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Bewegung und Hochschule. Ela Krundsätzlicher Aufsatz des Beauftragten des Stell vertreters des Führers für Hochschulfragen. Der Beauftragte des Stellvertreters des Führers für Hochschulfragen, Dr. Wagner, hat unter der Über schrift „Bewegung und Hochschule" im „Völkischen Beobachter" einen grundsätzlichen Aufsatz geschrieben, in dem er zur Frage der Korporationen Stellung nimmt. I» dem Artikel heißt es u. a.: „Die Partei wird Verbände und Korporationen — solange sie sich nicht in staats- und parteifeindlichem Sinne betätigen, wie im Fall Saxo-Borussia — in ihrem Eigenleben ebensowenig behindern, wie sie es ab lehnen mutz, sie mit Hilfe der nationalsozialistischen Welt anschauung zu konservieren. Die von mancher Verbands seite geäußerte Meinung, die Partei beabsichtige, aus den Korporationen oder gar Verbänden nationalsozialistische Zellen und Erziehungsgemeinschaften zn machen, ist des halb auch vollkommen irrig. Die einzige studentische Gemeinschaft der Partei und innerhalb der Partei ist der NS.-Studentenbund. Wer von den Korpora- tionsstudenten sich zu dessen Grundsätzen bekennt und damit zu den Grundsätzen der Partei, ist willkommen und soll, wenn er sich auf der Hochschule und in den Ferien lagern des Studentenbundes bewährt hat, die Möglich keit haben, Anwärter und später auch Mitglied des Studentenbundes zu werden. Die Partei lebnt dabei in ihrer Erziehungsarbeit jeglichen Zwang a b. Sie zwingt niemanden in ihre Schulungsarbeit und die Lager des Studentenbundes, wahrt vielmehr, wie immer, auch hier das unbedingte Prinzip der Frei willigkeit." An anderer Stelle schreibt Wagner über die Auf gabe des NS. -Studentenbundes u. a.: ..Aus der bisherigen Zurückhaltung des Studentenbundes haben manche anscheinend den Schluß gezogen, ihre Zeit wäre wiedergekommen und die Partei sei bereit, die Er ziehungsarbeit anderen Stellen — etwa ihnen selbst — zu überlassen. Sie befanden und befinden sich in einem argen Irrtum." * Ein NS -Dozenienbmr^. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, Hal eine Anordnung erlassen, nach der der NS.-Dozen- tenbund in seiner bisherigen Organisationsform als Untergliederung des NS.-Lehrerbundes aufgelöst wird. Alle Parteigenossen an den Hochschulen, soweit sie Hoch schullehrer sind, werden — unbeschadet ihrer Mitglied schaft im NS.-Lehrerbund — zu einem NS.-Dozentcn- bund zusammengefaßt. Mitglieder können nur Parteigenossen sein. Zum Reichsamtsleiter des NS. - Dozenten bundes ist Prof. Dr. Walter Schultze, München, er nannt worden. „Für SV000 Mark in den Himmel." Der „Angriff", das Organ der Deutschen Arbeits front, veröffentlicht in Photokopie ein Schreiben der katholischen Ordensschwester Alfonsa aus dem Hause der Benediktinerinnen in Kempen im Rheinland an einen Herrn Ollig Wessels in Idafehn in Ostfriesland. Das Schreiben sagt in geschäftlich-dürren Worten, daß die Pforten des Himmels- sich auch für ihn mit Bestimmtheit öffnen werden, wenn er der Katholischen Kirche als Bei hilfe für einen geplanten Klosterneubau in Hannover 50 000 Mark zur Verfügung stellt. Der „Angriff" betont, daß dieser Brief der Katho lischen Kirche einen schlechten Dienst geleistet hat. Das Blatt fährt u. a. fort: Was nns aus den übelsten Zeiten des Ablaßhandels von ekelhaftem Geschacher um das Seelenheil der Gläubigen überliefert wird, ist hier über troffen worden. Der Lehre von der Wirkung der gnten Werke ist ein schallender Schlag versetzt worden mit der Forderung, „ein guter Handelsmann" zu sein und durch die „einmalige Gelegenheit" einer Stiftung von 50 000 Mark sich den göttlichen Richter zum Schuldner zu machen. Leider entzieht es sich unserer Kenntnis, ob Herr Ollig Wessels von diesem einmaligen vorteilhaften Angebot Gebrauch gemacht hat. Baden für Juden Verboien. Der Oberbürgermeister der Stadt Dort mund hat eine Verfügung erlassen, nach der Juden die Benutzung von Gemeinschaftsbädern untersagt ist. In der Anordnung heißt es: Da die überwiegende Mehrzahl unserer deutschen Volksgenossen sich durch die Anwesenheit von Juden belästigt fühlt, habe ich die Benutzung sämtlicher Frei-, Hallen-und Luftbäderfür Judengesperrt. In den Bädern werden Schilder angebracht: Juden haben in diesen An lagen keinen Zutritt! Eine entsprechende Verfügung wurde auch in München-Gladbach, Rheyot und Bochum erlassen, wo ebenfalls ab sofort den Juden der Zutritt zu Gemein schaftsbädern verboten worden ist. * Die Bevölkerung und die Badegäste Misdroys demonstrierten gegen die zunehmende Zahl jüdischer Badegäste. Die Volksmenge zog unter dem Ab singen antisemitischer Lieder von Pension zu Pension, in denen Juden wohnten. Die Volksmenge, die sich diszipli niert und anständig verhielt, zog auch vor das Jüdische Kinderheim. Die Leiter des Heims er klärten, das Heim zu räumen. Ebenso erklärten sich auch die übrigen Pensionsinhaber bereit, ihre jüdischen Gäste aufzufordern, Misdroy zu verlassen. * Der etwa 40jährige Jude Willy Behrend in Hannover wurde von der Geheimen Staatspolizei in Schutzhaft genommen. Er hatte sich einem seiner Gefolg schaftsmitglieder gegenüber, das sich im Weltkriege aus gezeichnet hat und schwerkriegsbeschädigt heimgekehrt ist, unsozial verhalten. Vor dem Geschäftshaus kam es zu Ansammlungen, in denen das Publikum seiner Erregung über das unsoziale Verhalten des Behrend lebhaften Aus druck gab. Erlaubnis zum Religionsunterricht eu... en. Wie die Pressestelle der Negierung in Münster mitteilt, ist den katholischen Pfarrern M. in Laer und A. in Recklinghausen vom Regierungs präsidenten die Berechtigung zur Erteilung des Religionsunterrichts entzogen worden. Die genannten Pfarrer haben durch ihr Verhallen den Schulfrieden erheblich gestört und die Erziehung der schul pflichtigen Jugend km nationalsozialistischen Geist auf das ernsteste gefährdet. Elaire Waldoff berichtigt Falschmeldungen. Die Kabarettistin Claire Waldoff, die sich, ausländischen Lügenmeldungen zufolge augeblich im Dresdner Gefängnis das Leben genommen hatte, stellte einer Wiener Tageszeitung eiuen Brief zur Verfügung, der im Faksimile veröffentlicht wurde. Darin heißt es u. a.: Nach dem, was ich höre, scheine ich sämtliche Todes arten gestorben zu sein. Wer bringt so etwas auf? Sind cs Wunschträume der Kollegen oder Kolleginnen? Sind es die Hundstage oder die Sauregurkenzeit? Ich weiß es nicht. Ich genieße dankbaren Herzens meine wenigen Ferientage in dieser unbeschreiblich schönen und gigantischen Landschaft und lrete am 1. August in Berlin mit meinem Repertoire ans. Dann werden sich alle Zeitungen der ausländischen Presse, die so sensationelle Ammenmärchen über mich zu berichten wußten, schämen müssen, und wenn sie Anstand im Leibe haben, bringen sie eine Berichtigung. Oie Sowjets bauen eine gewatttge tl-Boot-Flotie. Flottenstützpunkte in Kronstadt und W l a d i w o st o k. Der Marinemitarbeiter der englischen Zeitung „Daily Telegraph" will von zuverlässiger Seite erfahren haben, daß Sowjetrußland im vergangenen Monat sein 60. U-Boot auf Kiel gelegt habe und daß weitere zehn U-Boote in Auftrag gegeben worden seien. Zu Beginn des Jahres 1937 würde Rußland " ^bei'-veMN tiMöuM!' ^rksbsriscbtsckuta: Funk Turms-Verlag, Halls (8sals). ,'58 Professor Reinhardt lächelte dem Alten zu. „Na ja, Mertens! Lassen Sie mich nur aber auch ein bißchen mithclfen!" Professor Reinhardt winkte dem Diener und ließ zwei Gläser füllen. „Na, Mertens! Also auf eine gute Zukunft!" Da wurden die Augen des Mannes sekundenlang starr. „Ich mag nicht mehr trinken, Herr Professor. Keinen Tropfen mehr!" sagte er ziemlich rauh. In diesem Augenblick trat Ernst-Ludwig von Mar- holdt hinzu: „Das mag für gewöhnlich gelten, Vater — aber heute ist mein Ehrentag, da darfst du mir ein paar Glas nicht rbschlagen", lachte er. Der Alte war schwer zu bewegen. „Ich habe dem Höllengift nun einmal abgeschworen für den Rest meines Lebens", murmelte er. „So soll's auch bleiben. Mag nur mal als Feuerprobe gelten", erwiderte der junge Arzt und klopfte seinem Schwiegervater auf die Schulter. „Na ja, wenn's denn so gemeint ist", ließ dieser sich dann endlich überreden. Nicht lange wurde die Feier ausgedehnt. Bald nach Mitternacht trennte man sich. „Nun fahren wir heim. In unser Heim, meine kleine Frau", sagte Doktor von Marholdt mit glücklichen Augen, während er Hanneli in den Wagen half. Hanneli war still. Tiefe Bewegung war in ihr. Ob Ernst-Ludwig ahnte, wie sehr sie sich auf diese Stunde gefreut hatte? Auf die erste Stunde im eigenen Heim? Nun würde für alle Zeiten das Hasten und Jagen zu Ende sein; die Heimatlose hatte bei dem liebsten Menschen, den sie auf der Welt hatte, eine Heimat gefunden. „Erinnerst du dich, Ernst-Ludwig, wie wir schon vor vielen Monaten angefangen haben, jedes Zimmer in Ge danken einzurichten?" fragte Hanneli ihren Mann in ihrer leisen Art. „O ja!" Ernst-Ludwig von Marholdt lächelte so selt sam, fast ein wenig jungenhaft. Nur gut, daß Hanneli in dem Dunkel der Nacht seine Züge nicht deutlich erkennen konnte, sonst hätte sie sich doch gewundert, daß es in dem sonst so ernsten Gesicht zuckte, als ob lauter übermütige Teufelchen da ihr Wesen trieben. In seliges Sinnen versunken saß die junge Frau; plötzlich schreckte sie auf: „Ja, wohin fährst du denn eigentlich, Ernst-Ludwig? Du mußtest doch vorhin links abbiegen! Das ist doch der kürzeste Weg zur Klinik..." „Wohin ich fahre?" Jetzt hielt der ernste Mann nicht mehr zurück. In seiner Stimme klang Jubel, während er rief: „Ins Glück, mein Frauchen — ins Glück!" Hannelis Augen weiteten sich. Ja, was war denn das? Fuhr sie Ernst-Ludwig nicht in die hübsche große Dienstwohnung, die sie mit so viel Liebe eingerichtet hatten und die sich in einem Seitengebäude der Reinhardtschen Klinik befand? Doktor von Marholdt gab seiner Frau keine Antwort. Er drückte nur jetzt, da sie die Straßen der Stadt immer mehr hinter sich ließen, das Gaspedal kräftiger durch, und dahin flog der Wagen über die Landstraße. Hanneli kannte sich in der Gegend schon gar nicht mehr aus. Endlich machte er halt. Mit einem Satz war Doktor von Marholdt aus dem Wagen, und schon hatte er das verdutzte Hanneli mit seinen kräftigen Armen aus dem Wagen gehoben. „Wo sind wir denn nur?" brachte Hanneli mühsam hervor. .Mack letzt die Augen zu!" gebot Ernst-Ludwig in so nlcht weniger als 5 5 gan^ moderne T-VöoH im Dienst haben, von je 800 Tonnen, ausgerüstet mit in Rußland erbauten Dieselmotoren. Die Boote hätten eine Geschwindigkeit von 15 Knoten, einen Aktionsradius von 7000 Meilen und eine Bewaff nung von zehn Torpedorohren und einem Zehnzentimeter- gcschütz. Die eigentliche N-Boot Basis befinde sich in Kronstadt. Eine Anzahl dieser neuen Boote seien in Wladiwostok in Dienst gestellt, was in Japan mit Unbehagen vermerkt werde, während die kleineren Küstenboote in Nikolajew am Schwarzen Meer lägen. Alle Anzeichen sprächen dafür, daß Sowjetrußland das Schwergewicht seiner Flottenbasis, vor allen Dingen seiner U-Boote und See flugzeuge, gegen die deutsche Flotte in der Ostsee konzentriere. Einige Kreuzer und Zerstörer, die zur Zeit noch im Bau sind, werden gleichfalls in der Ostsee stationiert werden. Das Blatt schließt seine Betrachtungen mit der Fest stellung, daß Rußlands U-Boot-Flotte in kurzer Zeit der britischen sowohl an Zahl wie an Quali tät g l e i ch w e rt i g, wenn n i ch t gar überlegen sein werde. Landgewinnung in Schleswig-Solstein auf der Siedlungsausstellung in Altona. Auf der S i e d l u n g s a u s st e l l u n g in Schles wig-Holstein I935, die am 24. August 1935 in Altona ihre Pforten öffnet, wird die Abteilung „Landgewin nung" größtes Interesse finden. Anschaulich wird hier dem Besucher das ewige Ringen des Menschen mit der Nordsee vor Augen geführt. Ein Kämpfen, das schon so alt ist, wie die Besiedlung der Westküste unseres Heimat landes. Ein ewiges Hin und Her, das einmal den Men schen als Sieger sah, ein andermal die Nordsee, den „blanken Hans". Die Abteilung „Landgewinnung" zeigt die Zerrissenheit der deutschen Küste und die Maßnahmen, den Sturmfluten mit ihren landzerstörenden Wirkungen Einhalt zu bieten. Weiter zeigt die Ausstellung den Stand der Arbeiten. Das Msel um sen blauen Kinderwagen. Sieben Wochen altes Kind geraubt und ermordet. Großes Aufsehen erregt in Warschau der Raub und die Ermordung eines sieben Wochen alten Säuglings. Das Kind wurde von einem Kindermädchen in einem blauen Wagen in einem der Warschauer Parks spazieren gefahren. Das Mädchen unterhielt sich mir einer Bekannten, als eine Frau herzu trat, die dem Mädchen dem Ansehen nach seit langem ebenfalls bekannt war. und es fragte, ob sie das Kind nicht ein bißchen herumfahren dürfte. Rach einer Weile fiel dem Mädchen auf, daß die Frau mit dem Kind nicht zurück kam. Der ganze Park wurde vergeblich durchsucht. Jetzt ist das Kind in einem Wassergraben im Vorort Wola tot aufgefunden worden. Die Polizei fahndet jetzt nach der Mörderin und dem Verbleib des Kinderwagens. Mord und Selbstmord im Sisenbahnzug. Ans dem Bahnhof in Ratzeburg (Mecklenburg) wurden in einem Abteil dritter Klasse des aus Bad Oldesloe kommenden Zuges ein junger Mann und ein junges Mädchen mit Schußverletzungen aufgefunden. Der herbeigerufene Arzt konnte bei dem jungen Mann nur noch den Eintritt des Todes feststellen. Das junge Mädchen war durch Schüsse in den Nacken und unterhalb des linken Ohres lebensgefährlich verletzt. Es wurde in das Ratzeburger Krankenhaus eingeliefert, wo es am Donnerstag, ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben» starb. Es handelt sich Um einen jungen Mann aus Kafseburg bei Trittan und ein 16jähriges Mädchen aus Groß-Berkenthin. Die Ursache der Tat ist darin z« suchen, daß das junge Mädchen im Einverständnis mit ihren Eltern das Liebesverhältnis gelöst hatte. jungenhafter Schalkhaftigkeit, wie Hanneli sie noch nie mals an ihm waürgenommen hatte. „Das ist ja eine richtige Entführung", lachte das Hanneli zurück, schloß aber wirklich gehorsam die Augen. Ja, träume ich denn nur?, dachte es und fühlte sich so glücklich, wie nie zuvor, während der Mann es über den weichen Boden dahintrug. „So!" sagte er dann plötzlich tief atmend und setzte seine süße Last behutsam auf die Füße. Hanneli stand wie verzaubert. Schwer strich ihre Hand über die Augen, während sie sich beinah hilflos an ihren Mann schmiegte. Vor ihr, im Schutze hoher Tannen, lag ein kleines Haus, so reizend und so entzückend gepflegt, daß Hanneli glaubte, nie zuvor etwas Schöneres gesehen zu haben. „Hier soll unsere Zuflucht sein, mein Liebling, wenn es uns draußen in der Welt zu laut wird. Hier wollen wir glücklich sein. Du sollst nicht immer nur dieses Leid und Elend in unserer Klinik sehen und den Geruch von Karbol und Jodoform atmen", fagte Doktor von Marholdt. „Du Liebster — du hast ja an alles, alles gedacht*, flüsterte Hanneli, der das Glück fast die Sprache verschlug. „Nicht ich", wehrte der Mann. „Es ist Professor Rein hardts Hochzeitsgeschenk — an uns beide..." „Onkel Reinhardts Geschenk?" In Hannelis großen braunen Augen standen Lachen und Weinen zugleich. „Ja — und auch das war Veras Wunsch noch", sagte Doktor von Marholdt, während er zart Hannelis Weiche, rosige Wangen streichelte. „Ihre Liebe geht wirklich über den Tod hinaus." Dann aber nahm er seine kleine Frau bei der Hand» und mit kinderseligen Augen durchschritten die beiden Glücklichen die niedrige, rosenumrankte Pforte. Vor dem Hause standen sie still. Schweigend hob Ernst- Ludwig die Hand und deutete auf die Worte über der schmucken Haustür. „Hannelis Ruh" stand da in klären Buchstaben. Ende.