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BariMomättSiag. Nm Ende der Hundstage steht der 24. August, sen die katholische Kirche dem Andenken des Apostels Bartholomäus geweiht hat. Er gilt als Schutz patron derWeinernte, und nach einer alten Bauern regel heißt es: „Regen an Bartholomae, tut den Trauben weh/ Das Wetter an diesem Tage ist entscheidend für die nächste Zeit, denn „wie es um Bartholomäus wittert, so wittert es durch den ganzen Herbst". Das Weitz auch Meister Adebar, der sich für die Reise nach dem Süden rüstet, aber „bleiben die Störche nach Bartholomae, so kommt ein Winter, der tut nicht Weh". In der Eifel sagt man: „Barthelmies spart Votier und Kies", weil von diesem Tage ab das Vesper brot für das Gesinde aufhört und die Arbeitseinstellung des Winterhalbjahres beginnt. — In einigen Gegenden gilt der heilige Bartholomäus auch als Schutzpatron der Fischer, die ihm zu Ehren an seinem Gedenktage einen Fischzug veranstalten. Besonders bekannt ist der Stra lauer Fischzug, der in dem ursprünglich wendischen Fischerdorf, einem Vorort Berlins, stattfindet und als traditionelles Volksfest zahlreiche Besucher aus der Stadt herbeilockt. Der Ursprung dieses Festes ist aus eine Verfügung des Kurfürsten Johann Georg vom Jahre 1574 zurückzuführen, der den Bartholomäustag als Aufgang der Fischerei auf den märkischen Gewässern bestimmte, die früher von Ostern bis Jakobi streng unter sagt war. Diese.Altberlincr Sitte, die vorübergehend in Vergessenheit geraten war, lebt in unserer Zeit wieder auf, und auch in diesem Jahr findet unter der Schirm herrschaft des Staatskommifsars der Stadt Berlin, Är. Lippert, in Stralau ein großes Volksfest statt, das am 24. August seinen Höhepunkt erreicht. An diesem Tage beginnt der Landmann auch den Hopfen zu schneiden, und das Obst, das am Barthelstag geerntet wird, hält sich besonders gut im Winter. Der Name des Heiligen weckt übrigens die Er innerung an die Bartholomäusnacht zum 24. August des Jahres 1572 — auch Pariser Bluthochzeit genannt —, jene düstere Episode aus der Zeit der Protestantenver- folgungen in Frankreich. Zwischen den Hugenotten, wie man in Frankreich die Protestanten nannte, und den Katholiken war es nach langen Kämpfen zu einer Ver ständigung gekommen, aber während der Hochzeit der Schwester des Königs Karl IX. mit Heinrich von Navarra, der später als Heinrich IV. den französischen Königsthron bestieg, brach in Paris plötzlich wieder eine blutige Protestantenversolgung aus, deren Opfer auch Ler Hugenottenführer, Admiral Coligny, wurde. In der darauf folgenden unruhigen Zeit sind etwa zwei hunderttausend Hugenotten aus Frankreich ausgewandert, und viele von ihnen haben in Deutschland eine dauernde Heimstätte gefunden. Der Große Kurfürst heiratete eine Prinzessin von Oranien, die Großtochter des Admiral Coligny, dessen Standbild sich vor dem Berliner Schloß befindet. „GAkuerMg der SvangeMen Kirche." Eine Entschließung der Hochkirchlichen Vereinigung des Augsburgischen Bekenntnisses. Die Hychkirchliche Vereinigung, die in Blankenburg (Harz) tagte, hat, wie das Deutsche Nach richtenbüro mitteilt, folgende Entschließung angenommen: „Die Hochkirchliche Vereinigung des Augsburgischen Bekenntnisses E. V. bezeugt, daß sie mit allen ihren Gliedern inständig und täglich Gott um die wahre Er neuerung und Genesung der Deutschen Evangelischen Kirche anruft. Sie weist erneut daraus hin, daß die rechtliche Erneuerung der Kirche nicht möglich sein wird ohne die entschlossene Rückkehr zur vollen biblischen Wahrheit in Lehre und Ver kündung, zum Apostolischen Amt der Kirche, zu bekenntnis gemäßem, sakramentalem Leben und zum Bewußtsein der oekumenischen Einheit. Dies hat die kirchliche Entwicklung der jüngsten Vergangenheit deutlicher denn je gezeigt und erwiesen. Die Vereinigung bekennt, daß sie mit allen ihren Gliedern diesem Anliegen echter kirchlicher Erneuerung jeden Dienst und jedes Opfer schuldig ist." General Göring stiftet 16 WS Mar/ zum Reichswettkampf -er SA. Wie die Adjutantur des Stabschefs mit- teilt, hat der Reichsluftfahrtminister General de: Flieger und SA.-Obergruppenführer Hermann Gör: ng der SA. zur Durchführung des Reichswcttkampfes den Be trag von 10 000 Mark zur Verfügung gestellt. Die kameradschaftliche Verbundenheit zwi schen der jungen Luftwaffe und der SA., die durch das Geburtstagsgeschenk der SA. an den Führer schon einmal so treffend zum Ausdruck gebracht wurde, ist mit dieser Stiftung des Reichsluftfahrt ministers erneut bewiesen worden. L)r. Singer Leiter des Michsverbandes jüdischer Kulturbünde. > Im Einvernehmen mit der Geheimen Staatspolizei hat die zuständige Stelle im Rcichsministe- rium für Volksaufklärung und Propa ganda als verantwortlichen Leiter des Reichsverbandes jüdischer Kulturbünde den früheren Intendanten Dr. Kurt Singer und als Generalsekretär dieser jüdischen Organisationen den ehemaligen Handelsjourna listen Dr. Werner Levie genehmigt. Unter dieser verantwortlichen Leitung haben sich, so weit dies noch nicht geschehen ist, b'i s 15. September einschließlich sämtliche künstlerisch und kulturell tätigen jüdischen Verbände dem Rsichsverband einzugliedern. Ausgenommen hiervon sind lediglich die religiösen jüdischen Schul- und Kulturgemeinden. Pfarrer in Schutzhaft. Jungvolkangehörige vom Konfirmandenunterricht ausgeschlossen. Durch die Polizei in Swinemünde wurde, wie der Reichs-Jugendpressedienst meldet, der dort ansässige evangelische Pfarrer Poetter in Schutzhaft ge nommen. Poetter war schon mehrfach durch seine staats jugendfeindliche Einstellung ausgefallen, hatte es auch ge meinsam mit den übrigen Swinemünder Pastoren ge duldet, daß sich die dortige evangelische Jugendgruppe in einer Weise betätigte, die der Abmachung zwischen dem Reichsjugendführer und dem Reichsbischof widersprach. Pastor Poetter hatte 23 Angehörige des Jungvolks, die am Sonntag am Jungbannsportfest teilgenom men und infolgedessen nicht den Gottesdienst besucht hatten, aus der Konfirmandenstunde ausgeschloffen. An die Eltern der Pimpfe hatte Pastor Poetter ein Schreiben gerichtet, in dem eine unwahre Dar stellung des Vorfalls enthalten war. Dienstag abend erschienen daraufhin die Swinemünder HI., das Jungvolk und auch die Eltern der ausgeschlossenen Jungen vor dem Haus des Pastors und protestier- ten gegen Lie staatsjugendfeindliche Einstellung. * Wegen Sabotage am Aufbauwerk des Führers wurde in Neiße der Glöckner Knote von der St. Jakobuskirche verhaftet. Die Polizei hatte beobachtet, daß die Plakate der NSDAP., die gegenüber der Jakobuskirche angebracht worden waren, regelmäßig besudelt wurden. Knote konnte auf frischer Tat dabei ertappt werden. Er war früher Stadtverordneter der Zentrumspartei. Gefängnis für Beschädigung jüdischer Geschäfte. Vor dem Schöffengericht in Paderborn hatte sich ein Angeklagter aus Lippstadtzu verantworten, der in angetrunkenem Zustande die Schaufensterscheibe von drei jüdischen Geschäften zertrümmert hatte. Das Gericht erkannte auf eine Strafe von sechs Wochen Gefängnis. Der Vorsitzende wies darauf hin, daß solche Handlungen entsprechend der maßgebenden Auf fassung der zuständigen Behörden und Parteidienststellen nicht geeignet seien, die Judenfrage zu lösen. Derartige Handlungen bedeuten eine Schädigung des deutschen An sehens. ZS SAN UMZ Vie 6e5ckickte einer königlichen hiebe Koman von Usters Dr-ZI s7 Verlag: DStsch L Holl, Bayerische Matern-Korrespondenz, München, Schillerstr. 18 Delarge lachte leise und vergnügt. Faltete das Schriftstück zusammen und schob es in die Tasche. „Und nun, Mademoiselle, wäre es mir ein Vergnügen, wenn Sie mir die Ehre erwiesen, mit mir soupieren zu wollen. So ein Vertragsabschluß macht immer Appetit, hah!" Gaby nickte zustimmend in verhaltener Heiterkeit. „Gern, Monsieur Delarge." „Wir werden nachher überhaupt noch mancherlei zu besor get haben. Ein angemessener Vorschuß steht Ihnen natürlich zur Verfügung." Da lachte Gaby belustigt. „Den allerdings könnt ich gebrauchen." „Dachte ich mir. Sie sollen zufrieden mit mir sein. Und nun — auf ins Vergnügen." — Zwei Tage später kam Major Cortez in Wien an. Zwei Tage zu spät! ' Wohl erfuhr er den Namen der blonden Tänzerin: Gaby Deslys. Aber sie war sort. Und er sah sich außerstande, des Königs Brief abzugeben. Wohin sie gefahren sei? Ja, am Theater wußte man nur, daß sie ihren Vertrag ganz plötzlich gelöst habe. Ihre Kolleginnen hatte sie überhaupt nicht mehr gesprochen. Der geschäftssührende Direktor, der als einziger ihm vielleicht Näherer hätte sagen können, war am Morgen verreist. Irgendwohin zur Kur. Und im Büro wutzte man nur so viel, daß Gaby Deslys ein anderes Engagement angenom men habe. Wohin — lieber Gott, eine Tänzerin vom Ballett, auch wenn sie immerhin etwas konnte, wurde hier nicht so be sonders wichtig genommen. Ihr Abgang interessierte nicht. Man lächelte ein bißchen be lustigt hinter Cortez her und dachte bei sich: als ob es nicht genug süße Mädchen in Wien gäbe. Noch zwei Tage lang versuchte der Major, den Aufenthalt Gaby Deslsy fcstzustcllen. Auch ihre Wirtin wußte keine Aus kunft zu geben. Sie war fast taub und verstand kaum Cortez' Frage. Resigniert gab er es auf. Armer König, dachte er, als er wieder im Zuge saß, das Schicksal will dir nicht wohl. Ja, Manuel, es ist schön, aber zuweilen auch surchtbar, zu lieben. 5. Kapitel. Paris! Gaby Deslys schnupperte die Luft wie ein süßes, exotisches Parfüm ein. Diese frische, kühle Winterluft, in der dennoch etwas von der Schwüle der afrikanischen Winde war, die zu weilen über das Mittelmeer wehten. Und sie genoß das bunte Leben der Boulevards, das so ganz anders war, als sie es bisher kannte, wie einen Rausch. Wahrhaftig, diese Stadt schien ewig verliebt und galant zu sein. Alle Welt hatte ein srohcs, genußsüchtiges Gesicht. Alle Welt schien nichts zu tun zu haben. Ja, es war eine schöne, bunte Stadt, und Gaby Deslys fühlte, daß sie sie erobern würde. Hier herrschte nicht die Melancholie des Wiener Wal zers, die verträumte Lust der Donauufer. Im Wasserspiegel der Seine brannten die tausend Lichter der Luft wider, die Paris allabendlich entzündete. Hier wa ren die Menschen leidenschaftlicher, erregter, empfängnisbe reiter für die Kunst einer Tänzerin. Es dauerte viele Tage, bis Gaby Deslys sich eingewöhnt hatte; dann aber hatte sie festen Fuß gefaßt. Die ersten Proben im Cirque d'hiver begannen. Sie lenkten ab von den träumerischen Stimmungen, die Gaby doch hin und wieder befielen. Sie ließen sie alle Sinne konzentrieren auf die Ausübung ihrer Kunst, auf das Ziel: Erfolg zu haben! Jean Delarge sorgte inzwischen für die Reklame. Große Plakate klebten an den wichtigen Straßenecken, die Tänzerin Gaby Deslys darstellend. Kein buntfarbiges Kitschbild, soirdern der Entwurf eines Künstlers. In den Zeitungen erschienen Vornotizen, geschickt die Neugierde des Publikums auf den neuen Stern am Tanzhimmel weckend. Und dann war der große Abend da! Der Cirque d'hiver war dafür bekannt, daß er vorzügliche artistische Programme von internationalem Range bot. Das Haus war, wie zumeist, brechend voll besetzt. In die Mitte der einzelnen Nummern, also an bester Stelle, waren die Tänze der Gaby Deslys gestellt. „Lampcnsieber?" Delarge steckte seinen Kopf zur Garderobetür herein. Gleich mußte Gaby hinaus. Sie war fertig angezogen zum ersten Tanz. Ein entzücken des Schäferinnenkleid, kurz geschürzt, im Geschmack des Rokoko. Silberlame, mit bunten Blumensträußen bestickt. Drecoll, die damalige erste Pariser Schneiderfirma, hatte es geliefert. Es war ein Meisterwerk graziöser Kleiderpoesie. „Entzückend!" flüsterte Delarge. „Eine lebendige Porzel lanfigur." Gaby Deslys lächelte ein bißchen krampfhaft. Sie hatte furchtbare Angst. Ihre Augen flackerten fiebrig. „Ach^ Delarge, meine Beine sind wie Eisen. Ich werde keinen Schritt tun können. O mon Dieu, ich werde eine lächer liche Figur machen —" MessNsrsstg öer ArmWatü Der allgemein vorausgesagte Großerfolg det diesjährigen Berliner Funkausstellung ist schon jetzt sichergcstellt. Seit Beginn der Schau haben I60 000 Besucher die Drehkreuze der Messehallen passiert, womit ein neuer Rekord ausgestellt worden ist. Allein am Mittwoch drängten sich 25 000 Menschen in den Hallen, und diese Ziffer bedeutet den stärksten Wcrktags- besuch, den je eine Ausstellung am Kaiserdamm zu ver zeichnen hatte. Die 14 Airsstellerfirmen, die von dem Brandunglück in der Halle IV betroffen wurden, sind voll zählig in dem Hauptrestaurartt oder dem angrenzenden Zelt untergebracht, wo Aufträge und Anfragen jederzeit entgegengenommen werden. * Am Tage nach dem Brandunglück auf dem Funk gelände hatte man gegen 11>L Uhr in der Halle IV zunächst die verkohlte Leiche eines Mannes gefunden, die auch bis jetzt noch nicht einwandfrei identifiziert werden konnte. Vermutlich handelt es sich um den Diplomingenieur Georg Schmidt von der AEG. Unter den Trümmern fand man dann bei den Bergungsarbeiten die zweite ebenfalls stark verkohlte Leiche, und zwar die des Werbeleiters der Tele funken, Erich Keßler. Es sind ivmit drei Todesopfer bei diesem Unglück zu beklagen. Der Zustamd der noch im' Krankenhaus liegenden Verletzten hat sich allgemein, gebessert. GrsßfeWer m MrrBerg. - Wellpappenfabrik in Brand — Fünf Feuerwehrleute ! verletzt. In dem Süddeutschen Wellpappen- und Kartonnagen- >werk GmbH, in Nürnberg brach ein Brand aus. Bei der leichten Brennbarkeit des Verarbeitungsmaterials verbreiteten sich die Flammen mit ungeheurer Schnellig keit über das ganze Fabrikgebäude. Das Feuer war im ersten Stockwerk des rückwärtigen Fabrikgebäudes ausgebrochen und wurde erst von den Anwohnern entdeckt, als bereits die drei Stockwerke des Gebäudes in Flammen standen. Dis Feuerwehr bemühte sich, den Brand zu lokalisieren, was auch teilweise gelang. Später jedoch griffen die Flammen auch auf das Vordergebäude über. Dank den Bemühungen der Nürnberger Feuerwehr, die mit sämt lichen einsatzbereiten Mannschaften am Brandplatz erschienen war, waren nach dreistündiger Arbeit die letzten Brandherde im Innern des Gebäudes erstickt. Über die Ursache des Brandes ist nichts bekannt. Der Schaden wird auf etwa 300 000 Mark geschätzt. Bei den Löscharbeiten zogen sich fünf Feuerwehrleute Verletzungen zu. Frauenhafte Taten eines entlassenen Zuchthäuslers in Litauen. Im litauischen Dorfe Vyzoniai im Kreise Alytus hat der Bauer A l e ks a B u d r a, der vor kurzem aus dem Zuchthause entlassen wurde, in das er wegen Raubmordes gebracht worden war, geradezu entsetzliche Bluttaten verübt. Seine Frau schlug er mit einem Beil nieder und erdrosselte sie. Dann schlich er in den Speicher, wo sein Schwiegersohn, der Lehrer Paulionis, mit feiner jungen Frau lebte, und hieb mit aller Wucht auf das Bett ein, in dem die beiden schliefen. Der Schwiegersohn Wurde auf der Stelle getötet, während die Tochter sich noch im letzten Augenblick retten konnte. Der Mörder holte sich darauf sein bestes Pferd aus dem Stall und ritt zu seinem Schwager, der sieben Kilometer entfernt einen Hof besitzt. Als er jedoch die Familie seines Schwagers zu Hause nicht antraf, zündete er das Gehöft an allen vier Ecken an. Darauf begab er sich zu seinem zweiten Schwager. Zu diesem Zeitpunkt war ihm jedoch diePolizei schon auf der Spur; er fand keinen anderen Ausweg, als sich durch einen Revolverschuß Las Leben zu nehmen. „Also richtiges Lampenfiebcr, Gott sei Dank!" sagte Delarge befriedigt. „Eine richtige große Künstlerin ist immer fünf Minuten vor ihrem Auftreten wie gelähmt. Ich kenne das, Mademoiselle. Wenn ich nicht irre, werden Sie bald die schön sten weißen Mäuse durch die Garderobe laufen sehen und vor Angst heulen! Auch das kenne ich!" „Hören Sie auf — ich flehe Sie an!" „Ja — und wenn das Klingelzeichen kommt, können Sie sich nicht Von der Schwelle bewegen. I wo! Man muß Sie förmlich hinaustragen. Dann gibt's noch einen gelinden Stotz — und Sie stehen auf der Bühne. Und dann — hahaha, werden Sie endlich lebendig und tanzen wie eine Göttin! O lala, ich habe noch keine große Künstlerin gekannt, bei der es anders war." „Sie sind furchtbar. Delarge!" Gequält blickte sie ihn an. „Aber man kann natürlich auch vorher ein Glas Sekt trin ken. Wie? Sie sind doch durstig?" „Entsetzlich!" „Dacht ich mir! Sie werden gleich bedient. Der Cirque d'hiver hat für diese Zustände immer einige Flaschen bereit stehen. Ich eile, Madame!" Er machte eine groteske Verbeugung und flog in lange« Sätzen den Gardcrobeflur entlang. Gaby Deslys krampfte die Hände ineinander. Ihr war schrecklich elend zumute. Es wird ein Reinfall werden, dachte sie sinnlos. Ich kann nicht tanzen. Ach, warum blieb ich nicht in Wien? Vielleicht — vielleicht wäre er jetzt da! Würde sie in die Arme nehmen und trösten! Als Delarge atemlos zurückkam, ein Glas in der Hand, die „Trostslasche" unter dem Arm, fand er Gaby Deslys in Tränen aufgelöst. „Ja, das fehlte noch", murmelte er vergnügt. „Natürlich, ich vergaß es vorhin bei der Beschreibung des Lampenfiebers. Mon Dieu, muß das ein Erfolg werden!" Er rieb sich die Hände und goß schleunigst das Glas voll. „So, weg damit, Teure!" Er hielt es ihr an die Lippen. Sie trank es in einem Zuge aus. Delarge lachte sie an. „Na? Ist das eine Marke, wie? Exquisit, solch Sektchen, ja? Und nun schnell das Gesicht neu pudern. Ein bißchen Kölnischwasser auf die Augen —" Er trieb mit einem Blick die Garderobefrau zur Hilfeleistung an. Sje war solche Szenen gewöhnt und verzog kaum eine Miene. Da stürzte auch schon der Direktor des Varietes herbei. Sein Kopf sah wie eine blank geputzte Kugel aus. Vor Er regung kratzte er fortgesetzt mit seinen fleischigen Fingern auf dieser sehenswerten Fläche herum, als hätte er wunder was für dichten Haarwuchs. Hinter ihm folgte der Bühneninspektor. (Fortsetzung folgt.)