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Gesundes Wohnen — gesunder Nachwuchs. Das Heimstättenamt der Deutschen Arbeitsfront stellt als eine der vordringlichsten sozialen Forderungen die Schaffung der Vierraumwohnung heraus, um auf wohnwirtschaftlichem Ge biet in erster Linie der Zielsetzung der Partei auf rasse- und bevölkerungspolitischem Gebiet Rechnung zu tragen. Diese Ziel setzung der DAF. ist um so mehr zu begrüßen, als in den ver schiedensten Gauen des Reiches bereits zahlreiche Siedlungen in Form der Vierraumwohnung errichtet wurden, oder im Bau begriffen sind. Durch die Schaffung dieser sonnigen und aufge schlossenen Wohnungen ist den kinderreichen Familien bei klein sten Mietpreisen genügend gesunde Entwicklungs- und Entfal tungsmöglichkeit gegeben. — Hier eine solche aufgeschlossene und sonnige Bierraumsiedlung bei Frankfurt a. M. Zu jedem Vierraum-Siedlungshaus gehört u. a. auch ein genügend großes Stück Land, um den notwendigen Hausbedarf an Gemüse usw. decken und auch kleine Tiere wie Hühner, Ziegen, Schweine usw. halten zu können. (Atlantik-Wagendorg — M.) Die Straßen des Führers verbinden nunmehr Berlin und München. Generalbauinspektor Dr. Todt bei seiner Eröffnungsansprache. Von rechts: Oberbürgermeister Fiehler, Ministerpräsident Sie bert, Reichsstatthalter General Ritter v. Epp, Gauleiter Wag ner, Komm. General v. Schobert, Kreistagsprästdent Christian Weber, Staatssekretär Dauser. (Weltbild-Wagenborg M.) Dev Abschied Erzählung von Herbert Reinhold. Obschon der Tag, ia die Stunde der endgültigen Tren nung vom Herd der Heimat, von allem, was lieb und wert geworden war, seit langem, langem unweigerlich feftstanö, wollte es, als es daun soweit war, keine und keiner glauben. Ein Jahr lang war einem jeden Zeit gegeben, sich mit dem Gedanken des Abschieds vertraut zu machen; zwei Jahre lang hämmertcm vor dem Dorf die Maschinen, Pfiffen die Loko motiven, lärmten die tausend Arbeiter, und die Sperrmauer quer durch das Tal wuchs, drohend, mahnend und kündend. Aber solange der Fluß in seinem gewundenen Band un- ,gebändigt strömte, solange im Tal die Wiesen grünten, die Bäume blühten und die Felder reiften, solange glaubte nie mand an die harte Wirklichkeit des Geschehens. Erst als im Frühjahr die Aecker nicht mehr bestellt werden durften und als drüben, fünf Kilometer fern, nahe der neuen Straße auf der Hochfläche, sich fleißige Hände zu einem Neubau eines ganzen Dorfes regten, dämmerte es vielen auf, daß-nun die Zeit der befohlenen und wohl notwendigen Uebersiedlung nahe war. Tag um Tag ratterte^ Fuhrwerke, Hausrat und Werkzettge und Geräte wurden aufgeladen, das Vieh trieb man weg, große und kleine Dinge wanderten den Weg in die neue Heimat, die sich schon prächtig zeigte, zu der aber noch das rechte Vertrauen fehlte. Hin und her zogen fünfhundert Menschen, es war ein Durcheinander, ein Flüchten und ein Suchen, ein eigenartiges Bertrautsein und ein merkwürdiges Ablehnen. Oft gab es Tränen, aber ebenso oft freudiges Lachen. Alles war so neu und ungewohnt und doch schon alt und gewohnt. Ein Dorf hatte zwingenden Notwendigkeiten zu Weichen, Fünfhundert hatten sich vor Tausenden zu beuaen. Tue Sperrmauer stand und warf grausam ihre Schatten über das, was Dorf und Gemarkung war und nun in kurzer Zeit unterzugehen hatte für immer. Schon war es den Dörflern erlaubt, auf der unfertigen Mauerhöhe entlang zu gehen. Vielleicht wollte man sie mrt dem Blick auf den künf tigen See vertraut machen, doch bei wem reichte die Kraft der Vorstellung, sich zu versetzen in eine Zukunft, der nur die Er innerung eine Brücke in die Vergangenheit baute. Die Bauern vermochten nicht zu glauben, daß über der Talweite, über dem Dorf mit allen seinen stattlichen Gebäuden, Höfen, Stallungen und Scheuern hoch schlammbringendes Wasser stehen würde, daß sogar ein Dampfschiff ernst drüberhin fahren könnte. Die Jugend fand sich leichter zurecht, sah den langgestreckten See, eine gebändigte Kraft, sah Boote, Helle Segel, hörte das lebens- hungrige Lachen vieler Badender, sah Fremde kommen und ahnte manche angenehme Entwicklung. Der Lehrer, ein Orts fremder, gewöhnte die Kinder an die kommende Zeit; sie be griffen, was er sagte, aber sie argwöhnten, daß manches ganz, ganz anders kommen werde. Sie freuten sich auf die neuen schmucken Heimstätten auf der Hochfläche und entdeckten auf den vielen Gängen vom Dorf zur neuen Siedlung allerlei bessere Spielmöglichkeiten, darum fanden sie den Tausch gar mcht schlecht. Der Bürgermeister war zu überlastet, als daß er sich damit zu befassen vermochte, was nun gut oder schlecht war. Er lebte als einziger in der Gegenwart, die ihn Tag und Nacht mit Amtsgeschäften belastete. Nun war es soweit. Die Höfe und Häuser standen leer. In den kahlen Räumen hallten die Stimmen. Letzte Wagen fuhren aus dem Tal, und es waren nichts als Betten auf geladen. Fünfhundert Menschen drängten sich vor der Kirche, von deren Turm zum letzten Male die Glocken riefen. Es gab trotz des Ernstes der Stunde allgemeines Verwundern, wie- viele sie eine Gemeinschaft bildeten. Zum ersten Male war das ganze Dorf beisammen, die Notwendigkeit des Abschiedes zwang sie zueinander. Abschied war zu nehmen von der Hei mat, von all dem Vertrauten, für immer und ewig. Nie wieder war es möglich, diesen und jenen Weg zu gehen, Nach barn waren künftig, schon am kommenden Äbend, nicht mehr Nachbarn, aber, wenn man es recht bedachte, Verwandte blieben Verwandte, und Freunde zeigten sich weiterhin als Freunde. Sie standen und warteten auf den Bürgermeister, Junge, Alte, Frauen, Männer, Kinder, Bauern, Handwerker, Häusler, Geschäftsleute, Knechte und Mägde; alle standen sie und wagten nicht zu sprechen. Man sah einander an, und in vielen Blicken war das Suchen um Verzeihung oder das Ver sprechen für die Zukunft. Es gab abzubitten und zu ver sprechen, jetzt war der günstigste Augenblick, sich vom Ver gangenen zu lösen und dem Künftigen zuzuwenden. Im Glockengedröhn vermischten sich Bitte und Gewähren, und keinem wurde die Zeit lang, denn in einem jeden Herzen schwang ein Klingen, das aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft hallte. Man faßte sich bei den Händen und ließ sich beschwingen von der Sonderheit der Stunde. Da kam der Bürgermeister, und mit ihm waren einige Herren aus hohen Amtsstellen Jetzt sollte der kleine Chor, der Stolz der Dörfler, singen, zwei Lieder, eins, das vom Abschied sagte und nichts als Dank war, und eins, das der Zukunft galt und das das ausdrückte, was alle zutiefst er sehnten: möge die neue Heimat so sein wie die alte, ein Platz auf der Erde, ein Platz im Vaterland, wo das Leben zu meistern war nach der Art der Landbewohner, dieses Leben in der Natur, voll Hoffen und Bängnis, voll Arbeit und Freude, aber auch voll Leid, ein solches Leben, wie es die fünfhundert gewohnt waren. Schon trat der Lehrer vor seine Schar, die wartend zu ihm aufblickte, schon hob er den Takt stock und summte den Aniangston, da brach aus dem Ge dränge ein röchelnder Schrei, eine merkwürdige Unruhe ent stand, und es teilte sich eine Gasse. Der Tod war noch in der alten Heimat unter die Dörfler gekommen! Eine Greisin hatte er hinweggerafft, grausam und gütig; grausam, weil er der Betagten das Leid des Abschieds nicht ersparte, und gütig, weil er sie der Angst vor dem Em- gewöhnen in eine neue Heimstätte enthob. Sie starb leicht, das Herz versagte mitten in der Erinnerung. Sie fiel um wie ein morscher Baum, sie war erlöst nach einem reichen Leben, aber ihr plötzliches Ende schuf Verwirrung, die gar nicht in die Weihe der Stunde paßte. Der Lehrer senkte den Taktstock und faßte mit seinen Männern an, die Tote vom Platz zu tragen. Der Bürgermeister schloß sich dem Zug an. Nun hatte er eine letzte Amtspflicht zu erfüllen: ein Totenschein war auszufüllen. Das Leben im alten Dorf schloß mit eurem Todesfall! Einer der Herren aus den hohen Amtsstellen übernahm es, den Dörflern eine Ansprache zu halten.'Er nahm den Tod der Greisin symbolisch und entwickelte daraus das Verdienst eines ieden einzelnen und die Schuldigkeit, die er der Gesamt heit gegenüber habe. Er sprach aber auch Dank im Namen vieler aus, die dadurch, daß sich ein Dorf aufgibt, fernerhin ohne Sorgen bleiben könnten. Er umriß noch einmal die Ge schichte des Dorfes und wagte dann einen Blick in die Zu kunft, für die er allen Glück wünschte. Als er endete, kehrten Bürgermeister, Lehrer und Chor zurück. Da gab er em Zeichen, eine Sirene gellte von der Sperrmauer her, drüben auf dem Baugelände ruhten die Maschinen und aus tausend Arbeiterkehlen tönte ein Rufen, das einklang in die Bewegung des Abmarsches der Dörfler. Dies nun war der Weg in die neue Heimat, die heute noch den alten Namen erhalten sollte. Dies war der Weg, den Schassendes Volk in Leibesübungen. Ein Bild von den Proben zur bevorstehenden Großveranstal tung des Sportamtes der NS. - Gemeinschaft „Kraft durch Freude" in der Deutschlandhalle zu Berlin. — Die Aufnahme zeigt Partnerübungen zu dreien. (Schirner-Wagenborg-M.) niemanv mehr gehen können würde. Bis dahin war das Steigen der gestauten Wasser vorgesehen. Diese Straße war als Uferallee gedacht, nun, die Ingenieure hatten alles bis aufs letzte vorgesehen. Die Fünfhundert marschierten in einer auseinandsrgezogenen Reihe, und es blieb nicht so, wie es vorher unzählige Male besprochen war. Die Jugend hielt nicht mit dem Alter Schritt, sie stürmte voran, sah den sauberen Weg nach der neuen Siedlung und konnte es nicht erwarten, davon endgültig Besitz zu ergreifen. Die Alten blieben zurück, m ihrem Schreiten war Hemmung und Vorwärtsstreben zu gleich, war das ein Wunder? Oft blieben sie stehen und schauten zurück; sie allem sahen, daß unten, im Dorf, eine Arbeiterkolonne beschäftigt war, zu schleifen, was im Interesse einer künftigen Schiffahrt notwendig war. Sie sahen es und wollten es nicht sehen, wanderten werter, fünfzig, hundert Schritte, aber immer wieder bannte es sie auf den Fleck. Die Heimat, das Alte, zerfiel an den Erfordernissen der Zeit! Voraus lag die Zukunft, die Gegenwart! Ein Seil war über die blanke Straße gezogen. Noch durfte niemand zu den neuen Häusern, die sich im Sonnenglanz gar schmuck darboten. Erne bessere Zeit zum Vertrautwerden mit dem Neuen gab es wahrlich nicht! Die Fünfhundert drängten sich vor dem Seil, das zu durchschneiden dem Bürgermeister Vorbehalten war. Er ließ auf sich warten, aber endlich kam er, ein Aktenbündel untcrm Arm. Er öffnete den Mund, zu sagen, daß eine lungc Mutter vortreten möchte, damit sie gleich einem Sinnbild den ersten feierlichen Gang in das neue Dorf gehe. Er dankte bei dieser Gelegenheit der sorgenden Großzügigkeit der staatlichen Stellen und bat noch einmal, über den Schönheiten der neuen Heimat die alte nicht zu ver gessen. Er sprach, aber er hätte auch schweigen können. Die Dörfler hörten ihn nicht. Erst als er von neuem nach Kiner jungen Mutter rief und auch einen Namen nannte, ver stummte das sehnsüchtige Geranne. Zwei Frauen krochen unter dem gehobenen Seil weg. Ein Kind im Steckbett reichte man der einen hinüber. Ihre Gesichter leuchteten und sie warteten, bis der Bürgermeister sagte, sie mögen nun gehen. Da liefen sie, die eine beschwingt, die andere schwerfällig, aber nicht minder glücklich. Beide kamen sie aus einem dumpfen Hause und gingen, für ihre Kinder, in eine lichte Heimstätte. Die eine drückte das leben dige Kleine an sich, die andere faltete die Hände über ihrem gewölbten Leib. In ihnen vereinigten sich Vergangenheit und Zukunft. Sie schritten den anderen voraus, die nun nach kamen und deren Füße hinter ihnen scharrten. Die neue Zeit war da! Er läßt sich nicht drängen. Eine luftige Skizze von Ludwig Waldweber. Wie ich 's Laufen gelernt hab', rft mein Vater zum Baumsablschreiner hinüber und hat für mich ein Kinder- stühlerl bestellt. „Js recht", hat der Baumsabl gesagt und hat ruhig weitergehobelt. Wann er wieder nachfragen därf, hat mein Vater noch gefragt, aber das war schon im Hinausgehen, weil er gewußt hat, daß der Baumsabl nix dicker hat, als wenn die Leut recht drängen. „Na", hat der Baumsabl brummt, „so a Kinderstühlerl, das werd'n wir gleich hab'n." Schön. Nach ein paar Wochen hat mein Vater nach, gefragt, ob's letzt richtig fertig wär, das Stühlerl? „Noch nicht", hat der Baumsabl gesagt, „aber bald." Also gut. Nach gut Ding drei, vier Wochen hat mein Vater wieder angefragt. Da ist er aber schon grantig geworden, der Baumsabl. Ob's denn gar so pressant wär, mit diesem Stühlerl? Er, der Baumsabl, er hätt' auch noch was anderes fertig zu machen! Und nachher ist ein Vierteljahr vergangen, bis sich mein Vater wieder nachfragen traut hat, aber mein Stühlerl war allweil noch nicht fertig. Naja, und dann ist die Zeit darüber hingegangen, ich bin größer geworden und größer, und mit der Bedingnis hat mein Vater auf das Stühlerl ganz und gar vergessen. Also hab ich ohne Stühlerl groß werden müssen, bin zum Militär eingerückt, hab ein Weib genommen und hab selber schon wieder ein Kind gehabt. Und laß dir sagen: Da ist meinem Vater, der jetzt Groß vater gewesen ist, auf einmal dasselbige Stühlerl wieder ein gefallen, das er mir als Kind schon machen lassen wollte. Richtig: Er tut auch gleich hinüber zum Baumsabl und fragt an, was fetzt eigentlich mit dem Stühlerl sei? Jetzt aber ist er narrisch worden, der Baumsabl. Jetzt hat er den Hobel hingeworfen und hat geschrien: „Du", hat er geschrien, „mit deinem Stühlerl, bestell du dein Stühler! wo d' magst. Ich sag dir bloß eins: drängen laß ich mich amal net!"