Ricci über die im letzten Jahre erzielten Ergebnisse auf dem Gebiet der Landwirtschaft, die die Er nährung des italienischen Volkes bereits sicherqestellt habe Die Autarkie bewahre Italien, wie „Giornale d'Jtalia" erklärt, nicht nnr den Wirtschaftsfrieden inmitten des europäischen Sturmes, sondern die vollkommene Politische Entschluß, und Attionssreihcit gemäß dl" ausgesprochenen italienischen In teressen proiesihager gegen Daladier Empörung der PoiluS über Speisekartenschwindel und ähnlich« Lügenmeldungen. Die bekannte Erfahrung, daß Lügen kurze Beine haben, ha« «etzl auch die französische Regierung Daladier machen müssen, die fei« Ausbruch des Krieges als getreue Filiale Londons versuch«, die Oessentlichkeit für dumm zu vertan s-n. Die französische Presse muß von Zeit zu Zeit auf höheren Befehl Auflagemeldungen veröffentlichen, in denen einmal die Unterhaltung und Verpflegung der Truppen in den rosigsten Karben geschildert wird, damit Vie Frauen und Müt ter in der Heimai beruhig, sind, und ein anderes Mal di« Fürsorge nnterstrichen wird, mit der die Behörden sich um di« zurückgebliebene Zivilbevölkerung bemühen. Erst kürzlich hatte die Pariser Presse in einer solchen Auf- lagrinelvung eine Ar« Sprisekarle der Truppen veröffent lich«, dir jede,« mittelmäßigen Gasthaus Ehre gemacht hätte. Da die Zeitungen aber auch an Vie Front und in die Garni sonen lommcn, blieb die Reaktion der Soldaten nicht ans, denen man ein so famoses Essen auf dein Papier reichte. Die Folgen davon waren lebhafte Protestfchreiben an die Blätter, die diese Speisekarte verössentlicht hatten. Wenn ancb diese Proteste aus begreiflichen Gründen nicht verössenlltchi wurden, so sieht sich doch das „Journal" zu folgender Feststellung gezwungen: „Aus Grund von Informa tionen des Kriegsmimsteriums haben wir in den letzten Tagen eine vollständige Liste der Rationen veröffentlicht, die den Trappen an der Front nnd in den Wehrzonen zugeieilt wer den. UnS sind jetzt zahlreiche P r o t c st s ch r e t b e n zugegan- aen, in denen erklärt wird, daß diese Rationen übertrieben seien. Wir können in diesem Falle nur unsere Veranlworr- lichket« ablchncn und müssen es dem Krtegsmlnisterium über lassen, die Antwort zu erteile», die es für richtig erachte«." Ein Milarbeiter des „Journal", der an der Front liegt, ha« ebenfalls gegen die lügnerischen Behauptungen der amt lichen Behörden protestiert, und trotz der Zensur konnte daS Bl»m einen Teil seines Briefes veröffentlichen, in dem gegen die Behauptung protestiert wird, vaß die Soldaten über zwei Paar Schuhe verfügten, obgleich sic nur ein Paar hätten, und daß die Lagerbestände von Militärzcug überfüllt seien, wäh rend es In Wirklichkeit mit Schwierigkeiten vcrhnndcn sei, wenn man eine abgetragene Hose oder einen Mantel ersetzen wolle. Was die angebliche weitgehende Unterstützung anlangi, die man der Zivilbevölkerung, insbesondere den Frauen und Müt tern der Frontsoldaten zmcil werden läßt, so braucht man nur die Pariser Zeitungen täglich zu verfolgen, um die zahl reichen Proteste dieser Frauen und Mütter zu lesen, die leit Beginn des Krieges noch keinen Pfennig erhal ten haben. Wieder neue Verurteilungen von „Defaitisten" Das Pariser Militärgericht hat wieder drei „De faitisten" — also Franzosen, die sich bewußt sind, daß ihr Land nnr für britische Geldkackinicressen kämpst — zu Gefängnis- strasen bis zn vier Jahren verurteilt. Zwei von ihnen sollen „dcfaitistische Aenßerungen" getan haben, während der dritte Flugschriften verteilt hatte. Neue Steuererhöbung Wie der Londoner Rundfunk aus Paris berichtet, wird die sranzösifche Sondereinkommensteuer, die Anfang des Krieges eingesührt wurde, um 25 v. H. erhöht. Auch ist beabsichtigt, im nächsten Monat die Telephon- und andere Gebühren herauszuietzen. Beschämendes MersuchungSergebniS „Gesundheitszustand der USA. Handcismatrosen spottet jcdcr Beschreibung." - Statistisches Büro berichtet über 30 000 Unfälle. Der Gesundheitszustand der Matrosen der amerikani schen Handelsmarine, die durch Regierungszertifikat sür tauglich erklärt wurden, spotte« jeder Beschreibung, so lautet der „New Bork Times" zufolge das Ergebnis einer Untersuchung des Leiters des vor drei Jahren gegründeten statistischen Büros für Handelsschiffahrt, Bruno Augentt. Die Statistik weise eine riesige Zahl von Seeleuten auf, di« chronische Epileptiker, Alkoholiker, Narkotiker, Schwind süchtige, Paralytiker oder Geistesschwache seien. Bisher lägen rund ZOO 00 Unsallbcrichre vor, die monatlich um durchschnittlich 1000 vermehrt würden. Augenü fordert darauf hin ein bundesstaatliches Eingreifen, schärfere Ausnahme bestimmungen, ärztliche Fürsorge sowie die Entfernung aller unheilbar Kranken ans der Seeschiffahrt., i 7 > vnnLsen-irecniNjcnvir ovuc:» osiczp Eis-cim, «vidäv (25. Fortsetzung.) - Der andere räusperte sich. „Vergangene Nacht glaub ten unsere Posten an einen Ueberfall. Der Posten vor den Räumen der Frau Gräfin ist beauftragt, sie um jeden Preis zu schützen. Es ist bekannt, daß die Frau Gräfin trotz der unruhigen Zeiten bei offenem Fen ster schläft. Der Posten wollte sie veranlassen, Sie Fen ster wegen der drohenden Gefahr zu Mießen. Auf sein Klopfen und Rufen erhielt er keine Antwort." Wosstl Petrowitsch atmete schwer, ließ seiner Stimme über nichts anmerken, als er entgegnete: „Die Frau Gräfin betrachtet uns mit Recht als ihre Feinde. Es kommt hinzu, daß ihr lebhaftes Temperament ihr einen — gewissen Trotz gibt. Sie mag mit Absicht nicht ge antwortet haben." Der Adjutant nickte zustimmend. Er hatte seine Pflicht getan, die ihm selbst hart erschienen war. Denn er glaubte, kaum je etwas Lieblicherem begegnet zu jein als dieser kleinen Gräfin, die trotz des Krieges immer auf neue Kapriolen versessen war. Hatte sie sich doch am vorvergangenen Tag die schönen langen braunen Locken abgeschnitten. Das kurze Gelock stand ihr zwar köstlich, aber eine Tollheit blieb es Loch trotz- Lem. Wossil Petrowitsch blieb allein im Zimmer. Er fand Len Weg zu Lem Kartentisch nicht so schnell zurück. Die Frau Gräfin hat einen ausgezeichneten Schlaf! Der Adjutant hatte recht, irgend etwas stimmte nicht. Sie konnte zuzeiten trotz aller Beherrschung und Haltung eine ängstliche Frau sein, die kleine Ielisaweta. Es war unnatürlich, daß sie nicht wenigstens eine Antwort gegeben batte. Zum mindesten hätte sie sich nach dem Vorgefallenen erkundigen müssen. Wossil Petrowitsch stöhnte auf. Bei allen Heiligen — sie durfte keine Lummen Geschichten treiben. Ielisaweta! ' Er scbellte. Der Bursche erschien. „Sagen Sie, ich wolle in einer halben Stunde die Frau Gräfin spre chen." Der Bursche ging, kam kurze Zeit darauf zu- rück. „Die Frau Gräfin läßt melden, sie sei für den Herrn Hauptmann nicht zu sprechen." „Nicht zu sprechen für mich?" Wossil Petrowitschs Augen verfinsterten sich. „Sagen Sie, es sei im Interesse der Frau Gräfin dringend." Der Bursche kehrte ein zweites Mal mit dem gleichen Bescheid zurück. Die Frau Gräfin sei für Len Herrn Hauptmann nicht zu sprechen. Wosstl Petrowitsch ballte die Hände. Sie zwang ihn geradezu zur Rücksichtslosigkeit. Er sprang auf, schritt an dem Burschen vorüber. Dröhnend ging sein Schritt über die Gänge. Kurz klopfte er au LiteS Wohn zimmertür an, wartete kein Herein ab, sondern stand plötzlich auf der Schwelle. Die Frau schrie auf. Sie hatte gerade ein Päckchen Verbandszeug in ihrem Schrank für den Abend zu rechtgelegt. Fast wäre eS ihr aus der Hand gefallen. „Was wollen Sie hier, Herr Hauptmann?" Ihre Stimme klang feindlich, feindlicher als der Mann es je für möglich gehalten. Diese harte Feindschaft konnte ledig lich einer inneren Angst entspringen. „Ich ließ mich ordnungsgemäß bei Ihnen melden, Frau Gräfin. Sie versagten mir die Ordnung. Ich mußte mir anders helfen!" Der Mann bemühte sich ruhig zu bleiben. „Und um mir eine Vorlesung über die Ordnung zu halten, sieben Sie jetzt vor mir?" Lite wurde spitz. Ihr kam dieser Besuch mich nicht recht geheuer vor. Die drei Tage, die Wossil Petrowitsch auf Markehnen lag, hatte er sie noch nicht ein einziges Mal zu sprechen begehrt. Und jetzt plötzlich „Ielisaweta!" Der Russe verlor jäh die Feindschaft, AU der ihn seine Uniform verpflichtete. „Ielisaweta, ich will nichts anderes als Sie warnen. Ich weiß, Sie können leichtsinnig sein wie ein Kind. Ich möchte den Tag genau so wenig wie Sie erleben, daß ich Sie wirk lich als meine Gefangene betrachten mutz. Ielisaweta " — des Russen Stimme war eine einzige Beschwörung — „unternehmen Sie nichts, was Verdacht erweckt!" Die Frau stand still, wie erstarrt. Sie hörte den einstigen Freund sprechen, dem sie ihr Herz voll Oual nicht ausschütten konnte. Ja, sie mußte sich gegen ihn schützen. Sie wußte, auch für ihn stand als oberstes Gesetz die Pflicht, genau wie für Gustav, der immer noch in wilden Fieberfantasien darniederlaa. Und sie durfte sich niemand anvertrauen, konnte keinen Arzk zu Hilfe holen. Wossil Petrowitsch sah, wie die Frau vor ihm zu sammensank. Ihre Schultern fielen förmlich nach vorne. Sie konnte sich kaum aufrecht halten. So seltsam über nächtigt schaute bas blasse Gesicht aus. Er hatte recht daran getan, sie zu warnen. „Ielisaweta!" Er führte sie zu einem Sessel. „Ich will nicht in Sie dringen. Ich weiß, wie schwer Sie es haben. Aber trotzdem; machen Sie sich nicht durch irgendwelche Unbesonnen heiten völlig unglücklich. Und mich!" Tonlos, wider Willen fügte der Mann das letzte hinzu. Lite hörte es nicht. Sie zerrieb irgendein unsicht bares Stäubchen zwischen den Fingern. Die Stunde der großen Gefahr war gekommen. Wossil Petrowitsch, der sie kannte, wußte mehr als er jetzt vielleicht zugab. Aus seinem Gesicht glaubte sie es herauszulesen. Und doch: er hatte kein Recht, sich als Russe in ihr deutsches Leoen einzumischen. „Sie sind mein Feind, Herr Hauptmann." Die Stimme der Frau versuchte Haltung auszubrücken und verriet doch Angst. Es ging um mehr als sie selbst, ging um den Verwundeten in der Moorhütte. ,,Un» ich bin Ihr Feind. Jeder muß von sich selber wissen was er tut." Lite wandte sich'dem Fenster zu. Die Unterredung galt ihr beendet. Wossil Petrowitsch fühlte sich entlassen. Schwer fiel die Tür aus seinen Händen. ES würde nicht gut gehen. Sie befand sich bereits in ein Netz verstrickt, die kleine Ielisaweta, daS er als Russe nicht gutheißen durfte. Es war nicht ausgeschlos sen, daß die Deutschen eine Kette von Nachrichten bis hier unterhielten. War es nicht auch eine Selbstver ständlichkeit, daß ein deutsche Frau den Deutschen zn helfen suchte? Nur, daß er es als Russe nicht zugeben durfte. „Der Herr Oberst!" meldete drilnten der Adjutant. Wossil Petrowitsch wurde an die harte Wirklichkeit ge mahnt, mit ihren gegenwärtigen Anforderungen. An einer anderen Stelle solle er eingesetzt werden. Der Oberst sprach im Zirnmer des Grafen Dacherode lang sam, mit schwerer Betonung. Man hielte an höchster Stelle etwas von der militärischen Fähigkeit des Hauptmanns Wosstl Petrowitsch Protassow, vor allem seinen Kenntnissen der ostpreußischen Landschaft. Ueb- rigenS habe er vor einiger Zeit selbst Bedenken ge tragen, gerade auf Markehnen eingesetzt zu werden. , .(Fortsetzung folgt.) L
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