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MsdmfferAWblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm. 4 Uhr. BezugSpr. monatl.L RM. frei Haus, bei Postbesiellung lZV RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer lü Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- .. . stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt fUk WllsdlUff U. UMgegeNd sonstiger Betriebsstörun. gen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingcsandter Schriftstücke crsolgt nur, wenn Rückporto bciltcgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut auflicgcnder Preisliste Nr. 6. — Ziffer-Gebühr: 2g Rptg. — Dorgeschrie» bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgcn-Annahme bis vormittags m Uhr .. --- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übcrmit. 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Mai 1935, also 23 Tage nach Unterzeichnung des Paktes, anerkannt, daß der Locarno-Vertrag von dem französisch-sowjetrnssischen Bündnisvertrag nicht berührt werde. Herr Herriot, ebenso wie alle französischen Politiker, die seiner Meinung sind, irren, denn Deutschland bat mehrfach zum Ausdruck gebracht, daß der Bündnisvertrag Frankreichs mit Sowjetrußland sowohl formal juristisch wie auch dem Geiste nach mit dem 8ocarno-Pakt nicht vereinbar ist. Herriot kann also nnr falsch unterrichtet sein über den Stand punkt der deutschen Regierung, den sie im Jahre 1935 eingenommen hat und den sie auch heute noch in vollem Umfange aufrechtcrhält. Ist ein Pakt zwischen dem demokratischen Frankreich und dem bolschewistischen Rußland an sich schon unnatürlich, so schließt er auch noch schwere Ge- sahren in sich. Denn ein derartiges Bündnis bedroht nicht etwa nur Deutschland, sondern Europa. Die Sicherheit, um die es Frankreich bei allen seinen Verträgen geht, wird durch den Pakt mit den Sowjetrussen ernstlich ge fährdet und Von der Einstellung Sowjetrußlands von den europäischen Fragen abhängig gemacht. Das bolsche wistische Rußland wird gleichsam zum Garanten der Sicherheit Europas gestellt. Es ist eigentlich nicht verständlich, was Frankreich bezweckt, wenn es durch den Pakt mit den Sowjetrusscn Bresche in den Locarno-Vertrag legt, denn der Vertrag Von 1925 war doch eigentlich ein recht gutes Geschäft für die Franzosen. Besser konnte sich Frankreich seine Sicher heit nicht gewährleisten lassen als durch die Bestimmun gen des Locarno-Vertrages. Deutschland hält sich auch nach dem Umbruch 1933 an den Rhetnpakt von 1925 ge bunden, Frankreich aber, dessen außenpolitische Tenden zen eigentlich immer dieselben geblieben sind, beginnt ihn zu durchlöchern. Wie sah denn das Ergebnis des Locarno- Vertrages aus? Wo liegen seine Vorteile und was hat Frankreich bei Abschluß dieses Vertrages profitiert? — Zweck des Locarno-Vertrages war die Verhinderung eines Krieges zwischen Deutschland und Frankreich. England und Italien haben die Garantie für diesen Ver trag übernommen und sich verpflichtet, demjenigen zu Hilfe zu kommen, der angegriffen wird. Gleichzeitig be stimmt der Artikel 2, daß Deutschland und Frankreich sich gegenseitig verpflichten, keinesfalls zum Angriff oder zu einem Kriege gegeneinander zu schreiten. Besser konnte eigentlich der Frieden Europas nicht gesichert werden, zumal wenn man die Gefährdung des Friedens, wie Frankreich es tut, in der Möglichkeit eines deutschen An griffs aus Frankreich erblickt. Der Vertrag hat ferner den Franzosen den deutschen Verzicht auf die Rückgewin nung Elsatz-Lothringens eingebrachr, und Deutschland hat nochmals feierlich geschworen, daß es sich jedes Angriffs auf Frankreich enthalten werde. Der damalige britische Botschafter in Berlin, Lord d'Abernon, der sich sehr um einen Ausgleich zwischen Deutschland und Frank reich bemüht Hai, bezeichnete den Vertrag einen „eisernen Vorhang", der gleichsam zwischen Deutschland und Frankreich gelegt war. Deutschland Hai aus dem Locarno-Vertrage folgende Vorteile: Einmal war mit der Unterzeichnung des Ver trages die Räumung einer Zone des Rheinlandes von den Besatzungstruppen verbunden, und zum anderen gelten für Deutschland dieselben Garantiebestimmungen wie für Frankreich, das heißt in dem Fall, daß Frankreich etwa Deutschland angreift, würden die anderen Unter zeichnermächte Deutschland zur Seite stehen. Bis heute hat der Locarno-Vertrag seinen Zweck er füllt, und der „eiserne Vorhang" zwischen Deutschland und Frankreich Hai funktioniert. Alich der Führer hat in seiner Rede am 21. Mai 1935 vor dem Reichstag den Wert und die Gültigkeit des Locarno-Vertrages unter strichen. Das französisch-sowjerrussische Bündnis steht dem Wortlaut nach insofern im Widerspruch zu Locarno, als Frankreich ganz offen zugibl, daß das Bündnis gegen Deutschland gerichtet ist. Außerdem liegt die große Gefahr in der Bestimmung, daß die beiden Vertragspartner den Artikel 16 der Völkerbunds- satzungf nach dem der Völkerbund vorher festzustellen hat, wer der Angreifer ist, eigenmächtig anslegen können. Man stelle sich also praktisch vor, daß eS zn einem Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich kommt, dann würde Frankreich »nd dessen Bundesgenosse er klären, daß Deutschland der Angreifer ist und sie würden zum Kriege schreiten, oyne die Entscheidung des Völker- Ein Vortrag Konrad Henleins in Prag. Im Festsaal des Deutschen Hauses zu Prag hielt der Vorsitzende der Sudetendeutschen Partei, Konrad Henlein, am 23. Februar einen Vortrag über „Deutsche Kultur aufgaben in der Tschechoslowakei". Henlein führte u. a. ans: „Der Wahlsieg des 19. Mai 1935 hat unserer Bewe gung, in der mehr als zwei Drittel der Sndetendeutschen stehen, die Verantwortung für sämtliche Lebensbereiche des Sndetendeutschtums äufcrlegt. Ziel unserer Politik muß daher die Verwirklichung einer auf allen Gebieten handelnden Volksgemeinschaft sein. Ein für allemal sei sestgestellt, daß wir es ablehnen, eine sudetendeutschc Son derkultur zu züchten. Wir Deutsche in den Sudetenländern fühlen uns trotz unserer besonderen politischen Lage als Ange hörige der großen Knltnrgcmrinschaft der Teutsch- schcn in aller Welt. Wir bekennen uns zum Christentum, können uns je doch als politische Bewegung nicht auf ein bestimmtes Be kenntnis festlegen. Eigene christliche Parteien haben heute ihre Lebensberechtigüng verloren. Einen Kulturkampf lehnen wir ab und verurteilen jeden Versuch, ihn zu ent fesseln, von welcher Seite er immer unternommen wird. Auf das entschiedenste müssen wir uns gegen die un sinnigen behördlichen Verbote alter deutschen Marschweisen und Volkslieder verwahren. Wir Deutsche erheben bei der Vergebung staatlicher Bauaufträge in unserer Heimat die Forderung, daß deutsche Baumeister zur Ausführung her- angezogcn werden. An einem Filmschaffen war das Sude- tendeutschtnm bisher nicht beteiligt, doch bestehen Pläne, die auch hier Wandel schaffen fallen. Tie deutsche Rund funksendung ist in diesem Staat nicht Sprachrohr des Sudetendeütschtums. Unsere Forderung lautet: Wie das Programm unserer Zeitungen von uns zu bestimmen ist, so muß auch der Rundfunk ein Organ unseres Knltur- schaffens werden. Nur unter dieser Voraussetzung hat ein eigener deutscher Sender im sudetendeutschen Gebiet überhaupt einen Sinn. Das deutsche Buch hat auch bei uns die Aufgabe, die Verbundenheit mit dem gesamtdeutschen Kulturschaffen Das erste große Ehrenmal der SA. wurde am Sonn tag in Magdeburg durch Stabschef Lutze ein- gewciht, der mit den führenden Männern der SA. aus dem ganzen Reiche erschienen war. Die Feier fand statt auf dem Magdeburger Domplatz, zu Füßen des herrlichen gotischen Bauwerkes, das, vor Hunderten von Jahren erbaut, heute nach in unversehrter Schönheit von deut schem Aufbauwillen und dcntschem Opfergcist kündet. Auf dem riesigen Platz waren an die 15 000 SA.-Männcr auf marschiert. Ein Zeichen der Volksverbundenheit war es, daß auch die Reichswehr und die Flieger durch Ehren kompanien vertreten waren. Unter den Ehrengästen sah man den Reichssport führer, Obergruppenführer von Tschammer und Osten, den Generalinspekteur der SA., Oberpräsident der Provinz Sachsen Obergruppenführer von Ulrich, den Regierungspräsidenten von Jagow und den Standortältesten, Generalmajor Otto. Dem Weiheakt war eine eigens für diesen Tag ge schaffene Musik unterlegt. Unter dumpfem Trommel wirbel wurde» die Namen der Toten, denen das bundsrates abzuwarten. Dasselbe würden sie tun, wenn im Völkerbundsrat, wie vorgesehen, keine Einstimmigkeit über die Feststellung des Angreifers zustandcgekommen ist. Im übrigen könnten die beiden Staaten die Einstim migkeit im Völkerbunde leicht verhindern, da ja sowohl Frankreich wie Sowjetrußland Mitgliedstaaten des Völkerbundes sind. Die Bestimmung des Locarno-Ver trages, daß Englands und Italiens Stellungnahme ab zuwarten wäre, würden die beiden Vertragspartner Frankreich und Sowjetrußland demnach auch nicht ab warten. So bedeutet der französisch-sowjetrussische Vertrag nicht einen Fortschritt in der Befriedung Europas, son dern einen Rückschritt in Richtung des Ver sailler Vertrags, denn an die Stelle eines Rechts- shstems, das man durch den Locarno-Vertrag aufzurichten bemüht war, setzt Frankreich wieder das alte Gewalt- shstem, das darauf beruht, den Schwächeren durch die Macht des Stärkeren einzuschüchtern. aufrechtzuerhalten. Eine hoffe Bedeutung für unser kultu relles Leben besitzen unsere Hochschulen. An der ehrwürdi gen Vergangenheit unserer Prager Deutschen Universität ändert sich nichts, wenn man ihr heute die Rechtsnachfolge streitig macht. Unsere hohen Schulen müssen unter den schwierigsten Verhältnissen forschen und lehren. Wir sind für ihre Leistnngen, die unseren deutschen Namen in aller Welt zu Ehren gebracht haben, zu Dank verpflichtet. Wir fordern volle Freiheit der nationalen Er- ziehung, nicht nur außerhalb, sondern auch inner halb der Schulen. Die Grmldfordcrung muß lauten: Jedem deutschen Kind Unterricht in der deutschen Muttersprache! Die Bindung der gesamten sndetendeutschen Jugend erziehung an den Turnverband war ein entscheidender Wendepunkt in unserer Geschichte. Alle Jugenderziehung aber muß in die mannschaftliche Erziehung münden und in ihr die Erfüllung finden. Dabei darf man in der Mannschaft nicht einen militärischen Begriff sehen, denn mannschaftliche Haltung hat nichts zu tun mit Militaris mus, sondern bedeutet eine innere Haltung, die das Leben trotz seiner Härten und Gefahren männlich, freudig und tapfer bejaht. Die starke Persönlichkeit im Dienst der Ge meinschaft muß unser Zielbild sein. Als Politiker fühlen wir die heilige Verpflichtung, der Kultur den Lebensraum zu erkämpfen und zu sichern, den sie braucht. Nur so wird unsere Heimat nach einer Zeit geistiger und seelischer Zerrüttung wieder zu ihren Lebettsquellen zurückfinden, zu dem innersten Erleben, das uns Deutsche in aller Welt zu der großen und unlöslichen Kulturgemeittschaft des deutschen Volkes verbindet, ganz gleich, welche Staatssorm und welches politische Regime in unserem Mutterland herrschen mag." Dem Vortrag Henleins, der wiederholt durch Zustim- mungskundgebungcn unterbrochen wurde, folgte stürmi scher Beifall. Neben den Spitzen aller sndetendeutschen Wirtschaftlichen und kulturellen Körperschaften und Ver bände waren auch Vertreter der Gesandtschaften der Ver einigten Staaten, des Deutschen Reiches, Italiens und Polens sowie des norwegischen Generalkonsulats an wesend. Ehrenmal gilt, verlesen. Die Fahnen senkten sich, das „Lied vom guten Kameraden" erklang, und dann trat aus den Reihen ein einfacher SA.-Mann. Er sprach für die ganze SA. und legte ein zündendes Be kenntnis für den SA.-Geist und seine Treue zum Führer ab. Stabschef Lutze gedachte in seiner Weiherede zunächst Horst Wessels, eines Sturmsoldaten, dessen Name für immer mit der Idee Adolf Hitlers verbunden sei. Am Montag werde er an der Stelle in München stehen, wo vor 16 Jahren zum erstenmal eine neue Idee verkündet worden sei. Wenn die Nationalsozialisten ein Mal aufbauten, so sagte der Stabschef weiter, so sei das nicht ein Mal der Trauer, kein Mal des Klagens um die, denen das Mal gewidmet sei, sondern es sei ein Mal des Mahnens, ein Mal für die Zukunft. So wie der Führer am 9. November vorigen Jahres die ersten Blutzeugen der Bewegung nicht in ihren dunklen Gräbern gelassen, son dern herausgehoben habe aus der dunklen Erde und hin übergetragen habe auf den Königlichen Platz in München, so seien ave unsere Toten für uns nicht tot, sondern sie seien herausgehoben aus ihren dunklen Grüften zur ewigen Wache, zur Wache darüber, daß das, was sie geleistet hätten, wofür sie geopfert, wofür sie ihr Leben gelassen hätten, nie vergebens gewesen sein solle. Und das, so sagte der Stabschef weiter, soll auch dieses Mal uns sagen. Es soll nie zu Stein werden. Es soll ewiges Leben sein. Wir haben dafür zu sorgen, daß diese Männer dort oben sich nie zu schämen brauchen der SA. und der gesamten Partei in Deutsch land, sondern wir haben dafür zu sorgen, daß das, was sie nicht erreichen konnten, erfüllt werde. So diene denn damit, schloß Stabschef Lutze, das Mal den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden als Mahnruf und der Zukunft als herrliches Beispiel für das, was in Deutschlands schwerster Zeit getan worden sei. Unter dumpfem Trommelwirbel begab sich danach der Stabschef zum Ehrenmal, um dort einen riesigen Lorbeerkranr niederrnleaen und damit dem Denk- M erste Mc SAMenM Weiht. Feierlicher Akt auf dem Magdeburger Domplatz — Stabschef Lutze hielt die Weiherede.