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WehkV Pascha, angeworben worden. Sie hätten die Abessinier im Gebrauch von englischen Tanks und Maschinengewehren auszubilden. Die Abessinier meiden Erfolge im Norden. Furchtbare Rache an abgcschossenen italienischen Fliegern. Die Abessinier entwickeln an allen Fronten lebhafte Gefechtstätigkeit. So ist es nach dem letzten abessini schen Heeresbericht den Truppen ^es Dedjasmatsch Hailu Kabane gelungen, die Italiener aus dem Tem - biengebiet aus Makalle zu hinauszu trei- ben. Bei diesem erfolgreichen Vorstoß seien den Abessi niern elf Maschinengewehre, vier Gewehre und große Mengen Munition in die Hände gefallen. Bei Daggabur schossen die Abessinier einen italieni schen Bombenflieger ab. Von der fünfköpfigen Besatzung des schweren Bombers sind zwei Mann in den Busch geflohen. Die anderen drei wurden gefangengenommen und nach Daggabur geschleift. Dem einen Flieger wurde der Kopf abgeschlagen, auf einen Speer aufgespießt und dann in Daggabur öffentlich zur Schau gestellt. Der Haß gegen die übermächtige Luftwaffe der Italiener, die bei Angriffen aus Truppenlagcr wie Ortschaften schwere Opfer gefordert hat, läßt an den Gefangenen seine Wut aus. Der italienische Heeresbericht Nr. 8l meldet: „Eine unserer Erkundungsabtcilungen im Ta- kazze-Abschnitt hat eine Gruppe abessinischer Krieger beim Paß von As Gaga zurttckgeschlagen. Die Verluste auf feindlicher Seite waren schwer. Auf unserer Seite sind sechs Italiener und drei Eritreer gefallen, vier Offizere, neun italienische Soldaten und 37 Eritreer wurden ver wundet. Die Flieger waren auf der ganzen Front sehr rege." Man rechnet auch mit einer Osfensive des Generals Graziani im Ogaden-Gebiet. Als Ziel der Offensive gilt der wichtige Knotenpunkt Harrar. überall werden die Munitionsvorräte ergänzt. Es ist eine Reihe Straßen gebaut worden, auf denen der Nachschub ohne Schwierigkeit vonstatten gehl. Anscheinend haben die Italiener jetzt genügend Benzinvorräte auf gestapelt, so daß eine Offensive nicht mehr wegen Brenn stoffmangels steckenbleiben wird. Begrenzung der Reisen in die Schweiz. Der Leiter der Reichsstelle für Devisenbewirtschaftung hat sich durch die einseitige Einführung von Reisekontin- gentcn durch die schweizerische Negierung veranlaßt ge sehen, die Bestimmungen des Rnnderlasses Nr. 231/35 D. St. über den Reiseverkehr nach der Schweiz teilweise aufzuheben. Der Erwerb und die Verbringung von Reisekreditbriefen und anderen Reisezahlungsmitteln nach der Schweiz ist danach nur noch zulässig, wenn es sich um einen Sanatoriums-, Studien- oder Erziehungsausenthalt in der Schweiz han delt oder durch amtsärztliches Zeugnis nachgewiesen wird, daß eine Reise nach der Schweiz oder ein weiterer Verbleib in der Schweiz aus gesundheitlichen Rücksichten notwendig ist. In allen diesen Fällen bedars es der vor herigen Genehmigung der zuständigen Devisenstelle. Dühne für den Hausfriedensbruch in der tschechoslowakischen Gesandtschaft. Wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung verurteilte die 19. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts den 30jährigen Erwin T r u n c z i k zu sechs Monaten Gefängnis und den 25jäh- rigen Emil Wilczek sowie den 21jäbrigen Joses G l a b adnia zu je drei Monaten Gefängnis, Die drei Angeklagten sind tschechoslowakische Staats angehörige. Am 21. Oktober 1935 drangen sie in die Räume der tschechoslowakischen Gesandtschaft in Berlin ein und zerschlugen im Warte- und Vorzimmer Stühle, Fenster und andere Gegenstände. Ai IW, Lmim, AMD und PsIMlie. Milde Witterung in Europa — Kälte in USA. wie seit 25 Jahren nicht. Der Schnee hat zu den Weihnachtsfeiertagen leider nicht immer und nicht überall das gehalten, was von ihm erwartet wurde: daß er nämlich liegen bleiben und recht tüchtig knirschen sollte. In den meisten Gegenden zeigte er ausfallende Neigung zum Schmelzen. Aus den baye rischen und Allgäuer Bergen wird gemeldet, daß der Föhn während der Weihnachtsfeierlage dem Schnee arg zugesetzt hat. Mit der ersten Stunde des ersten Weih nachtsfeiertages setzte der Südwind so heftig ein, daß sich in vielen Talorten am zweiten Feiertag bereits das ver blaßte Grün der Wiesen zeigte und mancher, der mit den Brettern gekommen war, seine Hoffnungen buchstäblich zerrinnen sah. Ja es hat sogar Leute gegeben, die statt der Skitour nur mit den Stöcken allein zu einer Berg wanderung aufbrachen. Auch in Innsbruck und Umgebung herrschte während der Weihnachtsfeiertage ein ausgesprochenes Föhnwetter. Die Temperaturen erreichten 15 Grad Celsius. In Winterberg, dem sauerländischen Winter sportzentrum, wurden die beiden zwölfjährigen Schüler Norbert Schotter und Fritz Abel von einer abstürzcndrn mächtigen Schneewehe ver schüttet Abel konnte sich auf die Schneedecke hinaufarbeiten, wo er bewußltlos liegcnb'ieb. Erst nach längerer Zeit wurde er mit erfrorenen Händen und Füßen von Wintersport lern aufgefundcn. Auf der Straße zwischen Cesana und dem Wintersportplatz Clavier es in den Cottischen Alpen an der französischen Grenze gingen am zweiten Weihnachtstag 8 Lawinen nieder, die den Straßenverkehr zwischen den beiden Orten vollständig unterbrochen haben. — Starke Bergrutsche fanden an der westlichen Riviera statt. Eine andere von Savona aus gehende Straße wurde auf einer Strecke von etwa 50 Meter vollständig unbefahrbar gemacht. Zwei große Felsblöcke sind auch auf die Eisenbahnlinie Genua — Ventimiglia gestürzt, so daß die Züge große Ver spätungen erlitten. Die Flußbette an der Riviera sind von reißenden Wasscrmassen erfüllt, die zum Teil über die Ufer getreten sind. Orkanartige Stürme und starke Rcgenfälle suchten Nord- und Westspanien heim. Die Flüsse Guadiana und Jrones sind drei Meter gestiegen und überschwemmen das Land bei Badajoz und Salamanca. Brückeneinstürze und Unterspülungen von Häusern haben bisher vierzehn Todesopfer gefordert. Der Sach schaden ist außerordentlich groß. Teilweise wurden auch die Friedhöfe von den Fluten unterwühlt, so daß die Leichen im Wasser schwammen. Der Schnellzug Madrid —Madajoz entgleiste infolge eines Erd rutsches. In den Weihnachtstagen herrschte in New York dichtes Schneetreiben. 12 000 Schneeschipper waren mobil- gemacht worden, um das riesige Straßennetz der Wolken- kratzerstadt zu säubern und von 'dem verkehrsstörenden Matsch zu befreien. Die Vereinigten Staaten haben auch unter schneidender Kälte zu leiden, so wie sie seit 25 Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Bereits 5 2 Per- sonen sind der Kälte zum Opfer gefallen. Schwere Lawinenunglücke in der Schweiz. Wie aus Chur (Schweiz gemeldet wird, verschüttete auf der Alpe Flix an der Julierstraße ein Schneerutsch drei 16- bis 18jährige Züricher Gymna - siasten, die mit anderen Kameraden Ski fuhren. Die drei Leichen wurden geborgen. Bei Davos gerieten zwei 15- bis 18jährige Brüder aus Schaff hausen beim Skifahren während eines starken Sturmes in eine Lawine, wodurch der jüngere Bruder getötet wurde. Wer am 1. Jamar 1SZ6 mit -er Steuer zahlung im Rückstände ist... kommt auf die Liste der säumigen Steuerzahler. Lurch Erlaß vom 1. August 1934 hatte der Reichs minister der Finanzen angeordnet, daß im Frühjahr 1936 eine Liste der säumigen Steuerzahler öffentlich ausgelegt wird, in der dieSteuerpflichtigen verzeichnet sein sollen, die am 1. Januar 1 9 3 5 mit Steuerzahlungen oder Voraus zahlungen aus der Zeit vor dem I. Januar 1935 rück ständig waren oder im Jahr 1935 hinsichtlich einer Zahlung oder Vorauszahlung es zu einer zweitmaligen Mahnung hatten kommen lassen. Da die meisten Steuerpflichtigen ihre Rückstände im Jahr 1935 beseitigt und zu er kennen gegeben haben, daß sie ihre steuerlichen Verpflich tungen in Zukunft pünktlich erfüllen werden, hat der Reichsminister der Finanzen iw Abänderung seines Er lasses vom 1. August 1934 soeben durch Erlasse ange ordnet, daß an die Stelle des I. Januar 1935 der 1. Januar 1 93 6 tritt. Es wird demgemäß in die Liste der säumigen Steuerzahler nur ausgenommen, wer am 1. Januar 1936 mit Steuerzahlungen oder Voraus zahlungen rückständig ist, die vor dem 1. Januar 1936 fällig gewesen sind. Hierunter fallen auch die am 10. De zember 1935 fälligen Vorauszahlungen aus die Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und ' Umsatzsteuer und die in 1935 fällig gewordenen Abschlußzahlungen auf die Einkommensteuer und Körperschaftsteuer für 1934. Wer es unterläßt, seine Steuerrückstände bis zum 31. Dezember 1935 zu regeln, wird die Folgen zu tragen haben, die mit der Aufnahme in die Liste der säumigen Steuerzahler in wirtschaftlicher und persönlicher Hinsicht verbunden sein werden. Es ist daher jedem Steuerpflichtigen dringend zu raten, etwa vorhandene Steuerrückstände bis zum 31. Dezember 1935 zu be seitigen. Deuffche Hausgehilfinnen in jüdischen Haushalten. Stellungsaufgabe bis zum 31. Dezember. — Ausnahmen nur, wenn die Genehmigung vorliegt. Alle Hausgehilfinnen, die unter Z 3 des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deut schen Ehre vom 15. September 1935 in Verbindung mit § 12 der Ausführungsverordnung zu diesem Gesetz vom 14. November 1935 fallen, müssen ohne Rücksicht darauf, ob bei den Behörden ein Antrag der Hausgehilfin oder des Dienstherrn auf Verbleib in ihrer Stellung vorliegt, am 31. Dezember 1935 aus ihren Stellun gen ausscheiden, sofern nicht im Einzelfalle die Ge nehmigung zum Verbleib in ihrer Stellung bis zum 31. Dezember 1935 erteilt ist. Für den Fall, daß eine rechtzeitig beantragte Geneh migung noch nachträglich erteilt wird, kann die Haus gehilfin vondiesem Zeitpunkt ab Wieder in ihrem früheren Haushalt beschäftigt werden. Kleine Nachrichten. Berlin. Die im „Reichsgesetzblatt" und dem „Reichs und Preußischen Staatsanzeiger" erscheinende Zwölfte Verordnung zum Aufbau der Sozialversicherung regelt mit Wirkung vom 1. Januar 1936 die Organisation der Ersatz lassen und ihren Mitgliederkreis und führt den Führergrundsatz durch. Die Aufsicht geht auf Be hörden der Reichsversicherung über. Auch wird für Streitigkeiten aus dem Versicherungsvertrag ab 1. April 1936 das — für den Versicherten kostenfreie — Verfahren vor den Versicherungsbehörden eingeführt. (45. Fortsetzung.) „Du darfst dich nicht wundern, wenn Annemarie sich nicht mehr darum kümmert, was du sagst. Denn immer und ewig hast du etwas an ihr anszusetzen. Das wird auch einem Engel zuviel. Und wegen des Kindes bist du selbst schuld, daß es immer und immer wieder Anlaß zu Strcft gibt. Warum hast du es nicht schon längst in einer Anstalt untergebracht, damit Annemarie nicht immerzu an seinen Anblick erinnert wird? Viel ver nünftiger wäre das gewesen, viel vernünftiger." „Der Junge bleibt hier! Gebt euch keine Mühe, ihn euch ganz aus den Augen zu schaffen. Er hat ein Recht, hierzubleiben. Er ist mein Kind. Ich bestimme dar über." Sie zuckte überlegen die Schultern. „Dann darfst du dich nicht wundern, lieber Gerd." „Nein, ich wundere mich über gar nichts. Wie sollte ich anch." Seine schöne, kraftvolle Hand strich über die heiße Stirn. Dann setzte er sich ans Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Warum war er eigentlich heim- gekommcn? Annemarie war ja doch nie anweseno, wenn er kam. Aber er mußte heute unbedingt mit ihr sprechen. Ihm war da etwas zu Ohren gekommen, und in den Staub treten ließ er seine Ehre und seinen Namen nicht, das wollte er seiner Frau heute noch klarmachen. Das Kind schlief jetzt. Sonst hätte er sich mit ihm be faßt. So mußte er nun hier warten. Warten auf diese Frau, die nur ihr eigenes Ich gelten ließ. Wenn er wenigstens den Vater noch hätte! Aber der war damals, nachdem er erfahren, daß sein Enkelkind ein Krüppel war, gestorben. Diesen letzten, schwersten Schlag hatte der alte Herr nicht mehr ertragen. Nnn ruhte er neben der Mutter aus. Und er, der Sohn, mußte leben, weil die Hofer-Werke nicht nntergehen durften. Und — — für sein armes Kind. Denn niemand liebte es. Nur er! Das Kind wußte das auch. Seine Augen leuchteten hell, wenn der Vater zu ihm ins Zim mer trat. Und am schönsten war es immer Sonntags. Denn da gab Dr. Hofer der Schwester Lotte immer frei und versorgte seinen Jungen selber. Er spielte mit ihm, trug ihn in den Garten, erzählte ihm Märchen. Und das Kind drückte das blonde Köpfchen an ihn und sagte leise: „Guter, guter Papi!" Annemarie war am Sonntag meistens bei irgendeiner Freundin cingcladen und ihre Mutter unternahm einen Ausflug mit einigen anderen älteren Damen. Manch mal kam dann auch Annemarie früher zurück. Tat, als wolle sie s»:h auch einige Stunden dem Kinde widmen. Und es war doch nur, wenn diese oder jene Freundin zu ihr gesagt hatte: „Daß du deinen Mann immer so viel allein läßt. Hast du denn gar keine Angst, daß ihn dir jemand nehmen könnte? Oder weißt du nicht, daß es schon immer hieß, Doktor Hofer brauche nur eine Frau anzuschcn und sie sei schon in ihn verliebt?" Das war es! Die Eifersucht trieb Annemarie heim. Und Gerd ahnte es. Aber er schwieg, weil er vor seinem Kinde jeden Streit vermeiden wollte. Da ein elegantes, graues Kabriolett flitzte um die Ecke. Dr. Hofer schrak aus seinem Sinnen auf. Die Insassen waren zwei Damen und ein Herr. Anne marie und Graf Sponzi mit seiner Schwester. Ein herz liches Händeschütteln, dann schritt Annemarie den Weg zum Hause herauf. Graf Sponzi blickte ihr verliebt nach. Ein ungeheurer Zorn erwachte in Gerd Hofer. Jetzt sollte sie ihn kennenlernen! Jetzt wollte er ihr endlich zeigen, wer Herr im Hause war. Das ließ er sich nicht bieten. Das nicht! Fröhlich, frisch, noch ganz angeregt trat Annemarie ins Zimmer. Sie mochte nur die Mutter hier vermutet haben. Den still am Fenster Sitzenden bemerkte sie nicht. „Ach, Mama, es war einfach großartig! Graf Sponzi, ja, das ist ein Mann! Da fängt man an, manches zu bereuen. Wirklich! Mit ihm könnte man hinaus in die weite Welt. Er würde mich nicht in ein Kinderzimmer sperren wollen. Er nicht! Und er ist sehr reich. Hat in Italien große Besitzungen. Wenn man nur wüßte — vielleicht ' Sie sprach nicht weiter, aber ihre Augen glänzten sehn süchtig. An blauen Seen, vielleicht gar an den Fluten des Arno sah sie sich schon als vergötterte Frau auf einem märchenhaften Besitz. Da klang neben ihr eine kalte, harte Stimme auf: „Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, Anne marie, daß ich einen weiteren Verkehr zwischen dir und diesem Sponzi nicht dulde. Er heißt mit seinem wahren Namen de Quarra und ist aus Italien als lästiger Aus länder ausgewiesen worden. Besitzungen wird er dort also nicht haben. Von solch einem Abenteurer hast du dich verhimmeln lassen. Denkst sogar daran, dich ihm an den Hals zu werfen. Sehr unvorsichtig von dir, Anne marie, das muß man dir zum Vorwurf machen. Ich ersuche dich also, jeden Verkehr mit diesem Menschen sofort abzubrechen. Und damit du völlig im klaren bist: seine angebliche Schwester ist seine Frau! Gute Ab sichten hat dieser Mensch also bestimmt nicht mit dir. Sei froh, daß es bei einer bloßen Bekanntschaft blieb. Du bist einfach in der Gesellschaft unmöglich, wenn es herauskommt, wer Sponzi ist und man dich so viel mit ihm zusammen gesehen hat." Annemarie blickte ihren Mann eine Weile starr an. Endlich sagte sic: „Das ist nicht wahr!" „Du sagtest?" fragte Hofn schneiden^. „Gerd, ich meine, das ist doch einfach unmöglich, was man dir da erzählt hat." „Beruhige dich, es ist die Wahrheit. Sponzi alias de Quarra verkehrt im Sellenstern-Klub. Seit er dort spielt, verlieren einige Mitglieder geradezu unheimliche Summen. Mache dir lieber beizeiten klar, rn was du da alles verwickelt werden kannst." .(Forts, folgt.))