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Vin Stück Fleisch erhalten. Und die Söhne sind ihrem Ver brechen treu geblieben. Allerdings haben auch sie in der Zwischenzeit den Tribut an das Zeitliche entrichten müssen. Aber auf ihrem Totenbett nahmen sie wiederum ihren Kin dern das Gelöbnis ab, für Stojana zu sorgen. Es spricht sür die Stärke des Familicngefühls in dem fernen Jugo- liawien, wenn sich dort solche Dinge zulragen können. Prinz Zaranje muß Steine klopfen. Während fast die ganze Well nach Abessinien blickt, kümmert sich niemand um einen Sohn des verstorbenen Kaisers Menelik II. — er behauptet wenigstens, es zu sein —, der in einem ab gelegenen Dorfe bei Kapstadt sich sein Brot aus wenig prinz- liche Weise, nämlich durch Steineklopfen, verdient. Seine Kame raden nennen ihn Prinz Zaranje, und seinen Lebenslauf könnte man zum Abenteuerroman verarbeiten. Vor Zeiten hegte der prinzliche Steinklopfer die Hoffnung, Sultan von Mozambique zu werden; später schloß er sich Lord Kitchener an, machte die Schlacht von Khartum mit uud ebenso den ganzen südafrikani schen Krieg. Mit 19 Jahren, so pflegt der Prinz zu berichten, verließ er mit ^und 200 Pfund in der Tasche das elterliche Haus. Zwei Araber, die sich für Angehörige des Herrschers von Mo- zambiqne ausgabcu, führten ihn vor den Sultan. Dieser, ein sehr betagter Herr, stimmte zunächst zu, den Fremden dereinst zu seinem Nachfolger zu machen, stieß damit aber auf den Wider stand der Großen seines Hofes. Es kam zu bewaffneten Aus einandersetzungen, in denen Zaranje unterlag. Verwundet, mußte er nach dem Sudan flüchten. Im Laufe der Jahre wurde er nach dem Süden des Kaplandes verschlagen, wo er seither als Stein klopfer ein kärgliches Dasein fristet. Gcwcrkschastsprozeß nm eine Tchimpansin. Vielleicht gehört der Prozeß der englischen Tienstbown- gewerkschaft gegen die Liverpooler Aerztin Kathleen Vaughan zu den Dingen, die in Deutschland nicht möglich wären. Sicherlich aber hätte die genannte Dame sich auch ihrerseits anders Verhalten, wenn sie in Deutschland lebte. So aber nehmen die Dinge ihren Lanf, Miß Vaughan wird vor den Richtern erscheinen und ihre Geschichte erzählen. Sie hat ein tüchtiges Stubenmädchen entlassen, weil sie eine Schimpansin dazu abrichten konnte, die Arbeit der Entlassenen zu über nehmen, Geschirr zu waschen, Besuchern die Tür zu öffnen, den Tisch zu decken und genau zwischen einer Serviette und einem Taschentuch zu unterscheiden. Tie gute Jinuy erledige aber nicht nur ihre Arbeit, so sagt die Aerztin aus, sie halte sich auch selbst peinlich sauber, und bei ihren achtzehn Monaten isei noch gar nicht abzufehen, was alles sonst noch sie später Hinzulernen werde. So weit scheint wirklich alles in Ordnung zu sein, nun aber klagen di Gewerkschaftsführer ans Auf hebung dieses nicht menschenwürdigen Dienstverhältnisses und Wiedereinstellung einer menschlichen Kraft. Der Prozeß ist noch keineswegs entschieden, aber er dürste eine andere Lösung finden, als alle Beteiligten zunächst für möglich hielten. Ein Bühnenimpresario nämlich ist gewillt, Jinny zu kaufen und den Liverpooler Gerichisstreit dadurch aus der Welt zu schaffen. Das wäre eine sehr brauchbare Lösung, trotzdem gibt les Leute, die sich an ihr stoßen. Man behauptet nämlich, der «auze Vorfall sei von vornherein nichts als ein geschulte'' Ncklamcfcldzug eben dieses rettenden Impresario gewesen. was auch uns keineswegs unglaubhaft vorkommen will. Waren diese Küsse strafbar? Eine überaus schwierige Aufgabe ist der Polizei von Oslo erwachsen, sehr znm Gaudium der Bevölkerung. Ta hat es näm lich ein junger Mann auf eine höchst originelle Art fertig ge bracht, recht viele Küsse einzuheimsen. Zu diesem Zwecke studierte er den Inseratenteil der Zeitung und fahndete nach den Verlust anzeigen. Wenn dann eine Dame die Betroffene war, begab sich der Spitzbube zu ihr und teilte ihr mit, daß er deu ver mißten Gegenstand gefunden habe. Als Fiuderlohn verlange er nichts als einen — Knß. Es mnß festgcstellt werden, daß dieser Fiuderlohn in recht vielen Fällen entrichtet wurde. Ein übler Bursche kann cs also nicht gewesen sein. Immerhin fühlten sich einige der gelüßlen Damen doch gekränkt, als das gestohlene Gul trotz allem nicht znm Vorschein kam. Die meisten der Uebcr- listetcn hielten zwar reinen Mund — sofern man dies in diesem Falle sagen darf —, aber cs kam doch auch zu ciuigcu Anzcigcn an die Polizei. Die fahndet nun emsig nach dem MissctMer. Aber das macht ihr sehr viel Mühe. Und sie weiß überdies nicht ein mal, ob sie ihn, falls sic ihn erwischt, überhaupt bestrafen kann. Wurde Mildred entführt? i Wie seltsam das Schicksal zuweilen mit den Mensches umgeht, zeigt ein aus der Neuen Welt berichteter Vorgangs Ain Ende des vorigen Jahrhundert wanderte ein junge« Mädchen mit den Eltern aus Dänemark nach den Vereinigtes Staaten aus. Die Dänin heiratete im Jahre 1914 einen Wohl»! habenden Apotheker, Lauritzen mit Namen. Aus der Ehe ent-! sproß ein Töchterchen, nach dessen Geburt der Vater zur Front nach Frankreich einberufen wurde, wo er bald danach'fiel. Kurze- Zeit nach dem Tode ihres Mannes machte die verwitwete Fran Lauritzen mit ihrer Tochter eine Kraftwagenfahrt. Ihr Wagen stieß niit einem anderen zusammen, und Mutter uud Kind wur den schwer verletzt. Irgend welche Ausweispapiere wurden bei den beiden nicht gefunden; um rasch für das kleine Mädchen zw sorgen, gaben Zeugen des Unfalls das junge Ding einem Ehe paare mit, das gerade in seinem Kraftwagen an der Unfallstelle: vorüberfnhr. Die Insassen gaben ihre Anschrift an, aber in der allgemeinen Verwirrung ging der Zettel mit dem wichtigen In halt verloren, so daß, als die Mutter nach längerer Zeit wieder zum Bewußtsein kam, niemaftv zu sagen vermochte, wo ihr Töchterchen geblieben war. Ueberall wurden Nachforschungew nach der Ve'rlorengegangencn angestellt, aber das Mädel war und blieb verschwunden. Erst unlängst hat ein glücklicher Zu fall Mutter und Kind wieder zueinander geführt. In einer Zeitung fiel der Mutter die Nachricht vom Tode eines Petroleum königs aus Texas in die Augen. Die großaufgemachte Meldung fesselte ihre Aufmerksamkeit, und so las sie, daß der Verstorbene feiner Tochter Mildred, die er vor Jahren an Kindesstatt an genommen, sein gesamtes Vermögen von elf Millionen Dollar hinterlassen habe. Ans einer das Leben des Toten behandelnden Schilderung ging hervor, daß der Petroleumkönig in Gesellschaft seiner Fran eines Tages an der Stätte eines Unfalls vorbei gekommen sei, wo zwei Kraftwagen aneinander gerannt waren. Von den Insassen war, wie es schien, allein ein Säugling noch am Leben, ein Mädchen. Das Paar hatte es unter Hinterlassnng seiner Anschrift mitgenommen. Von dessen Verwandten erhielt es aber niemals ein Lebenszeichen. Die Mutter setzte sich nun mit der jungen Millionärin in Verbindung, und rasch stellte sich heraus, daß es in der Tat ihre Tochter war, die bei dem frag lichen Unfall „entführt" war und die ein gütiges Geschick mit der Mutter wieder vereint hatte. Es ist schwer, sich die Freude der beiden vorznstellcn, die nach so langen Jähren der Trennung einander endlich wicdersahen. Die Mutter, die zuletzt in ärm lichen Verhältnissen gclebt hatte, fand sich so plötzlich als Mutter einer Millionärin wieder. Rechtsstreit um einen Regenwurm. Ein Pariser Gericht hatte sich kürzlich mit einem Rechtsstreit zu beschäftigen, den man nicht gerade als alltäglich bezeichnen kann. Streitgegenstand mar nämlich ein ganz gewöhnlicher Regenwurm, deu ein leidenschaftlicher Angler einem für den Sport St. Petri nicht weniger begeisterten Bekannten entwendet haben sollte. Und wie das launische Geschick es manchmal so will: Gerade an diesen Regenwurm hatte ein ganz besonders großer und fetter Karpfen angcbisscn. Der glückliche Angler follte nun den Fisch herausgebcn, zum mindestens aber den Regenwurm ersetzen. Er verweigerte beides, und so kam die Sache vor Gericht. Der ehemalige Regenwurmbesitzer ließ den Anspruch auf den Karpfen zwar fallen, verlangte aber einen Schadenersatz von einem halben Franken für den geraubten Wurm. Nach eindringlicher Zusprache des Richters wurde der Rechtsstreit durch einen Vergleich aus der Welt geschafft. Europas höchste Kraftwageustraße. Durch die unläugst erfolgte Fertigstellung des siebten uud letzten Abschnitts der Mnlahacenstraße hat Spanien den Höhcn- rekord der europäischen Kraftwagenstraßen erobert, führt die neue Straße doch bis zu einer Höhe von 3300 Metern über die Sierra Ncvada hinweg. Damit ist die berühmte Straße über den Großen St. Bernhard um etwa 700 Meter geschlagen, eben so wie der gleich hohe Splügenpaß in Südtirol. Die erst im letzten Sommer feierlich eröffnete Autostraße über den Groß- Glockner kommt mit ihren 2506 Metern nunmehr erst an vierter Stelle. — Die neue Höhenstraße über den Mulahacen, den höchsten Berg in der Sierra Nevada, der aus der glühenden Hitze der spanischen Hochebene seinen vom ewigen Schnee be deckten Gipfel cmporstrcckt, führt so nahe an dem berühmten Gcbirgskamm von Pico de Vcleta vorüber, daß die Kraftfahrer, welche die neue Straße benutzen, nur wenige Minuten zu gehen haben, nm die großartige, weit über Spaniens Grenzen be kannte Aussicht zu genießen. Z