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NMWte englische LustlHung. Die englische Regierung plant, wie englische Blätter zu berichten wissen, eine weitgehende Beschleunigung und Revision ihres Aufrüstungsprogramms in der Luft. Be reits in diesen Tagen werde eine Ministerbesprechung über die Lage stattfinden, und es bestehe wenig Zweifel, daß das Kabinett das vom englischen Luftrat vorbereitete umfangreiche Aufrüstungsprogramm an nehmen werde. Die neuen englischen Aufrüstungspläne werden vom „Daily Telegraph^ nach der Methode des berüchtigten Weißbuches ausschließlich mit der deutschen Luftauf rüstung begründet, deren „große Ausdehnung" man in den englischen politischen Kreisen erst jetzt erkannt habe. Die auf Donnerstag angesetzte Unterhaus-Aus sprache über die europäische Lage werde durch diese Tatsache eine ganz besondere Bedeutung erhalten, und die englische Regierung habe durchaus die Absicht, auf keinen Fall hinter den Luftrüstungen irgendeines Landes innerhalb Reichweite der englischen Küste zurüüzustehen. Das vom englischen Luftrat vorbereitete beschleunigte Luftaufrüstungsprogramm sieht, wie der diplomatische Korrespondent meldet, folgende industriellen Maßnahmen vor: 1. gewisse Änderungen in den Herstellungsmethoden und sogar ein gewisses Opfer an Sicherheitsfaktoren zu gunsten der Beschleunigung. Für gewisse Bomberklassen wird möglicherweise ein höheres Ladegewicht zugelassen. 2. Ausweitung der Industrie und Bereithaltung einer Höchstzahl von Jndustriefirmen für ein „Rotstands programm". 3. Wiedereinstellung vieler Spezialarbeiter. 4. Ausweitung des Metallflugzeugbaues zur Erleichte rung von Massenherstellung. Die Beschleunigung der englischen Luftaufrüstnng wird auch bei den bevorstehenden Besprechungen zwischen der englischen Regierung und den anläßlich des Regie rungsjubiläums in London anwesenden Ministerpräsi denten der Dominien eine beträchtliche Rolle spielen. Wie „Daily Erpreß" meldet, sollen die Dominien aufge fordert werden, sich in größerem Maße an den Luft rüstungen im britischen Weltreiche zu beteiligen. Damit würden dann englische Flug zeuge, die bisher in Übersee stationiert werden mußten, für die Verteidigung des englischen Heimatlandes verfügbar. Warnung an die englischen Flieger. Das englische Lustfahrtministerium hat an alle eng lischen Flieger folgende Warnung ergehen lassen: „Wir sind amtlich unterrichtet worden, daß englische Flieger bei der überflieg» ng deutschen Gebiets kürzlich die betreffenden Bestimmungen verletzt haben. Die Flug zeugführer werden darauf aufmerksam gemacht, daß im Falle weiterer Verstöße gegen diese Bestimmungen er «ste MaßnahmendieFolge sein können." Dienstzeitverlangerung. - Aeuer Kriegs« flugplatz. Die Beschleunigung der englischen Lnftaufrüstung hat bererts begonnen. Wie das englische Luft fahr tm i n ist e r i u m mitieilt, wird eine „begrenzte Anzahl" englischer Kriegsflieger über ihre Dienst zeit h i n a u s für eine Zeitdauer unter den Fahnen zu- ruckbehalten werden. In der amtlichen Mitteilung wird folgende vorsichtige Ausdrncksweise benutzt: „Die An sprüche aller zur Zeit dienenden Flieger, deren Gesuche auf Verlängerung ihrer Dienstzeit bisher abgclehnt wur den, werden je nach Verdienst einer neuen Priftung unter zogen. Der Luftausschuß hat beschlossen, eine begrenzte Anzahl von Fliegern weiter zu verpflichten." Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß sofort mit der Errichtung eines neuen Kriegsflugplatzes „zwecks Aus bau der englischen Heimatverteidigung" in Cranfield in der Grafschaft Bedfordshire begonnen wird. Im dies jährigen Haushalt ist eine Summe von 335 000 Pfund für den Bau eines großen Kriegsflugplatzes bereitgestellt worden. . Dor -er außenpolitischen Aussprache im englischen Unterhaus. En glische Stimmungsmache gegen Deutsch' land. — Man sucht eine „Begründung" für die englische Aufrüstung. Das englische Kabinett tritt Anfang dieser Woche zum erstenmal nach den Osterferien zusammen. Die Sitzung gilt der Festlegung bestimmter Richtlinien für die am kommenden Donnerstag stattfindende außenpolitische Aussprache im Unter- Haus, in der nicht nur die Ergebnisse der Konferenzen von Strefa und Gens, sondern auch grundsätzliche Fragen der britischen Wehrpolitik erörtert werden dürften. In der englischen Presse hat seit der Ver- öffentlichung des MacDonald-Artikels im „News Letter" in Vorbereitung der kommenden Unterhausaussprache eine von Tag zu Tag sich steigernde einseitige Stim mungsmache gegen die deutsche Wehr- und Außenpolitik eingesetzt. In einem Leitartikel behauptet „Sunday Times", daß, falls die deutsche Politik ihren gegen wärtigen Kurs weiterverfolge, eine verheerende Wirkung unausbleiblich sein werde. Der „Obs er her" vergleicht die kommende Unter hausaussprache mit derjenigen vom Frühjahr 1909, als Eduard Grey Erklärungen über die veränderte Flotten lage abgab. Das Blatt erwartet von der Regierung „drastische Offenbarungen" und schreibt, die militärische Stärke Englands müsse im Hinblick auf die englische Rolle als Friedensgarant wiederhergestellt werden. Auch sämt liche übrigen Sonntagsblätter geben dem deutsch-englischen Luftfahrtproblcm breitesten Raum. Die Schlußfolge rung ist natürlich die Forderung nach schnellster Auf rüstung der britischen Luftstreitkräfte. Das französisch-russische MWMndms. Der Draht spielt zwischen Paris und Moskau. Nachdem der russische Botschafter in Paris, Potem - kin, fast zwei Stunden lang mit dem französischen Außenminister Laval über den französisch-russischen Pakt verhandelt hatte, wurde zum Abschluß der Besprechungen der Presse erklärt, daß sich vollständige Einigkeit über die Grundlinien ergeben hätte, daß aber die Formulierung des Textes noch einige Schwierigkeiten mache. Am Wochenende sand im Pariser Außenamt dann noch eine Besprechung statt, an der auch die französischen und russischen juristischen Sachverständigen teilnahmcn. Bezeichnend für den Standpunkt der französischen Regierung ist eine Proklamation, die Außenminister Laval anläßlich der Kommunalwahlen in dem Vorort Aubervilliers, wo er Bürgermeister ist, hat plakatieren lassen. In dem Aufruf heißt es u. a.: „Den Pakt, den ich gemeinsam mit der Regierung von Moskau im Auge habe, bezweckt, den Krieg zu verhindern und nicht ihn herbei zuführen. Es ist ein Pakt, der einen Teil der für die kollektive Sicherheit in Europa notwendigen Organisation darstellen soll, der aber gegen kein Land gerichtet fein darf." Dazu verlautet, daß das gesamte Kabinett mit Außenminister Laval Wert darauf legt, daß der Text des Paktes so abgefaßt ist, daß das Abkommen gegen niemand gerichtet erscheint. Tagesspruch. Ach, ich find mich still ergeben, Hat man schuldlos mich betrübt; Ward ich öfter nicht im Leben Unverdient so heiß geliebt? Luise Brachmann. Ser Mm besichtigte das Nürnberger NetchSparteitagSgetSnde. Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler be sichtigte, wie ans Nürnberg gemeldet wird, am Sonntagvormittag das Reichsparteitagsge lände. In seiner Begleitung befanden sich außer seinen beiden Adjutanten, SA.-Obergruppenführer Brückner und SS.-Oberführer Schaub, der Reichs pressechef der NSDAP. Dr. Dietrich und Amtsleiter Speer. An der Besichtigung der neu in Angriff ge nommenen Anlagen und der Pläne zur Neugestaltung des Reichsparteitagsgeländes nahmen auch der Franken führer Gauleiter Julius Streicher, der bayerische Innenminister Wagner und Oberbürgermeister Liebel-Nürnberg teil. Reichsführer SS. Himmler in Ostpreußen. In zwei Sonderflugzeugen der Lufthansa trafen am Sonntagmittag Reichsführer SS., Himmler, in Be gleitung seines Chefadjutanten, SS.-Oberführer Wolff und eine Anzahl SS.-Gruppenführer auf dem Flug hafen in Königsberg ein. Der Reichsführer nimmt mit den Gruppenführern an der Hochzeit des SS.- Gruppenführers Prützmann mit Fräulein von Boddien in Leissienen in Ostpreußen teil. Eröffnung -er 14. Znternationalen Reffe in Posen. Starke deutsche Beteiligung. Die 14. Internationale Messe in Posen wurde am Sonntagvormittag durch den Stadtpräsidenten eröffnet. Unter den Ehrengästen befanden sich als Ver treter des Deutschen Reiches der Posener Generalkonsul Dr. Lütgens, der Sonderkommissar für die Posener Messe, Dr. Maiwald, ferner der Oberpräsident und Gauleiter von Schlesien, Wagner, und der schlesische Landesbauernführer, von R e i b n i tz. Als Vertreter Danzigs waren die Senatoren Huth und Batz er er schienen. Unter den 20 Ländern, deren Firmen auf der Posener Messe ausstellen, vermittelt der amtliche Stand des Deut schen Reiches einen mustergültigen Überblick über die^ver- fchiedensten Zweige der deutschen Industrie. Der mit den Farben des Reiches geschmückte Stand, der die größte Sammelausstellung auf der Messe überhaupt ist, fand die besondere Anerkennung des polnischen Wirtschafts ministers. Danzig weist in einer wirkungsvollen Sonder ausstellung auf seine herrlichen Ostseebäder mit Zoppot an der Spitze hin. Wie groß die beiderseitigen Hoffnungen auf einen Ausbau der deutsch-polnischen Beziehungen auch auf dem Gebiete der Wirtschaft sind, geht nicht nur aus der in diesem Jahr auffallendgroßenZahlderaus- stellenden deutschen Firmen hervor — neben der deutschen Gesamtschau sind noch annähernd 100 Fir men in eigener Ausstellung vertreten — sondern auch aus dem großen Interesse, das diesen deutschen Ausstellungen Zettens des polnischen Publikums entgegengebracht wird. (37. Fortsetzung.) Und dann sagte sie doch, um ihres Vaters willen, dem sie ihr Wort gegeben, weil er Joachim gerettet, und um ihrer Mutter willen, die an dem Schicksal der Familie nicht zerbrochen werden durfte und um des Hofes willen, der nicht verloren gehen sollte, sagte es mit klarer, zersprungen klingender Stimme, aber sie sagte es: „Ja, ich verstehe, Herr Meyerheim." Sie atmete tief. „Ich möchte dann gehen." Sie wußte, daß sie diesem Furchtbaren nicht länger standhaften konnte. „Die Mutter braucht mich." Sie gewann es über sich, John Meyerheim die Hand Zu reichen. Ein heimliches Grausen lief über ihren Körper, als sie die feine berührte. Es war eine knöcherne, feuchte Hand, die Kälte aus- strömte . . . Marie ging, wie auf einem schwankenden Schiffe schreitend, zur Tür. Oeffnete und schloß sie mechanisch. Blieb auf dem Flur stehen. Dachte: Was nun, was nun? Was mutz ich tun? Und dann plötzlich, wie einen Sprung wagend, stürzte sie zur Tür ihres Zimmers zu, tastete, als sei Dunkelheit ringsum, nach der Klinke, sand sie endlich und öffnete. Und dann sank sie vor ihrem Bett in die Knie, einen Laut tiefsten Wehs formend, und wühlte ihr Gesicht in die leinene Kühle der Kissen .. . Der Schnee flockte ganz dick, als John Meyerheim vom Hofe fuhr. Friedrich Kröger sah, in der Toreinfahrt stehend, dem Wagen nach. Wie nicht hierher gehörend, wie verloren stand er. Die eisige Kühle der auf seinen unbedeckten Kopf laut los niedersinkenden Schneeflocken schien ihm wie feuriges Brennen. Sein Blick hatte etwas Irres. Er fand sich nicht zu recht. War das Greifenhagen oder eine ferne Fremde? Er wurde des mit seiner Sandfnhre zurückkommenden Steinkes erst gewahr, als der Wagen bereits von der Straße abbog und trat erst zur Seite, als das Gefährt schon dicht vor ihm war. „Na, Herr Kröger," rief ihm Steinke zu, „nu is der Pferdejude woll partie? Und unsere Bleßfüchse hat er natürlich nicht gekriegt." „Nein," sagte der Lehnschulze dumpf, „die hat er nicht gekriegt." Franz Steinke knallte nftt der Peitsche, laut und auf reizend, und lachte. „Das habe ich ihm ja gleich gesagt." 12. Karl Boldt saß im Feuerraum des Gewächshauses rittlings auf einer umgekippten Wassertonne. Auf einem Stoß Spaltholz ihm gegenüber hatte es sich Franz Steinke, sein unerwartet gekommener Sonntagsbesuch, bequem gemacht. Es war am Spätnachmittag. Die frühe Dämmerung sagte sich schon an. Eine große Stille war in der Welt. Die Stille des Vorwinters, der sich etwas überstürzt in Eiszapfen und Schneefall verliebt hat, vertieft durch die Stille des Sonntags, anheimelnd und feierlich in der Gesamtwirkung. „Schön, daß du einmal gekommen bist," gab Karl seiner Freude in Wiederholung Ausdruck. „Gewartet habe ich schon lange daraus, immer gedacht, ob du dich nicht mal bei mir sehen lassen würdest." „Na, dann haben wir ja dasselbe gedacht. Ich habe nämlich auch auf dich gewartet." „Es paßte nie so recht, weißt du," entschuldigte Boldt sein Fernbleiben etwas kleinlaut. „Du siehst ja: Bei dem Frost habe ich sogar Sonntags meine Arbeit. Und in der Woche sitze ich am Abend gewöhnlich bei meinem alten Kollegen Vollung, der sich freut, wenn ich ihm seine Langeweile vertreiben helfe. Da kommt man dann eben nicht weg." Er schob eine Pause ein und sah an Steinke vorüber, als er nach längerem Zögern fortfuhr: „Gefragt hat wohl noch keiner nach mir?" „Ich wüßte nicht," sagte Steinke kopfschüttelnd. „Wer soll übrigens nach dir gefragt haben und wieso? Bist du so bekannt bei uns?" „Na, nicht gerade sehr bekannt. War ein paarmal da wegen der Meldezettel und dann, als der Lehnschulze das Unglück gehabt. Du weißt ja." „Hm! Na ja! ... Schön warm hast du's in deiner Klause übrigens. Wie im Backofen sitzt man hier. Bist so richtig ins warme' Nest reingerutscht, alter Junge, so mitten vom Rübenfeld weg. Hast ein regelrechtes Schmeineglück gehabt." „Du kannst doch auch zufrieden sein, Steinke. Oder nicht?. Gefällt es dir bei den Krögerleuten etwa nicht . .. Ich kenne ja nur die Tochter näher, aber von der weiß rch, daß sie gut ist." „Sicher: Unsere Tochter ist gut . . . Was treibst du denn eigentlich so den ganzen Tag, Mensch? Erzähle mal 'n bißchen. Draußen hast du doch jetzt so gut wie nischt zu tun, denn zu buddeln und zu pflanzen gibt's bei dem Frost natürlich nichts. Die Rosen blühen auch nicht und Aeppcl und so was sind ebenfalls nicht zu ernten. Hockst also wohl den geschlagenen Tag hier in deinem warmen Affenkastcn . . . Uebrigens, das fällt mir bei dem Affenkasten ein" — Steinke lachte hell auf — „was macht denn das Luder, die Maira, meine heim liche Liebe?" „Die wollte Krusemark abschieben, als die letzten - Rübenarbeiter weg waren, weil es nichts mehr Rechtes sür sie zu tim gab. Aber dann hat sie so lange gebettelt, bis er sie in die Zuckerfabrik steckte. Ein paar Tage ' lang habe ich sie übrigens hier gehabt, zum Maiblumen keimeverlesen. Na, das war ein Theater mit der! Fast nur von dir hat sie gefaselt. Eigentlich seist du 'n schlechter Kerl. Aber gern hätte sie dich doch und ver gessen könnt' sie dich nicht. Ich war froh, als sie in die Fabrik mußte!" „Na, da wird sie woll nu ganz süß werden . . . Ja, und du nun? Führst woll so'n ziemlich faules Dasein?" „Nee, nee, du! Es gibt den ganzen Tag zu tun. Der Chef will aus seinen Gewächshäusern ziemlich viel 'rausschlagen. Wir beliefern ein paar Prenzlauer Blumengeschäfte mit Nelken, Zyklamen und Mai blumen und wenn man sich von der städtischen Kon kurrenz nicht zu Boden drücken lassen will, mutz man schon was leisten und auf dem Posten sein. Aber es macht Spatz. Und man ist froh, daß man wieder in der Jacke drinsitzt, die für einen gemacht ist. Bloß eins will mir nicht gefallen." Er ging zur Tür des Heizraumes, öffnete sie spattweit und spähte den Weg hinab. „Man muß vorsichtig sein, weißt du. Und das ist jetzt gerade ihre Stunde." „Na, du, höre mal, alter Junge, du hast woll hier in deiner Zentralafrikazelle 'ne kleine süße Sache?" „Nein!" wies Boldt die Verdächtigung mit schroffem Ton zurück. „Von mir aus kommt das überhaupt nicht in Frage. Aber — ich kann mir nicht helfen — dem Mädel scheint es darum zu tun." „Welchem Mädel? Der Maika etwa?" Steinke grinste breit und boshaft. (Fortsetzung folgt.x