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Tagesspruch Es wird nicht besser durch Grübeln und Träumen, Und Trübsinn raubet dem Geiste den Schwung. Kannst du den Stein aus dem Wege nicht räumen, So setze hinüber mit keckem Sprung. Das Thing als KuliurWie des nationalsozialistischen Glaubens. Die Thingstätte des ^nationalsozialistischen Deutsch land ist die gegebene Form sür die mit kulturellen Mitteln gestaltete Kundgebung. Aus diesem Grunde wurde auch die Einweihung der Thing st äite auf dem Heiligen Berg bei Heidelberg mit einer Feier dieses Stiles verbunden. Es muß daher zu nächst einmal herausgestellt werden, daß die rein spiel mäßige Gestaltung einer solchen Feier, also das, was wir unter „Thingspiel" verstehen, nur die letzte Stufe natio nalsozialistischer Feiergestaltung überhaupt darstellt. Bei dieser zur schlichten, großen Feier gesteigerten Kundgebung auf dem Thing sind die Elemente der Kundgebungen aus der Kampfzeit zugrunde gelegt; des halb wird der Einmarsch der Fahnen und Standarten, das chorische Bekenntnis im gesproche nen Wort und im Lied immer Grundlage jeder Thing handlung sein, gleichgültig, ob es sich dabei um den Charakter einer feierlichen Kundgebung im engeren Sinne oder um die spielmäßige Gestaltung des Bekennt nisses zur nationalsozialistischen Idee handelt. Die Dichtungen und Kampflieder der jungen Generation als kulturelle Ausdrucksmöalichkeiten der Kampfzeit stehen «ns hierbei zur Verfügung. Aus dem gleichen Gcmein- schastserlebnis heraus, aus dem diese hervorgegangen find, erwächst die chorische Sprcchdichtung. Es ist überhaupt das kennzeichnende Merkmal der ganzen nationalsozialistischen Dichtung darin zu erblicken, daß sie sich nicht an den nach innen gerichteten Einzel menschen wendet und auch nicht danach verlangt, von ihm in einer „beschaulichen Stunde" ausgenommen zu werden, vielmehr richtet sich die Dichtung des Nationalsozialis mus ihrem ganzen Wesen nach an die große Kamps- gemeinschaft und will durch sie dem ganzen Volke lebendig vermittelt werden. Sie entspringt im Grunde genommen demselben Bekenntniswillen, der im Rhythmus der marschierenden Kolonnen zu vernehmen ist. Und sie ist deshalb kulturell in jenem höchsten Sinne, der noch immer alle volkskulturellen Blütezeiten heranreifen ließ. Diese kultische Wurzel im Glaubens- und Willens- bekenntnis steht in grellem Gegensatz zur Flucht in ein abstraktes Gebiet, in dem der Antrieb zur schöpferischen Tat nunmehr aus einem rein ästhetischen Wollen kam und deshalb auch immer mehr und mehr sich an einen ganz kleinen Kreis von Manschen richtete. Es ist kein Zufall, daß das wesentliche Merkmal der knospenden Neuentwicklung aus dem Geiste einer schöpfe rischen Zeit größte Einfachheit, innerliche Wahrhaftigkeit und Härte war. Denn gerade diese sind Wesensmerkmale des nationalsozialistischen Willens, der die Zeit formt. Der junge nationalsozialistische Dichter, dessen Werke eine unbestreitbare, dichterische Kraft ausstrahlten, wurde genau so totgeschwiegen wie der erfolgreiche Prediger der nationalsozialistischen Weltanschauung. Allein alle diese Mttelchen fruchteten auf die Dauer nicht. In allen Zeiten ist die kulturelle Ausdruckssorm der tragenden Idee einer Zeit ihrem machtmäßigen Sieg in einigem Abstand gefolgt. Zu allen Zeiten flüchteten sich die Gegner einer sieghaften Weltanschauung bei ihrer machtmäßigen Überwindung deshalb auf das kulturelle Gebiet, um dort — getarnt -- iM Tätigkeit fortzüseßen. Gerade weil wir das wissen, kennen wir unsere Ver antwortungen gegenüber den schöpferi sch e n K r ä f t e n, die aus dem tiefen Erleben des natio nalsozialistischen Kampfes als begnadete Künstler das aussprechen, was die Seele des Volkes bewegt. Bei der Sonnwendfeier auf der Thingstätte des Heiligen Berges gestalteten Dichtungen der jungen Gene ration die Einheit des Erlebnisses. Der musikalische Teil der Feier bestand im wesentlichen aus Chorsätzen der Volkskantate für Männerchor- und Knabenstimmen „Heiliges Vaterland" von Franz Philipp. Der Komponist hat mit diesem Chorwerk den Chorvereinigungen Deutsch lands eine Musik geschenkt, die in die Zukunft weist. Es ist eine Tat, die viele der in letzter Zeit überhandnehmendcn Erörterungen über neue Ziele der Chormusik überflüssig macht. In dieser Volkskanlate wechseln einstimmige Kampfrufe mit mehrstimmigen Chören ab und steigern sich, einer inneren Erlebnislinie folgend, zum großen Bekenntnis, das in dem Chor „Sonnenwende" seinen Höhepunkt erreicht. In diesem Sinne wollte die Sonnwendfeier aus der Thingstätte ein Beispiel für eine neue kulturelle Erlebnisform, aber auch Wegweiser für das künftige dichterische Schaffen sein. Das Ziel der damit eingeleiteten Entwicklung muß sein: für alle großen Feieranlässe des Jahres solche innerlich geschlossenen Feierdichtungen und die dazu gehörende Musik zu haben, die nationalsozia listisches Wollen und Glauben dem Volk als seelisches Erlebnis nabebringen! Die Durchführung des MchsyarteltageS. Konstituierung des Rcichsarbeits- und -Wirtschaftsrates im Rahmen des Reichsparteitages. Auf der Tagung der Gauleiter der NSDAP, in München machte Dr. Ley, wie nachträglich mitgeteilt wird, Mitteilungen über die Organisation und Durch führung des Reichsparteitages, die ihm vom Führer übertragen worden ist. Das Programm des Reichsparteitages, das in seinen Grundzügen mit dem Führer durchgesprochen und festgelegt wurde, wurde er örtert und mitgeteilt, daß die für den 4. Juli in der Berliner Krolloper in Aussicht genommene Konsti tuierung des R e i ch s a r b e i t s - und -Wirt schaftsrates verschoben wurde und ini Rahmen des Reichsparteitages stattfinden wird. Die Tagung befaßte sich anschließend in eingehender Aussprache mit den aktuellen Problemen, die sich aus der Führungsaufgabe der Partei ergeben. Wie alle Tagungen des Reichs- und Gauleiterkorps, war auch diese um fassende Aussprache über die politischen, organisatorischen und weltanschaulichen Aufgaben von grundsätzlicher Be deutung für die gesamte Arbeit der Partei. Kundgebung -er deutschen Di-lomlan-wtrte in Goslar. Reichsführer SS. Himmler sprach zu seinen Berufs kameraden. Das Reichstreffen deutscher Diplom landwirte fand in Goslar mit einer Kundgebung vor der Kaiserpfalz sein Ende. Im Mittelpunkt der Kund gebung, auf der Vertreter der Ministerien, der Wehrmacht, des Reichsnährstandes und des öffentlichen Lebens sowie der Stadt Goslar teilnahmen, stand eine Ansprache des Reichsführers SS. Diplomlandwirts Himmler. Auf die Bedeutung der Rassenfrage eingehend, erklärte der Reichsführer SS. in seiner Ansprache, gerade der deutsche Diplomlandwirt sei auf Grund seines Her kommens und feiner Vorbildung dazu berufen, den Mythos von Blut und Boden in die breite Masse zu tragen. Mit besonders starker Betonung wandte sich Himmler dann an seine Berufskameraden und mahnte, sich nicht im Technischen zu erschöpfen, sondern jeder auf seinem Posten dafür zu kämpfen, daß nicht nur der Bauer, sondern auch der Städter wieder die notwendige Ver bindung mit dem heiligen deutschen Boden finde. Nie mehr zurück, nur vorwärts! Reichsminister Gauleiter Rust und Reichsarbeitsführer Hierl auf dem Gautag in Hannover. Der Sonntag, der Haupttag des Gautages Südhannover-Braunschweig, brachte in Gegen wart von 60 000 Menschen die Großkundgebung auf dem Welfenplatz. Rcichsarbeitsführcr Hierl sprach als erster. Er sagte unter anderem: Dem Willen unseres Führers ent sprechend, hat die deutsche Rcichsregierung am 26. Juni 1935 die Einführung der allgemeinen Arbeits dienstpflicht gesetzlich sestgelegt. Mit der Verstaat lichung des Freiwilligen nationalsozialistischen Arbeits dienstes hat die nationalsozialistische Bewegung wieder um ein Stück Staat erobert. Meine Partei genossen! Ich gebe Ihnen die Versicherung, wir werden die hart erkämpfte Stellung halten gegen alle reaktio nären Gegenangriffe, wir werden sie ausbauen und von ihr aus die Fahne unserer nationalsozialistischen Welt anschauung vorwärtstragen im Angriff gegen alle ihre Feinde. Der Neichsarbeitsdienst ist und bleibt national sozialistisch bis auf die Knochen. Daraus sprach Reichsminister Gauleiter R u st. An den Aufstieg und Niedergang in der deutschen Geschichte er innernd, wies er auf das Wunder hin, daß im Volk ge boren uns ein Führer erstand, den das Volk verstand und an den es glaubt, wie er an sein Volk. Aber einst werde auch der Führer in die Geschichte eiugehen, und dann dürfe es nicht wieder hinuntergehen. Die Nationalsozia listische Deutsche Arbeiterpartei, die der Führer an die Macht führte, solle seine Gedanken für die künftigen Ge schlechter in treue Pflege nehmen. Nie mehr zurück, nur vorwärts! Mar? sür den Keichswettkampf -er GA. Der Rcichsleiter sür die Presse der NSDAP., Amann, hat für den Reichswettkampf der SA. den Betrag von 100 000 Mark zur Verfügung gestellt. In dem Telegramm, in dem dem Führer diese Spende gemeldet wurde, heißt es: „Ich melde, daß ich zu dem von Ihnen als Obersten SA.-Führer angeordneten Reichs Wettkampf der SA. dem Stabschef für die Leistungsprüfungen der SA. den Betrag von 100 000 Mark als Reichslefter für die Presse telegraphisch zur Verfügung gestellt habe. Die SA. wird in diesem Wettkampf ihren Geist, ihr Können und ihren Willen, opferfreudig dem Führer und der Bewegung zu dienen, unter Beweis stellen. Ihr er gebener gez. Amann." Ein entsprechendes Telegramm sandte Reichsleiter Amann an den Stabschef der SA., Lutze. Polnische Beschränkungen im Verkehr mit Danzig. Im polnischen Staatsgesetzblatt wird eine Verordnung veröffentlicht, die die vorläufigen Be schränkungen im Eisenbahnverkehr für Personen- und Warenbeförderung zwischen den in Polen und den auf dem Gebiet der Freien Stadt Danzig liegenden Stationen enthält. Für den Personenverkehr wird bestimmt, daß Fahrkarten nur bis zu den in der Verodnung genannten Grenzstationen verkauft werden; Personen, die ihre Reise weiter fortsetzen wollen, müssen sich an den Grenzstationen neue Karten besorgen. Im Warenverkehr wird der Zwang der vorherigen Entrichtung der Beförderungs gebühr für die von Polen nach Danzig gesandten Waren eingeführt, in der entgegengesetzten Richtung kommt die Vorausbezahlung der Gebühren nicht in Frage. * Durch Verordnung vom 28. Juni hat der Danziger Senat die Bankfeiertage aufgehoben. Letzter Bankfeiertag war Sonnabend, der 29. Juni. Da mit kommen vom Montag, dem 1. Juli, ab die letzten Beschränkungen des Zahlungsverkehrs in Fortfall. -Mei»..mmen isebltdiM!" KkTnrQ/r DM ÄN/rs -Irkebvrrooktssbutr: küvk Dürrns-Vorlsg, Halls l3 „Mach' die Fenster ganz weit auf, mein Hanneli! Die Rosen duften so schön herauf", sagte die Kranke ganz klar. Dann trat in ihre Augen wieder das fieberhafte Glänzen. „Nicht wahr, mein Hanneli, du bist immer schön brav und fromm! Auch du, Heinzelmännchen!" Sie winkte mit einer müden Bewegung dem Knaben, der Heinz hieß, und den Mutter und Schwester oft in kosendem Scherz Heinzel männchen nannten. Das Hanneli faltete die Hände und schaute den jungen Bruder mit großen Augen an, in denen plötzlich furcht bare Angst stand. Die warme, rosendurchduftete Luft legte sich mit einem Male so bedrückend auf die Kinderherzen. „Ich bin immer bei euch...auch wenn ich nicht mehr bei euch bin!" kam es wie ein Hauch über die Lippen der Kranken. „Immer bin ich da. Ich wache über euch!" „Muttchen, du bleibst doch da! Du bist doch immer da!" Hanneli begann vor Angst über die unverständlichen Worte der Mutter zu schluchzen. Mit einem Male schrie Frau Mertens unheimlich auf wie in tödlicher Angst. „Geh...geh...tue den Kindern nichts zuleide! Du hast mich vergiftet! Du hast uns alle vergiftet! Wir müssen alle sterben!" „Mutter!" Das Hanneli sprang an das Fenster und beugte sich weit hinaus. „Frau Schärle, Frau Berthold! Ach, kommen Sie doch mal herauf! Die Mutter...ich glaub'... Mutterle stirbt!" schrie das Kind schluchzend, Mit schreckgeweiteten Augen. Die Frauen, die unten strickend im Gärtchen saßen, fuhren auf, ließen ihr Strickzeug Strickzeug sein und eilten die Treppen hinauf zu der Kranken. Zitternd standen sie in der kleinen Stube. Aber die Kranke war schon wieder ganz ruhig. Sie war in tiefer Erschöpfung auf das Kissen zurückgesunken und lag jetzt wieder in jenem todesähnlichen Schlafe. Indessen kam auch die Gemeindeschwester. Sie sah auf den ersten Blick, daß der Todesengel die Kranke schon geküßt hatte. Schmerzlich umfaßte sie die beiden Kinder, die nun bald keine Mutter mehr hatten. Zwei qngstvolle Augenpaare schauten zu ihr auf in un ausgesprochener Frage. Aber diesmal brachte Schwester Elisabeth nicht fertig zu sagen: „Sie schläft sich gesund!" Sie schwieg, und nur ihre Hände strichen unablässig über die blonden Kinderköpfe; dann tauschte sie mit den beiden Frauen einen schweren, traurigen Blick. Da hörte man draußen auf der Holztreppe dröhnende Stimmen und Schritte. Gleich danach wurde die Tür aufgeklinkt. „Der Vater!" Die Geschwister sagten es gleichzeitig und drückten sich, wie Schutz suchend, näher an die Schwester. „Ah, wohl eine Kaffeegesellschaft!" Mertens taumelte schwer betrunken herein und zog einen Freund hinter sich her. „Da sieht man, wenn man mal unverhofft nach Hause kommt, was gespielt wird." Die Frauen wichen zurück. Schwester Elisabeth aber trat dem Betrunkenen beherzt in den Weg. „Keine Kaffeegesellschaft, Herr Mertens! Ihre Frau ist schwer krank!" „Krank? Was heißt krank? Influenza — Faulenzia! Die Krankheit kenne ich schon. Mach' Kaffee, Hanne!" Während die Nachbarinnen sich stillschweigend aus dem Zimmer schlichen, ließ Mertens sich auf einen Stuhl fallen und lud seinen Begleiter ebenfalls ein, Platz zu nehmen. „Geht jetzt auf die Straße, Kinder! Ich habe mit eurem Vater allein zu reden!" flüsterte die Schwester den Kindern zu, die ihr bange gehorchten. „Hübsches Weibchen sind Sie, Schwester, das muß mau Ihnen lassen!" Der Betrunkene schaute Schwester Elisa beth mit einem begehrlichen Lächeln von unten herauf an. „Hm — alles wohlgeformt! Ja, wenn Sie hier immer herumwirtschafteten, da blieb ich schon eher zu Hause als bei dem vertrockneten Bündel da auf dem Bett!" „Herr Mertens!" Schwester Elisabeth dämpfte ihre Stimme. Ihre sonst so sanften Augen sunkelten zornig. „Ich werde Ihnen schnellstens einen starken Kaffee machen. Sie müssen sich sofort ernüchtern. Oder wissen Sie noch immer nicht, worum es geht? Sie haben eine — Sterbende im Hause." „Haha!" Mertens lachte zu seinem Freunde hinüber, der, schon halb schlafend, den Kopf auf die Tischplatte hatte sinken lassen. „Ich heiße doch nicht Schreck, Schwester! Die da...die hängt am Leben. Die ist zäh wie eine alte Katze! Und wovon denn gleich sterben? Sie hat doch wirklich kein schlechtes Leben gehabt. Was muß unsereiner sich da draußen herumschinden!" Nachdem Schwester Elisabeth den Männern Kaffee bereitet hatte, schien Mertens endlich nüchterner zu werden. Er sah ein, daß das Bleiben des Kumpans in der Kranken stube nicht möglich war. „Alles verdirbt sie einem. Da wollte ich noch einen kleinen Skat mit dir kloppen, Max! Und da muß sie sich ausgerechnet den Sonntag für ihre Krankheit aussuchen. Na, vielleicht paßt es das nächste Mal", verabschiedete er den Freund. Als in den Abendstunden der Arzt noch einmal kam, schien Mertens endlich zu erfassen, daß es seiner Frau mit dem Sterben wirklich ernst war, und in Anbetracht der in Aussicht stehenden Pflichten und Veränderungen, die der Tod der Frau mit sich bringen mußte, beschlich ihn ein unklares Gefühl von Unruhe, Angst und Unwillen, und angesichts der bleichen, eingefallenen Züge der kleinen Frau auch zum ersten Male etwas wie Mitleid. (Fortsetzung folgt.)