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mit der das Geschehen begleitenden Liebeshandlung auch diu Nurn cri Muß man deshalb nun gegen jedes derartige Ev hat. seiner Erzeuger und Verleiher end- vor llem Orokeo 8edvvorgerictlt will der Film „Stärker als Para- IH« Vernehmung vor äem llntersuchungsrictiter als nicht gerade sehr in den Filmarchiven gültig beschließt. aufweist und so geeignet ist, in rein menschlicher Beziehung die Zuschauer des Filmtheaters zu packen. belebung des Kriminalfilms ein ganz neues Stoffgebiet erschlaffen zeugnis deutschen oder ausländischen Ursprungs, das sich auch heute von Zeit zu Zeit einmal in das Programm eines Lichtspieltheaters einzuschleichen versucht, amtlicher seits ohne weiteres mit Verboten vorgehen? — Nein! Meistenteils übt das Publikum selbst die beste und wirk samste Zensur aus, indem es kein Verständnis für der artige Filme zeigt. Das Ausbleiben der Besucher läßt den Bildstreifen sehr bald wieder aus dem Spielplan ver schwinden, und der mangelnde Kassenerfolg ist für Verleih und Produzenten ein bitterer aber zuverlässiger Grad messer für die mangelnde Qualität. Diese Beobachtungen haben auch die Einstellung der Justizpreffestelle gegenüber Kriminalstoffen bestimmt, die ihr von der Filmindustrie zur Begutachtung vorgelegt wurden. In der Hand der Filmindustrie lag es, sich die amtliche Unterstützung zur Beschreitung neuer Wege mit dem Ziel der Schaffung des ebenso spannenden, ebenso publikumswirksamen, in seinem Aufbau aber beiahenden Kriminalfilmtyps nutzbar zu machen. War es mangelndes Verständnis oder mangelnder „Stapel' als psfsgfspben" ein Mörder und ein liebendes Mädchen etwa nach Art alt hergebrachter Kriminalkolportage in Beziehung zueinander stehen und aus solche Weise den Film handlungsmäßig be herrschen Beide Figuren sind zwar vorhanden, aber sie haben nichts miteinander zu tun: ja, beider Schicksal erhält erst Bedeutung durch die Verbindung zu der Figur, die die tiefere Idee in die Filmhandlung hineinträgt und so mit zur Hauptgestalt wird Das ist der junge Rechts anwalt, der als der gesetzliche Vertreter des Mörders sich entscheiden muß, ob er die Schweigepflicht, die ihm seinen Klienten gegenüber aufgegeben ist, innehalten und sein Ge wissen damit belasten will, das Leben eines unschuldig des Mordes Verdächtigten verpfuschen zu helfen, oder ob er durch die Preisgabe seines Berufsgeheimnisses den wirk lichen Mörder der gerechten Strafe zuführen «nd damit einer höheren Gerechtigkeit und der Wahrheit zum Siege verhelfen will. Zu den rein unterhaltungsmäßigen Momenten, die mit der kriminalistischen Aufdeckung des Mordes und ferner lebensnahe und immer noch viel umstrittene Frage, nämlich die nach den Grenzen der Schweigepflicht des Rechts anwalts, in den Mittelpunkt einer bewegten Spielhandlung stellt, sondern weil er dem Film läßt, was des Filmes ist: dramatische Verdichtung menschlicher Konflikte, künstlerische Eestaltungsfreiheit und Spannung im Zwischen- und Endspiel Vielleicht auch ein „Reißer", aber bestimmt nicht >o plump und billig gestaltet, daß er trotz äußerer Spannung im Innersten kalt läßt. Damit unterscheidet er sich von dem Kriminalfilm von einst. Damit zeigt er seinem Be schauer die kriminalistische Atmosphäre in einem anderen Licht als seine Vorgänger. Handlung, Kriminalistik und Liebe, , Unterhaltungsfilm Es ist aber nun keineswegs so, daß Der junge Regisseur, der das Theater als die un umgänglich notwendige Vorschule für den Film betrachtet, hat sich zu diesem Film alle seine Darsteller von der Bühne geholt: Paul Hartmann, Aribert Wäscher, Walter Franck, Karl Stepaneck,. Kurt Hellmer und die weibliche Haupt darstellerin Manja Behrens Jürgen von Alten ist sich der, gegenüber der Theater regie so gänzlich anders gelagerten Aufgabe des Filmspiel- leiters, bewußt Die letzte Verantwortung für jede ein zelne Szene liegt bei der Filmaufnahme immer beim Spielleiter, der unbedingt den gesamten Film in jeder Sekunde vor Augen haben muß, um den Darstellern die nötigen Erklärungen über Situation und Stimmung der einzelnen Szene, die ja stets losgelöst von allem Zusam menhang vor die Kamera genommen wird, geben zu können Dafür hat er beim Film eine Möglichkeit, die auf der Bühne wegfällt: die Einflußmöglichkeit aus den Schau spieler während der Darstellung. Jürgen von Alten ist von jeher — auch schon während seiner Berliner Theatertätigkeit — ein Förderer junger Begabungen gewesen In „Stärker als Paragraphen" stellt er neben Ursula Herking, die aus einigen Kurzton- filmen bekannt ist, vor allem die junge Dresdner Schau spielerin Manja Behrens heraus. kdotos LUvsrva-T'odts Europa. — Eoleduunrr ^Valter Uaselokk. Lerllv (Bk) Kriminalfilm bedeutete bislang nichts anderes als Sensationsfilm. Man ging ins Kino, um eine aufregende, spannende Handlung zu sehen, bei deren Darstellung die Hauptsorge der Autoren und der Regisseure gewesen war, durch möglichst große Verwickelungen und Tricks die Schluß lösung so lange wie möglich hinauszuschieben und nichts von ihr ahnen zu lassen. Der Film peitschte die Gemüter auf, ohne ihnen einen nachhaltigen Eindruck zu verschaffen. Neben dem seichten Amüsierfilm stand so der Kriminal reißer auf nicht viel höherem Niveau. Mehr und mehr können wir heute Zeuge des Be strebens sein, den Film im allgemeinen auf eine gehalt vollere Basis zu stellen, man ist um eine künstlerische For mung der Stoffe bedacht, man ist selbst schon des öfteren bemüht, dem Unterhaltungsfilm einen Inhalt zu geben, der eine engere Verbindung zu den Trägern des Lebens So ist mit „Stärker als Paragraphen" ein Krimtnat problemfilm entstanden, der dem Filmschaffen mit der Nen Hat der Kriminalfilm noch eine Daseinsberechtigung? — Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: Ja! Diese Erkenntnis ist nicht nur durch die Tatsache be eindruckt, daß unser deutsches Kinopublikum immer wieder nach dem unterhaltenden, span nenden Kriminalfilm ver langt Ihr trägt auch die Einstellung amtlicher stellen Rechnung. Allerdings — und hier kommt das „Aber" — für den Verbrecherkult, den man früher in stets gleicher Form nur unter wechselnder Be leuchtung in den Kriminal schmarren trieb, ist heute kein Raum mehr. zwischen dem Rechtsanwalt und der Nichte des Ermordeten gewährleistet sind, tritt somit ein wichtiges Problem, das die Figuren in sich trägt und der Eesamthandlung ein ethisches Fundament gibt. Es kommt hinzu, daß dieses Problem mitten aus dem Leben der Gegenwart gegriffen und für die Entwicklung der Rechtspflege von hervorragen der Bedeutung ist. Es ergab sich die Möglichkeit, Ziel setzung und Grundgedanken heutiger deutscher Rechts sprechung und Rechtsauffassung hier an einem Beispiel vor Augen zu führen, für eine wesentliche Frage der Justiz auf solchem Wege das Volk zu interessieren und somit gleich zeitig verbindend zwischen Volk und Justiz zu wirken.^ Die Hauptaufgabe war damit für den Drehbuchautor Kurt I. Braun und den Regisseur Jürgen von Alten, eine von Grund auf lebensechte Handlung zu schaffen. Sie dur^e wohl alle Merkmale eines Unterhaltungsfilmes haben, sie durfte und mußte Spannung erhalten, sie durfte sogar sensationell werden, nur sollten dabei indessen niemals Momente von außen des bloßen Effektes wegen, heran getragen werden: alles mußte sich organisch dem Hand lungsverlauf verbinden, dem Geschehen immanent sein Der Schwerpunkt mußte von vornherein auf der Herausarbei tung der geistigen Linie, aus der Betonung der seelischen Vorgänge liegen. Nur von hier aus konnte alle Wirkung erzielt werden. Niemals durfte mit groben Mitteln ge arbeitet werden, und selbst die abstoßenden Figuren, der Wechselfälscher Lörik und der Winkelbankier Hubricht, der von diesem ermordet wird, mußten in ihren Charakteren psychologisch glaubhaft und lebenswahr geschildert werden. Diese Forderungen sind innegehalten worden. Mit Geschick hat man es vermieden, aus äußerem Geschehen Wirkungsmöglichkeiten herauszuholen. Es erhöht den künstlerischen Wert des Filmes, daß beispielsweise darauf verzichtet wird, den Schuß hören zu lassen, dem Hubricht erliegt, oder daß davon abgesehen ist, bei der Untersuchung des Tatortes durch die Kriminalpolizei die Leiche des Er mordeten auf der Leinewand zu zeigen oder den Schrecken der Nichte Hubrichts beim Erfaßen des Mordes ausspielen zu laßen. Mit bezwingender Logik vollzieht sich das gesamte Ge schehen, der lebensechte Ablauf des kriminalistischen Ver fahrens ist durch die Ueberarbeitung des Buches und Ueberwachung der Aufnahmen durch den Leiter der Ber liner Justizpressestelle, Regierungsrat Klütz, gewährleistet. Zu diesen Versuchen ist der neue Film „Stärker als Paragraphen" zu zählen. Die beiden Erundmotive der stempeln ihn zum Mut, wenn es dennoch lange gedauert hat, bis ein Verleih diesen Versuch unternahm? — Jetzt jedoch scheint der Bann gebrochen zu sein, und es bleibt — auch vom Publikum aus — nur zu hoffen, daß der „Neißer" alter Schablone angenehme Erinnerung jein Dasein jungem kegisseuf „Stärker als Paragraphen" ist der erste große Film, den Jürgen von Alten als Regisseur geschasien hat. Wie in seinen sehr eindrucks vollen kriminalistischen Kurzton filmen („Ein beßerer Herr sucht Anschluß" oder „Letzte Grüße von Marie"), die unter Benutzung von Polizeiakten entstanden, so wurde ihm auch in diesem Film ein krimi nalistisches Thema gestellt. Seine besondere Aufgabe war es, hier bei aller wahrheitsgemäßen Schilde rung des Geschehens dem Film eine künstlerische Linie zu geben, ohne aus äußeren Umständen herleitbarö Effekte zu arbeiten, lediglich aus seelischen Zusammenhängen die ge samte Handlung sich entwickeln zu lassen. Xrimmslfijm auf neuen Wegen / Den neuen Weg i grapken" aufzeigen. Schon jetzt haben Preße, Publikum und die Fachwelt des Rechtswahrers ihm das stärkste In teresse entgegengebracht, nicht nur weil er eine wirklich