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Einreise in das WetendeiMe EeNet Wie die Wirtschaftskammer Sachsen mitteilt, hat der Reichswirtschaftsminister neue Bestimmungen über die Einreise aus dem Altreich in die sudetendeutschen Gebiete ge troffen. Die bisher bestehende Einreisesperre bleibt grundsätzlich aufrechterhalten. Nur soweit besondere durch die örtlichen Stapo-Dienststellen ausgestellte Einreisegenehmigungen vorge wiesen werden können, ist die Einreise statthaft. An Angehörige der gewerblichen Wirtschaft oder Vertreter wirtschaftlicher Ver bände werden derartige Einreisegenehmigungen nur erteilt, wenn zugleich mit dem Antrag eine Bescheinigung der für den Antragsteller örtlich zuständigen Industrie- und Handelskammer vorgelegt wird, daß die Einreise des Antragstellers nach Prü fung der Gründe für notwendig gehalten und befürwortet wird. Die Industrie- und Handeslkammern sind verpflichtet die Prüfung der Anträge mit besonderer Sorgfalt vor^nehmen und die Erteilung von Befürwortungen auf alle Fälle zu be schränken. bei denen eine Einreise als unumgänglich notwendig anerkannt werden kann. Hierunter fällt: die Sicherstellung der Versorgung der sudetendeutschen Gebiete mit lebensnotwendigen Waren, industriellen Rohstoffen und Halbfabrikaten iowie die Vergebung von Aufträgen an die sudetendeutsche Industrie, die dieser eine zukätztliche Beschäftigung zuführen In anderen Fällen, bei denen es sich z. B lediglich um die Anknüpfung von Geschäftsverbindungen etwa im Zusammenhang mit dem Verkauf deutscher Fertigwaren handelt, wird die Befürwortung und Einreisebescheinigung in aller Regel versagt werden. Vertreter von Gruppen der gewerbliche», Wirtschaft und von marktregelnden oder sonstigen wirtschaftlichen Verbänden haben ihrem Antrag au? Erteilung einer Befürwortung durch die Industrie- und Handelskammer eine Bestätigung der zu ständigen übergeordneten Reichsgruppe über die Notwendigkeit der Einreise vorzulegen. * Keine ungeregelte Anwerbung von sudetendeutsche» Arbeitskräften Der Präsident des Landesarbeitsamtes Sachsen teilt mit: Die Betriebssichrer werden hiermit ausdrücklich dar aus hingewiesen, daß im Interesse der in den suvecendeui- schen Gebieten erforderlichen Aufbauarbeit jedwede selb ständige Anwerbung sudeiendeutscher Arbeitskräfte unter bleiben muß. Soweit einzelne Betriebe ihren Bedarf an Arbeitskräften nicht decken können, ist cs ihre Aufgabe, sich an das zuständige sächsische Arbeitsamt zu wenden. Dieses wird dann das weitere veranlassen. Anschluß an das posinetz Bricfverkehr nach rcichsdeutschen Gebührensätzen. Sondervorschriften für Paketverkehr. An dem Aufbau im Sudetengebiet und der Angliede rung des neuen Gaues an das Altreich ist auch die Deutsche Neichspost mit allen Kräften tätig. Ueber 800 sudeten deutsche Orte sind bereits mit den Einrichtungen der Reichspost versehen und können am Postdienst teilnehmen. Zur Beförderung innerhalb des sudetendeutschen Gebietes sowie zwischen diesem Gebiet und dem übrigen Reich sind Briefsendungen und Paketsendungen zugelassen mit Ausnahme der Wertbriefe, der Briefe mir Zustcltungs- urkunde und der Postwurfsendungen. Die Einführung des Postanweisungs- und des Zahlkarrendienstes ist bereits angeordnei. Die Bricssendungcn müssen mit deutschen Postwert- zeichen nach den deutschen Gebührensätzen freigemacht sein. Im Paketdienst sind zunächst nur gewöhnliche Pakete ohne Nachnahme bis 10 Kilogramm zugelassen Ten Paketen ist die für innerdeutsche Pakete vorgeschriebene gelbe Paketkarte beizufügen. Da das sudetendeutsche Gebiet vorläufig noch selbständiges Zollgebiet ist. muß eine Zollinhalts erklärung beigegeben werden. Für Pakete an Wehrmachl- dienststellen sind Zollinhaltserklärungen nicht erforderlich. In der Aufschrift der Sendung muß ein Abdruck des Dienstsiegels oder Dienststempels der absendenden Dienststelle angebracht sein. Bei Paketen an Soldaten muß in der Aufschrift und aus der Paketkarte der Vermerk „Sendung für einen Wehrmacht- angehörigen" angebracht werden. Aufnahme des FernfprechdiensteS. Für Ferngespräche zwischen dem Sudetenland und dem übrigen Reichsgebiet einschließlich der Ostmark und für Fern gespräche zwischen Orten innerhalb des Sudetenlandes werden sobald solche Gesprächsverbindungen hergestellt werden können, die innerdeutschen Fcrngesprächsgebühren erhoben. Der Fernsprechdicnst zwischen dem Sudetenland und dem Ausland wird ausgenommen werden, sobald es die Verhältnisse gestatten. Eigene Vorsicht — bester Unfallschutz! ß AE. KV iLuruxr ooirco vraex« ornzg *ckiLrk>r,vvk«oe' l7. Fortsetzung.» „Furchtbar? Ja, schon! Aber noch furchtbarer, wenn einer Tag für Tag warten mutz, bis seine Nummer auf gerufen wird. Der Mann, der soeben schrie und zum Schluß seinen Choral sang, gehört zu denjenigen, die täglich darauf warten, aufgerufen zu werden. Der Mann stirbt täglich, stirbt jeden Tag! Da hat es ihn hier — er zeigte an die Stirn — gepackt! Es ist nicht der einzige. Man kann hier vieles erleben. Du wirst ja sehen. Hast du schon eine Nummer?" Arneburg schüttelte den Kopf. „Na, dann hat es noch nicht solche Eile. Wer hier eine Nummer hat, kommt dran. Was sollen die Leute auch machen. Es mutz Platz geschaffen werden für die Neuen, die jeden Tag kommen." „Werden die Leute nicht verhört? Findet keine Unter- suchung oder keine Gerichtsverhandlung statt?" „Verhör?" meinte einer der Gefangenen und lachte gellend auf. „Sie stopfen dir den Mund, wenn du reden willst. Verhör? Hier wird nicht geredet! Es werden alle, mit wenigen Ausnahmen, zum Schweigen ge- bracht!" Man hörte wieder Schritte. Wieder daS entsetzliche Lauschen der Gefangenen. Die Henkersknechte kehrten noch einmal zurück. Waren es heute noch nicht genug Opfer? Die Schritte machten halt vor der Tür des Kel- lers, in dem sich Arneburg befand. Alle Insassen wurden kreidebleich, manche wurden so schwach, daß sie sich auf- stöbnend an die Wand lehnten. Die Kellertür wurde ausgerissen. „Der wollte absolut verhört werden!" sagte höhnisch ^er Gefänanisdirektor, der Arneburg gestern empfangen Anstralienforscher Ludwig Leichhardt Eine Erinnerung zu seinem 125. Geburtstag Unlöslich ist mit der Geschichte des fünften Erdteils der Name des deutschen Forschers Ludwig Leichhardt ver bunden, der so viel zur Erkundung des bis dahin voll kommen unbekannten Inneren Australiens beigetragen hat, dessen ganzes Herz dem Lande gehörte, das seine zweite Heimat geworden war, und in dem er schließlich auch seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Wo sie sich be findet, weiß man nicht, denn Dr. Ludwig Leichhardt ist mit seinen Begleitern von dem letzten großen Zuge — er wollte Australien von Ost nach West durchqueren — nicht heimgekehrt. Er blieb verschollen. Man hat ihn aber in Australien nicht vergessen; noch heute tragen ein Distrikt in Qeensland nnd eine Vorstadt von Sydney seinen Namen, und eine Eukalyptnsart heißt nach dem deutschen Forscher „Leichhardt-Pine". Es sind l25 Jahre her, seit Ludwig Leichhardt am 23. Oktober 1813 in Drebatfch bei Beeskow in der Mark Brandenburg geboren wurde, zu einer Zeit also, als noch die Kirchenglocken den Sieg bei Leipzig verkündeten. Leichhardt war von Hause aus wenig bemittelt, er sand aber bei Freunden tatkräftige Unterstützung, so daß er studieren und, seinem Forscherdrang folgend, die Ausfahrt nach Australien antrcten konnte. Den fünften Erdteil ganz der Kenntnis der Welt zu erschließen, war sein Ziel. Im Dezember 1841 landete er in der neuesten Welt. Vorher schon hat er sich durch eingehende Studien ein gutes Bild von Land und Leute gemacht, und nun vervollständigte er sein Wissen dadurch, daß er zunächst kleinere Reisen im Küstengebiet zwischen Sydney und Brisbane unternahm. Dann ging er hinein ins Innere des Landes. Zuerst erforschte er die Flußgebiete des östlichen Qeensland, schließlich wagte er sich als erster in die tropischen Striche. Es war im Jahrs 1844, als er von der Moreton-Bay zum Carpentaria-Golf und bis Port Essiugton zog. Er kam dabei durch Gegenden, die-vor ihm noch kein Weißer be treten hatte. Er schrieb darüber an seine Freunde im August 1846: „Nach Beendigung dieser Expedition werde ich nach Europa zurückkehren. Aber ich werde kaum permanent je wieder in Deutschland oder selbst in Europa wohnen. Ich muß zum Lande meiner Wanderjahre, dem herrlichen großartigen australischen Firmament, zurück- kehren." Nach kurzem Europa-Aufenthalt kehrte er zurück. In einer neuen großen Expedition wollte er den Konti nent in gerader Linie von Osten nach Westen durchqueren. Er wußte, daß er däbei vollkommen unbekanntes Gebiet , berühren werde, daß es eine Wüste von kaum vorstell barer Wirklichkeit zu durchstoßen bedürfe, und daß man auf den Widerstand von Eingeborenen, die einen Weißen vorher noch nie gesehen hatten und Weiße nur von ganz unbestimmtem Hörensagen her kannten, stoßen könne. Die Expedition war auss beste vorbereitet, ein Deutscher und ein Engländer begleiteten Leichhardt, und außerdem hatte er einige zuverlässige Eingeborene bei sich. Leichhardt wußte, daß die Erpedition gelingen und daß er ebenso gut den Forschertod erleiden könne. Sein letztes Lebenszeichen ist ein Bries vom 3. April 1848, in dem es nach eingehen der Beschreibung der Landschaft und der Wetter- und Luslbeobachtungen am Schluß heißt: „Wenn ich bedenke, wie glücklich ich bei meinem Vorwärtsdringen bisher war, so bin ich von der Hoffnung erfüllt, daß unser allmächtiger Beschützer gestatten wird, meinen Lieblingsplan zu einem erfolgreichen Ende zu sichren." Leichhardts Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Weder er noch seine Begleiter sind je wieder zum Vorschein ge kommen. die Wüste Hal sie verschlungen. Die australische Oefsentlichkeit hat von allem Ansang an erkannt, welche Verdienste der Deutsche Leichhardt sich um die Erschlie ßung des fünften Erdteils erworben hatte, und so setzten schon bald, nachdem die Erpedition nicht in der vor gesehenen Zeit an ihrem Ziel angekommen war, die Such- arbeitcn ein. Eine Hilfserpedition brach schon 1850 auf; sie folgte dem Weg, den Leichhardt voraussichtlich gegan gen war, das einzige, was sie entdeckte, war ein in einen Baum eingcschnittenes „L". Die verschiedeustcn Gerüchte gingen um über das Verschwinden der Erpedition; als wahrscheinlich galt, daß sie von Eingeborenen überfallen und niedergemacht worden sei. Man hat für die Annahme auch gewisse Anhaltspunkte. Die Nachforschungen schliefen nicht etn, immer wieder zogen Eideditionen ««5, 8^« Hardt nnd seine Gefährten oder doch ihre Neberreste z« finden. Oft hatte man große Hoffnungen, wenigstens Spuren zu sehen. Doch alle Spuren erwiesen sich am Schluß als falsch. So scheinen auch die letzten Spuren, die man glaubt gefunden zu haben — Anfang August dieses Jahres — nicht die Spuren Leichhardts zu sein. Man hat damals in der sogenannten Simpson-Wüste die Skelette von acht Personen entdeckt und nahe dabei die Reste eines verlassenen Lagers. Die Expedition, die von der australischen Regierung zur genauen Untersuchung dieser Funde ausgesandt wurde, scheint aber nach den letzten vorliegenden Nachrichten zur Ueberzeugung ge kommen zu sein, daß es sich nicht um Leichhardt und seine Gefährten handeln könne. So bleibt das Geheimnis um das Ende des For'ckierL weiter nnaelüftet. Ein australischer Dichter hat ihm in dankbarer An erkennung seiner hohen Verdienste ein Gedicht gewidmet, in dem es heißt, daß Leichhardt bis zum Jüngsten Tage durch das Land „Never, Rever" — so nannte man das unfruchtbare und unwirtliche Gebiet des austra lischen Nordens — marschiere. Neuss aus Mee Welt. Autostraße zu Deutschlands höchstem Dorf. Nach Ober- gurgl, dem höchstgelegenen deutschen Dorf <1927 Meter» am Ende des OetzMies und einem der bekanntesten Wintersport- Plätze Tirols, wird zur Zeit eine 10 Kilometer lange, <0/- Meter breite Autostraße gebaut, auf der im Wimer ein Raupen schlepperverkehr eingerichtet werden soll. Ein Stück der Straße ist bereits befahrbar. Nene Preußische Forstschule. Infolge nicht geeigneter Lage und unzureichender Gebäude wurde die preußische staatliche Forstschule in Steinbusch ausgehoben. Die Entscheidung über die Nenerrichnlug dieser preußischen staatlichen Forstschule ist nunmehr gefallen. Sie wird in Driesen a. d Netze ihren Sitz erhalten Deutsche Eislaufmeisterin heiratet. Die deutsche Meisterin von >936 im Eiskunstläufen. Viktoria Lindpaintner, wurde in München mit Count Heribert Toerring-Iettenbach getraut Viktoria Linvpaininers Galle ist mit der Herzogin von Kem verschwägert, jo daß die Münchnerin Mitglied des eng lischen Königshauses wird Schlechte Straße wurde Lebensretter. Beim Hochzeits- schmaus in einem Dorfe in W e st f a l e n blieb einer Frau ein Stück Fleisch tm Halse stecken Ta die Frau in höchster Lebensgefahr schwebte, wurde sie in ein Amo gepackt, um zum Arzi zu gelangen Die Straße Harle viele Schlaglöcher, aber für die Frau war dies beste Medizin Eine besonders starke Erschütterung löste den Fleischbrocken, und in bester Stim- mung konnte der Hochzeitsschmaus anschließend fortgesetzt werden Dänemarks größte Zuckerfabrik niedergebrannt. Die Zucker fabriken in Nakskov aus Laaland sind von einem Brause helmgesuchl worden, durch den fast das ganze Werk zerstört wurde. Das Feuer kam in der Zuckerkocherei aus. die mit einer Länge von lOV Meier und einer Breite von 80 Meter bei 20 Meter Höhe als die größte Europas galt. Auch die Maschinenhalle und das Elektrizitätswerk wurden ein Raub der Flammen. Das Unglück ist nm so schwerer, als gerade jetzt die Bearbeitung der Rübencrnte in vollem Gange war Amerika will Einkommensteuer um 10 v. H. erhöhen. Zur Finanzierung des von Präsident Roosevelt angckiindiglen er weiterten Aufrüstungsprogramms wird in Schatzamlskreisen eine zehnprozcuttge Erhöhung der Einkommcnstcncr neben anderen Deckungsmöglichkeilen ernstlich erwogen. Tie Steuer erhöhung soll das Einkommen von Einzelpersonen wie Gesell- schäften erfassen und im Bewilligungssall auf ein oder zwei Jahre bögrenzi werden. Auf der Grundlage der diesjährigen Voranschläge würde sich eine zusätzliche Einnahme von 200 Millionen Dollar ergeben. Für jeden Pfennig einen Monat Gefängnis. Ein junger Mann aus Offenbach halte einer älteren Frau eine Geld börse entwendet Zu seiner größten Enttäuschung befanden sich darin nicht mehr und nicht weniger als drei NeichSpfennige. Vor dem Amtsrichter in Offenbach hatte sich der junae Mann ietzt weaen Diebstahls zu verantworten Unter Berücksichtigung seiner Porstraken wurde er zu dre, Monaten Gefängnis ver- urteilt Das G-richt betonte daß bei der Stras?nmcssnng nicht der Wert der Bente, sondern die vebrecherische Gesinnung des Angeklagten entscheidend war. hatte. „Komm, Brüderchen, oder muß ich sagen, Herr Graf? Komm schnell mit, du sollst verhört werden!" Er folgte den Leuten, die von einigen anderen be gleitet waren, deren mongolische Abstammung unver kennbar war. Man führte ihn in ein geräumiges Ge laß, das ebenfalls unter der Erdoberfläche gelegen war. Er sah auf einen mit hohen Mauern umgebenen Hof. Wie mancher arme Mensch mag schon diesen Hof be treten haben, um hier sein grauenvolles Ende zu finden, ging es ihm durch den Sinn. Er sah um sich, betrachtete oie Gesichter der Menschen, die als Richter über Tod und Leben vor ihm standen. Nein, das wußte er, bei diesen Kreaturen war weder menschliches Empfinden noch ein Funke von Gerechtigkeit zu finden. „Freundchen," begann der Mann von gestern, „wir wollen dich jcHt verhören und deinen Fall genau unter suchen. Sag uns aber zuerst schnell, ob dir Nüdelchen oder was Achnlichcs hast nnd wo du dein „Eigentum" — er betonte höhnisch das Wort — versteckt hast. Geht dann alles schneller! Bei uns sind alle Rubelchen ver boten! Alle!" „Ich habe keine Rubel, nichts an GeldeSwert bei mir!" „So, du hast also keine Rubel und wolltest doch ver hört werden? Warum? Sag uns das!" Einer der Leute hob die Peitsche. Der Vernehmende aber wehrte ab. „Laß ihn! Wir wollen ihn verhören." Auf einen Wink fielen die Bestien über ihn her, rissen ihm geradezu die Kleider vom Leibe, so daß sich der Mann, der offenbar hier die erste Nolle spielte, vor Lachen nicht zu halten wußte. Arneburg trug nichts bei sch, nicht einmal seine Erkennungsmarke, außer einer größeren Summe Bargeld, zwischen dem Doppelleder m Stiefelschaft kunstgerecht vernäht. Das mochten sie erst einmal suchen. Vielleicht, so überlegte er, ließe sich mit den Leuten über einiges Weitere reden. Die Leute durchwühlten alle Taschen, untersuchten alle Nähte, durchfühlten den Stoff mit erstaunlicher Sach kenntnis. Halt! Es knisterte nach Papier im Rock. Man zerriß den Kragen, und in Höhe der Brust unter dem Umschlag des Nockes fand man ein kleines Papier. ES mußte etwas auf dem Papier stehen, was ihm natürlich nicht bekannt sein konnte. Vielleicht oie Adresse des armen Kerls, der den Rock vor ihm ge tragen hatte. Die Leute bemühten sich oder gaben sich den Anschein, als ob sie das, was auf dem Zettel stand, lesen könnten, obwohl es ihm zweifelhaft erschien, ob einer der Männer überhaupt lesen könne. Sie kamen zu keinem Ergebnis. Es wurde nach einem Mann ge schickt, der den Ausdruck eines Clowns hatte, wenn nicht so viel Tücke in den unzähligen Falten seines Gesichts gelegen hätte. Der Mann vermochte offenbar das, waS ans dem Zet- tel stand, zu entziffern. „Komm mit mir!" kommandierte er nnd winkte den anderen, daß sie dableiben möchten. Sie gingen in eine Art Büro. „Setz dich!" Soviel Höflichkeit hatte man ihm bisher nicht geboten. Ihm kam der Gedanke, daß auf dem Zettel irgend etwas stehen mochte, was ihm nützlich sein könnte, nnd er be schloß, die Situation zn nützen. Da er sich nicht denken konnte, was das Papier enthielt, beschloß er, überhaupt nichts zu sagen und dadurch den Schleier eines Ge heimnisse? über sich zn breiten, wodurch nichts verloren, vielleicht aber vieles gewonnen war. „Weißt du, was auf dem Zettel steht?" Der andere sah ihn durchdringend an. Er antwortete: „Ja, ich weiß es. Es ist mir aber ver boten, ein Sterbenswort darüber zu sagen. Diesen Be fehl werde ich erfüllen. Ich kann nur'an einer Stells darüber reden. Die ist aber nicht hier!" Der Mann sah ihn lauernd an und meinte dann: „Das ist gut! Wo ist aber die Stelle, an der du reden kannst?" Aufs Geratewohl antwortete er. „Vielleicht in Peters burg, vielleicht in Moskau! Ich weiß es im Augenblick nicht!" Sein Gegenüber nickte. „Wer hat dich mit der Mission an die Front beaus« tragt?" » Arneburg überlegte: Mission an die Front? Er fan- sich blitzschnell in seine Rolle, die er hier spielen mutzte. „Auch das kann ich nicht sagen!" (Fortsetzung folgte