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MßsdeMsr TageUM 3. Aatt Nr. 137 — Sonnabend, den 15. Juni 1935 Sang der Erde. In der Tiefe lebt das Große, In dem Schweigen, in der Stille. In dem dunklen Erdenschoße Wächst und waltet ew'ger Wille. Leben steigt aus treuem Dienen, Und das Korn muß untergehen, Daß einst stark und sonnbeschienen Neues Sein in Licht kann stehen. Aus dem Tod steigt neues Werden; Aus dem Dunkel blüht das Licht. Schweigend wägt der Erde Prüfen; Schweigend ist auch ihr Gericht. Und vor seinen Urteilsworten Kann nur Wesenhaftes bleiben, Das auch an des Todes Pforten Liest, was Gottes Hände schreiben. Julius Bansmer. Junge Gemeinde. Apostelgeschichte 2, 42: „Sie blieben beständig M der Apostellehre und in der Gemeinschaft und km Brotbrechen und im Gebet." Am Pfingsttage war damals die junge christliche Ge meinde ins Leben getreten, und mit ihr trat etwas ganz Neues in die Welt und ihre Geschichte, unscheinbar und doch weltumgestaltend. Mit Bewunderung sehen wir das an. Vorbildlich ist es für alle Zeiten. Wie schlicht wird in dem Bibelwort oben davon geredet! Aber in diesen wenigen Worten wird erschöpfend gesagt, worauf alle weltumwandelnde Kraft beruht, worin sie sich äußert und woraus sie, die sich verschwenderisch ausgibt, sich immer wieder erneuert. Die Wurzel ihrer Kraft ist ihre neue Lehre: die Lehre der Apostel, die sie von Jesus Christus hatten und über ihn verkündeten. Das waren nicht mehr menschliche Spekulationen, sondern gottgegebene Wahrheit ist es. Zum erstenmal wurde hier das Wort Gottes an die Men schen ganz ernst genommen: alle sind wir, seid ihr vor ihm Sünder. Keiner ausgenommen, auch nicht einer. Mit diesem mutigen Ernstnehmen dieser Wahrheit ist es wie mit einer körperlichen Krankheit: erst wenn sie ganz ernst genommen wird, kann sie überwunden werden. Und die Heilung ist da in der anderen Seite der neuen Lehre: in Jesus Christus seid ihr Gottes Kinder, erlöst, neue Menschen. Dies Wort, diese Lehre hielten sie fest als die Wurzel ihrer Kraft. Hieraus erwuchs ihr neues Leben: die Gemein schaft der Liebe. Diese unerhörte neue Gemeinschaft, von der Zeitgenossen nur mit Verwunderung sprechen konnten. Hier war der Eigennutz aufgesogen von der Liebe, die sich nicht beschränken ließ durch persönliche Zuneigung oder Abneigung, durch Stand und Klasse, durch Volks- und Landesgrenzen, sondern die nur das eine kannte: Gottes kind, mein Bruder. Und neu war ihr Gebet. Es ist nicht mehr das Bitten zu einem harten Richter, nicht mehr das unsichere Rufen zu einem unbekannten Gott, nicht mehr das dreiste Vorrechnen eigener Leistung, sondern das demütige und doch hochgemute Gebet der Kinder zum Vater: im Namen Jesu Christi. Das Gebet, das sich der eigenen Schwach heit und Sünde Wohl bewußt ist, das sich aber ebenso bewußt ist der Liebe Gottes, und das so immer Quelle neuer Selbsterkenntnis aber auch neuer Kraft aus ihm und seiner Treue wird. Lehre, Gemei nschaftund Gebet:Dasift die Kraft der christlichen Gemeinde. Mehr nicht. Aber damit hat sie vermocht, was die größten welt lichen Mächte nicht vermocht haben: sie hat die Welt neu gestaltet. Die Welt hat nicht gewollt. Aber sie hat es nicht verhindern können. Das Werk ist nicht zu Ende. So wird die christliche Kirche weiter am Werk sein müssen, damit es vollendet wird. Dazu muß sie jung sein, immer jung. Wir werden jung und unüberwindlich sein, wenn auch wir festhalten au der Apostel Lehre, an der Gemeinschaft in Jesus Christus, am Gebet zu Gott unserm Vater. Mehr nicht — aber darin liegt jung sein und siegen auch heute. WWHrt aus der Elte. (Dresdner Bries.) Dresden. Gibt es wohl Schöneres, als am Pfingst- .«orgen auf unserem Elbstrom nach den ragenden Felsen der Sächsischen Schweiz zu fahren? Berlocken- liegen die schmucken Dampfer am Elbquai unterhalb der Terrasse, Und daß wir Dresdner mit unseren auswärtigen Feiertagsgästen eine Elb- fahrt zu schätzen wissen, zeigte sich an dem regen Verkehr, der bereits am frühen Morgen herrschte. Schnell sind alle Damp fer bis auf den letzten Platz besetzt. Ueberall suchen fröhliche Menschen Plätze, von wo aus sie die idyllischen Ufer gut sehen können. Schon tönt die Glocke, die breiten Schaufeln greifen ins Wasser und werfen das gelbliche Wasser zu wei ßem Schaum empor. Nun heißt es, für etliche Stunden sich auf dem Dampfer häuslich einzurichten. 8m allgemeinen ist. die Aussicht nach dem rechten Ekbufer bevorzugt. Beliebt sind die Plätze im Vorderschiff, andere ziehen den Radkasten vor. Langsam bleibt die schöne Silhouette der Stadt zurück; es geht den grünen Bergen entgegen. Immer neu, immer wechselnd sind die Bilder, die im lang samen Gleiten am Beschauer vorüberziehen. Die Ausgestaltung des Königsufers bietet zunächst allgemeinen Gesprächsstoff. Dann tauchen die Albrechtsschlösser auf, und schon steigen die Berge an zur Höhe des Borsbergs. Großes Entzücken erregt immer wieder das Pillnitzer Schloß mit seinen geschweiften Dächern, der schönen Freitreppe und der Pracht seines Par kes. Ihm gegenüber liegt die dicht bewachsene Elbinsel, jetzt voll umflutet vom stark dahinfließcnden Strom. Schon belebt sich das Wasser mit Paddel-, Segel- und Ruderbooten. Wie hat sich dieser Sport gehoben! In Gesell schaft und allein, meist Männlein und Weiblein gepaart, tum meln sich Hunderte von Menschen auf dem Wasser. Zelte grü ßen von der grünen Uferböschung. Hier lugt ein blonder Mädchenkopf blinzelnd zwischen der Zeltöffnung hervor, dort sitzt ein Pärchen im Gras vor der kleinen Wohnstätte beim Kaffee, angetan mit warmen Trainingsanzug wegen der Mor genkühle. Sogar ein „Opa" mit seiner dicken Ehehälfte begrüßt mit behaglicher Ruhe die Vorüberfahrenden. Sport, Natur, Sonne und zwei freie Tage! Ist das Leben nicht schön? Kurz vor Pirna an der Wesenitzmündung war auf der Wiese, unter hohen Bäumen eine ganze Zeltstadt entstanden. Hier hatte ein Verein für Wassersport die stille Bucht als Hafen benützt und sogar ein festes Haus errichtet. Grüßen, Tücherschwenken und lustiges Jodeln herüber und hinüber. Immer mehr Fahrgäste nimmt unser Schiff auf. Die Sonne strahlt, die Stimmung steigt. Kellner flitzen umher, tragen Erfrischungen von Tisch zu Tisch. Schon strömt aus den Küchenräumen würziger Dust. So geht es in die Felsen der Sächsischen Schweiz, die mit ihren grauen Sandstein säulen und der Krönung ihrer ernsten Nadelwälder in den blauen Frühlingshimmel hineinragen. Leber all an den Fels wänden haben sich, wie Vogelnester, kleine Wochenendsiedlun gen angesetzt, winzige Häuslein. Fahnen flattern froh im Wind, und Menschen, die die Natur suchen, steigen überall umher. Auch bei uns auf dem Schiff siegt die Natur. Junge Mäd chen, von der Torheit Mode angekränkelt, die mit feuerrot geschminkten Lippen und dick gepuderten Wangen aufs Schiff gekommen waren, verlieren nach und nach, ohne es zu merken, im frischen Morgeichauch ihre „Kriegsbemalung". Wird es ihnen niemand sagen, daß sie so viel hübscher aussehen? Ber liner Gäste, regelmäßige Pfingstbesucher unserer Sächsischen Schweiz, haben ihre Karten aufgeschlagen und erörtern laut den Weg, den sie heute zu nehmen gedenken. Freundlich wer den sie von uns Einheimischen beraten. „Sieh mal", sagt der stattliche Herr zum vierjährigen Töchterchen, „da oben die vielen, vielen Menschlein, die sehen auf unser Schiffchen herab und freuen sich, daß du darauf bist." Die Kleine schaut aufwärts zur Bastei und nickt ernsthaft. „Pappichen, sage, sind die auch geimpft?" Die Umstehenden lachen. Die da oben winken, Tücher werden geschwenkt. In Mehlen und Rathen, den beliebten Kurorten, sind schon viele Sommerfrischler eingezogen. Sie kommen zu uns aufs Schiff, um mit uns in die Schönheit und Seltsamkeit unseres Elbsandsteingebirges hineinzufahren. Die Festung Königstein mit ihrer historischen Vergangenheit, der alters graue Riese Lilienstein ziehen vorüber. Dann legt mit weitem Bogen unser Schiff am Städtchen Königstein an. Ueberall warten Autos, um den Fremden weiter ins Land zu bringen. Die früheren Führer mit ihren Reitpferden muß ten dieser Neuerung weichen. Heute muß alles schnell gehen. Freilich, die intimsten Schönheiten der Sächsischen Schweiz können nur erwandert bezw. erklettert werden. Aus ragendem Fels im Basteigobiet erkennen wir deutlich die Hellen Gestal ten, die sich am Seil hinaufarbeiten. Eine junge Dame schreit auf: „Haben Sie's jesehen? Eben is eener jehuppt!" — „Ie- huppt? Wo?" sagt ihr Kavalier und rückt sich die Drille zu recht. „Nu, dort am Felsen, über so'ne Spalte is er jehuppt! Nee, hat ick mich erschrocken!" Ob der wackere Kletterer wohl geahnt hat, daß seine kühne Tat ein Mädchenherz hat schneller schlagen lasten, das doch eigentlich nur für „den Anderen" schlagen sollte. And wenn er es" gemußt hätte, ob er wohl . ." Na, wer will das wissen. Unser Schiff hat inzwischen Bad Schandau erreicht. Und weiter hinein geht es in die Enge der Felsengaste, an den zerklüsfteten Schrammsteinen vorüber, dem dunklen Hirschgrund, dem reizenden Schmstka zu. Hier werden die deutschen Fahnen hereingeholt; schon walten Gren zer ihres Amtes. Aber viele verlasten vorher das gastliche Schiff. Wir bleiben im Lande!" R. B. Ferdinand Freiligraih. Aum 125. Geburtstage des Dichters am 17. Juni. Als das Jahr 1870 den schnellen Sieg Preußens über Frankreich und das Jahr daraus die Einigung aller deutschen Länder zu einem einigen Deutschen Reich gebracht hatte, da stand unter den deutschen Dichtern, die ihrer nationalen Begeisterung darüber Ausdruck verliehen, Ferdinand Freiligrath mit seinen Gedichten „Hurra, Germania" und „Die Trompete von Vion- Ville" an erster Stelle, derselbe Freiligraih, dec in den vierziger und fünfziger Jahren wegen seiner rebellischen Gesinnung verfolgt und verhaftet wurde und ins Ausland fliehen mußte. Daß er 1871 noch erleben durfte, war ein großes Glück für den alternden Freiligrath, der sein Vaterland glühend liebte und sich nur aus übergroßer Liebe zu ihm in das gefährliche Fahrwasser der politischen Dichtung gestürzt hatte. Hatte doch die stickige Atmosphäre, die in ganz Deutschland nach dem Wiener Kongreß herrschte und das Volk, das soeben durch seine Opfer bereitschaft den Feind aus dem Lande gejagt hatte, in die alten Fesseln einer absolutistischen Regierung zurück- zwingen wollte, viele aufrechte vaterlandsliebende Männer in die Reihen der Revolutionäre geführt. Was muß dieser Mann, dessen Heimatliebs sich in dem Gedicht „Die Auswanderer" so ergreifend offenbart, gelitten haben, als er seinem geliebten Deutschland sechzehn Jahre fernbleiben mußte. Aus den „Liedern des aus gewanderten Dichters" klingt uns seine reuevolle Klage entgegen: „Ein einzig Jahr hat meinen Stolz gebrochen, mein Herz ist einsam und mein Äug' ist trübe, es reut mich, was frevelnd ich gesprochen; dem Hatz entfloh ich, aber auch der Liebe." Groß war das Glück, als nach dem siegreichen Deutsch-Österreichischen Kriege eine politische Amnestie ihm die Rückkehr in die Heimat gestattete. Das deutsche Volk empfing den Dichter mit aller Liebe und Verehrung, die es immer für ihn gehabt hatte und die es ihm nun mit einer Ehrengabe, die den Lebensabend des Dichters ficher- stellte, bewies. Freiligraths Leben begann fern von aller Politik in bürgerlicher Enge und Bravheit. Der Vater, Lehrer an der Bürgerschule zu Detmold, gab dem klugen, phantasie- vollen Knaben eine Schulbildung, so gut sie in seinen Kräften stand. Zum Studium reichten die Mittel nicht aus. In der leider trügerischen Hoffnung auf das Erbe eines Onkels in Schottland wurde der junge Freiligrath Kaufmann. Er lernte in Soest in Westfalen, und nahm dann in Amsterdam eine Stellung an. Neben dem nüch ternen Dienst im Geschäft entständen dis ersten Gedichte. Aus der Enge des Kontors, wo er tagsüber getreu seinen Pflichten nachkam, trug ihn in seinen Mußestunden die Phantasie. In srüher Jugend hatte er mit größtem Genuß Reiseschilderungen und Berichte aus fremden Ländern ver schlungen. In Amsterdam gab das bunte Treiben im Hafen, wo man mit Schiffen und Menschen aus aller Welt zusammenkam, der Phantasie des jungen Kaufmanns und angehenden Dichters neue Nahrung. So entstanden Gedichte, die ihn über Länder und Meere trugen und ihn in das Reich des Löwen, die Wüste und in die Zelte der Beduinen führten. Daneben aber geben selbsterlebter Schmerz und Freude ihm sanftere, ergreifendere Töne, wie beim Tode des Vaters in dem innigen Lied: „O lieb, solang du lieben kannst!" Eine schwärmerische Liebe zu einem herzensguten und klugen, aber fast zehn Jahre älteren Mädchen legte dem jungen heißblütigen Dichter eine Fessel an, die ihn zwar vor den üblichen Jugendtorheiten bewahrte, ihn aber unbewußt stark einengte und nicht zur freien Ent faltung seiner Persönlichkeit kommen ließ. Erst als er nach der erfolgreichen Veröffentlichung seiner Gedichte im Jahre 1838 den Kaufmannsberuf an den Nagel hängen konnte, als die verständnisvolle Freundin seiner Jugend in kluger Erkenntnis ihm sein Wort zurückgab und er in Ida Melos die Frau fand, die er liebte und die zu ihm patzte, wurde er zu dem Manne, für den er damals wie heute galt: der aufrechte deutsche Mann und Freund des deutschen Volkes. Eine Pension des Königs von Preußen ermöglichte dem Dichter und seiner jungen Frau ein paar Jahre lang ein sorgenfreies Leben. Als aber der Streit der Meinungen auch Freiligrath in die Politik Hineinriß, den Dichter, der kurz vorher noch gesungen hatte: „Der Dichter steht auf einer höhern Warte als auf den Zinnen der Partei", da verbot ihm sein Stolz, die Unterstützung eines Monarchen anzunshmen, der für ihn das Regime verkörperte, das er angriff. Er verzichtete auf das „Gnadengeld" und machte in seinem „Glaubens bekenntnis" seinem Herzen Luft. Die Folge war die Flucht ins Ausland. 1848, bei Ausbruch der Revolution, kehrte er nach Deutschland zurück und blieb, bis man ihn 1851 wegen staatsgefährlicher Umtriebe verhaftete. Zwar wurde er freigesprochen, mußte aber, um weiteren Ver folgungen aus dem Wege zu gehen, wiederum Deutschland verlassen. Bis zur Amnestie 1866 weilte Freiligrath in London und verdiente als Vertreter einer Schweizer Bank für sich und seine Familie einen bescheidenen Lebens unterhalt. Die langen Jahre in England hat Freiligrath zu Übersetzungen aus der französischen und englischen Poesie ausgenutzt, Übersetzungen, die in ihrer Vollendung mehr als Umdichtungen anzusprechen sind. Mit Freude und Dankbarkeit genoß der Dichter nach seiner Heimkehr nach Deutschland die Liebe und Ver- ehrung des deutschen Volkes, und seinem überströmenden Herzen entrangen sich die Worte der Dankbarkeit: „Geliebt zu sein von seinem Volke, O herrlichstes Poetenziel! Los, das aus dunkler Wetterwolke Herab auf meine Stirne fiel." Jetzt ein Deutscher, dessen heiße Sehnsucht ihre Erfüllung gefunden hatte, ließ sich Freiligrath in Stuttgart, später in dem stilleren Cannstatt am Neckar nieder und starb dort am 18. März 1876. Gin herrischer KolonZaLpromer. Zum 30. Todestag Hermann v. Wissmanns. Bei dem Namen Wissmann wird unsere Erinnerung in die stolze Zeit zurückgeführt, da das machtvolle Reich Bismarcks seinen Herrschaftsbereich auch auf Kolonien tu anderen Weltteilen auszudehnen begann. Einer unserer erfolgreichsten Kolonialpioniere, der Major und Dr. e. h. Hermann». Wissmann, war einer der tatkräftige» Männer jener Zeit, er war einer von denen, die Deutsch lands Kolonialmacht mit begründen und befestigen halfen. Wissmann könnte sehr wohl noch unter uns weilen. Ein Jagdunfall in der Steiermark ritz ihn am 15. Juni 1905 vorzeitig aus der großen Gemeinde seiner Anhänger. Es bleibt uns daher heute nur übrig, einen Rückblick auf sein tatenreiches Leben und seine Arbeit zu werfen. Wissmann war der geborene Kämpfer und Soldat, von unbezähmbarem Forschergeist erfüllt. Im Jahre 1874 wurde er zum Leutnant beim bekannten mecklenburgische« Infanterieregiment Nr. 90 befördert. Nach sieben Jahre« nüchternen Garnisonlebens trieb ihn fein unruhiges Blut den Forschungsreisen zu. Er entwickelte sich dabei gerade;« zum Fachmann für den afrikanischen Weltteil. Im Januar des Jahres 1881 trat Wissmann zusammen mit Dr. Pogge seine erste Forschungsreise in Afrika an. Sie ging aus von dem Hafen der Stadt Loanda an der afrika nischen Südwestküste, der Hauptstadt der portugiesifch- westafrikanischen Kolonie Angola. In zwei Jahren durch querte Wissmann Afrika von West nach Ost. Am 16. No vember 1886 begann Wissmann eine zweite Durchquerung Afrikas von Westen nach Osten zusammen mit dem belgischen Leutnant Le Marinel. Im Herbst 1887 erreichte er Sansibar, die Insel an der afrikanischen Ostküste. Vom Ende des Jahres 1887 an diente Wissmann fort gesetzt deutscher kolonialer Machtausdehnung. Ruhmvolle Jahre sind's, die sich anschließen! Von der deutschen Regie rung beauftragt, traf Wissmann am 31. März 1881 wieder in Sansibar ein und schlug am 8. Mai Buschiri, den ge fährlichen Führer des Aufstandes in unserem so aussichts reichen Deutsch-Ostafrika. Mit der Hinrichtung Buschiris und des anderen Rebellenführers Bana Heri war der Aufstand niedergeworfen, und Wissmann konnte nun in die Heimat zurückkehren, wo ihm der Charakter als Major und die Erhebung in den Adelsstand verliehe« wurden. — Auch in Ostafrika führte Wissmann mit Erfolg eine große Reihe ihm übertragener Aufgaben durch, und wurde im Jahre 1895 zum Gouverneur von Deutsch- Ostafrika ernannt. Leider mußte er krankheitshalber bereits am 28. Mai 1896 wieder auf Urlaub gehen, und am 3. Dezember 1896 wurde er in den einstweiligen Ruhe stand versetzt und dem Direktor der Kolonialabteilung zugeteilt. Der deutsche Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Dr. Schnee, hat Wissmann als den idealen Typus des deutschen Kolonisators und Forschers bezeichnet, für den die größte Anerkennung seines Schaffens Wohl die Äußerung Bismarcks gewesen sei, daß Wissmann stets „mit weißer Weste aus dem dunklen Erdteil zurückgckehrt fei". Er verstand es, die Eingeborenen zu behandeln, sie dankten ihm dafür, da sie auch in den- Zeiten der Not und des Krieges treu bei der deutschen Herrschaft verblieben.